05./06.10.2008 - Letzte Aktualisierung: 06.10.2008 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Berichte, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Großartige Stimmung am Sonntagnachmittag in der Sparkassen-Arena-Kiel. |
Vid Kavticnik erzielte sechs Treffer. |
Filip Jicha bejubelt einen seiner sechs Treffer. |
Alfred Gislason reagierte, beorderte Karabatic auf die Mitte und brachte Jicha und Zeitz für die Halbpositionen. Dies sollte sich zunächst auszahlen: Zunächst brachte Jicha mit einem allerdings noch abgefälschten Rückraumwurf den THW wieder in Führung, dann bediente er Christian Zeitz, der sich wunderbar um seinen Gegenspieler drehte und dann zum 9:7 einnetzte. Dieser knappe Vorsprung hatte nach zwei Treffern von Marcin Lijewski sowie von Jicha und Karabatic auch noch nach 25 Minuten Bestand. Allerdings verpassten es die Kieler, in dieser Phase einen größeren Vorsprung herauszuwerfen, besonders Zeitz und Lövgren (per Siebenmeter) scheiterten aus aussichtsreichen Positionen.
Zur Pause war die Welt für Blazenko Lackovic und seine Mannschaft noch in Ordnung. |
Nikola Karabatic erzielte fünf wichtige Treffer. |
Eine Schlüsselszene: Krzysztof Lijewski erhält nach rüdem Foul die rote Karte. |
Guillaume Gille brachte seine Farben im Anschluss noch einmal mit 19:18 in Führung, dann aber vernagelte Thierry Omeyer seinen Kasten erneut: Sechs unfassbare Paraden, unter anderem sogar bei einem Siebenmeter von Hans Lindberg, gelangen dem Franzosen nun, der acht Minuten lang keinen Gegentreffer mehr zuließ. Klein erzielte hingegen den erneuten Ausgleich, Jicha mit einem weiteren Gewaltwurf die Kieler Führung. Als Guillaume Gille dann einen Wurf vorbeisetzte und Thierry Omeyer geistesgegenwärtig sofort Vid Kavticnik auf die Reise schickte, prallte der Slowene mit Johannes Bitter zusammen, wofür Methe/Methe dem Torhüter eine Zeitstrafe verpassten. In Überzahl entschieden die Zebras nun die Partie: Kavticnik und zwei Treffer von Karabatic bedeuteten das 24:19.
Am Ende jubelten nur die Kieler. |
Die Kieler dürfen sich nun einen Abend lang freuen, dass sie weiterhin unbesiegt in dieser Bundesliga-Saison sind und zum TBV Lemgo aufschließen konnten. Am Montag allerdings beginnt bereits die Vorbereitung auf die nächste Champions League-Begegnung. Denn bereits am Mittwoch treten die Kieler im norwegischen Drammen an, um weitere zwei Zähler für die Gruppenphase einzufahren.
(Sascha Krokowski)
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Der Sieg des THW ist ein bisschen zu hoch ausgefallen und hört sich deutlicher an, als es letztlich war. Wir hatten uns sehr gut in Spiel reingekämpft. Wir hatten sogar noch etwas Pech bei einigen Abprallern, aber mit dem Halbzeitstand konnten wir natürlich gut leben. Im zweiten Durchgang haben wir aber zu viele einfache Tore kassiert. Dazu kamen noch zwei weitere Faktoren: Zum Einen die rote Karte für Krzysztof Lijewski, der zuvor sowohl im Angriff als auch in der Abwehr eine überragende Rolle bei uns gespielt hatte. Zum Anderen natürlich Thierry Omeyer, der wie verwandelt aus der Kabine kam. Viele meiner Spieler hatten durch seine Paraden ihr Vertrauen in sich verloren.Wir haben heute über lange Strecken auf einem sehr hohen Niveau gespielt, aber auch gesehen, was uns derzeit noch fehlt. Wir freuen uns natürlich, wenn dann in der Rückrunde der THW zu uns kommt.
[zur entscheidenden Phase Mitte der zweiten Halbzeit:]
Wir hatten einen Siebenmeter, zwei Gegenstöße und zwei weitere freie Chancen nicht genutzt. Wenn man in entscheidenden Momenten nicht die Tore wirft, gerät man eben ins Hintertreffen.[zur Tabellensituation:]
Wir liegen sicherlich zwei bis drei Punkte hinter unseren Planungen zurück. Gegen Dormagen haben wir zwei, gegen Großwallstadt vielleicht einen eingeplanten Punkt liegenlassen. Was Kiel betrifft, so gibt es ja auch noch ein Rückspiel, um das wieder auszugleichen. Allerdings müssen wir in Zukunft jetzt auch mal auswärts für Furore sorgen und Punkte holen, wo die anderen Favoriten straucheln. Ich bin sehr zuversichtlich, dann ist es ganz schnell wieder ausgeglichen.
Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, dass sie diese Partie noch drehen konnte.Die erste Viertelstunde von uns war gut. Wir bekamen dann aber einige Probleme mit Bitter, hatten im Angriff zudem zu schnell den Kreisläufer gesucht, was dann zu Ballverlusten führte. Beim Rücklaufen hatten wir uns dann Zeitstrafen und Gegentore eingehandelt. In der zweiten Halbzeit hat Thierry Omeyer dann überragend gehalten, die Abwehr stand auch insgesamt aggressiver. So konnten wir den HSV zu einigen Ballverlusten zwingen. Auch vorne haben wir schlauer und mit mehr Druck gespielt.
Dies heute war ein Spiel auf sehr hohem Niveau und ich bin froh, dass wir gewonnen haben.
[auf die Frage, ob er überlegt hatte, Thierry Omeyer in der ersten Halbzeit auszuwechseln:]
Unser größtes Problem lag im ersten Durchgang nicht in der Abwehr, deshalb hatte ich nicht darüber nachgedacht. Und wie sich herausstellte, war das auch gut so.[zur Tabellensituation:]
Es war heute wichtig, den Abstand zum HSV weiter zu vergrößern. Wir hatten auch unsere Probleme mit Verletzungen und wegen Olympia, aber wir mussten im Gegensatz zum HSV keine Neuzugänge integrieren. Hamburg wird aber noch kommen.
Ich fand die Analyse der Trainer bereits sehr treffend. Ein weiterer Knackpunkt für mich war aber noch die frühe zweite Zeitstrafe gegen Bertrand Gille. Martin Schwalb musste ihn deshalb früh rausnehmen.Dennoch haben wir uns bislang von Spieltag zu Spieltag gesteigert. Allerdings haben mir die letzten zehn Minuten gar nicht gefallen, das kann man so auch nicht stehenlassen.
Es war eine sehr kampfbetonte Partie. In der zweiten Halbzeit waren wir bereit, in der Deckung einen Schritt mehr zu gehen. Vorne kamen wir dann auch zu leichteren Toren. Thierry Omeyer hat eine Weltklasseleistung abgeliefert und den HSV-Angreifern fast alleine den Zahn gezogen.
Am Anfang wurde jeder Fehler vom HSV bestraft. Tempo und Bewegung waren bei uns nach der Pause viel besser. Es hat unglaublich Spaß gemacht.
[grinsend zur "Verwandlung" in der Pause:]
Was wir in der Kabine gemacht haben? Wasser getrunken, Schweiß abgewischt, konzentriert, danach: Selbstvertrauen gesammelt.
Nach der Pause war mehr Dampf in unserem Spiel. Dann stand die Halle Kopf, hat uns zum Sieg getragen. Das brauchte die Arena 'mal wieder zum Aufwachen.
Omeyer hat das Tor zugenagelt. Dann hat der THW in der zweiten Halbzeit so gespielt wie wir in der ersten: aggressiv.
So wie es aussieht, haben wir uns in der Tabelle erst einmal von oben verabschiedet. Ab jetzt gelten keine Ausreden mehr.
Dreimal verloren - das ist zu viel und kein guter Saisonstart. Hier waren wir 45 Minuten lang die bessere Mannschaft und haben dann den Kopf verloren.
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2008:
Statt "Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd" lautete das Prinzip gestern Nachmittag: "Wir haben eine Arena, eine riesengroße Arena, einen Torwart und 10 250 Fans". Wenig Tore, kraftvolle Abwehrarbeit, mühsames Kreuzen, Verschieben, Halten und Zerren - die ersten 30 Minuten ähnelten in gewisser Weise dem Schach, denn beide Deckungsreihen arbeiteten gewissenhaft, sowohl der Kieler Mittelblock mit Marcus Ahlm und dem früh mit zwei Zeitstrafen belasteten Nikola Karabatic auf der einen als auch das um den starken Krysztof Lijewski und Guillaume Gille aufgetürmte Hamburger Konstrukt auf der anderen Seite. In Angriff und Rückwärtsbewegung indes hatten die "Zebras" Probleme, suchten oft schnell den Kreis, leisteten sich technische Fehler. Johannes Bitter im HSV-Tor begann auffällig. Es schien, als gingen dem THW gar die Ideen aus. Vom 10:8 (23.) gelang dem THW bis zur Pause (12:14) nicht viel. Abgepfiffen, Durchatmen, das würde - so schien es - eine spannende, eine hitzige zweite Halbzeit werden.
Dann kamen verwandelte Kieler Akteure aus den Katakomben zurück in ein Match, an dem das quirlige, anarchische Gemüt der rotzopfigen Pippi die helle Freude gehabt hätte. Nein, er habe keinen Zaubertrank zu sich genommen, beteuerte THW-Keeper Thierry Omeyer später, der sich nach fünf Paraden vor der Pause nun mit 16 weiteren Reflexen in einen furiosen Spielrausch bugsierte, den Hamburgern das Vertrauen raubte. Die Partie hatte alle "Schlager"-Zutaten. Rühmliche (Leidenschaft, Fangesänge, Gänsehaut) und weniger rühmliche (Rote Karte gegen Krysztof Lijewski nach einem groben Foul gegen Karabatic). "Wir waren jetzt beweglicher, haben schlauer gespielt, unsere Chancen abgewartet", analysierte THW-Trainer Alfred Gislason nach dem Schlusspfiff. Er hatte ein "Spiel auf hohem Niveau zweier Weltklasse-Mannschaften" gesehen, in dem der THW seine technischen Fehler nun zusehends minimierte.
Dominik Klein und Filip Jicha zeigten sich in entscheidenden Phasen des zweiten Abschnitts treffsicher, der schnelle Vid Kavticnik genauso. Omeyer "fischte" im Minutentakt schwere Bälle aus der Luft, kaufte Stefan Schröder und Torsten Jansen Tempogegenstöße ab, reckte die Fäuste in den Hallen-Himmel. Karabatic stabilisierte ab der 40. Minute wieder die Kieler Deckung, trug sich zudem fünfmal in die Torschützenliste ein. Obwohl vier Siebenmeter - ungewöhnlich für den THW in dieser Saison - ihr Ziel verfehlten, baute der selbstbewusste Gastgeber stetig seine Führung aus. Testosteron-getränkte Duelle bestimmten das Geschehen auf der Platte, unnachgiebig bis in den letzten Winkel, bis zum Pfiff der zuweilen konfusen Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe. Bitter gegen Kavticnik, Lövgren gegen Schröder, Ahlm gegen Gille hießen diese Duelle. Und mit zunehmender Spieldauer hieß der Sieger immer häufiger THW, der sich vom 18:19 (42.) auf 24:19 (51.) abgesetzt hatte. "Das sind die Geschichten, die der Handball schreibt. Meine Mannschaft hat unzählige freie Wurfchancen ausgelassen" zürnte HSV-Coach Martin Schwalb.
Beim 28:21 (60.) zauberte Kavticnik in Co-Produktion mit seinem "Gegenüber" Klein einen famosen Kempa-Trick auf die Platte. Wenig später führten beide einen "Windmühlen-Feixtanz" auf dem Spielfeld auf, der ein bisschen nach Pippi Langstrumpf aussah. Es ist eben etwas Besonderes gegen den HSV zu gewinnen, der gestern ein neues Kieler "Einmaleins" lernte.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2008:
Derby ist, "wenn zwei stark rivalisierende Sportvereine einer Region aufeinander treffen", wirft die Online-Enzyklopädie "Wikipedia" aus. Für die Fans habe dieses Ereignis eine hohe symbolische Bedeutung und rufe starke Emotionen hervor, heißt es dort. Zugegeben, in punkto Tradition können die Ballwerfer dem Rhein-Klassiker nicht annähernd Paroli bieten. Und noch hat auch keine der beiden Fan-Gruppierungen die Fahne des Rivalen stibitzt, geschweige denn angezündet, was sich aber auch schon wegen des Austragungsortes verbietet. Aber in Sachen Knister-Stimmung standen die Handballer ihren kickenden Kollegen in nichts nach.
Solche Derbys sind eben anders als normale Spiele. Da sind die Einlaufmusik des THW und die Kieler Jubelgesänge etliche Dezibel lauter als sonst, da schreit sich der verletzte Nationalspieler Pascal Hens auf der Tribüne emsig mit Kieler Zuschauern an, und eine Gruppe kleiner "Hamburger Jungs", stemmt Spruchbänder mit Aufschriften der Marke "Fuck you, THW" und "Anti Kiel" in die Höhe, um sie am Ende wild fluchend zu zerreißen. Da dauert so ein Spiel gefühlte 70 Minuten, da lassen Superstars wie die Hamburger Brüder Gille unbedrängt den Ball ins Aus fallen und pfeifen Kieler Fans den "Ex-Flensburger" Marcin Lijewski nach "angeblichem Schauspiel" gnadenlos aus.
Bis zum Schlusspfiff. Denn hinterher ist wieder alles wie immer. "Die Rivalität zwischen den Spielern ist nicht annähernd so groß, wie es von außen aussieht. Das ist das Schöne an diesem Sport. 60 Minuten lang geht es richtig zur Sache, aber hinterher können sich alle wieder in die Augen sehen", sagt dann Hamburgs Heiko Grimm. Und auch den Kielern Nikola Karabatic und seinem Trainer Alfred Gislason hatte die Stimmung gestern gut gefallen. "Jeder konnte spüren, dass das ein besonderes Spiel war. Dieses 'Anti'-Plakat habe ich auch zufällig gesehen. So etwas macht Spaß und motiviert", meint dann Karabatic. Und Gislason sagt: "Das war für mich das erste Derby hier in Kiel. War gut. Ich freue mich schon auf die Spiele gegen Flensburg. Da soll es hier ja noch besser werden."
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2008)
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