16./17.11.2008 - Letzte Aktualisierung: 17.11.2008 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Filip Jicha war heute kaum zu stoppen. |
Kim Andersson war in Wetzlar achtmal erfolgreich. |
Erst dann konnte Alleinunterhalter Christophersen seinen ersten Treffer erzielen. Der THW wollte sofort per Schneller Mitte kontern, dabei übersah man allerdings den von der Bank kommenden Abwehrspezialisten Chalkidis, der sich den Ball schnappte und gleich weiter verkürzte. Als dann auch noch Kavticnik aus dem Rückraum das Tor verfehlte und Smoler gar das 4:5 erzielte, schien Wetzlar auch endlich im Spiel angekommen.
Gewohnt stark: Thierry Omeyer. |
Anspiele an Marcus Ahlm sorgten entweder für Torjubel oder einen Siebenmeterpfiff. |
Den Hoffnungen der Hessen, zumindest die Niederlage nach Wiederanpfiff im Rahmen halten zu können, wurden schnell zerstört: Omeyer parierte gegen Smoler und Kim Andersson sorgte mit einem Doppelschlag für die erste 10-Tore-Führung. Dieser Abstand wurde in den Folgeminuten beibehalten, auch weil bei Wetzlar endlich Volker Michel seinen ersten Treffer erzielen konnte, während die zuvor lange Zeit makellosen Jicha und Andersson erste Fehlwürfe hatten. Dennoch: Als der THW nach 36 Minuten mit 26:16 in Front lag, glaubte wohl niemand mehr an eine Wende. So gönnte Alfred Gislason seinem Kapitän Stefan Lövgren einen frühen Feierabend und beorderte Dominik Klein auf die vom etatmäßigen Linksaußen so geliebte Spielmacherposition. Einen Bruch im Kieler Angriffsspiel gab es deshalb nicht. Im Gegenteil: Wetzlar lief nun gegen berauschte Kieler ins offene Messer und wurde nach haarsträubenden Fehlern im Aufbauspiel ausgekontert: Andersson, Jicha per Strafwurf, sowie Lundström und Kavticnik per Gegenstoß sorgten für das 30:16 (40.) und für die frühe Auszeit Mudrows.
Nikolai Weber entpuppte sich als Siebenmeterkiller und entschärfte vier Kieler Strafwürfe. |
Aus Kieler Sicht aber war der 41:28-Erfolg eine erfreuliche Angelegenheit und zeigte eindrucksvoll, dass man trotz der Ausfälle von Nikola Karabatic, Börge Lund und Andreas Palicka auch auswärts Kantersiege einfahren kann. Die zwei freien Tage nach den Spielen in Skopje und Wetzlar haben sich die Zebras somit redlich verdient. Am Mittwoch aber beginnt die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den FC Barcelona - dann auch vielleicht wieder zumindest mit Karabatic und Palicka.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin froh, dass wir hier gewonnen und uns im Vergleich zum letzten Spiel gesteigert haben. Ich hatte heute nicht allzu viele Möglichkeiten, zu wechseln. Die Altenholzer Jungs mit Zweitspielrecht haben noch nicht so häufig mit uns trainiert. Es war deshalb gut, dass Lövgren heute keine Probleme hatte und spielen konnte. Er hat unser Spiel sehr gut geleitet. Deshalb habe ich erst spät gewechselt, das Spiel lief mit einem klasse Thierry Omeyer und einer sehr guten Abwehr gut. Wir waren jetzt lange unterwegs, ich freue mich über die zwei Siege.
Der THW hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Die Kieler werden meiner Meinung nach sehr wahrscheinlich auch wieder die Meisterschaft gewinnen. Für mich ist der THW Kiel zurzeit die beste Mannschaft der Welt. So ist auch das heutige Ergebnis zu erklären, wenngleich ich mir mehr Gegenwehr meiner Mannschaft erhofft hatte, damit der Funke auch auf das Publikum überspringt.
Wir haben heute nicht gegengehalten und das Spiel erschreckend kampflos abgegeben. Der THW hat stark gespielt, dazu gehören aber auch immer zwei Mannschaften.[gegenüber den KN:]
Alle reden über die Krise in der Bundesliga, und dann muss man sich so eine Einstellung wie die meiner Mannschaft nicht bieten lassen. Wir müssen uns gewaltig anstrengen im Abstiegskampf.
Wir hatten zwei angenehme Tage hier in Wetzlar. Trotzdem hatten wir Respekt vor der HSG, wir wussten schließlich nicht, auf welchem Niveau wir würden spielen können. Natürlich waren wir auch ein bisschen nervös, weil wir heute mit einem Sieg seit einem Jahr unbesiegt sein würden. Aus einer guten Deckung heraus waren wir aber sehr beweglich und torgefährlich. Selbstverständlich war es eine zusätzliche Motivation, dass die Spieler zwei freie Tage für einen Sieg versprochen bekamen. Am Mittwoch, wenn das Training wieder beginnt, hoffe ich dann auch auf Andreas und Nikola, denn am Wochenende steht ja das wichtige Spiel gegen Barcelona an.
Wir haben die Agressivität vermissen und den Gegner frei schießen lassen, von neun bis elf Metern. Da war es schwer für mich, ins Spiel hineinzufinden. Wir hatten uns mehr vorgenommen, wollten die Achse Lövgren - Ahlm stoppen, aber das ist uns über 60 Minuten überhaupt nicht gelungen. Das war mit Sicherheit ausschlaggebend.Das war heute nicht das, was wir eigentlich können, so schwach sind wir nicht.
[gegenüber den KN:]
Der THW kommt hierher, spult sein Programm ab, und in jedem Herzen schlummert ein THW-Fan. Wir leben eigentlich von unserer Leidenschaft, waren heute aber nur verkrampft.
Es macht Spaß, auch einmal Verantwortung in der Mitte zu übernehmen. Alfred hat uns damit motiviert, dass wir zwei Tage frei bekommen, wenn wir heute gewinnen.
Ich bin über Minis Leistung in der Mitte sehr zufrieden, auch insgesamt zufrieden mit dem Spiel. Meine Adduktoren sind noch problematisch, aber es hat ja gereicht...
Bei uns hat Aggressivität gefehlt, aber ich habe mich gefreut, gegen den THW spielen zu dürfen. Auf der halbrechten Position müssen wir nachlegen.
Wir sind besser als eine Niederlage gegen den THW mit 13 Toren. Wir konnten Marcus Ahlm einfach nicht ausschalten.
Der Reisestress ist das kleinste Übel, wenn man für den THW spielen darf. Noch habe ich nicht alle Spielzüge im Blut, aber in der Mannschaft macht es super viel Spaß.
[zu der Frage nach einem möglichen "Lagerkoller"):
Sagen wir es mal so: Ich freue mich auf Zuhause. Es war eine schwere Woche, doch wir haben gut gespielt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2008
Lund, Palicka, Karabatic verletzt, Lövgren und Zeitz angeschlagen - das ungewohnte Wort von "Nervosität" in den schwarz-weißen Reihen machte vor dem Anpfiff in der mit 4000 Zuschauern ansehnlich gefüllten RITTAL-Arena die Runde. Doch der an den Adduktoren gehandicapte Kapitän Stefan Lövgren gab Entwarnung, sollte die Geschickedes Rekordmeisters 37 Minuten lang glänzend bestimmen. "Ich habe mich etwas zurückgehalten, mehr gelenkt. Es hat sich gelohnt", sagte der 37-jährige Schwede später.
Unter seiner Regie entwickelte sich eine Partie, in der handballerische Welten aufeinander prallten. Gegen das Tempospiel der "Zebras" mutete das Bemühen der Hessen wie eine Zeitlupe an. Wetzlar waberte unentschlossen zwischen einer zahnlosen 6:0-Deckung und einer inkonsequenten 5:1-Variante, während beim THW zwei Personen der ersten Hälfte ihre Handschrift verpassten. Der wie mühelos treffende Filip Jicha, der siebenmal vor der Pause und am Ende insgesamt zehnmal jubelte. Und besonders Kreisläufer Marcus Ahlm, der sperrte und drückte, an dem gerissen und gezerrt wurde. Fünf Tore und elf Kieler Siebenmeter sprechen für den 30-Jährigen, den THW-Coach Alfred Gislason nach dem Match adelte: "In den letzten Tagen stand ich oft selbst in der Deckung und weiß jetzt, wie schwer es ist, einer Sperre von Ahlm auszuweichen. Er ist wieder der Maßstab für Weltklasse."
Dem musste man sich an diesem Tag uneingeschränkt anschließen. Und irgendwann war es gestern in Wetzlar so, dass bei einer gelungenen Aktion der HSG ein Raunen durch das Rund ging - so ein "Aha-Effekt" darüber, dass hier ja doch noch eine zweite Mannschaft mitspielte.
4000 plus eine Handballmannschaft schauten jedoch meist zu, wie der THW traf - aus vollem Tempo oder aus Positionsspiel, gewaltig oder gewitzt. Kim Andersson drehte nach der Pause mächtig auf, als das zur Pause beim 13:21 bereits entschiedene Spiel bis zum 16:30 (40.) sozusagen "mega-entschieden" wurde. Ein "Mega" verdienten auch die drei Gewalttore von Dominik Klein, der Lövgren in der Rückraum-Mitte ablöste (37.). "Aushilfe" Herdeiro Lucau gelangen ab der 40. Minute sechs Paraden, nachdem sich Thierry Omeyer mit 14 gehaltenen Bällen und einem galaktischen Gegenstoß-Pass auf Henrik Lundström (16:29, 40.) verabschiedet hatte. Und weil ein "Familienausflug" auch den jüngsten "Nachzüglern" Spaß machen soll, schenkte Gislason auch den Altenholzern Moritz Weltgen (ab 52.) und Daniel Wessig (57.) einige Minuten Spielzeit und Weltgen sogar einen (verwandelten) Siebenmeter, nach dem sich die ganze Mannschaft herzlich mit dem 21-Jährigen freute.
Nein, es gab wirklich keinen einzigen Grund, den "Zebras", die seit dem 1. Dezember 2007 in der Bundesliga ungeschlagen sind und es (mindestens) bis zum 3. Dezember bleiben werden, eine angemessene Belohnung zu verwehren. Vom kroatischen Wirt des (Stamm-)Hotels Blankenfeld in Wetzlar gab es für die siebenstündige Heimfahrt im Mannschaftsbus leckere Cevapcici, von der HSG die Punkte ohne nennenswerte Gegenwehr - und von Alfred Gislason trainingsfrei bis Mittwoch.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2008)
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