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21.04.2009 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Verletzungspech: Der THW geht am Stock

Macht Flensburg die "Zebras" heute zum Meister?

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2009

Kiel - THW-Geschäftsstellenleiterin Sabine Holdorf-Schust hat ein Problem. Morgen Abend könnten die "Zebras" als deutscher Handballmeister feststehen. Allerdings stellt sich die Frage, ob schon vor oder erst nach der Partie gegen die HSG Wetzlar, die um 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena beginnt.
Heute nämlich hält es ausgerechnet Dauerrivale SG Flensburg-Handewitt, der eine Schadensersatzklage wegen der Bestechungsaffäre gegen Kiel prüfen lässt, in Händen, den THW mit einem Punktgewinn gegen den HSV (20.15 Uhr, DSF) vorzeitig zum Meister zu machen. Das wäre ihr lieber, sagt Sabine Holdorf-Schust, die für die Vorbereitung einer kleinen Ehrung zuständig ist. "Die geplante Einlaufvariante gegen Wetzlar fiele spektakulärer aus als eine mögliche Zeremonie nach Spielschluss."

Trainer Alfred Gislason hat nach der ersten Saisonniederlage vom "schwarzen Sonntag" in Lemgo (27:34) andere Sorgen. Dabei geht es nicht um Thierry Omeyer, Kiels Weltklassetorhüter. Zwar sah Omeyer nach 27 Minuten in Lemgo "Rot", eine Sperre wurde aber nicht verhängt. Vielmehr sorgt sich Kiels Übungsleiter um seinen Kader. Kurz bevor die Saison-Ernte in Meisterschaft, DHB-Pokal und Europacup eingefahren werden soll, steigt die Anzahl der Spieler mit Verletzungen oder Blessuren von Tag zu Tag.

Verletzt sind Andreas Palicka und Kim Andersson. Hinzu gesellen sich folgende nur bedingt einsetzbare fünf Akteure: Filip Jicha, Nikola Karabatic, Vid Kavticnik, Christian Zeitz, Marcus Ahlm. Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker beleuchtet für unsere Zeitung die THW-Problemfälle.

Kim Andersson: Kiels Rückraumspieler erlitt einen Mittelhandbruch, wurde aber nicht operiert. Von einer OP habe man abgesehen, weil die Bruchstelle so liege, dass die Schrauben Komplikationen provozieren könnten, erklärt Brandecker. Man habe sich für eine konservative Methode mit Gipsverband entschieden. Ausfallzeit von Andersson: noch ca. vier Wochen.

Andreas Palicka hat es am schwersten erwischt. Der THW-Torhüter erlitt Abrisse von zwei Oberschenkel-Beinbeugern und wurde operiert. "Abwarten", erklärt Dr. Brandecker, vor dem Ablauf von sechs Monaten könne man keine Prognosen stellen. Andreas Palicka, am Sonntag Zaungast in Lemgo, befürchtet gar den schlimmsten Fall. "Weil es ums Strecken und Beugen geht, ist diese Verletzung für einen Torhüter besonders gravierend. Im negativsten Fall muss ich um meine Karriere fürchten." Weil der 22-Jährige ganz sicher beim Saisonstart 2009/10 fehlen wird, hat sich der THW auf die Suche nach Ersatz gemacht. "Es gibt Namen, aber wir können nichts sagen", bestätigt Sabine Holdorf-Schust.

Rückraumspieler Nikola Karabatic war in der zweiten Halbzeit gegen Lemgo mit einem Eisbeutel auf dem rechten Knie nur noch Zuschauer. Eine chronische Innenbandreizung, die nicht zur Ruhe komme, so Brandecker. "Um die Verletzung vernünftig auszukurieren, bräuchte Nikola eine Pause von zwei bis vier Wochen, die im aktuellen Spielbetrieb aber nicht möglich ist." Verschlechtern könne sich der Zustand dieses Schadens aber nicht. Christian Zeitz plagen Patellaprobleme, ein Überlastungsschaden unterhalb der Kniescheibe, erklärt Brandecker. "Auch in diesem Fall kann nur Ruhe helfen." Marcus Ahlm habe sich nach Rückenschmerzen als spielbereit zurückgemeldet. "Marcus ist auf einem guten Weg, außerdem ist der Schaden isoliert von seinem Bandscheibenleiden zu betrachten", versichert der THW-Arzt.

Schwerarbeit verrichten die THW-Physiotherapeuten am rechten Oberschenkel von Linkshänder Vid Kavticnik. Dort hat sich eine hartnäckige Muskelverhärtung eingenistet. "Auf seine schnellen Sprints muss Vid noch verzichten", sagt Brandecker. Auch Kavticnik bräuchte eine Pause. Filip Jicha nach seinem unglücklichen Zusammenprall am Sonntag mit Holger Glandorf dagegen nicht mehr. "Mir geht es ziemlich gut", erzählte der Tscheche gestern gut gelaunt. Dabei stockte Zuschauern und Mitspielern nach dem Unfall der Atem. Jicha war k.o gegangen und erlitt einen Schaden im Bereich der Halswirbelsäule, der sich wenig später in einem Bielefelder Krankenhaus nur als "Schleudertrauma" herausstellte. "Keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit, nur eine verspannte Halswirbelsäule, Glück gehabt", so Brandecker. Filip Jicha will schon morgen wieder auf dem Parkett stehen "und hoffentlich die Meisterschaft feiern."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2009)


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