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29.05.2009 International

Kieler Nachrichten: Schiedsrichter-Chef fordert Abwahl des IHF-Präsidenten

"Machthunger und Manipulationen" - Aufruf zur Einigkeit

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2009:

IHF-Präsident Hassan Mustafa.
Klicken Sie zum Vergrößern! IHF-Präsident Hassan Mustafa.

Leipzig - Eine Woche vor dem Wahlkongress des Handball-Weltverbandes IHF in Kairo wird die Kritik an IHF-Präsident Hassan Moustafa auch aus den eigenen Reihen immer lauter. Der IHF-Schiedsrichter-Chef Christer Ahl verurteilte den amtierenden Präsidenten aufs Schärfste und fordert beim Kongress vom 4. bis 7. Juni zu einer Wahl des Gegenkandidaten Jeannot Kaiser aus Luxemburg auf.
In einem Interview mit dem Internetdienst "teamhandballnews.com" gestern wirft der Amerikaner Ahl dem Ägypter nicht nur "Machthunger und undemokratisches Verhalten" vor, sondern bezichtigt Moustafa zumindest der Mitwisserschaft von den Schiedsrichter-Manipulationen in Asien.

Ahl, seit 2004 Präsident der IHF-Schiedsrichter-Kommission, tritt in Kairo "wegen einer Vielzahl von politischen Manipulationen" nicht mehr an und fordert zugleich die Delegierten dazu auf, den deutschen Kandidaten Manfred Prause zu seinem Nachfolger Nachfolger zu küren. In puncto Präsidentenwahl nimmt er kein Blatt vor den Mund: "Es gibt so viele Dinge, die schnellstens geändert werden müssen, wie der unakzeptable Führungsstil und die fehlende Demokratie. Deswegen unterstütze ich die Änderung an der Spitze der IHF."

In einem Brief Ahls an alle europäischen Verbände fordert er diese zur Einigkeit auf. Ahl befürchtet, dass ansonsten der iranische Gegenkandidat Dawud Tawakoli zum neuen Chef der Schiedsrichter-Kommission gewählt werden könnte. "Tawakoli ist der Drahtzieher der Manipulationen bei den asiatischen Olympia-Qualifikationen. Er war der Verantwortliche für die Schiedsrichter-Besetzungen bei manipulierten Spielen", sagte Ahl.

Im Jahr 2007 waren sowohl beim Frauen-Qualifikationsturnier in Kasachstan als auch bei dem Männer-Turnier in Japan die entscheidenden Spiele durch Schiedsrichter-Fehlentscheidungen manipuliert worden. Auf internationalen Druck ließ die IHF beide Turniere wiederholen, der asiatische Verband erkannte diese Wiederholungen zunächst nicht an. Abschließend entschied der Internationale Sportgerichtshof CAS im März 2008, dass die Wiederholung des Männer-Turniers aufgrund der vorgelegten Beweise rechtens war. Die Wiederholung des Frauen-Turniers wurde nachträglich mangels Beweisen annulliert.

Vor dem entscheidenden Männer-Spiel beim ersten Turnier in Toyota zwischen Südkorea und Kuwait hatte der asiatische Verband kurzfristig die von der IHF eingesetzten deutschen Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich abgesetzt und durch unerfahrene Jordanier ersetzt, denen später 39 Fehlentscheidungen zugunsten der siegreichen Kuwaitis nachgewiesen wurden. IHFSchiedsrichter-Chef Ahl wirft Präsident Moustafa zumindest Mitwisserschaft vor: "Moustafa war informiert gewesen, sagte aber, er sei gezwungen worden, die Ansetzungen wieder zurückzunehmen." Daneben moniert Ahl, dass die IHF-Exekutive bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 massiven Einfluss auf die Schiedsrichter-Ansetzungen genommen habe. "Die Zahl der gewünschten Änderungen war absolut unangemessen."

(Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2009)


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