29.07.2009 | Mannschaft |
Multitalent Peter Gentzel hätte auch Fußballprofi werden können. |
Der Vater von drei Kindern strahlt im Hotel "Zum Märchenwald" eine große Gelassenheit aus. Einer, der mit sich im Reinen ist. "Handball sollte Spaß machen. Geld war mir nie wichtig, Titel mit dem Verein auch nicht", sagt Gentzel, der erst als 30-Jähriger Profi wurde. "Dabei war ich als Fußballer viel besser." Der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann war einer der besten Nachwuchskicker Göteborgs. "Es war wohl Bequemlichkeit", sagt er. "Fußball wurde auf Grantplätzen gespielt. Und in der Halle war es schön warm."
Der 224-fache Nationalspieler ist ein Multitalent. So golfte er lange mit einem Handicap von 5,5 und führte die Nationalmannschaft im Ultimate-Frisbee 1991 zur Vize-Weltmeisterschaft. "Der besondere Reiz dieses Sports ist, dass sie ohne Schiedsrichter funktioniert", meint Gentzel, der auch in der Lage ist, einen Frisbee so zu werfen, dass er ihn nach einem flotten 64-Meter-Sprint wieder fangen kann. Im Kontakt mit dem THW stand der Weltmeister von 1999 schon lange. So sprach ihn Ex-Trainer Noka Serdarusic bereits vor neun Jahren zum ersten Mal an. Damals hatte Gentzel mit seiner Frau den Sprung ins Ausland gewagt und einen schwierigen Start erwischt - Santander zahlte das erste Gehalt vier Monate zu spät. Gentzel wechselte aber nach Granollers. Dort spielte sein Kumpel Ljubomir Vranjes, die Frauen sind gut befreundet. Als Nordhorn beiden Fünf-Jahres-Verträge bot, gab es kein Zögern. "Mir war immer wichtig, dass es meiner Familie gutgeht", sagt Gentzel, der mit Anna-Lena (40) seit 1994 ein Gespann bildet.
Auch das Kapitel Nordhorn schien sich schnell zu schließen. Beirat und Sponsoren wollten bereits in der Saison 2002/2003 den Betrieb einstellen. Dann bot Gentzel einen 20-prozentigen Gehaltsverzicht der Mannschaft an, und es ging weiter. "Das Geld kam zwar nie pünktlich. Aber die Atmosphäre im Klub war einmalig." Mit dem Lizenzentzug verlor er nicht nur vier Monatsgehälter. Er verlor auch ein Stück Heimat. Als der THW nun erneut anfragte, überlegte er keine Sekunde. "Kiel, das ist gerade für einen Schweden ein Traum." Außerdem seien Torhüter besonders gefordert, sich im Kopf immer wieder neu motivieren zu können. "Damit werde ich jetzt keine Probleme haben." Dafür erträgt das Ballgenie sogar das Laufen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.07.2009)
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