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09.09.2009 Mannschaft

Zebra-Journal: Keiner fliegt schöner als Daniel Narcisse

Franzose gibt Bundesliga-Comeback in Kiel

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009:

Daniel Narcisse flog Ende August in Kiel ein,  der Franzose soll seinen Landsmann Nikola Karabatic ersetzen,  den es von Kiel weg nach Montpellier gezogen hatte. Im Januar feierten beide zusammen WM-Gold in Kroatien.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse flog Ende August in Kiel ein, der Franzose soll seinen Landsmann Nikola Karabatic ersetzen, den es von Kiel weg nach Montpellier gezogen hatte. Im Januar feierten beide zusammen WM-Gold in Kroatien.

Keiner fliegt so schön, niemand bewegt sich eleganter in der Höhe, schwerelos, so als ließe er sich einfach von der Luft tragen. Daniel Narcisse, der Handball-Ästhet von der Sonnen-Insel La Reunion hat sich für den THW Kiel entschieden. Eine knappe Woche vor dem Start in die Bundesligasaison unterschrieb der französische Olympiasiegereinen Vier-Jahres-Vertrag beim Rekordmeister.
"Air France", wie der 29-Jährige wegen seiner fantastischen Sprungkraft einst von der französischen Presse getauft wurde, landete in Kiel, um "endlich Titel mit einer Vereinsmannschaft zu gewinnen. Der 1,89 Meter große Rückraumspieler, der auf Halblinks und in der Mitte Druck auf jede Abwehr ausüben kann, ist mit den anderen Stars seiner französischen Auswahl 2008 Europameister und Olympiasieger geworden, setzte 2009 mit dem WM-Triumph in Kroatien noch einen drauf, "aber mit Titeln im Verein hapert es, das will ich andern , sagt Daniel Narcisse.

Deswegen wählte er Kiel, die Titelschmiede aus dem Norden Deutschlands. Der THW ist die zweite Bundesligastation des Ehrenbürgers von Joinville, seiner Heimatstadt auf der Insel im Indischen Ozean. Drei Jahre, von 2004 bis 2007, sammelte er Erfahrungen und Lob beim VfL Gummersbach, ehe es ihn zurückzog zu seinem französischen Stammverein Chambery HB. Gegen den Willen der Oberbergischen, die es sogar auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen ließen. Aber eine Option im Vertrag ermöglichte Narcisse die Rückkehr ohne Ablösesumme und finanzielle Verluste.

In den Savoyer Alpen sollte der Rückraumspieler Zugpferd, Marketingaushängeschild und Identifikationsfigur für das HB-Projekt "Handball-Großmacht" werden. Narcisse erfüllte die Erwartungen, wurde zum wertvollsten Ligaspieler gekürt und avancierte zum Lenker des Chambery-Spiels. Nur: Der Verein hielt nicht mit, großspurige Versprechungen, potente Sponsoren zu binden, wurden nicht eingelöst. Versprochene Weltklassespieler kamen nicht. Als jetzt sogar Leistungsträger den Verein verließen, hatte auch Narcisse keine Lust mehr. "Ich wollte unbedingt weg, weil ich in meiner Karriere noch etwas erreichen und Spaß haben will." Der THW war dabei von Beginn an seine Wunschadresse. Eine Rolle spielte Trainer Alfred Gislason (" ein exzellenter Fachmann und feiner Mensch"). Ihn hatte er schon in seiner Gummersbacher Zeit schätzen gelernt. "Außerdem bin ich mit Torhüter Thierry Omeyer eng befreundet, genau wie unsere beiden Frauen auch."

Also setzten Daniel Narcisse und sein Berater Bhakti Ong alle Hebel in Bewegung, um ans Ziel zu gelangen. Chambery HB sträubte sich, wollte seiner besten, Spieler nicht aus dennoch laufenden Vertrag entlassen. So wurde hinter den Kulissen kräftig gepokert, beteiligt war nicht nur Kiel mit Manager Uli Derad. Auch die Rhein-Neckar Löwen und der TBV Lemgo mischten mit. Zehn Tage vor Saisonbeginn wurden die Karten auf den Tisch gelegt. "Der Abschied von Daniel Narcisse ist offiziell. Er wird Anfang der Woche zum THW Kiel stoßen" vermeldete die Homepage vor Chambery. "Wir wünschen ihm eine schöne Zeit mit Kiel", fügte Klubchef Alain Poncet an und erklärte zu den Verhandlungen: "Nach einer schwierigen Woche sind alle Dinge geklärt."

Kiel hat dem Vernehmen nach per Einmalzahlung rund eine halbe Million Euro Ablöse überwiesen, verteilt über den Vertragszeitraum von vier Jahren werden zusätzlich anfallende Erfolgsprämien fällig. Den ursprünglich genannten Betrag von 1,5 Millionen Euro Ablöse verlegte Derad derweil ins Reich der Märchen. "Wir liegen deutlich drunter", erklärte der neue THW-Manager, "es ging um viel Geld", ergänzte Bhakti Ong.

Die Bundesliga hat Narcisse auch aus Frankreich weiter verfolgt. "Es ist die beste Liga der Welt mit den besten Spielern. Viele kenne ich noch, das wird mir bei meinem Bundesliga-Comeback helfen."

Familienmensch Daniel Narcisse bringt Ehefrau Emmanuelle und seinen beiden Kindern Noa (5) und Aimy (2009 geboren) mit in den Norden. Ein wenig Trainingsrückstand hat er noch, "weil wir in Frankreich 14 Tage später in die Saison starten." Alfred Gislason sieht darin kein Problem. "Ich kenne Daniel als einen Sportler, der sehr auf seine Fitness achtet. Laufeinheiten würden seinem neuen Mann noch fehlen, "aber die mag er sowieso nicht", erzählt Kiels Trainer mit einer Zwinkern. Gislason wirkte schon vor der Verpflichtung dse Franzosen sehr entspannt. Die bisherigen Neuzugänge hatten die personellen Verluste aus seiner Sicht bereits sehr gut kompensiert. Seit Narcisse den Ball durch die Russeer Trainingshalle schmettert, trägt der Isländer ein Dauerlächeln in Gesicht. "Wir dürfen uns alle auf die neue Saison mit Daniel freuen. Er ist eine super Verstärkung, ein toller Mensch und Starallüren sind dieser Mann völlig fremd."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)


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