09.09.2009 | Mannschaft |
Schwitzen für den Erfolg: Momir Ilic arbeitet viel für seinen Erfolg. |
Beide fühlen sich also wohl in Kiel: Ideal für sportliche Erfolge des Mannes, der in den vergangenen drei Spielzeiten Tore für Altmeister VfL Gummersbach warf und bei den Oberbergischen auch schon mit Trainer Alfred Gislason zusammen arbeitete. Exakt 600 Tore erzielte der Mann mit dem rechten "Kanonenarm" in 98 Bundesligaspielen für den VfL. Ilic war eine tragende Säule im linken Rückraum, zudem ein kompletter Spieler, der auch in der Deckung - zumeist im Mittelblock - seinen Mann stand und in der Regel die vollen 60 Spielminuten auf dem Parkett schuftete. "Wahrscheinlich war er der einzige Spieler in der vergangenen Bundesliga-Saison, der immer 60 Minuten geackert hat, und wenn sein Gesicht uns sagte, es geht nicht mehr', hat Momir trotzdem weiter gemacht", weiß Viktor Szilagyi, ehemaliger THW-Spieler, seit 2008 Gummersbacher. Ilic sei ein Typ, so Szilagyi, der alles für die Mannschaft gebe. "Außerdem strahlt er eine so intensive positive Energie aus, die auch die anderen ansteckt."
Momir Ilic wird nachdenklich, wenn er an seinen ehemaligen Club denkt. "Ich hatte viel Freude in Gummersbach, aber was jetzt passiert ist nicht gut." Den Oberbergischen ist erneut das Geld ausgegangen, von den Spielern fordern die Verantwortlichen einen 20-prozentigen Gehaltsverzicht, um überleben zu können." Ilic selbst wartet heute noch auf sein Juni-Geld. "Ich hoffe, es kommt noch, aber die Gummersbacher haben schon öfter erst versprochen und dann nachgerechnet." Beim THW muss sich der 67-fache Nationalspieler wohl keine Geldsorgen machen, darf sich ausschließlich auf Handball konzentrieren. Das fiel in seiner Jugend- und Entwicklungszeit aus anderen Gründen als in Gummersbach schwer. "Sport in Serbien zu betreiben, war nicht leicht. In der Organisation hakte es, die Leute hatten wegen diverser Kriegshandlungen andere Sorgen", erinnert sich Ilic. Sein Bruder Zarko brachte ihn als zehnjährigen Knirps in seiner Heimatstadt Arandelovac (nahe Belgrad) erstmals mit Handball in Verbindung. "Ich hatte Basketball und Fußball gespielt, Basketball gar nicht so schlecht - ich träumte von einer Karriere in der amerikanischen Profiliga NBA - bis mich das Handball-Fieber packte."
Der junge Ilic kniete sich rein in den Sport, hielt mit 18 seinen ersten Profivertrag in Händen und wurde von Kolubara Lazarevac abgeworben. Den erlernten Beruf des Elektromechanikers hängte Momir an den Nagel, fortan spielte Handball die Erste Geige. Bei Fidelinka Subotica machte er als Torschützenkönig der ersten serbischen Liga erstmals über die Grenzen hinweg auf sich aufmerksam. 2004 folgte der Ruf des slowenischen Spitzenclubs Gorenje Velenje, dort spielte Ilic ein Jahr an der Seite von Vid Kavticnik, sammelte erste Erfahrungen in der Champions League und wechselte 2006 gemeinsam mit Vedran Zrnic nach Gummersbach.
Als in Kiel das Wechseltheater um Nikola Karabatic begann, dachte Gislason sofort an Momir Ilic. "Er war für mich der einzige, der Nikola ersetzen könnte." Der Welthandballer gab schließlich seinen Wechsel nach Montpellier bekannt, gleichzeitig brach die THW-Zeit für den serbischen "Zwei-Meter-Mann" an. Im Hinterkopf habe er diesen Verein schon immer gehabt, sagt Ilic. Angebote gab es zudem von den Rhein-Neckar Löwen und aus Flensburg. Am Ende überwies der THW die 600.000 Euro Ablöse nach Gummersbach. "Eine Alternative gab es nicht für mich."
Dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, stellte Momir Ilic schon beim ersten Treff mit den THW-Spielern im Vereinsheim des Golfclubs Hohwacht fest. "Es war, als wäre ich in eine große Familie gekommen", erinnert er sich. Jetzt fiebert er seiner Premiere vor über 10.000 Dauergästen in der Sparkassen-Arena entgegen. "Als gegnerischer Spieler denkst du, so etwas gibt es gar nicht' und machst Dich ganz klein. Wenn du aber vor seiner einer Kulisse im THW-Trikot aufläufst, kannst du nur noch Vollgas geben."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)
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