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20./21.09.2009 - Letzte Aktualisierung: 21.09.2009 Bundesliga

THW mit Kantersieg in Dormagen

Bundesliga, 3. Spieltag: 20.09.2009, So., 17.45: TSV Dormagen - THW Kiel: 22:34 (10:16)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht und Statistik ergänzt ...

Sprenger und Andersson freuten sich über den klaren Erfolg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sprenger und Andersson freuten sich über den klaren Erfolg.
Der THW Kiel hat mit einem Kantersieg in Dormagen die Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga übernommen. Gegen den in finanziellen Schwierigkeiten steckenden TSV gewannen die Zebras am Sonntagabend ohne Probleme mit 34:22 (16:10). Beste Werfer auf Kieler Seite waren Christian Sprenger und Filip Jicha mit je fünf Torerfolgen. Der Gegner ziert nach drei Spieltagen nun das Ende der Tabelle.
Daniel Narcisse durfte von Beginn an auf die Platte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse durfte von Beginn an auf die Platte.
Gegen den punktlosen TSV, mit einem Etat von nur einer Million Euro ärmster der 18 Bundesligisten, schickte Trainer Alfred Gislason erstmals Neuzugang Daniel Narcisse von Beginn an auf die Platte, Börge Lund blieb dafür zunächst draußen. Und der sprunggewaltige Franzose wollte offenbar beweisen, dass das in ihn gesetzte Vertrauen richtig gewesen ist. Zwei schnelle Tore, ein Pass auf Lundström: Narcisse und der THW Kiel begannen furios. Weil die Gastgeber, die ohne ihren etatmäßigen Regisseur Florian Wisotzki auskommen und auch die erfahrenen Balomenos und Chantziaras ersetzen mussten, auch gute Chancen ausließen, konnten die Zebras auch nach dem 2:5-Anschluss durch Schindler weiter der Partie ihren Stempel aufdrücken. Da zudem Omeyer seine Gegenüber mit schönen Paraden in den Schatten stellte, bauten die Zebras ihre Führung beim 6:2 durch Lundström auf vier Tore aus.

Kapitän Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kapitän Marcus Ahlm.
Die Gastgeber konterten jedoch, kamen durch Nippes zum 4:6-Anschluss. Weiteres Ungemach hätte den Kielern drohen können, wenn der TSV von der Siebenmeter-Linie konsequenter zugepackt hätte. So aber konnte Sprenger mit einem Steal-Tempogegenstoß das 9:5 erzielen. Gislason wechselte nun Ilic ein, der mit Ahlm im Mittelblock der Abwehr noch mehr Stabilität verleihen sollte. Ilic und Ahlm waren es dann auch, die mit Siebenmeter und vom Kreis den THW mit 12:7 in Führung bringen konnten (21.). Auch Palmarsson durfte nun Dormagener Bundesligaluft schnuppern, was mit schönen Anspielen auch durchaus von Erfolg gekrönt war. Ahlm und Lundström profitierten unter anderem von den Ideen des Isländers, mit 16:10 wurden die Seiten gewechselt.

Aron Palmarsson durfte ebenfalls Regie führen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson durfte ebenfalls Regie führen.
Die zweite Halbzeit begann für den THW in doppelter Unterzahl: Ilic hatte kurz vor, Jicha kurz nach der Pause die nach oben gereckten zwei Finger der Unparteiischen gesehen. Christian Zeitz scherte sich wenig um die numerische Unterzahl und hämmerte den Ball zum 17:10 in die Dormagener Maschen. Nachdem Klein für die inzwischen wieder vollzähligen Kieler zum 18:11 getroffen hatte, zog sich Holst den Unmut der Kieler Bank zu: Der TSV-Angreifer hatte Omeyer bei einem Siebenmeter im Gesicht getroffen, hielt eine Entschuldigung allerdings nicht für nötig. Die Zebras reagierten auf ihre Weise: Narcisse katapultierte den Ball zum 19:11, Jicha kurz darauf einen Siebenmeter zum 20:11 ins Netz. Nun durfte Peter Gentzel ins Tor, Ahlm wechselte mit Anic, und auch Lund durfte wieder die Fäden spinnen. Zwei Minuten lang brauchten die Kieler, um sich auf die veränderte Personalsituation einzustellen - Dormagen verkürzte in dieser Phase auf 14:20 (42.). Doch das wollten die Zebras nicht auf sich beruhen lassen: Gentzel machte hinten zu, die Abwehr zeigte sich beweglich. Die Folge: Nur ein Tor gelang dem TSV in den folgenden fünf Minuten - die Kieler machten mit zweimal Zeitz, einem feinen Lund-Tor, einem platzierten Jicha-Treffer und einem von Klein verwandelten Tempogegenstoß den Sack zu: Beim 25:15 (48.) war das ungleiche Aufeinandertreffen endgültig entschieden.

Christian Zeitz traf in doppelter Unterzahl.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz traf in doppelter Unterzahl.
Die restlichen zwölf Minuten glichen dann einem torreichen Schaulaufen beider Mannschaften. 16 Tore fielen noch bis zum Schlusspfiff, der schönste ging auf das Konto des Dormagener Nippes: Per Kempatrick zum 19:31 schloss er einen Angriff ab. Aber auch die Kieler, bei denen Gentzel seine tolle Leistung in den letzten zwanzig Minuten der Partie mit einem gehaltenen Siebenmeter in den Schlusssekunden krönte, wussten noch das ein oder andere Mal mehr als zu gefallen.

Pflichtsieg eingefahren, Tabellenspitze erobert. Jetzt gilt das THW-Augenmerk dem Pokalspiel am Dienstag gegen die Berliner Füchse. Ein Gegner mit einem ganz anderen Kaliber...

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war mir wichtig, dass wir Dormagen nicht unterschätzen, obwohl es den TSV mit den Verletzungssorgen nochmal schwer getroffen hat. Ich bin aber trotzdem nicht zufrieden. Wir haben zu langsam gespielt und viele Fehler gemacht. Es war heute jedoch wichtig, die zwei Punkte mitzunehmen und die Breite des Kaders zu nutzen. In Hinsicht auf das Spiel am Dienstag ist uns das gut gelungen.
TSV-Trainer Kai Wandschneider:
Glückwunsch an Gislason und an Kiel. Der Sieg war auch in der Höhe verdient. Auch wenn man mit bis zwölf Toren gegen Kiel verliert, kann ich damit zufrieden sein.

Die Verletzungssorgen haben uns schwer getroffen, wobei nur Florian Wisotzki unsersetzlich ist, weil er noch immer einen drauf legen kann. So haben wir mit den Jugendnationalspielern gespielt. Wir haben Kiels Deckung beschäftigt und unsere Chancen herausgearbeitet. Ich kann meinen Spielern nicht böse sein, wenn man diese Chancen nicht verwertet und zudem dann Omeyer, der Spieler der Saison beim THW, im Tor steht. Wir haben gekämpft, in dieser Mannschaft steckt sehr viel Moral. Das Schlüsselspiel wird in zwei Wochen gegen Balingen sein.

Ob die Zeit des Tempospiels vorbei ist? Man darf nicht vergessen, dass zum dazu auch das Rückzugsverhalten gehört. Auch hier haben alle dazugelernt. Kiel ist sofort mit fünf Leuten hinten - egal ob Fehlwurf oder Tor.

THW-Manager Uli Derad:
Für Dormagen war das wichtigere Spiel heute in Minden. Es zeigt, wie stark Wetzlar ist und wo man in Zukunft noch Punkte holen kann.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber DSF.de:
Wir haben schon in zwei Tagen das Pokalspiel gegen die Füchse. Die Vorgabe vom Trainer war, uns einzuspielen, und das haben wir gemacht.

Zum Pokalspiel:
Bisher habe ich über das Pokalspiel nicht nachgedacht, aber ich bin mir sicher, dass der Trainer noch ein intensives Videostudium mit uns machen wird und wir dann alles über die Füchse wissen. Bisher weiß ich nur, dass Silvio Heinevetter dahingewechselt ist, und der hat in der Sparkassen-Arena bisher immer gute Tage erwischt.

Zur Bundesliga-Situation: Wir schauen nicht auf andere, sondern nur auf uns. Wir wollen unser Spiel durchdrücken, andere interessieren uns nicht.

TSV-Rückraumspieler Nils Meyer gegenüber DSF.de:
Es war vor dem Spiel klar: Wenn man es realistisch sieht, gibt es eine hohe Niederlage. Aber wir haben alles gegeben, und wenn wir den einen oder anderen freien Ball reinmachen, dann bleiben wir unter zehn. Schwer zu sagen, wo wir derzeit stehen, wir haben sehr viele Verletzte und warten darauf, dass diese zurückkommen.
Filip Jicha gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir haben in der vergangenen Saison zum Auftakt in eigener Halle 28:28 gegen Dormagen gespielt, das hatten wir noch im Kopf. Wir waren sehr konzentriert, obwohl unsere Beine schwer waren. Wir haben in den vergangenen zehn Tagen hart trainiert, das haben wir heute gemerkt. Aber im weiteren Verlauf der Saison werden wir davon profitieren.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir haben es nach der schnellen Führung versäumt, uns noch deutlicher abzusetzen. Aber es ist uns gelungen, bereits zur Pause klar zu führen. Das hatten wir uns vorgenommen. So konnten wir viel rotieren und sind in der Lage, gegen Berlin nun Vollgas zu geben. Sie haben eine namhaftere Mannschaft als Dormagen, das wird sicher nicht leicht für uns.
TSV-Ex-Zebra Christoph Schindler gegenüber den KN:
Wir wollten heute Spaß haben und unseren Fans gegen dieses Spitzenteam etwas bieten. Es war klar, dass wir gegen Kiel nicht gewinnen werden. Das ist die stärkste Mannschaft in Deutschland. Zu den Gerüchten um die angeblichen finanziellen Probleme meines Clubs kann ich nur sagen, dass wir alle unser Gehalt pünktlich bekommen. Und zu meiner Person und meiner Leistung? Das war heute mein schlechtestes Spiel seit langem.
TSV-Spieler Kristian Nippes gegenüber den KN:
Ich bin heute zum ersten Mal in meiner Karriere in ein Spiel gegangen, von dem ich vorher wusste, dass es nicht zu gewinnen ist. Es war eine tolle Sache, zum ersten Mal gegen diese Mannschaft spielen zu dürfen. Wir haben uns aber achtbar geschlagen und im Vergleich zu den beiden ersten Saisonspielen einen Schritt nach vorne gemacht. So haben wir in zwei Wochen im Heimspiel gegen Balingen eine Chance, dann steht für uns schon viel auf dem Spiel.

3. Spieltag: 20.09.09, So., 17.45: TSV Dormagen - THW Kiel: 22:34 (10:16)

Logo TSV Dormagen:
Vortmann (31.-60. und 1 Siebenmeter, 3 Paraden), Feshchanka (1.-30., 5 Paraden); Holst (2), Schindler (4), Schagen, Plaz (1), Meyer (2), Linder, Dmytruszynski (4/2), Landsberg (1), Wittig, Mahe (1), Nippes (4), Lochtenbergh (3/3); Trainer: Wandschneider
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-40., 10 Paraden), Gentzel (40.-60., 8 Paraden); Lund (2), Andersson, Lundström (3), Anic (4), Sprenger (5/2), Ahlm (4), Zeitz (3), Palmarsson, Narcisse (3), Ilic (2/2), Klein (3), Jicha (5/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Hartmann / Schneider (Magdeburg / Barleben)
Zeitstrafen:
TSV: 4 (2x Schindler (2., 21.), Dmyutruszynski (17.), Landsberg (35.));
THW: 4 (2x Ilic (25., 30.), Jicha (31.), Ahlm (37.))
Siebenmeter:
TSV: 9/5 (Lochtenbergh an die Latte (6.) und vorbei (20.), Omeyer hält Holst (37.), Gentzel hält Dmyutruszynski (60.));
THW: 7/5 (Feshchanka hält Lundström (17.), Vortmann hält Ilic (32.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 1:3 (4.), 1:5 (6.), 2:5 (9.), 3:6 (12.), 4:7 (15.), 6:9 (18.), 7:11 (21.), 8:13 (25.), 9:16 (27.), 10:16;
2. Hz.: 10:16 (31.), 11:17 (34.), 11:18 (37.), 11:19 (39.), 13:20 (42.), 15:24 (47.), 17:26 (49.), 17:28 (51.), 18:29 (54.), 20:33 (57.), 22:34.
Zuschauer:
2885 (TSV-Sportcenter, Dormagen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.09.2009:

Unaufgeregt zurück an die Tabellenspitze

THW beim 34:22 in Dormagen nie in Gefahr
Dormagen - Der THW Kiel hat mit einem 34:22 (16:10)-Erfolg beim TSV Dormagen wieder die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga übernommen. Im nicht ausverkauften Bayer-Sportcenter waren Filip Jicha und Christian Sprenger (beide fünf Tore) die erfolgreichsten Werfer der "Zebras", die bereits morgen Abend (20.15 Uhr/ DSF) wieder gefordert sind, wenn die Berliner Füchse zum Pokalspiel nach Kiel kommen (siehe Vorbericht).

Mit dem Flugzeug reiste der THW bereits am Sonnabend ins Rheinland, direkt nach dem dritten Saisonsieg machten sie es sich im neuen Mannschaftsbus gemütlich und fuhren durch die Nacht in die Heimat. Am Mittag wird Trainer Alfred Gislason sein Team bereits wieder zum Training bitten, um sie auf die morgige Fuchsjagd einzustimmen. Er wird eine ausgeruhte Truppe vorfinden, konnte der TSV Dormagen den Rekordmeister doch nicht ernsthaft fordern.

"Wir hissen die Piratenflagge", dröhnte es vor 2880 Zuschauern aus den Boxen. Doch in den ersten Minuten wirkten die Gastgeber eher wie die unglückseligen Freibeuter aus Asterix und Obelix. Nach sechs Minuten führten die Kieler mit 5:1 und hatten in der Tordifferenz bereits zum HSV Hamburg aufgeschlossen. Zweimal traf Daniel Narcisse, der auf der Mitte beginnen durfte. Zwei weitere Tore durch Marcus Ahlm und Jicha bereitete der Franzose vor - die Partie schien entschieden. Die Fans der nun mit 0:6 Punkten ans Tabellenende abgerutschten Dormagener skandierten bereits genervt genervt den Aufputschsong "Wir wollen Euch kämpfen sehen."

Doch ohne Kapitän Florian Wisotzki und die griechischen Nationalspieler Spyros Balomenos und Dinos Chantziaras (alle verletzt) fehlten gleich drei wichtige Rückraumspieler. Zu viel für einen Verein, der mit einem Mini-Etat kleine Brötchen backt und sich mit fünf Eigengewächsen gegen die Weltauswahl des THW stemmte. So lange die Kräfte reichten, wehrten sich die Schützlinge von Kai Wandschneider aber mit viel Herz. Besonders der 21-jährige Linkshänder Kristian Nippes, erst vor drei Wochen vom Zweitligisten Bergischer HC gekommen, spielte frech auf und verkürzte in Unterzahl auf 4:6 (13.).

Die Halle bebte, doch das tat sie nicht lange. Unaufgeregt spulten die Kieler ihr Programm ab. So deutlich war die individuelle Überlegenheit der "Zebras", dass sie auch ohne Glanz das Ziel erreichten. Alfred Gislason ließ sein Personal rotieren, bescherte Ahlm und dem sicheren Thierry Omeyer einen frühen Feierabend, ließ lediglich Rechtsaußen Christian Sprenger 60 Minuten lang schuften.

Auch Narcisse, der nach starkem Beginn abbaute, bekam seine Auszeiten. "Ich bin noch nicht in der Lage, 60 Minuten auf einem hohen Niveau zu spielen", meinte der Franzose, der zumindest in seinem privaten Umfeld alles geregelt hat. Narcisse, zuletzt Untermieter bei Familie Omeyer, ist nun mit seiner Frau und den beiden Kindern in ein Haus in Russee umgezogen. "Das ist für mich wichtig, dass wir alle nun ein Zuhause haben."

Weil jeder seine Pausen bekam, ist Jicha auch zuversichtlich, dass die Kraft gegen die Füchse reichen wird. Auch wenn er sicher war, auf der siebenstündigen Rückfahrt nicht viel schlafen zu können. "Ich bin für diese Sitze zu groß", meinte der 2,01-Meter-Hüne. "Ich schaue mir zwei Videofilme an, und dann sind wir hoffentlich zu Hause."

Für gute Laune sorgte Christian Zeitz auch noch nach dem Abpfiff. Weil das Handy des 26-jährigen Fabian kein Guthaben mehr zu bieten hatte, borgte Zeitz ihm kurzerhand seins, damit sich der THW-Fan ein Taxi rufen konnte.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.09.2009)


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