Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:
Zebra sprach mit dem isländischen Journalisten und
Handballexperten Henry Birgir Gunnarsson über den
Handball in seinem Heimatland, Jubel in Zeiten der
Finanzkrise und einen Kieler Helden.
- ZEBRA:
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Die TOYOTA Handball-Bundesliga scheint ein beliebtes Ziel für isländische
Handballer zu sein - momentan sind 17 Spieler von der Vulkaninsel
in der deutschen Beletage zu finden.
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Der Traum eines jeden Handballers ist es, in der Bundesliga
zu spielen - sie ist die größte und stärkste
Liga. Island ist glücklich, so viele gute
Spieler zu haben, die dazu im Stande sind,
auf höchstem Level zu spielen. Wir werden in
den kommenden Jahren noch mehr gute Spieler
in der Bundesliga haben - auf Island wird sehr
gut mit der Jugend gearbeitet.
- ZEBRA:
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Warum kommen gerade aus Island so viele Spitzenhandballer?
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Hauptgrund dafür sind die vielen guten Jugend-Trainer.
Offenbar produzieren wir viele talentierte
Spieler, und unsere Jugend-Trainer helfen
ihnen, sich in gute Spieler zu verwandeln.
- ZEBRA:
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Ex-Nationalspieler, Ex-Nationaltrainer - erfolgreich als Spieler
und Trainer im In- und Ausland: Kiels Trainer
Alfred Gislason
ist einer der bekanntesten Island-Exporte - was halten
seine Landsleute von ihm?
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Alfred ist ein "Kult-Held" in Island. Er
bekommt großen Respekt sowohl als Trainer als auch
als Einzelperson entgegengebracht. Als er als
Nationaltrainer aufhörte, gab es eine Online-Petition
auf visir.is, einer der populärsten Internetseiten des
Landes, weil die Leute in Island wollten, dass er
der Trainer der isländischen Auswahlmannschaft bleibt.
Tausende unterschrieben diese Petition, was viel darüber
aussagt, wie sehr die Isländer Alfred
achten. Wir wissen, dass er der wohl beste Trainer der Welt ist,
und wollten ihn bei der Nationalmannschaft halten.
Alfred ist auch ein sehr
interessanter und sympathischer Typ - man müsste lange
nach jemandem suchen, der etwas Schlechtes über ihn gesagt hat.
Die Leute mögen und respektieren ihn.
- ZEBRA:
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Hat Alfred Gislason
Einfluss auf die Popularität der Bundesliga und des THW Kiel
in Island?
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Ja, das hat er. Viele Leute verfolgen, wie es bei
Alfred in Kiel läuft, und Spiele aus
der Bundesliga werden hier regelmäßig im Fernsehen übertragen.
Die Popularität des THW stieg noch einmal, als
Aron Palmarsson seinen Vertrag in Kiel
unterschrieb. Das war eine große Geschichte in
den Sportnachrichten - noch größer war zuvor
nur die Aufmerksamkeit, als
Alfred seinen Kontrakt mit dem Verein
unterschrieb.
- ZEBRA:
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Wie hoch stehen die Chancen für die isländische Nationalmannschaft bei der EM
im kommenden Jahr?
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Islands Chancen sind sehr gut. Wir haben ein tolles Team,
und wenn alle gesund bleiben, halte ich es für realistisch
zu sagen, dass Island es bis ins Halbfinale schafft.
Und von dort aus könnte sie auch den ganzen Weg gehen.
Aber um das zu schaffen, müssen alle gesund bleiben.
Außerdem brauchen wir etwas Glück. Auf jeden Fall
ist das Team aber stark genug, um jede andere
Mannschaft zu schlagen.
- ZEBRA:
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Island konnte im vergangenen Jahr bei Olympia die Silbermedaille
erkämpfen. Wie wichtig war der Erfolg in Zeiten der Finanzkrise?
- Henry Birgir Gunnarsson:
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Das war ungeheuer wichtig. Es gab einen heldenhaften Empfang für
die Mannschaft, der größer war als alles, was es in der
Geschichte des Landes je gab. Ich sehe auch nichts kommen,
das ähnliche Ausmaße haben könnte. (Anmerkung der Redaktion: Mehr
als 40.000 Menschen erwarteten die Spieler in Reykjavik - das
sind über 10 Prozent der Gesamtbevölkerung). Durch die
Silbermedaille fühlten sich die Leute hier für eine lange
Zeit sehr gut.
(Das Interview führte Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)