26.12.2009 | Handball international |
Allein in der TOYOTA Handball-Bundesliga finden sich 17 Spieler aus dem Land am Polarkreis, und auch der THW Kiel hat mit Aron Palmarsson einen Handballer aus dem hohen Norden unter Vertrag. Der 19-Jährige kam im Sommer aus Hafnarfjördur, einer 20.000-Einwohner-Stadt vor den Toren Reykjaviks, an die Kieler Förde und hat bereits in seinen jungen Jahren viele Einträge auf seinem Empfehlungsschreiben vorzuweisen: Jugend-Vize-Weltmeister, Wahl ins Allstar-Team der Jugend-WM, bester Angriffsspieler der isländischen Liga, vielversprechendster Spieler auf Island im Jahr 2009. Auch Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson, der das isländische Auswahlteam im vergangenen Jahr zur Silbermedaille bei Olympia führte, weiß um die Vorzüge des Neu-Kielers. "Er ist noch sehr jung, verfügt aber bereits über ein sehr gutes Spielverständnis und kann sowohl im linken Rückraum wie auch als Spielmacher agieren, das macht ihn sehr variabel. Zudem ist er ein sehr torgefährlicher Spieler."
Solch jungen Spielern wie Palmarsson gehört die Zukunft, und es scheint, als würde der Strom von isländischen Spielern in die europäischen Top-Ligen nicht abnehmen. Auf Island ist beinahe jeder einmal mit Handball in Berührung gekommen, was sicherlich zum einen an den Witterungsbedingungen liegt, die die Sportler in der meisten Zeit des Jahres in die Sporthallen zwingen, aber mit Sicherheit auch an der Jugendarbeit, die hier geleistet wird - das berichtet Alfred Gislason aus eigener Erfahrung: "In Island trainiert jeder Junge das Handball-Spielen schon in der Schule. So nahm mein Sohn einmal mit seinen Schulkameraden an einem Sichtungsturnier teil, dafür fuhren rund 60 Jungen mit dem Bus nach Reykjavik, während nur ein einziger Junge an diesem Tag in die Schule ging. Spätestens ab der D-Jugend hat das Training dann absolutes Profi-Format." Kiels Trainer zeigt sich von dem Aufbau des Handballunterrichtes in seinem Heimatland begeistert. "Zwischen dem isländischen Jugendtraining und dem in anderen Ländern wie Deutschland liegen Welten. Island hat die vermutlich beste Jugendausbildung. Wer gut ist, kommt schnell weiter. Dabei wird auch nicht auf das Alter geschaut - wer gut ist, spielt dann auch höherklassig. So konnte Aron Palmarsson zum Beispiel schon mit 15 Jahren an einem erweiterten Kadertraining der Nationalmannschaft teilnehmen, da er außergewöhnliches Talent hatte. In Deutschland wäre das aufgrund des Alters nie möglich gewesen."
Um jedoch als Profi erfolgreich zu werden, müssen die Spieler den Sprung ins Ausland wagen, denn die isländische Liga, die nur aus acht Teams besteht, ist international nicht großartig konkurrenzfähig. Clubs wie Haukar Hafnarfjördur, Valur Reykjavik oder Fram Reykjavik stehen zwar immer mal wieder in europäischen Wettbewerben, doch bleibt ihnen dort meist nur die Statistenrolle. So ist es nicht verwunderlich, dass man von Island aus häufiger den Blick nach Deutschland wagt: Spiele der Bundesliga werden live übertragen, Nachrichten über Landsleute, die ihr Geld in der deutschen Liga verdienen, finden in den regionalen Medien große Beachtung.
Beachtung abseits des sportlichen Terrains fand in den vergangenen Wochen vor allem ein Isländer aus der TOYOTA Handball-Bundesliga: Logi Geirsson, Linksaußen des TBV Lemgo, entwickelte zusammen mit seinem Nationalmannschaftskollegen Björgvin Gustavsson ein Haargel und gründete eine Firma mit dem Namen "Silver", in Anlehnung an die Olympia-Medaille aus dem vergangenen Jahr. Das neue Stylingprodukt wird auf Island erfolgreich in mehr als 70 Läden verkauft, und die beiden Jungunternehmer planen noch mehr Produkte. Vielleicht können sie nach der Europameisterschaft im Januar dann auch über eine Namensänderung von "Silver" in "Gold" nachdenken.
(Von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)
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