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07.06.2010 Mannchaft / Fans

25.000 Fans feierten mit der Mannschaft die "Champions-Party"

Der deutsche Meister und Champions-League-Sieger 2010 auf dem Rathausbalkon.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der deutsche Meister und Champions-League-Sieger 2010 auf dem Rathausbalkon.
Nach dem 27:24-Erfolg des THW Kiel am Samstag beim TV Großwallstadt gab es bereits kein Halten mehr auf dem Kieler Rathausplatz: Rund 8.000 Fans feierten beim Public Viewing den neuen und alten deutschen Meister. Als die "Zebras" Stunden später aus Aschaffenburg in der Handball-Hauptstadt eintrafen, war die Anhängerschar gar auf gut 25.000 angewachsen. Diese machte zusammen mit der Mannschaft die Nacht zum Tag und feierte eine große "Champions-Party", von der THW-Fans noch lange reden werden.
Lesen Sie auch den Spielbericht zum Spiel in Großwallstadt und den KN-Kommentar zur Meisterfeier.

Weitere Fotos vom Spiel und der Meisterfeier finden Sie hier in unserer Galerie.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010:

Mit Kapitän Gislason auf großer Fahrt zu den Fans

Feier-Marathon startete mit Verspätung - "Betreuer-Gott" Roland Breitenberger verabschiedet
Aschaffenburg. Aufgeregt hetzte THW-Aufsichtsratsmitglied Klaus Elwardt durch die Aufräumarbeiten in der Aschaffenburger Arena. "Wo ist Alfred Gislason, der Bus wartet, wir sind zu spät." Am Ende war das ehemalige THW-Idol selbst Letzter, Gislason, aufgehalten durch die Pressekonferenz, hatte auf entgegengesetzter Seite der Arena den Bus angesteuert, vor Elwardt.

Anett Sattler und die Bierdusche in der THW-Umkleidekabine.
Klicken Sie zum Vergrößern! Anett Sattler und die Bierdusche in der THW-Umkleidekabine.
Um kurz nach 21 Uhr wollten die "Zebras" in Kiel-Holtenau landen, endlich mit den heimischen Fans gemeinsam die Heldentaten der vergangenen Wochen feiern. Die pünktliche Busabfahrt zum Flughafen Egelsbach aber verzögerte sich um mindestens eine Stunde: Bierduschen, Interviews, Damenbesuch in der Kabine. Sport1-Moderatorin Anett Sattler wird ihren Abstecher in die THW-Umkleide lange in Erinnerung behalten. Als sie die Tür mit ihrem Kamerateam öffnete, blickte sie auf den braunen "Sixpack" von Daniel Narcisse, auch die entblößten Oberkörper der anderen "Zebras" dürften ihr gefallen haben. Wenig später war sie pitschnass. Wie ein begossener Pudel stand sie mittendrin zwischen den Männern, Filip Jicha hatte das Startsignal mit einem Guss aus der Meisterschale gegeben, die anderen gossen nach. Ihren Job bewältigte die Blondine, eine ehemalige Kreisläuferin, dennoch souverän, das imponierte auch ihren "Peinigern".

Der Bus setzte sich doch noch in Bewegung, auf den Weg gebracht von unzähligen winkenden THW-Fans, die den 700-Kilometer-Trip nach Nordbayern für ihre Handball-Helden gerne auf sich genommen hatten. Frisch geduscht, das neue T-Shirt (Totaler Handball Wahnsinn) über die Körper gestreift, ging es auf die Zielgeraden einer langen Handball-Saison. Bei der Tour de France ist die Schlussetappe durch Paris die Kür nach langer Leidensfahrt. Die "Zebras" lassen sich einfach fallen, genießen das Ende von Druck und Stress, sind nur noch euphorisiert, glücklich - oder nachdenklich.

Betreuer Roland Breitenberger mit der Meisterschale.
Klicken Sie zum Vergrößern! Betreuer Roland Breitenberger mit der Meisterschale.
Bier und andere Flüssigkeiten flossen in Strömen, altbekanntes Liedergut wird mit letzten Kräften herausgeschmettert - aber es ging auch sentimental zu. Abschied von "Betreuer-Gott" Roland Breitenberger. Seit 1997 ist der gebürtige Badener Mädchen für alles, Seelentröster und Zuverlässigkeit in Person. Einen Präsentkorb gab's zum Abschied, viele Umarmungen und auch Tränen. Warum der Rücktritt zu diesem Zeitpunkt? "Horst Köhler will nicht mehr, dann kann ich auch nicht bleiben", lautete die Antwort, gewürzt mit typischem Breitenberger Humor.

Der THW Kiel im Anflug.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW Kiel im Anflug.
Die Dornier 328 von der "welcome air" startete kurz vor 21 Uhr, die Stimmung stieg. Unterstützt von der sehr geduldigen Stewardess erklärte Filip Jicha seinen Mitspielern die Sicherheitsvorschriften, Manager Uli Derad nahm Platz in der Pilotenkabine, dann hob die Maschine ab. Eine Stunde später lag Hamburg unter den "Zebras". Die Lautstärke der Gesänge schwoll an. "In Hamburg sagt man Tschüs", war zu hören. Eine Anspielung auf die Meisterschale?

Die Förde mit traumhaften Bildern vom beginnenden Sonnenuntergang rückte in den Fokus, schnell drehte der Pilot zwei Extraschleifen um den in hellem Scheinwerferlicht liegenden Rathausplatz, dann die Landung in Holtenau. Es ist kurz vor 22 Uhr. Staunen bei Kapitän Marcus Ahlm und Co. Schon hier warteten rund 1500 Menschen, um den Meister zu empfangen. Lauter Jubel brandete auf, als die Spieler nach und nach aus der kleinen Turbo-Prop-Maschine stiegen, die Schale präsentierten.

Flugs zogen sich die "Zebras" hinters Flugzeug zurück, kehrten als weiß gekleidete Matrosen, Kieler Jungs, zurück. Alfred Gislason trug die Kapitänsmütze. Der Autokorso suchte seinen Weg durch die begeisterte Menge, die Triumphfahrt zum Rathausplatz, dort wo über 20 000 Menschen auf ihre müden Handball-Helden warteten, begann - Startschuss für die letzte und "härteste" Party-Etappe.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010:

Die Jungs sind wieder zu Hause

THW-Fans warteten geduldig auf ihre Helden - Rathausplatz war neun Stunden lang eine schwarz-weiße Partymeile
Der THW Kiel landet in Holtenau - und wird von rund 1.500 Fans empfangen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW Kiel landet in Holtenau - und wird von rund 1.500 Fans empfangen.
Kiel. Echte Fans müssen leiden können, heißt eine Fußballweisheit. Echte Zebra-Fans müssen warten und feiern können, heißt der Umkehrschluss für den THW. Und sie können es. Am letzten Spieltag empfingen rund 25 000 Kieler ihre Mannschaft - der Rathausplatz war da schon seit sieben Stunden eine schwarz-weiße Partymeile.

"Jungs, kommt bald wieder, bald wieder nach Haus." Es lag ein sehnsuchtsvolles Warten am letzten Spieltag über dem Kieler Rathausplatz. Die Fans wollten ihre THW-Jungs feiern, die sich noch auf "Abenteuer-Seefahrt" in Großwallstadt befanden, um dort den letzten Schatz, die Meisterschale, abzuräumen. Anders als in Freddy Quinns Schlager war das Warten aber nicht melancholisch, sondern ungeduldig euphorisch.

Ganz vorne im Autokorso: Kapitän Marcus Ahlm, Top-Torjäger Filip Jicha und die reiche Beute einer fantastischen Saison.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ganz vorne im Autokorso: Kapitän Marcus Ahlm, Top-Torjäger Filip Jicha und die reiche Beute einer fantastischen Saison.
Für Barbara Kleinmann (43) und Helmut Glockner (67) begann das Ausharren um viertel vor vier Uhr nachmittags, 45 Minuten vor Spielanpfiff, zehn Meter von der Großleinwand entfernt, inmitten von rund 5000 THW-Fans - auf zwei Campingstühlen. "Noch werden wir belächelt, aber hinterher vermiete ich den Stuhl", sagt Helmut Glockner lachend. Keine Meisterschaftsfeier der vergangenen fünf Jahre haben er und seine Kollegin ausgelassen. "Das ist einfach nett", sagt Barbara Kleinmann und trötet, wie um es zu unterstreichen, ausgelassen in ihre selbst gebastelte schwarz-weiß geringelte Vuvuzela. "Hach, noch neun Minuten." Kleinmanns Blick fällt auf ihre Zebra-Armbanduhr. Man wartet in Häppchen - auf den Anpfiff, die Halbzeit, das Eintreffen der Mannschaft und auf die Party.

Auf der Hinfahrt aus Eutin haben beide schon die Verletztensituation erörtert und sich inhaltlich auf das letzte Spiel vorbereitet. "Mensch Helmut, ich hab doch noch die Kajalstifte", fällt Kleinmann ein, und ehe der Kollege sich wehren kann, ziert ein THW-Schriftzug seine Wange. Ein Tröten und Hupen, als würden fünf Color-Lines gleichzeitig ablegen, unterbricht ihr Gespräch: Anpfiff, die Fans auf dem Rathausplatz pusten ihre Begeisterung durch Plastikrohre in die Luft.

Andreas Palicka tanzt auf der NDR-Bühne vor 25.000 Fans.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka tanzt auf der NDR-Bühne vor 25.000 Fans.
Der schwache Start des THW drückt aber zunächst auf die Stimmung. "Oh, Scheibenkleister", "Ich fass es nicht" und "rein damit!" ist immer wieder zu hören. Kleinmann beißt sich auf die Lippe, Glockner hält sich den kleinen Finger - ein Tor von Filip Jicha löst die ganze Anspannung. "Das schaffen die", sind sich die beiden nach der Halbzeit sicher. Und ein paar Schockmomente (Gegentore, Fouls, Bildschirmausfall) später ist das Ende des Wartens auf die Meisterschaft absehbar. "Drei Minuten, drei Tore", betet Kleinmann und Glockner ergänzt philosophisch beruhigend: "Zeit vergeht." Minutenlanges "Oh, wie ist das schön"-Singen feiert den Abpfiff. Überglücklich packen Kleinmann und Glockner ihre Stühle ein: "Wir trinken jetzt nen Sekt drauf - und warten auf die Mannschaft."

Bis weit nach Mitternacht feierten die Fans auf dem brechend vollen Rathausplatz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bis weit nach Mitternacht feierten die Fans auf dem brechend vollen Rathausplatz.
Mindestens drei Stunden soll das dauern. Die Fans lassen sich von den Bierinseln verpflegen und mit Musik beschallen. Je näher man der Bühne kommt, desto jünger das Publikum. Hier ist der Hot-Spot der Party, hier ist man den Helden am nächsten. Lina Horn (16) und ihre Freunde finden die Stimmung "supergut", und Alina Schmidt (17) hofft lachend, "dass sich die Jungs ausziehen". Einmal Abklatschen würde Nadine Michaelis (18) genügen, sie wartet seit halb acht an der Absperrung vor der Rathaustür. Fast dreieinhalb Stunden später ist der Platz um sie herum voll mit Menschen: Rund 25 000 Fans blicken auf das Rathaus, ein Lichtpegel kündet von der nahenden Ankunft. Die Bässe werden lauter, die Freiräume enger. Der Boden klebt, der Pegel steigt. Das "oh, oh oh oh oh ooooh"-Gegröhle der "White Stripes" nudelt fast wie beim Sprung einer Platte, als endlich die Schale über den Köpfen auftaucht. Unter dem erlösten Geschrei der Menge treten Ahlm, Jicha und Co in Matrosenkluft einzeln an die Balustrade, umweht von schwarz-weißen Konfettischnipseln. Das Warten hat ein Ende. Es ist, als würde die Stadt Kiel mit kindlicher Begeisterung eine Schneekugel schütteln und staunend deren Inhalt betrachten: Die Jungs sind wieder zu Haus.

(von Esther Alves, Reimer Plöhn, Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2010)

 


Stimmen der Meisterfeier:

Deutscher Meister Momir Ilic gegenüber den KN:
Wer das hier erlebt hat, wird alles dafür tun, so schnell wie möglich wieder einen Titel zu gewinnen.
Deutscher Meister Christian Zeitz gegenüber den KN:
Es ist viel zu umständlich, jedes Mal den THW auf der Schale einzugravieren. Wir sollten einfach nur Striche machen.
THW-Geschäftsführer Uli Derad gegenüber den KN:
Ich habe Bilder von den anderen Meisterfeiern gesehen, aber was hier passiert, ist einfach unglaublich, nicht zu beschreiben. Sensationell, wie wir schon am Flughafen empfangen wurden. Kiel ist die Welthauptstadt des Handballs. Ich bin begeistert von den Fans, aber auch von der Mannschaft. Sie ist auch durch die Niederlagen in Balingen und Gummersbach gereift und eine echte Mannschaft geworden.
THW-Co-Trainer Ole Viken gegenüber den KN:
Ich habe an dieser Mannschaft nie gezweifelt. Ihr Wille, zu gewinnen, ist größer als bei anderen Mannschaften. Sie glauben einfach aneinander.


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