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28./29.09.2010 - Letzte Aktualisierung: 29.09.2010 Bundesliga

THW nach Leistungssteigerung mit deutlichem Sieg in Melsungen

Bundesliga, 6. Spieltag: 28.09.2010, Di., 19.00: MT Melsungen - THW Kiel: 23:32 (11:15)
Update #2 KN-Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Ein hartes Stück Arbeit hatten Marcus Ahlm und der THW Kiel in Melsungen zu verrichten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ein hartes Stück Arbeit hatten Marcus Ahlm und der THW Kiel in Melsungen zu verrichten.
Einen deutlichen Sieg hat der THW Kiel beim Tabellenvorletzten MT Melsungen eingefahren: Nach Startschwierigkeiten gewannen die Kieler am Ende noch deutlich mit 32:23 (15:11). 33 Minuten lang sah es in der nicht ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle nach einer engen Kiste aus, wobei die aggressiv zu Werke gehenden Gastgeber auch von vielen technischen Fehlern der Zebras profitierten. Mit zunehmender Sicherheit im THW-Spiel vergrößerte sich der Vorsprung dann allerdings stetig. Von 15:14 (33.) zogen die Kieler auf 20:14 (41.) davon - der Rest war konzentriertes Verwalten mit tollem Tempospiel. Bester Schütze auf Seiten des THW war einmal mehr Filip Jicha mit 11/6 Toren.
Bei den bisher sieglosen Nordhessen wollten die Kieler mit einer konzentrierten Leistung gar nicht erst in die Nähe einer Überraschung kommen. In der Anfangsphase aber zeichnete sich bereits ab, dass die Melsunger mit viel Aggressivität den Kieler Spielaufbau zu stören versuchten. So musste Brouko bereits nach fünf Minuten auf die "Strafbank", dem Halten und Klammern gebot diese frühe Sanktion allerdings wenig Einhalt. Trotzdem ging der THW durch einen Klein-Doppelschlag mit 2:1 in Führung, was Vuckovic allerdings mit ebenfalls mit einem Doppelpack konterte. Jerome Fernandez glich mit einem verwandelten Siebenmeter aus, scheiterte aber kurz darauf ebenfalls von der Strafwurflinie an Kelentric. Klimowets und Schöngarth brachten die Gastgeber beim 5:4 wieder in Führung (12.), die Klein und Jicha konterten. Sofort nahm Melsungens Neu-Coach Tominiec eine Auszeit, doch Sprenger gelang nach einer tollen Staffette von Palmarsson ünd Klein die erste Zwei-Tore-Führung für den THW (7:5, 15.).

Nenad Vuckovic erzielte fünf Tore für den Gastgeber.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nenad Vuckovic erzielte fünf Tore für den Gastgeber.
Doch es blieb dabei: Im Angriff produzierten die Zebras zu viele Latten- und Pfostentreffer, zudem machten sie sich das Leben mit einer Fülle von technischen Fehlern das Leben selbst schwer. In der Defensive wurde zudem den Rückraumschützen der Gastgeber zuviel Platz gelassen - so dauerte die Kieler Zwei-Tore-Führung dann auch nur drei Minuten an: Sania und Torbica glichen aus - die nur 2775 Zuschauer rieben sich ein wenig verwundert die Augen über den Zwischenstand. Doch Jicha aus dem Rückraum und per Siebenmeter erhöhte wieder, nach Vuckovics Anschlusstreffer setzte Palmarsson einen weiteren Stich, Omeyer schnappte sich einen Gegenstoß und Jicha erhöhte von der Strafwurflinie auf 12:9 (23). Der Tscheche blieb bis zum Pausenpiff noch zwei weitere Male eiskalt vom Siebenmeter-Strich, sodass der THW mit einer letztlich beruhigenden 15:11-Führung in die Katakomben der Messehalle verschwand.

Doch offenbar hatten die Zebras in der Pause auf den falschen Tee gesetzt. Wer jetzt einen Spaziergang des Titelverteidigers erwartete, sah sich getäuscht: Die Gastgeber gaben ein starkes Lebenszeichen von sich, während der THW nicht richtig in Tritt kam. Schöngarth, Allendorf mit einem Siebenmeter und noch einmal Schöngarth verkürzten auf 14:15 (33.), machten sich dann das Leben aber selbst schwer: Erst musste Vuckovic für zwei Minuten auf die Bank, ihm folgte eine Minute später Schöngarth. Doch trotz zum Teil doppelter Überzahl brauchten die Kieler bis zur 35. Minute, bis Jicha mit einem Kracher die Torflaute beendete. Palmarsson erhöhte auf 17:14 (37.), und nun nahm die offensive Abwehr des THW richtig Fahrt auf. Jicha schnappte sich einen MT-Pass und schickte Klein zum 18:14 auf die Fahrt, Omeyer parierte einen Rückraumwurf, der gefoulte Zeitz holte eine Zwei-Minuten-Strafe heraus, zuvor bediente er im Fallen Sprenger zum 19:14. Nun stand die Abwehr, nun wurden die Gastgeber unter Druck gesetzt. Geblockte Würfe, Omeyers Paraden und immer wieder Steals: Den Gastgebern fiel gegen die wachen Kieler nun immer weniger ein. Ahlm sorgte beim 20:14 im Gegenstoß für die erste Sechs-Tore-Führung (41.), die der immer stärker werdende Zeitz mit einem Hüftknaller durch die Beine von Kelentric hielt. Dann schnappte sich der Kieler Halbrechte einen MT-Pass und bediente Jicha, der mit ienem tollen Dreher das 23:16 erzielte (46.).

Noch einmal flackerte bei den Gastgebern ein wenig Feuer auf, doch nach dem 18:23 durch einen Siebenmeter von Allendorf, dessen Entstehungsgeschichte Zeitz nach einer fairen Abwehraktion gegen einen Kempa-Versuch richtig auf die Palme brachte, ließ dieser seine Wut über die seiner Meinung nach falsche Entscheidung in einem Gerschoss zum 24:18 explodieren. Dann klaute er sich wieder einen Ball - 25:18. Und weil Melsungen weiter nicht auf die weiter herausgerückte Abwehr des THW reagierte, machte sich auch Jicha nach einem Steal wieder auf den Weg - 26:18. Die Partie war entschieden, Gislason wechselte durch. Der THW-Coach brachte Reichmann, der mit einem Rückraumkracher seinen Einstand in der zweiten Hälfte feierte. Für Ahlm schickte Gislason Dragicevic aufs Feld, der den schönsten Pass der Partie - Jicha bediente den Serben beinahe vom eigenen Kreis aus mit einem mustergültigen Bodenpass - zum 28:19 verwandelte und sich wenig später geschickt um einen Abwehrspieler drehte und zum 30:21 einnetzte. Den Schlusspunkt setzte Jerome Fernandez, der sich zuvor maßlos über einen Lattentreffer geärgert hatte: Sein Tor zum 32:23 markierte den Endstand, der THW hatte sich zwei wichtige Punkte hart erkämpfen müssen.

Eine lange Pause ist den Kielern, die wie in Melsungen mit den verletzten Kim Andersson, Daniel Narcisse und dem jüngst mit einem Bänderriss ausgeschiedenen Momir Ilic auch in den nächsten Spielen einen kompletten Weltklasse-Rückraum ersetzen müssen, nicht vergönnt: Am Sonntag kommt der FC Barcelona zum Duell der Giganten in die Sparkassen-Arena. Anpfiff zu dieser Champions-League-Partie am Tag der Deutschen Einheit ist um 16.45 Uhr.

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Wir sind zufrieden, dass wir gewonnen haben. Wir hatten lange Probleme mit der Deckung und haben hinten nicht gut gestanden.Trotzdem haben wir zurecht gewonnen, auch wenn der Sieg etwas zu hoch ausgefallen ist. Melsungen hat schlau verteidigt, ich denke, MT wird mit dieser Mannschaft noch gute Möglichkeiten haben. Jerome Fernandez braucht noch Zeit, er hat aber eine gute Halbzeit gespielt.
MT-Trainer Matjaz Tominiec:
Ich gratuliere Alfred und dem THW zum verdienten Sieg. Ich bin mit meiner Mannschaft zufrieden, auch wenn wir viele einfache Bälle verworfen haben. Der THW hat sicher nicht sein gesamtes Potenzial abrufen müssen, um hier zu gewinnen.

6. Spieltag: 28.09.10, Di., 19.00: MT Melsungen - THW Kiel: 23:32 (11:15)

Logo MT Melsungen:
Kelentric (1.-60., 9 Paraden), Lechte (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Brouko, Schöngarth (6), Klimowets (1), Schweikardt, Torbica (1), Danner, Sanikis, Karipidis (1), Allendorf (6/5), Vuckovic (5), Dacevic, Sania (3); Trainer: Tominiec
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-52., 9 Paraden), Palicka (52.-60., 2 Paraden); Lundström, Dragicevic (2), Sprenger (2), Ahlm (3), Kubes, Reichmann (1), Zeitz (5), Palmarsson (2), Klein (4), Jicha (11/6), Fernandez (2/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Martin Harms (Magdeburg) / Jörg Mahlich (Stendal).
Zeitstrafen:
MT: 6 (2x Brouko (5., 15.), Torbica (14.), Vuckovic (33.), Schöngarth (35.), Allendorf (40.));
THW: 1 (Ahlm (27.))
Siebenmeter:
MT: 5/5;
THW: 10/7 (Fernandez an den Pfosten (8.), Kelentric hält 2x Fernandez (11., 59.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:1 (2.), 2:2 (5.), 3:3 (8.), 4:4 (10.), 5:4 (12.), 5:7 (15.), 8:8 (18.), 8:10 (20.), 9:11 (22.), 10:12 (25.), 11:13 (27.), 11:15;
2. Hz.: 14:15 (33.), 14:16 (36.), 14:18 (38.), 14:20 (42.), 16:23 (45.), 18:23 (48.), 18:26 (50.), 19:27 (52.), 21:30 (55.), 22:31 (58.), 23:32.
Zuschauer:
2275 (Rothenbach-Halle, Kassel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2010:

Lange Anlaufzeit zum Kantersieg

Elf Jicha-Tore beim Kieler 32:23-Sieg gegen MT Melsungen - Verlierer mit neun Toren Rückstand zufrieden
Kassel. Drei Tage nach dem grandiosen Auftritt in der Champions League gegen Chambery HB ließ sich der THW Kiel auch im Tabellenkeller der Handball-Bundesliga nicht beirren. Die "Zebras" siegten gestern Abend bei der MT Melsungen letztlich souverän 32:23 (15:11).

Die Zahlen ließen vor lediglich 2275 Zuschauern in der Rothenbach-Halle in Kassel einen Spaziergang erwarten. Zehn Spiele hatte es zwischen den Kielern und den Nordhessen gegeben, Melsungen hatte alle mit mindestens fünf Toren verloren. Zudem war das Team von Matjaz Tominiec sehr schwach in seine sechste Bundesliga-Saison gestartet. 0:8 Punkte, vor zehn Tagen gar eine 24:28-Pleite gegen den Abstiegskandidaten DHC Rheinland.

Entsprechend wütend hatten die Fans auf die Leistungen der Melsunger reagiert, die mit mehr als 900 Länderspielen ganz anderen Ansprüchen genügen müssten. "In eigener Halle ist Angst unser ständiger Begleiter", fasste Kapitän Mario Kelentric die Gemütslage vor dem Kiel-Spiel zusammen. Am Sonntag hatte sich die Mannschaft den Fans gestellt, um das zerschnittene Tischtuch zu flicken. Zudem hatten sie sich intensiv auf den THW vorbereitet. Zehn Tage, in denen Tominiec erklärte, wie Langsamkeit im Angriff funktioniert.

Ohne Hast und mit einer überraschenden 3:2:1-Formation in der Deckung - so sollte der THW-Express gestoppt werden. Und zunächst ging die Taktik auf. Melsungen kämpfte leidenschaftlich und die spartanisch konzipierte Messehalle - Betonwände, Holzbalken, Wellblech drauf - verwandelte sich trotz der enttäuschenden Kulisse in einen kleinen Hexenkessel. Auch, weil die Zuschauer glaubten, bei Martin Harms und Jörg Mahlich ("Schieber") fehlende Neutralität erkannt zu haben. Zu Unrecht, hatten die guten Schiedsrichter die überharte Abwehrarbeit doch lediglich angemessen geahndet: Drei Zeitstrafen, sechs Siebenmeter allein vor der Pause.

Doch die zu passiven Gäste konnten daraus kein Kapital schlagen, auch weil Jerome Fernandez gleich zweimal mit einem Strafwurf scheiterte. "Das war Standhandball", meinte Christian Zeitz. "Wir waren in der Abwehr zu langsam auf den Beinen." Nein, so Kiels Linkshänder, nicht die Belastung sei schuld gewesen, der Kopf hätte anfangs nicht mitgespielt.

Das Spiel blieb auch zu Beginn der zweiten Halbzeit zäh. 15:14 stand es für Kiel (35.), als sich der elffache Torschütze Filip Jicha einmal mehr energisch durch den hessischen Riegel wühlte und zum 16:14 traf. Dann ging alles sehr schnell: Aron Palmarsson, Dominik Klein, Christian Sprenger und Marcus Ahlm erhöhten auf 20:14, die Vorentscheidung war gefallen, die Akkus der "Roten" leer.

Gut für Jerome Fernandez, der seinen dritten Siebenmeter verwarf, nachdem Filip Jicha zuvor sechs verwandelte hatte. Der Franzose ärgerte sich mächtig, aber sein Fehlwurf blieb folgenlos, Kiel führte bereits ganz gelassen mit 31:21. "Für uns war das ein großer Schritt aus einer Halbkrise", zog einer der Besiegten, Jens Schöngarth, ein überraschendes Fazit. Neun Tore minus gegen Kiel scheint auch Verlierer zu beglücken. Zudem gab es lobende Worte von den Siegern. "Melsungen hat einen sehr guten Kader", sagte Torhüter Thierry Omeyer. "Da, wo sie im Moment in der Tabelle stehen, werden sie nicht bleiben." Am Ende waren alle zufrieden. Die Sportler und die MT-Fans, die ihre geringen Erwartungen erfüllt sahen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2010)


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