Das Team der MT Melsungen. © MT

Bei den Hessen herrscht nach nur vier Spieltagen bereits Alarmstimmung: Das Ziel aus den Auftaktpartien gegen Hannover und den DHC-Rheinland sowie den Auswärtspartien in Lübbecke und Berlin waren mindestens vier Punkte. Doch nach dem 24:27 gegen die Niedersachen bei der Saison-Premiere, dem 26:30 in Lübbecke, der 23:29-Niederlage bei den Füchsen und dem demoralisierenden 24:28 zuletzt gegen den bis dato ebenfalls sieglosen DHC Rheinland steht der letztjährige Tabellen-Zwölfte bereits früh in der Saison mit dem Rücken zur Wand. Null Punkte aus vier Spielen - das bedeutet in der Tabelle den vorletzten Platz (siehe auch Gegnerkurve Melsungen und Bundesliga-Tabelle).

Zuletzt verpflichtete die MT Neuzugang Nummer sieben: Milan Torbica. © MT

Eine Region, in der sich die Nordhessen in dieser Spielzeit eigentlich nicht aufhalten wollten. "Unser Ziel ist es, besser als in der vergangenen Saison abzuschneiden", hatte Neu-Trainer Matjaz Tominec vor der Saison als Ziel ausgegeben. Der 55-jährige Slowene, der zuletzt Cimos Koper bis in die Champions League geführt hatte und auch schon Coach der slowenischen Nationalmannschaft war, sieht sein Engagement bei der MT als Herausforderung: "Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt." Durch den Abschluss eines Einjahres-Vertrages setzte sich Tominec schon vor dieser Spielzeit gehörig unter Druck. "Läuft es gut, und wir haben Erfolg, kann man sich schnell auf eine Verlängerung einigen. Läuft es nicht, kann man sich nach einem Jahr problemlos wieder trennen", begründete der Trainer seine Entscheidung für eine kurze Laufzeit. In dieser muss er das Kunststück vollbringen, aus dre MT Melsungen wieder eine Einheit zu formen. Denn mit insgesamt sieben neuen Spielern präsentiert sich die MT runderneuert. Den Verein verließen Thomas Klitgaard (ins dänische Skjern), Dalibor Anusic (nach Göppingen), Dimitrios Tzimourto (Hildesheim), Franck Junillon (Nimes), Simon Herold (Rostock) sowie Daniel Tellander. Hinzu kam das Karriereende von Vladica Stojanovic.

Kreisläufer Andrej Klimowets kam von den Rhein-Neckar Löwen. © MT

Dafür holten die Nordhessen den Kreisläufer Anton Mansson von H43 Lund aus Schweden, den Linksaußen Michael Allendorf von der HSG Wetzlar, den rumänischen Rückraumschützen Alin Florin Sania (kam aus Dubai), Michael Schweickhardt aus Göppingen und schließlich den bei den Rhein-Neckar Löwen in Ungnade gefallenen Kreisläufer Andrej Klimowets. "Die Verpflichtung von Klimowets war wichtig", sagt Kapitän Mario Kelentric, "denn die Abgänge von solchen Spezialisten wie Ansusic und Junillon muss man erst einmal kompensieren". "Andrej ist ein sehr erfahrener Mann, der hohe Qualitäten sowohl in der Abwehr als auch im Angriff besitzt", freute sich auch Melsungens Sportchef Alexander Fölker über den Coup. "Zudem ist er ein sehr ehrgeiziger Spieler, eine ausgeprägte Kämpfernatur. Von seinem Können und von seiner Einstellung werden vor allem unseren jüngeren Spielern auf den betreffenden Positionen sehr viel profitieren können." Zuletzt verpflichtete MT nach Saisonbeginn den Linksaußen Milan Torbica, der sich in Melsungen in der Bundesliga etablieren möchte (siehe auch Gegnerkader Melsungen)). "Die MT ist für mich ein Sprungbrett, um mich für hohe Aufgaben zu empfehlen", sagte der 29-Jährige nach seiner Verpflichtung. Empfohlen worden war den Melsungern der Serbe von Trainer-Legende Vlado Stenzel.

Mittelmann Michael Schweikardt kam aus Göppingen. © MT

"Wir haben gute Spieler mit viel Potenzial dazu bekommen. Das fördert die sportliche Konkurrenz und wird uns bei der Weiterentwicklung insgesamt von Nutzen sein", glaubt Kelentric. Gleichzeitig sah der Kapitän aber bereits vor der Saison Probleme auf die Mannschaft zukommen. "Es wird eben eine Weile dauern, bis man das auf dem Feld sehen kann." Auch für Trainer Tominec zeichnete sich schon vor dem ersten Spieltag ein längerer Integrationsprozess der neuen Spieler ab - in der Vorbereitung hatte sich die Mannschaft wegen zahlreicher Verletzungen kaum einspielen können. "Wir werden ganz sicher noch mehrerer Wochen brauchen, bis wir richtig miteinander eingespielt sind", erklärte Tominec vor seiner Bundesliga-Premiere. Doch dass es so lange dauern würde, bis die MT wieder als geschlossene Einheit auftritt, das hatten wohl selbst die treuesten Fans nicht erwartet. Nach der Niederlage gegen den DHC Rheinland entschuldigte sich Kelentric sogar beim Publikum. "Für die Zuschauer tut es mir leid, in eigener Halle ist Angst unser ständiger Begleiter."

Das soll sich natürlich aus THW-Sicht möglichst am Dienstag nicht ändern. Denn auch der THW Kiel muss in der TOYOTA Handball-Bundesliga jeden Punkt hart erkämpfen. Nach dem 23:26 in Berlin sind die Zebras in Kassel ein wenig in Zugzwang, die in der Bundeshauptstand verlorenen Punkte alsbald vergessen zu machen. Da die erwarteten 4300 Zuschauer in der Rothenbach-Halle alles dafür tun werden, damit ihr Team endlich die ersten Bundesliga-Punkte einfährt, dürfte die Zebras am Dienstag ein heißer Tanz erwarten. Dennoch: Die Favoritenrolle liegt natürlich klar auf Kieler Seite. Denn nach den bisher ausgetragenen zehn Bundesliga-Partien der beiden Mannschaften hat der THW Kiel weiterhin eine weiße Weste. Noch nie verloren die Zebras eine Begegnung gegen die MT, in der vergangenen Saison endeten das Spiel in Kassel mit einem 35:25-Erfolg, in der Sparkassen-Arena gab es zum Rückrunden-Auftakt einen 32:18-Kantersieg (siehe auch Gegnerdaten Melsungen).

Der THW Kiel wird ohne die Langzeitverletzten Daniel Narcisse und Kim Andersson nach Nordhessen reisen. Ebenfalls fehlen wird aller Voraussicht nach Momir Ilic, der sich der beim Auftaktsieg in der Königsklasse am Sonnabend am linken Knöchel verletzte. Die genaue Schwere der Verletzung wird am Montag bei einer MRT-Untersuchung festgestellt werden.

Die Schiedsrichter am Dienstag in Kassel sind Martin Harms (Magdeburg) und Jörg Mahlich (Stendal).

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.09.2010:

"Zebras" wollen gegen Melsungen punkten

Am Sonnabend feierte der THW Kiel mit dem 35:23 über Chambery HB Saisonpremiere in der Champions League. Heute erfüllt der deutsche Handballmeister in Kassel Bundesligapflichten gegen MT Melsungen (19 Uhr, Sport1, siehe Vorbericht), und am kommenden Sonntag kommt es in der Königsklasse zum "Klassiker" gegen den FC Barcelona. Die "Zebras" stecken im "Hamsterrad", arbeiten den erbarmungslosen Terminplan ab. Zu allem Überfluss mit einem weiteren verletzten Spieler.

Rückraumschütze Momir Ilic war in der Schlussphase der Partie gegen Chambery umgeknickt, ein Band im linken Sprunggelenk ist gerissen. Das brachte gestern die MRT-Untersuchung im Mare-Klinikum ans Licht. "Wir hatten eine schlimmere Verletzung befürchtet, dennoch muss Momir eine zwei- bis dreiwöchige Zwangspause einkalkulieren", erklärte Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries.

Heute treffen die "Zebras" auf den immer noch punktlosen Tabellenvorletzten. Nach der enttäuschenden Vorjahressaison krempelten die Hessen ihren Kader komplett um. Fünf Spieler verließen den Club, sechs neue kamen hinzu, außerdem wurde mit Matjaz Tominec ein anerkannter Fachmann als Trainer verpflichtet. In der vergangenen Saison führte der Slowene RK Coper in die Champions League. Gleichwohl läuft bei MT Melsungen noch nicht viel zusammen: Vier Spiele, vier Niederlagen, zuletzt gab es ein peinliches 24:28 in eigener Halle gegen DSC Rheinland. Die Zuschauer reagierten, in der 4400 Zuschauer fassenden Rothenbach-Halle verloren sich nur noch um die 1500 Fans.

"Wir wollen gut spielen, was dabei heraus kommt, werden wir sehen", sagt Alfred Gislason. Professionell bereitet sich der Rekordmeister auch gegen den Außenseiter vor. Nach dem Vormittagstraining ging es bereits gestern Nachmittag per Mannschaftsbus Richtung Kassel, heute Morgen wird noch einmal trainiert, und heute Abend wollen die "Zebras" wieder gewinnen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.09.2010)

 

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TV-, Radio- und Internet-Tipps:

• TV: Sport1:
  Di., ab 19.00 Uhr: MT Melsungen - THW Kiel
  live aus der Rothenbach-Halle, Kassel

• Internet:
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