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03.12.2010 Mannschaft / Bundesliga

Kieler Nachrichten: Gislason: Entschieden ist nichts

Keine Panik nach Niederlage bei den Löwen

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.12.2010:

Kiel. Handballmeister THW Kiel läuft der Musik in der Bundesliga hinterher. Nach der 26:29-Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen ist Konkurrent HSV Hamburg auf vier Punkte enteilt, die Füchse Berlin liegen drei Zähler vor den "Zebras".
Rückraum-Ass Filip Jicha gerät trotzdem nicht in Panik. "Wichtig ist, dass wir jetzt Ruhe bewahren", sagte der 28-Jährige nach einer Partie, in der er als Ersatzkapitän für den verletzten Marcus Ahlm lediglich die Seitenwahl gewann. Das lange Zeit enge Spiel erlebte Kiels erfolgreichster Saisontorschütze angeschlagen auf der Bank. Am Morgen, beim Abschlusstraining, habe er sich eine Blockade im Rückenbereich zugezogen, erklärte Jicha. "Danach war ich nicht mehr in der Lage zu werfen." Neben Kim Andersson, Marcus Ahlm, Daniel Narcisse und Christian Sprenger setzte sich der Tscheche als fünfter Stammspieler in den THW-Verletztenstand: Eine Aufzählung von Handballgrößen, die mit geringfügigen Ergänzungen ein heißer Favorit auf den Gewinn der Champions League sein könnte. "Wenn nicht heute, wann wollten die Löwen dann gegen Kiel gewinnen?", stellte TV-Experte und Füchse-Manager Bob Hanning in den Raum.

Vielleicht waren diese unglücklichen Umstände auch ein Grund, warum THW-Trainer Alfred Gislason gefasst blieb, seinem isländischen Trainerfreund Gudmundur Gudmundsson ("Dank an die Kieler für dieses großartige Spiel") mit einem Lächeln die Hand gab und den Löwen-Sieg als "völlig verdient" einordnete. "Mein Restaufgebot hat wahnsinnig gekämpft und gearbeitet, aber leider hat es nicht gereicht." Für die Meisterschaft, so Gislason weiter, bedeute diese Niederlage indes nichts. "Der HSV ist zwar vier Punkte weg, aus eigener Kraft können wir nicht mehr Meister werden - doch die Saison ist lang, es kann viel passieren." Schade wäre es allerdings, fügte Gislason noch an, "wenn die Meisterschaft durch Verletzungen entschieden würde."

Mannheims starke Leistung wollte Kiels Trainer nicht schmälern. Matchwinner bei den Badenern war zweifellos der aktuelle "Welthandballer" Slawomir Szmal, der den THW-Angreifern mit Glanzparaden den Zahn zog. Doch Szmal verlässt Mannheim im Juli Richtung Vive Kielce. Als Nachfolger wird Flensburgs Schwede Dan Beutler gehandelt, Löwen-Manager Thorsten Storm räumte am Mittwochabend endgültig auf mit diesem Gerücht. Das sei absurd, sagte Storm. "Beutler kommt nicht, es gibt keinerlei Kontakt."

Für das Kieler "Restaufgebot" blieb immerhin Anerkennung. In der ersten Halbzeit waren die "Zebras" mit ihrem jungen "Anführer" Aron Palmarsson sogar das bessere Team, haderten allein mit ihrer Chancenverwertung. Einen guten Eindruck machte der zuletzt gescholtene Milutin Dragicevic. Der Serbe erzielte acht zum Teil sehenswerte Tore, seine Abwehrschwächen verwässerten allerdings den Gesamteindruck. Erfreulich auch, dass Christian Zeitz zurück ist. Das Comeback des Linkshänders nach vierwöchiger Pause verlief - wie nicht anders zu erwarten - durchwachsen. Zeitz erzielte zwei Tore, sucht aber noch seinen Rhythmus. Was fehlte, war ein Kopf, einer wie Jicha, der Verantwortung übernimmt.

Zeit, die Niederlage aufzuarbeiten, bleibt keine. Am Sonntag (17.15 Uhr) steht das nächste Topspiel in der Champions League beim FC Barcelona auf dem Programm. "Ich hoffe, dass unsere Ärzte Filip wieder auf die Beine bekommen", lautet der Wunsch von Gislason. Neuzugang Robert Arrhenius fliegt ebenfalls nach Spanien. Der schwedische Blitztransfer, der keine Spielberechtigung für die Königsklasse hat, nutzt die Gelegenheit, persönliche Dinge in seine neue Wahlheimat zu holen. Momentan lebt er in einem Kieler Hotel aus dem Koffer.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.12.2010)


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