Am Sonnabend kommt es in der Sporthalle Gießen-Ost zu einem
Wiedersehen alter Bekannter: Am 16. Februar 1985 spielten der
THW Kiel und der TV Hüttenberg zum letzten Mal in der Bundesliga gegeneinander.
Die Zebras gewannen klar mit 23:17.
Dann stiegen die Mittelhessen - Gründungsmitglied der Liga - ab, und der
THW startete langsam, aber stetig seinen Aufstieg an die Spitze. Jetzt, 26 Jahre
später, fordert der Aufsteiger aus Hüttenberg den deutschen Rekordmeister aus Kiel
zum erneuten Bundesliga-Duell: Anpfiff ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie
kostenpflichtig im Internet.
www.kiel-liveticker.de liefert
zeitnah alle Informationen aus der Sporthalle Gießen-Ost.
Eigentlich, so erzählt man sich in Mittelhessen, wollte der TV Hüttenberg
in der vergangenen Saison nur die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga
schaffen. Doch dann schnupperten die Spieler von Trainer Jan Gorr, mit 33 Jahren
jetzt jüngster Trainer der TOYOTA handball-Bundesliga, vor dem
letzten Spieltag an der Sensation. Indes: Eine 35:36-Niederlage der Hüttenberger beim
Abstiegskandidaten Saarlouis ließ den Bergischen HC direkt aufsteigen,
der TVH musste in die Relegation gegen die schier übermächtig erscheinenden Mindener um
ihren Weltstar Dalibor Doder. Doch schon nach dem Hinspiel in der engen, hitzigen Atmosphäre
der Sporthalle Hüttenberg war klar, dass sich die Mittelhessen den Aufstieg
nicht mehr nehmen lassen würden: Das Hinspiel gewann man deutlich mit 30:19,
das Rückspiel in Minden verlor man zwar mit 25:29 (12:16), geriet aber
dabei nie in Gefahr, den Elf-Tore-Vorsprung noch aus der Hand zu geben.
Tagelang wurde in der Kleinstadt der Aufstieg nach 26 Jahren Bundesliga-Abstinenz
gefeiert. Denn der bedeutet auch ein Wiedersehen mit dem THW Kiel, der in den
bisher 16 Bundesliga-Duellen sechs Mal gegen den TV Hüttenberg verloren hat. Einmal
gab es ein Unentschieden, neun Spiele gewannen die Zebras (siehe auch Gegnerdaten TV Hüttenberg).
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Ex-Zebra Staffan Olsson spielte unter anderem auch
beim TV Hüttenberg.
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Doch nicht nur Spiele sind gemeinsame Geschichte beider Teams:
Staffan Olsson
spielte von 1989 bis 1991 für die Mittelhessen - als Weltmeister. Den erhofften Aufstieg
brachte
Olsson der Mannschaft allerdings nicht: Zwei Mal
scheiterte die Mannschaft knapp an diesem hohen Ziel. Der Rest der Geschichte ist
bekannter:
Olsson wechselte über den TV Niederwürzbach
an die Kieler Förde und wurde
hier zu einem der größten Stars des vergangenen Handball-Jahrzehnts. Heute verdient
Olsson als schwedischer Nationaltrainer sein Geld.
Die Zeiten haben sich geändert: Jetzt will der TV Hüttenberg die Liga mit dem
Mini-Etat von nur einer Million Euro aufmischen. Das ist nur möglich,
weil in Hüttenberg beinahe jeder Spieler neben dem Handball einen weiteren
Beruf ausübt - nur der vom TuS N-Lübbecke gekommene Torwart Milos Putera ist ein
Handball-Profi. Spielmacher Florian Laudt, mit 114 Toren in der vergangenen Spielzeit
maßgeblich am Aufstieg beteiligt, verdient sein Geld als Lehrer für Sport und Mathematik.
Laudt gehörte
zum Junioren-Europameister-Team 2004, erzielte im Finale das entscheidende Tor. Heute
ist auch er angekommen in der besten Liga der Welt.
Spieler aus der Region
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Einziger Profi unter Handball-Amateuren: Neuzugang Milos Putera.
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TVH |
Laudt ist einer der vielen Spieler aus der Region, mit denen der TV Hüttenberg in der
TOYOTA Handball-Bundesliga bestehen will. "Wir sind ein verschworener Haufen", sagt Jan Gorr,
der trotz seiner jungen Jahre schon auf eine sechsjährige Erfahrung als Cheftrainer des
Aufsteigers zurück blickt. "Unsere große Stärke ist das Kollektiv." Zudem setzt der TVH
auf junge, erfolgshungrige Spieler. Kein Akteur im
kader
des Aufsteigers ist vor 1982 geboren. "Es ist seit Jahren unsere Philosophie,
junge Spieler weiterzuentwickeln. Mit dieser Art von Personalpolitik sind
wir schließlich in die Bundesliga aufgestiegen", will Gorr auch in der Beletage
vom grundsätzlichen Kurs nicht abweichen. Deshalb
verpflichtete der TV Hüttenberg auch - bis auf Putera - keine Stars, sondern
Akteure, die in Hessen verwurzelt sind. Mit Rückraumspieler Timm Schneider
und Kreisläufer Sebastian Weber
wechselten zu dieser Saison zwei weitere Spieler von der HSG Wetzlar
nach Hüttenberg, insgesamt stehen damit fünf ehemalige Wetzlarer
im Kader (siehe auch
Gegnerkader TV Hüttenberg). Keine zehn Kilometer trennen die beiden Vereine auf
der Landkarte, in den gemeinsamen Zweitligazeiten standen sie
sich in legendären Derbys gegenüber. In dieser Saison
stehen diese Duelle nun also endlich erstmals in der TOYOTA Handball-Bundesliga
an.
Laudt fällt lange aus
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Verletzt: Florian Laudt.
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TVH |
Das erste Hessen-Derby zum Auftakt der neuen Saison hat der TV Hüttenberg allerdings
verloren: In Melsungen setzte es zum Debüt eine 21:28-Niederlage.
"Für uns war das nach der langen Zeit Abstinenz von der ersten Liga
ein ganz besonderes Spiel", erklärte Gorr nach dem missglückten Auftakt. Man habe
die eigenen Qualitäten wie das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff
aber nicht einbringen können."Trotzdem haben wir in Teilen
eine ordentliche Leistung abgeliefert und können so durchaus
noch etwas Positives aus der Niederlage ziehen." Schlimmer noch
als die Niederlage war aber die Nachricht, dass Florian Laudt
dem Aufsteiger eventuell mehrere Monate fehlen wird. Ein Muskelriss in der Rotatorenmanschette
in der Schulter zwingt den 27-Jährigen zunächst einmal zu einer dreiwöchigen
Reha-Pause. Sollte die keine Besserung bringen, droht Laudt eine Operation.
Deshalb legte der Aufsteiger auf dem Transfer-Markt noch einmal nach und
verpflichtete mit Sebastian Roth von Eintracht Hildesheim einen weiteren Neuzugang für den Rückraum.
Und auch Rückraumspieler Tomasz Jezewski wird dem Aufsteiger wegen einer chronischen Reizung
der Patellasehne, die operiert werden musste, voraussichtlich lange fehlen.
Spiel findet in Gießen statt
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Jüngster Trainer der Liga: Jan Gorr.
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TVH |
Das erste Heimspiel in der TOYOTA Handball-Bundesliga nach dem Wiederaufstieg
bestreiten die Hüttenberger allerdings nicht in der gefürchteten Sporthalle der Gemeinde.
Diese muss für das Abenteuer Bundesliga aufwändig umgebaut werden - ein Unterfangen,
das vor der Saison für Aufsehen gesorgt hatte. Der Bund der Steuerzahler hatte
moniert, dass die Gemeinde die Hälfte der rund 210.000 Euro für die Baumaßnahmen
trägt, und dies als "Finanzierung von Profisport mit Steuergeldern" angeprangert.
Weil der Umbau noch nicht abgeschlossen ist, ziehen die Hüttenberger ins benachbarte
Gießen um. Die dortige Sporthalle Ost war Heimstätte des ehemaligen
Frauenbundesligisten TV Lützellinden
und bietet 3.500 Zuschauern Platz. Die Verantwortlichen hoffen gegen den Rekordmeister auf
eine ausverkaufte Halle: "Mit dem ersten Heimspiel erwartet die
heimischen Fans gleich ein echtes Highlight", freut sich Martin
Volk von der Marketing Gesellschaft Hüttenberg mbH auf eine volle Halle und eine tolle Kulisse.
Kim Andersson warnt vor Übermut
Der deutsche Rekordmeister reist nach dem furiosen
35:21-Sieg im Derby
gegen die SG Flensburg-Handewitt mit viel Selbstbewusstsein nach Hessen.
Dennoch warnt Rückraumspieler
Kim Andersson vor
Übermut: "Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Flensburg. Die Hüttenberger
werden richtig heiß auf ihre Heimpremiere sein und uns bestimmt gerne ein Bein stellen
wollen." Trotzdem gehe der THW natürlich als Favorit in die Partie. "Wir wollen
den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten und konzentrieren uns voll und ganz
auf die erste Auswärtsaufgabe der Saison", so
Andersson.
Das Spiel in Gießen wird von den Unparteiischen
Robert Schulze und Tobias Tönnies geleitet.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aktualisierung vom 8. September
Zum ersten Duell mit dem TV Hüttenberg seit über 26 Jahren reist der
THW-Tross auch mit den beliebtesten und aktuellsten Fanartikeln nach
Gießen. Handballfans, die Karten für das Spiel der Bundesliga-Gründungsmitglieder
ergattern konnten, können sich damit vor Ort vom Sortiment des THW überzeugen
und das eine oder andere Schnäppchen ergattern.
Bitte lesen Sie auch
Aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:
- TV Hüttenberg:
-
Wir haben mit Gummersbach in der vergangenen Saison ein Testspiel in Hüttenberg absolviert und ein Team erlebt, dass einen
erfrischenden, schönen und schnellen Handball spielt. Der wird zwar nicht sehr viele Punkte einbringen, aber Sympathien
und Platz 16. Diese Platzierung bedeutet immerhin die Relegation. In eigener Halle wird die Mannschaft ohne Stars ihre Punkte
holen müssen. Hüttenberg geht 60 Minuten lang hohes Tempo, über Gegenstöße gelingen viele leichte Tore, das spart viel Kraft.
Druck hat der Aufsteiger überhaupt nicht, auch das hilft.
(aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)
Aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:
"Alles nette Schwiegersöhne"
Horst Spengler, Weltmeister 1978 und "Mr. Hüttenberg", erklärt den Aufsteiger
Der Aufstieg war eine Sensation: Im Trikot des TV Hüttenberg stecken
ausschließlich Feierabend-Handballer, einziger Profi ist der Trainer. Nun
will der Neuling, 26 Jahre nach dem Abstieg, in Liga eins wieder für
Furore sorgen. Das Zebra-Journal sprach mit Horst Spengler, Weltmeister
1978 und Urgestein des Vereins.
- Zebra-Journal:
-
Warum können Sie sich noch gut an den 5. Juni erinnern?
- Horst Spengler:
-
Weil es ein unvergesslicher Tag war. Am Sonntagmorgen haben wir eine
Städtereise nach Amsterdam unternommen. Abends sind wir zum Relegations-
Rückspiel GWD Minden gegen unseren TV Hüttenberg gefahren. Wir verloren
zwar 25:29. Aber es war die schönste Niederlage der Saison. Denn nach dem
grandiosen 30:19-Heimsieg sind wir wieder in die Eliteklasse
aufgestiegen. Die Stimmung war phantastisch, der helle Wahnsinn. Die über
500 mitgereisten Fans waren schier aus dem Häuschen.
- Zebra-Journal:
-
Nach der Rückkehr nach Hüttenberg wurde der Triumph ausgiebig gefeiert...
- Horst Spengler:
-
Da ging richtig die Post ab. Mit dem Traktor fuhren Mannschaft und
Trainer Jan Gorr am nächsten Tag durch die 11.000-Einwohner-Gemeinde
zwischen Wetzlar und Gießen und wurden frenetisch für die Rückkehr nach
26 Jahren in die Bundesliga gefeiert. Das Bier floss in Strömen. Es war
ein würdiger Rahmen für den großen Coup.
- Zebra-Journal:
-
Wie war denn der Aufstieg mit einem Mini-Etat von nur rund 600.000 Euro
und mit dieser jungen Mannschaft möglich?
- Horst Spengler:
-
Vor der Saison lautete die Zielsetzung Qualifikation für die eingleisige
2. Liga. Jetzt sind wir oben, das ist der Hammer. Zumal alle Feierabend-
Handballer sind, - die einem Beruf nachgehen oder studieren. Das sind
alles prima Kumpels, die auch nach den Spielen etwas zusammen
unternehmen. Unser kleiner Verein aus einem handballverrückten Dorf ist
für seine beispiellose Jugend-Arbeit belohnt worden.
- Zebra-Journal:
-
Welchen Anteil hat Jan Gorr?
- Horst Spengler:
-
Seitdem er 2005 das Amt übernommen hat, geht es aufwärts. Er ist 33 Jahre
alt, der jüngste Trainer in der Liga, einen besseren Coach hätte der TVH
nicht finden können. Gorr ist der einzige Vollprofi, er lebt Handball.
Von 24 Stunden am Tag ist er zwölf Stunden in der Halle.
- Zebra-Journal:
-
Was zeichnet die Aufstiegs-Mannschaft aus?
- Horst Spengler:
-
Die Kontinuität und der jugendliche Elan. Fast die Hälfte der Spieler
sind seit der C-Jugend in Hüttenberg zusammen. Es passt einfach alles,
sportlich, charakterlich. In der Truppe gibt es keine Quertreiber, das
sind eigentlich alles nette Schwiegersöhne. Sportlich ist die offensive
3-2-1-Abwehr das Prunkstück. Unser Manko ist, dass wir aus dem Rückraum
kaum Tore werfen, weil wir keinen Shooter haben.
- Zebra-Journal:
-
Glauben Sie an das Wunder Klassenerhalt für Hüttenberg?
- Horst Spengler:
-
Das wird mit einem Etat von nur rund einer Million Euro und so vielen
unerfahrenen Talenten verdammt schwer. Der Klassenerhalt wäre für mich
eine noch größere Sensation als der Aufstieg. Aber die Jungs haben nichts
zu verlieren, sie können nur gewinnen. Wir werden voraussichtlich mit
Mannschaften wie Burgdorf, Balingen, Wetzlar sowie den anderen
Aufsteigern gegen den Abstieg kämpfen. Aber ich halte es nicht für
ausgeschlossen, dass ein Verein während der Saison pleite geht. Ich hoffe
es zwar nicht wegen des Images des Handballs, aber Beispiele für
unseriöse Finanzpolitik der Clubs gab es ja genug.
- Zebra-Journal:
-
Hüttenberg startet in die Saison mit dem Gastspiel in Melsungen, der
Heimpremiere gegen den THW Kiel und dem Derby in Wetzlar. Was sagen Sie
zum Auftaktprogramm?
- Horst Spengler:
-
Da droht ein Fehlstart mit 0:6 Punkten. Melsungen hat eine
zusammengekaufte "Legionärstruppe". Wenn es bei ihr nicht läuft, haben
wir eine Chance von zehn Prozent. Aber gegen den THW haben wir null
Chancen. Dass der Rekordmeister mit seinen zahlreichen Weltstars bei uns
überhaupt antritt, bedeutet für die Region und den Verein ein Fest, auch
wenn wir klar verlieren. Im Derby gegen Wetzlar sind wir Außenseiter.
Aber man weiß ja, Derbys haben ihre eigenen Gesetze.
- Zebra-Journal:
-
Sie sind ein Hüttenberger Urgestein, hielten ihrem Verein die Treue,
obwohl sie als Weltmeister umworben waren. Warum?
- Horst Spengler:
-
Ich spielte hier zwölf Jahre als Kreisläufer, später war ich
Spielertrainer. 1975 hatte ich ein lukratives Angebot vom TuS
Nettelstedt. Ich hatte mir schon eine Wohnung in Münster ausgesucht. Aber
ich bin wegen meines Vaters Rudolf geblieben, der mein Trainer in
Hüttenberg war. Nach der WM 1978 war ich beim VfL Gummersbach bzw. dem TV
Großwallstadt im Gespräch. Aber ich sagte ab. Die Gemeinde stellte mir
für die Vereinstreue einen Bauplatz zur Verfügung. Der war mir mehr wert
als Bargeld. Und als Dank, dass ich geblieben bin, wurde eine Straße nach
mir benannt der Horst-Spengler-Ring im Ortsteil Hochelheim. Das ist
ungewöhnlich, denn so eine Ehrung wird einem eigentlich dann erst zuteil,
wenn man das Zeitliche gesegnet hat.
- Zebra-Journal:
-
Zurück zum Thema Bundesliga. Wer wird Meister?
- Horst Spengler:
-
Wenn sich keiner verletzt und Daniel Narcisse
wieder fit ist, dann holt
der THW den Titel vor dem HSV. Aber: Die Kieler müssen sich spielerisch
weiterentwickeln. Barca hat ihnen in der Champions League vorgemacht, wie
man im Angriff effektiv, attraktiv und erfolgreich spielt. Aber das hat
ein Trainer-Fuchs wie Alfred Gislason gesehen...
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)
Horst Spengler
Geboren am 10. Februar 1950 in Gießen-Lützellinden, verheiratet mit
Heidrun, Vater von zwei Töchtern, Alexandra (27) und Kira (24).
147
Länderspiele (293 Tore), Weltmeister 1978 in Dänemark mit der
Nationalmannschaft, deren Kapitän er war.
Olympia-Vierter 1976 in
Montreal, zwölf Jahre Spieler, danach Spielertrainer beim TV Hüttenberg.
Mit ihm stand er zweimal im Halbfinale zur deutschen Meisterschaft und
zweimal im Finale um den DHB-Pokal, scheiterte stets am damaligen
Rekordmeister VfL Gummersbach. Als Trainer führte er die SG Wallau-
Massenheim und die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen in die Bundesliga, beim
DHB war er einst Coach der Junioren-Nationalmannschaft. Nach dem Ende
seiner Handball-Karriere ist Spengler als Lehrer für Sport, Mathematik
und Physik am Johanneum-Gymnasium in Herborn tätig. Der 61-Jährige ist
Oberstudienrat.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2011:
Dorfverein dreht die Uhren zurück
Ein Profi, ein Mini-Etat: THW-Gegner Hüttenberg ist ganz anders
Hüttenberg. Heute erwartet der TV Hüttenberg den
THW Kiel (20.15 Uhr). Das hört sich an wie ein ganz
normales Punktspiel in der Handball-Bundesliga,
tatsächlich ist es ein Märchen. Eines, das im Sommer
2005 seinen Anfang nahm, als die Hüttenberger als
Tabellenletzter aus der 2. Liga Süd abgestiegen waren,
und der 27-jährige Jan Gorr ihr Trainer wurde.
"Ich bin im Glauben nach Hüttenberg gegangen, einen Regionalligisten
zu übernehmen", sagt Gorr heute. Doch die Lizenzentzüge anderer
Vereine verhinderten den Abstieg. Gleich im ersten Jahr führte Gorr
die Hessen auf den achten Platz und legte mit Spielern aus der Region
den Grundstein für den Aufstieg in die Bundesliga. Das Gesicht der
Mannschaft ist Florian Laudt, der vor sieben Jahren mit Silvio
Heinevetter und Sven-Sören Christophersen (beide Berlin) Gold bei
einer Junioren-EM gewann. Laudt, mit der Tochter des Hüttenberger
Urgesteins Horst Spengler liiert, arbeitet tagsüber als Mathe- und
Sportlehrer an einer Gesamtschule, abends trainiert er mit den
Kollegen, die er als Mittelmann führt. Sollte der Verein, der mit
Torhüter Milos Putera nur einen Profi besitzt, den Schlüsselspieler
benennen müssen, wäre es der 27-jährige Laudt. Ausgerechnet er, der
Kapitän, wird nun wegen einer komplizierten Schulterverletzung
monatelang fehlen. Genau wie Abwehrspezialist Tomasz Jezewski
(Operation an der Patellasehne). "Diese kurzfristigen Ausfälle sind
für uns sehr schwer zu kompensieren", sagt Gorr, der kurzfristige
Neuverpflichtungen ausschließt. Einerseits muss der Aufsteiger mit
einem Mini-Etat von einer Million Euro haushalten, einem Zehntel
dessen, was dem Gegner aus Kiel zur Verfügung steht. Außerdem, so
Gorr, wäre die Stärke seiner Mannschaft das gebundene Spiel, die
automatisierten Abläufe. Da muss ein Neuer einen langen Anlauf
nehmen, um eine echte Hilfe zu werden.
Bis zum vorletzten Spieltag waren die Hüttenberger Zweitliga-Tabellenführer,
dann verloren sie bei der abstiegsbedrohten HG Saarlouis mit 35:36 und
wurden auf der Ziellinie noch vom Bergischen HC überholt. In einem
denkwürdigen Relegationsspiel gegen den Nord-Zweiten aus Minden legten
sie im zweiten Anlauf den Grundstein für den Aufstieg. 30:19 siegte der
TV in eigener Halle, die 25:29-Niederlage im Rückspiel war bedeutungslos.
Es passte zu dem sympathischen Club, dass die Spieler sich anschließend mit
einem Traktor durch ihre 10 000-Einwohner-Gemeinde kutschieren ließen.
Sie hätten keine fünf Minuten darüber nachgedacht, die zahlreichen
Eigengewächse aus dem Kader zu fegen und auf Profis zu setzen, sagt Gorr.
Objektiv betrachtet seien die Chancen zwar nicht groß, in der Liga zu
bleiben. "Aber wir haben uns trotzdem zum Ziel gesetzt, länger als ein
Jahr zu bleiben." Prunkstück ist die offensive 3:2:1-Deckung, in der ein
direkter Kontakt mit dem Gegner ausdrücklich erwünscht ist. Eine
mannbezogene Spielweise, die den Kielern nicht liegt. Gorr rechnet
dennoch nicht damit, den THW-Express stoppen zu können. Zumal die kultige
Heimspielstätte, in deren hitziger Atmosphäre kürzlich Minden unterging,
derzeit umgebaut wird, um den Bundesliga-Anforderungen gerecht zu werden.
Typisch für diesen etwas anderen Verein, dass Freiwillige den alten
Bodenbelag entfernten, um Geld zu sparen. Das Kiel-Spiel wird deshalb in
der deutlich größeren Gießener Osthalle stattfinden. "Ein echtes Heimspiel
ist das nicht", sagt Gorr, dessen Vater Reinhold einst Vorsitzender des
TV Hüttenberg gewesen ist. "Aber es ist das Spiel eins nach den jüngsten
Hiobsbotschaften und schon deshalb ein spannender Vergleich."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2011)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
TV Hüttenberg - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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