23.01.2012 | EM 2012 |
Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt. |
Einen Tag nach dem 21:21 gegen die Deutschen werden sie von einheimischen Journalisten besucht. Ein Treffen, das mit einer halbstündigen Busfahrt beginnt. Die Stimmung unter den Kollegen ist gut, es wird Musik gehört und gerätselt, wo denn der serbische Fan geblieben ist. Entgegen den Erwartungen war aus der "Beogradska-Arena" kein Hexenkessel geworden. Offen will sich keiner aus dem Team dazu äußern, doch alle wissen, dass der Kader für ein solches Turnier nicht breit genug ist, sie die Hilfe von den Rängen brauchen.
Die Vorrunde spielten die Serben in der Pionir-Arena (8000 Zuschauer), die auch nur gegen Dänemark ausverkauft war. Immerhin schalteten bei dieser Partie 2,5 Millionen Landsleute den Fernseher ein - jeder dritte Serbe. Für Handball, hinter Basket-, Fuß-, Volley-, und Wasserball die Nummer fünf im Lande, ist das eine historische Quote.
In der 20 000 Zuschauer fassenden "Beogradska-Arena" glühten aber nur rund um das Fernsehstudio einige hundert Fans. Jugendliche aus Nis, die mit drei Bussen angereist waren. Hätten die Spieler entscheiden dürfen, sie hätten in Nis gespielt. Hier ist der Handball zu Hause, hier bestreiten sie in der Regel ihre Testspiele. Doch Geld lässt sich nur in dem Tempel verdienen, in dem vor knapp vier Jahren auch der "Eurovision Song Contest" ausgetragen wurde.
Die Handballer spielten erstmals hier, ein echtes Heimspiel war es vor den Augen ihres Staatspräsidenten Boris Tadic nicht. Offensichtlich war versäumt worden, den Ticketverkauf zu begrenzen. So bestellten in Belgrad wohnende Mazedonier in großem Stil für die Verwandtschaft. Weil es nur Tageskarten gibt und diese beim Verlassen der Halle ungültig werden, konnten die Mazedonier ihre nach der Dänemark-Niederlage nicht mehr verkaufen.
Und da Frust sich billiger in der Stadt ertränken lässt, hatten viele ihren Sitzplatz schon vor dem Abendspiel geräumt. Trotzdem, der Rummel um die Handballer ist für serbische Verhältnisse enorm, die Hoffnung groß, dass gegen Schweden auch in der großen Halle der Funke überspringen wird. "Vor einer Woche waren wir total anonym", sagt Ilic. "Jetzt können wir nicht mehr unerkannt durch die Stadt gehen." Auch ein Grund, warum sie ihr Versteck erst nach dem Endspiel verlassen wollen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2012)
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