21./23.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2012 | EM 2012 |
Update #1 | KN-Bericht ergänzt ... |
Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt. |
Doch spätestens nach dem Siebenmetertreffer von Momir Ilic zum 5:1 (11.) hatte sich die deutsche Mannschaft gefangen. Die Abwehr stand gut gegen Serben, die ihre Angriffe mit sehr viel Geduld vortrugen und dabei zunehmend vergeblich die Lücke suchten. Zudem erwischte Silvio Heinevetter einen starken Tag zwischen den Pfosten und entnervte früh Marko Vujin. Durch drei Treffer von Holger Glandorf zum 4:5-Anschluss war Deutschland in der 17. Spielminute endgültig im Spiel angekommen. Doch die Serben, bei denen der zukünftige Göppinger Darko Stanic zwischen den Pfosten ebenfalls sehr stark begann, ließen den Ausgleich nicht zu. Stattdessen drehten sie noch einmal auf, besonders Momir Ilic übernahm viel Verantwortung, trag zum 7:5 und zum 9:6. Nachdem Gensheimer verkürzte, musste der Linksaußen nach einem Foul an Stankovic für zwei Minuten auf die Bank, wenig später folgte ihm auch Christophersen. Diese doppelte Überzahl nutzten die Gastgeber noch, um durch zwei weitere Ilic-Treffer zum 12:7-Pausenstand zu erhöhen.
Als Nikcevic, Cutura und der Linkshänder Stankovic nach dem Seitenwechsel gar auf 15:8 erhöhten, schien die Partie bereits so gut wie entschieden. Doch Deutschland kämpfte sich über eine bärenstarke Abwehrarbeit gegen allerdings auch größtenteils ideenlose Serben zurück. Wurde der Ball gewonnen, versuchte das DHB-Team, über die zweite Welle schnell zum Erfolg zu kommen. Es gelang; selbst Abwehrchef Oliver Roggisch konnte sich in dieser Phase zweimal in die Torschützenliste eintragen, nach Kaufmanns Duseltreffer zum 14:16 (40.) war wieder alles drin.
Nach zwei Gensheimer-Treffern zum 16:17 hatte das DHB-Team mehrfach die Chance zum Ausgleich vergeben, ehe Nikcevic im Gegenstoß das 18:16 besorgte. Doch wenig später war es dann soweit: Christoph Theuerkauf traf zum 18:18, dem ersten Ausgleichstreffer der Partie, in der 49. Minute.
Serbien jedoch legte weiter vor: Ilic und Nikcevic trafen zum 20:18, Christophersen verkürzte und Stojkovic legte rund sieben Minuten vor Schluss zum 21:19 nach. Dies sollte der letzte Treffer für die Serben sein.
Die Endphase wurde nun dramatisch: Adrian Pfahl traf zum erneuten Anschluss, Vujin scheiterte einmal mehr am nicht mehr zu überwindenden Heinevetter. Oliver Roggisch musste fünf Minuten vor dem Ende zum zweiten Mal für zwei Minuten auf die Bank, doch Deutschland überstand die Unterzahlsituation schadlos. Als Glandorf im Angriff ein Fehlpass unterlief, hatte Nikcevic im Gegenstoß die große Chance auf den 22. serbischen Treffer, doch der Linksaußen traf nur den Innenpfosten. Gensheimer versuchte es zweieinhalb Minuten vor Schluss aus dem Rückraum, wurde aber geblockt. Ilic warf für die Serben neben das Tor, Kaufmann scheiterte eine Minute vor Schluss an Stanic. Serbien konnte den letzten Angriff nicht bis zur Sirene herunterspielen, daher nahm sich einmal mehr Ilic ein Herz - doch Heinevetter parierte auch diesen Wurf und gab seiner Mannschaft damit 18 Sekunden vor Schluss die Chance auf ein Unentschieden. Zehn Sekunden später musste Ilic für zwei Minuten auf die Bank, Heuberger brachte für den letzten Spielzug Christophersen mit grünem Leibchen als siebten Feldspieler. Der Berliner wurde angespielt, warf - und traf zum verdienten Unentschieden.
Am Montag geht es für das DHB-Team weiter: Um 18.20 Uhr trifft man dann auf Vize-Weltmeister Dänemark. Das ZDF überträgt live, im Kieler Hauptbahnhof wird auch diese Partie auf einer Großbildleinwand übertragen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2012:
Ihm konnte geholfen werden: Der nächste Gegner heißt heute Dänemark (18.20 Uhr, ZDF). Verzichten muss Heuberger gegen den Vize-Weltmeister vielleicht auf Kapitän Pascal Hens. Der Hamburger legte sich gestern mit einem Magen-Darm-Infekt ins Bett.
Er wäre so auf Serbien fokussiert gewesen, dass ihn alles andere nicht erreicht hätte, erklärte der Bundestrainer seine Gegner-Unkenntnis.Obwohl ihn die Linie daran hinderte, aktiv in das furchtbare Spiel seiner Mannschaft einzugreifen, gab er den achten Mann. Der grausam schlechte Start, der Sieben-Tore-Rückstand, die zahllosen Rückschläge in der Endphase - alles ließ sich wunderbar am schmalen Rücken des 47-Jährigen ablesen. Eigentlich waren nicht Silvio Heinevetter und Sven-Sören Christophersen die Helden. Vielmehr war es Masseur Reinhold Roth, der im wohl kribbeligsten Moment einen Vulkan abkühlte.
Der Reihe nach: Die Schiedsrichter hatten in der 53. Minute ein serbisches Stürmerfoul übersehen und so Rastko Stojkovic das 19:21 geschenkt. Heuberger ("Ich war am Überkochen") rastete aus und war nur eine Haaresbreite von einer Zeitstrafe entfernt. Zwei Tore zurück, ein Spieler weniger, Schiedsrichter mit Serben-Brillen - das wäre wohl die Entscheidung gewesen. Doch Roth drückte den völlig Entrückten auf einen Stuhl, massierte dessen Nacken, drückte seine Stirn an die des verzweifelten Trainers. Die Ersatzspieler drängten ihn, sich endlich zu beruhigen. "Das war ein Fehler, das darf nicht passieren", sagte Heuberger, der anschließend seine schlechteste Nacht bei dieser EM erleben sollte. "Aber da wir die Demokratie leben, muss ich mich auch von den Spielern einmal zügeln lassen."
Von Roth geerdet, flehte er Kenneth Abrahamsen mit gefalteten Händen an. Ob der Schiedsrichter ihn erhörte, ließ sich aus dessen Entscheidungen nicht ableiten. Offenbar schien sich aber der Handballgott für die Deutschen zu erwärmen, die schlecht spielten, aber große Moral zeigten. Sie konnten sich auf Heinevetter verlassen, der 43 Prozent der Würfe hielt und in den letzten sieben Minuten alle. "Heine war unglaublich", lobte Heuberger, der sich aber gewünscht hätte, dass er besser hören würde. So brüllten sich jene, die in den letzten Sekunden nicht auf dem Feld standen, die Seele aus dem Leib, um ihn zu erreichen. Es stand 21:20 für die Serben, Christophersen sollte als siebter Feldspieler kommen. Als "Heine" erwachte, waren acht Sekunden geblieben. "Wir hatten uns auf eine solche Situation vorbereitet, aber dann anders gespielt", sagte Christophersen. Der siebte Feldspieler ist derjenige, der für den Torhüter ausgewechselt wird. Deshalb ist es sinnvoll, wenn er nicht der letzte ist, der den Ball hat. "Irgendwie ist er in meiner Hand aufgetaucht", sagte Christophersen. "Ich hatte keine Wahl." Irgendwie. Irgendwann ist genauer, es geschah zwei Sekunden vor dem Abpfiff.
"Als wir sieben Tore zurücklagen, haben wir uns nur darauf konzentriert, das Torverhältnis zu verbessern", sagte Oliver Roggisch, der reichlich unaufgeregt mit gebrochener Nase die serbischen Angriffswellen brach. "Jetzt wissen wir, dass wir sogar sieben Tore aufholen können." Aber - mit einer solchen Leistung wäre es vermessen, vom Halbfinale zu träumen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2012)
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