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16.07.2012 Vorbereitung

Kieler Nachrichten: Ein Hauch von La Reunion

Trainer Alfred Gislason gönnt seiner Mannschaft entspannten Saisonstart - Olympia behindert die Vorbereitung

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.07.2012:

Patrick Wiencek (2. v. li.) eingerahmt von seinen neuen Arbeitskollegen Christian Sprenger,  Raul Alonso (Nachwuchstrainer) und Andreas Palicka (v.li.).
Klicken Sie zum Vergrößern! Patrick Wiencek (2. v. li.) eingerahmt von seinen neuen Arbeitskollegen Christian Sprenger, Raul Alonso (Nachwuchstrainer) und Andreas Palicka (v.li.).
Hohwacht. Palmen wachsen in Kiel nur im Botanischen Garten, für das Paragliden fehlen die Klippen, und einen Vulkan gibt es in der Hauptstadt des Handballs auch nicht. Aber den Geist von La Reunion werden die Spieler des Triple-Siegers THW Kiel in den kommenden Tagen erneut spüren dürfen. Beim Wiedersehen mit seiner Mannschaft im Hohwachter Golf- und Countryclub versprach Trainer Alfred Gislason gestern, gelassen in eine Saison zu starten, die angesichts der Olympiateilnahme von sieben "Zebras" holprig werden könnte.
"Wir machen La Reunion in Kiel", sagte Gislason, der wie seine sieben Spieler, die nicht an den Spielen in London teilnehmen, einen sehr entspannten Eindruck machte.

Auf der Zielgeraden der vergangenen Saison hätte die Mannschaft mit ihm einen La-Reunion-Start ausgehandelt, sollte sie tatsächlich die Null bewahren. Im Mai, räumte Gislason jetzt ein, hätte auch ihn der Ehrgeiz gepackt, diese Zahl in Beton zu gießen. "Am Ende war ich regelrecht besessen davon", sagte der Isländer, der heute wieder über seinen Tunnelblick lachen kann. Aber damals, daran erinnert er sich genau, hätte er im letzten Punktspiel gegen den VfL Gummersbach (39:29) noch seinen Kapitän Marcus Ahlm zu einem Sieg mit zwölf Toren Differenz motivieren wollen. "Dann hätten wir ein Torverhältnis von plus 300 gehabt."

In der ersten Woche nach der Meisterfeier seien ihm ernsthafte Bedenken daran gekommen, ob er tatsächlich, wie geplant, noch als 60-Jähriger Trainer in der Bundesliga sein könne, sagte Gislason, der Anfang September seinen 53. Geburtstag feiern wird. Die intensive Gartenarbeit in seinem Haus bei Magdeburg hätte ihn schließlich beruhigt. Kurz-Trips nach Schwerin oder auf die Wartburg hätten ihr Übrigens getan, um die ausgesaugte Batterie wieder aufzuladen. Womit er sich nach dieser perfekten Saison noch motivieren kann? Es sei eine große Herausforderung, mit den vielen Neuen ein Team zu formen, das das Final4 der Champions League erreichen und Meister werden soll.

Von den bislang vier Neuen war in Hohwacht nur Patrick Wiencek dabei. Marko Vujin (Serbien/rechter Rückraum), Gudjon Valur Sigurdsson (Island/Linksaußen) und Rene Toft-Hansen (Dänemark/Kreisläufer) werden erst nach den Spielen am Arbeitsplatz erwartet. Auch Olympiasieger dürfen dabei nicht auf Sonderurlaub hoffen. "Dafür haben wir keine Zeit", sagte Gislason. "Am 14. August müssen alle hier sein."

Anschließend bleiben den "Zebras", die am 25. August in Gummersbach in die neue Saison starten, elf Tage, um eine Mannschaft zu werden. Zu wenig. Deshalb will Gislason den Super Globe in Katar (27. August bis 1. September) nutzen, um an der Taktik feilen. "Das wird unser Trainingslager."

Im Fokus wird dabei vor allem Vujin stehen, der im rechten Rückraum Kim Andersson ersetzen soll. Der 27-jährige Serbe hat allerdings noch nie Abwehr gespielt. Würde er das nicht erlernen, hätten alle, so Gislason, ein "riesiges Problem". Er sei aber zuversichtlich, dass Vujin, der als sehr intelligenter Spieler gilt, die Abläufe innerhalb eines halben Jahres erlernen werde.

Hinter den Kulissen wird beim Rekordmeister auch intensiv an der mittelfristigen Zukunft gebastelt. So sind sich Filip Jicha und die Clubverantwortlichen offenbar einig, dass der Vertrag des Tschechen sich bis Sommer 2017 verlängern wird. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte Manager Klaus Elwardt, der den Saisonstart ebenfalls sehr gelassen erwartet. "Wir wissen, dass wir zuletzt etwas Einmaliges geschafft haben. Aber wir wollen auch diesmal nicht nur um einen Titel mitspielen, sondern um alle."

Kopfzerbrechen bereitet Elwardt lediglich das Abschiedsspiel für Kim Andersson, das Ende des Jahres in Kiel ausgetragen werden sollte. Mit Blick auf die chaotischen Verhältnisse beim neuen Arbeitgeber des Schweden (siehe Extra-Bericht der Kieler Nachrichten) hält Elwardt es für möglich, dass die Dänen gar nicht antreten. "Das wäre sehr schade, Kim hätte sich ein solches Spiel wirklich verdient."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.07.2012)


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