Am Samstag feierte der THW Kiel mit dem
34:25-Erfolg beim VfL Gummersbach
einen gelungenen Auftakt in die neue
Bundesliga-Saison. Doch die heimische Liga muss nun erst
einmal ruhen, denn ab Montag sind die "Zebras" beim
"IHF Super Globe 2012"
gefordert. Fünf Partien binnen sechs Tagen warten auf die
Kieler, die in Katar ihren im Mai 2011 errungenen
Vereinsweltmeisterschaftstitel verteidigen wollen.
"Die IHF ist überzeugt davon, dass Katar erneut ein perfekter Gastgeber
für das Turnier sein wird", freut sich IHF-Präsident Hassan Moustafa auf
den "IHF Super Globe": "Ich bin überzeugt davon, dass die großartigen
und herzlichen Gastgeber für eine außergewöhnliche Atmosphäre in diesem
handballliebenden Land sorgen werden. Die sechste Auflage des 'IHF Super
Globe' wird den Handball in Katar und der gesamten Golfregion einen
wichtigen Schritt nach vorn bringen und einen Vorgeschmack auf die
Weltmeisterschaft 2015 geben."
Gislason will an Taktik feilen
Stieß der Termin 2011 - in der heißen Saisonphase drei
Spieltage vor Schluss - noch auf Kritik, kann sich
Alfred Gislason mit der
Austragung des "IHF Super Globe 2012" zu Saisonbeginn anfreunden:
"Hier werden wir nur an der Taktik feilen", gibt der THW-Coach
die Marschroute vor. Angesichts der sehr kurzen Saisonvorbereitung
mit komplettem Kader aufgrund der
Olympischen Spiele
wird die Reise in den Wüstenstaat Katar so etwas wie ein
Trainingslager für die Kieler, die nach dem Bundesligastart
in Düsseldorf übernachteten; von dort fliegen sie am Sonntagmittag
über Abu Dhabi nach Doha, wo sie am Abend erwartet werden. Lediglich
der am Freitag verpflichtete Rechtsaußen
Niclas Ekberg
wird die Reise nicht mit antreten.
Doch auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu verachten:
Denn für die beteiligten Clubs geht es beim "IHF Super Globe" nicht nur um
den Titel Vereins-Weltmeister, sondern auch um viel Geld. Für den Sieger
ist ein Preisgeld von 400.000 US-Dollar ausgelobt, 200.000 US-Dollar
gibt es für den Zweitplatzierten. Und auch Platz drei ist lukrativ:
Immerhin noch 150.000 US-Dollar werden an die drittbeste Mannschaft
des Turniers ausgeschüttet.
20 Handballspiele in sechs Tagen
Bei der Vereinsweltmeisterschaft treten Mannschaften von allen
fünf Kontinenten gegeneinander an. Der THW Kiel trifft in der
Gruppe B am Montag, den 27. August um 19.45 Uhr Ortszeit (18.45 Uhr
MESZ) in der "Al-Gharafa Sports Hall" zunächst auf den katarischen Gastgeber Al-Sadd Doha, weitere
Gegner in der Vorrunde sind Sydney University HC (Australien) am
28. August um 13.00 Uhr MESZ und Asien-Clubmeister Mudhar aus
Saudi-Arabien am 29. August um 15.00 Uhr MESZ. In der Gruppe A
trifft Atletico Madrid, Finalgegner des THW Kiel in der "VELUX EHF
Champions League", auf El Zamalek (Ägypten), den katarischen Club
Al-Jaish und Panamerika-Meister Metodista Sao Bernardo (Brasilien).
Nach einem Ruhetag stehen am Freitag (31.08.) die Halbfinalspiele
und am Samstag (01.09.) schließlich die Platzierungsspiele statt.
Das Finale wird um 20.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) angepfiffen.
Von der Papierform her ist der THW Kiel glasklarer Favorit auf
den Gruppensieg. Die Mannschaft aus Sydney besteht aus Amateuren,
die selbst kaum einschätzen können, auf welchem sportlichen
Niveau sie angesiedelt sind. "Wir haben das Problem, dass wir
uns kaum mit anderen Mannschaften messen können, weil die
Distanzen innerhalb von Australien recht groß sind und wir
für ein Testspiel gegen eine ausländische Clubmannschaft
acht Stunden fliegen müssten", so Torhüter und Vizepräsident
Pascal Winkler, der sich aber keiner Illusionen hergibt:
"Wir wissen aber soviel, dass wir gegen den THW nicht
gewinnen werden und es wohl auch kein offenes Spiel wird. Wir
sind Amateure, Kiel ist die beste Clubmannschaft der Welt."
Al-Sadd mit zwei Olympiasiegern
Ein ganz anderes Kaliber aber stellt der Auftaktgegner
Al-Sadd Doha dar, der sich eigens für das Turnier mit sieben
Spielern des französischen Meisters Montpellier AHB verstärkt hat - der
einzigen Mannschaft, die den THW Kiel in der vergangenen
Saison bezwingen konnte. Unter den Leihgaben befinden sich
auch die zwei Olympiasieger
Nikola Karabatic
und William Accambray sowie Trainer Patrice Canayer, es steht für die "Zebras"
also gleich am Montag ein echter Härtetest und vermutlich das
"Endspiel" um den Gruppensieg an.
Die bisherigen Auflagen des Super Globe
Die ersten drei Auflagen des Super Globe fanden in einem Fünfjahres-Rhythmus
statt. Cantabria Santander sicherte sich den ersten Titel 1997 in Wien
gegen Drammen HK. 2002 besiegte Al Sadd Doha vor heimischem Publikum
den SC Magdeburg. 2007 setzte sich Ciudad Real in der ägyptischen Hauptstadt
gegen Al Ahly Kairo durch. Auch 2010 holten die "manchegos" den Titel, indem
sie Gastgeber Al Sadd Doha bezwangen. Das Spiel um Platz drei entschied Al
Zamalek Kairo gegen Al Sad Beirut für sich. Im vergangenen Jahr siegten
bekanntlich die Kieler durch einen
28:25-Erfolg über
Ciudad Real, das unter dem neuen Namen Atletico Madrid und mit den neuen
Spielern Alvaro Ferrer (Leon), Olympiasieger Xavier Barachet (Chambery),
Kreisläufer Angel Romero (Valladolid),
Abwehrspezialist Jakov Gojun und dem zweifachen Welthandballer Ivano
Balic (beide Zagreb) auch in diesem Jahr wieder als Mitfavorit auf den
Titel zählt. Auch 2013 soll der Super Globe wieder in Katar stattfinden.
Die Regularien
Die Mannschaften dürfen bis zu 16 Spieler einsetzen. Bei Punktgleichstand
nach der Vorrunde wird der direkte Vergleich zwischen den beteiligten
Mannschaften entscheidend. In den Halbfinals und den Platzierungsspielen
wird bei einem Unentschieden nach regulärer Spielzeit eine Verlängerung
von 2x5 Minuten gespielt, der notfalls eine zweite Verlängerung und ein
Siebenmeterwerfen folgen.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.08.2012:
THW trifft heute auf Karabatic
Titelverteidiger Kiel spielt beim Super-Globe-Auftakt in Doha gegen verstärktes Gastgeberteam
Doha. Sie waren müde, als sie gestern um 22 Uhr (MEZ) endlich
das Fünf-Sterne-Hotel Wyndham Grand Regency in Doha erreichten.
Direkt im Anschluss an ihr erstes Bundesliga-Spiel beim VfL Gummersbach
war der THW Kiel nach Düsseldorf gereist, um gestern Morgen von dort über
Abu Dhabi nach Katar zu fliegen. Im Emirat am Arabischen Golf wird
bis zum 1. September der Super Globe ausgetragen.
Erster Gegner ist heute Al Sadd Doha (18.45 Uhr, MEZ). Was lösbar
klingt, ist ein echter Prüfstein für die "Zebras", die im Vorjahr
erstmals den Titel bei dieser Vereins-Weltmeisterschaft gewannen.
Im Trikot des Hauptstadt-Clubs stecken große Namen, heuerten die
Scheichs doch die französischen Olympiasieger Nikola Karabatic
und William Accambray (Montpellier) sowie deren Clubtrainer Patrice
Canayer an. Der Weltverband IHF gestattet den Teilnehmern jeweils
drei "short term transfers", was bedeutet, dass die Gegner des THW
Kiel drei Kurzarbeiter unter Vertrag nehmen dürfen.
"Ich habe damit kein Problem", sagte Filip Jicha.
"Bei einer Vereins-WM sollten die besten Spieler sein." Allerdings werde
es für ihn und seine Kollegen nun deutlich schwerer, das Finale am Sonnabend
zu erreichen. Und das ist das Ziel, nicht nur weil der Sieger 400 000 Dollar
Preisgeld kassiert. "Aus Europa ist nur der Champions-League-Gewinner direkt
qualifiziert", sagte der Kieler. "Das zeigt den Stellenwert dieses Turniers."
Der Tscheche spielte vor neun Jahren für einige Monate in Katar und hat das
Königreich in guter Erinnerung behalten. "Die Menschen interessierten sich
sehr für Sport, gehen dafür aber nur ungern aus dem Haus, um live dabei zu
sein." Als Jicha für Al Ahli Sport Club spielte,
hatte auch der Fußballer Stefan Effenberg seinen Arbeitsplatz in den Wüstenstaat
verlegt. "Alle haben über ihn gesprochen, aber im Stadion waren dann nur 1500
Leute, um ihn zu sehen."
Nicht ausgeschlossen, so Jicha, dass sich das
Fanverhalten mittlerweile ein wenig geändert hat. So war das Super-Globe-Finale
im Mai vergangenen Jahres zwischen Kiel und Ciudad Real (inzwischen Atletico
Madrid) mit 3200 Zuschauern ausverkauft. "Damit hätte ich niemals gerechnet",
sagte Jicha, der sich nach der Geburt seines Sohnes
Vincent vor zwei Wochen wieder ganz auf den Sport konzentrieren kann. "Ich
hatte die ersten Tage frei und konnte viel Zeit mit meiner Frau Hana verbringen",
so Jicha. "Das war toll und ist angesichts unseres
Terminplans für einen Profisportler keineswegs selbstverständlich." Nun seien
Frau und Kind wieder in Melsdorf, seine Eltern wären aus Pilsen angereist -
alles geregelt, um mit seiner Mannschaft in die Hitze zu fliegen. "Ich habe vor
zwei Jahren meinen Urlaub in Katar verbracht, um Sonne zu tanken. Für mich war es
perfekt, für Hana nicht. Ihr war es viel zu heiß."
Das Ehepaar Jicha besuchte Katar im Winter. Jetzt, im
August, klettert das Thermometer auf über 40 Grad. "In den Hotels ist es aber immer
eiskalt", sagte Aron Palmarsson. "Das wird richtig lustig".
Zumindest müssen die "Zebras" ihren Biorhythmus nicht neu erfinden. Die Uhren in Katar
sind den europäischen Modellen nur um eine Stunde voraus.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.08.2012)
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