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Am Sonnabend ratlos, einen Tag später zufrieden: Bundestrainer Martin Heuberger.
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Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat die ersten beiden
Länderspiele der neuen Saison hinter sich gebracht. Nach dem ernüchternden
31:33 vom Sonnabend rehabilitierte sich die Auswahl von
Bundestrainer Martin Heuberger am Sonntag mit einem deutlichen
32:23 (19:13)
gegen die ohne ihre Topstars angetretene Mannschaft des Vize-Europameisters Serbien.
Die beiden Testspiele in Nordost-Deutschland dienten Heuberger als Probeläufe für den Auftakt der
EM-Qualifikation gegen Montenegro am 1. November in Mannheim und auch als Vorbereitung auf die
Weltmeisterschaft 2013 in Spanien.
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Vor dem Anpfiff wurde Dominik Klein von DHB-Vizepräsident
Horst Bredemeier für sein 150. Länderspiel geehrt.
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Die DHB-Auswahl hat das Länderspiel der neuen Saison verloren. In Schwerin unterlag die
Auswahl von Bundestrainer Martin Heuberger in einem Vorbereitungsspiel
für die Weltmeisterschaft 2013 in Spanien einer stark verjüngten serbischen
Mannschaft mit 31:33 (15:16). In seinem 150. Länderspiel erzielte
Dominik Klein zwei Tore,
Patrick Wiencek
hielt die Abwehr zusammen.
In der Schweriner Sport- und Kongresshalle lief die deutsche Mannschaft gegen
eine serbische Auswahl, die ohne einen Großteil ihrer Stars antrat, nahezu von Beginn an
einem Rückstand hinterher. Nach neun Minuten nahm Heuberger beim Stand von 2:7 bereits eine
Auszeit - doch die DHB-Auswahl offenbarte auch danach nicht nur im Angriff, sondern vor
allem in der Defensive große Schwächen. Als das Heuberger-Team sich aber gefangen hatte und
mit 27:24 in Führung ging (48.), hofften die 3580 Zuschauer in der nicht ausverkauften Halle
doch noch auf einen positiven Ausgang im ersten Länderspiel der neuen Saison. Doch durch individuelle
Fehler wurde der EM-Zweite wieder stark gemacht: Die ohne die beiden Kieler
Marko Vujin und
Momir Ilic an den Start gegangenen
Serben feierten am Ende einen verdienten Erfolg.
"So haben wir uns das nicht
vorgestellt", sagte der Flensburger Lars Kaufmann. "Wir wollten
uns weiterentwickeln und gewinnen, aber wir sind gar nicht ins
Spiel gekommen. Wir haben es nicht geschafft, eine stabile
Abwehr zu stellen und leichte Tore zu machen."
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
- Deutschland:
-
Heinevetter, Lichtlein; Häfner, Gensheimer (8/5),
Roggisch,
Klein (2), Wiencek,
Reichmann (4), Christophersen (4),
Pevnov (1), Müller (1), Danner (2), Richwien (1), Kaufmann (2), Weinhold (1), Kneer (5)
- Serbien:
-
Radovanovic, Abadzic; Josic (7), Sesum (6), N. Ilic (1),
Krsmancic (2), Mitrovic (5), Dragas (1), Marjanovic (1),
Djukic (4), Marsenic (2), Vukovljak, Markez (2), Mladenovic,
Terzic (2)
- Schiedsrichter:
-
Reveret/Pichon (Frankreich)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 1 (Pevnov);
Serbien: 3 (2x Dragas, N. Ilic)
- Rote Karte:
-
Serbien: N. Ilic (44., grobes Foulspiel)
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 7/6 (Gensheimer über das Tor);
Serbien: 0
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:5 (6.), 2:7 (9.), 4:9 (12.), 6:11 (15.), 10:11 (23.), 14:16 (28.), 15:16;
2. Hz.: 16:16 (32.), 18:17 (34.), 21:22 (41.), 25:23 (46.), 27:24 (48.), 27:28 (53.), 28:30 (56.), 30:31 (57.), 31:33.
- Zuschauer:
-
3.580 (Sport- und kongresshalle, Schwerin)
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Zufriedenere Gesichter gab es nach der zweiten Partie gegen Serbien.
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Am Sonntag agierte die DHB-Auswahl deutlich wacher gegen Serbien. Vor 3356 Zuschauern in
der Rostocker Stadthalle drückte die Heuberger-Sieben dem Spiel von Beginn an den Stempel auf.
Kaufmann mit zwei Gewaltwürfen und Müller besorgten eine schnelle 6:4-Führung,
wenig erzielte Müller die erste Drei-Tore-Führung beim 11:8. Doch weil weder Pevnov noch
der Kieler
Patrick Wiencek am Kreis ihre Chancen nutzen konnten,
wurde die deutliche Überlegenheit der deutschen Mannschaft erst kurz vor dem
Pausenpfiff in Zählbares verwandelt: Mit einer beruhigenden 19:13-Führung für die
deutsche Mannschaft wurden die Seiten gewechelt.
Auch nach der Pause büßten die Deutschen nichts von ihrer Überlegenheit ein.
Der starke Silvio Heinevetter im Tor ebnete mit seinen Paraden den Weg zum überzeugenden
32:23-Erfolg. "Wir waren heute in allen Mannschaftsteilen besser als gestern in Schwerin", sagte
Bundestrainer Martin Heuberger. "Über eine aggressive Abwehr sind wir zu mehr Gegenstößen
gekommen. Auch im Angriff haben wir strukturierter gespielt." Als wichtigsten Schluss aus beiden
Spielen zog Heuberger die Erkenntnis, dass die deutsche Mannschaft "in der Breite ganz gut aufgestellt" sei:
"Jetzt müssen wir weiter hart an uns arbeiten und versuchen, mit dieser Mannschaft wieder in die Spitze zurückzukommen."
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
- Deutschland:
-
Heinevetter, Lichtlein, Ziemer; Häfner (3), Gensheimer (5/2), Roggisch,
Klein (1), Wiencek,
Reichmann (1), Christophersen (4),
Pevnov, Müller (6), Danner (2), Richwien (2), Kaufmann (2),
Weinhold (3/1), Kneer (3)
- Serbien:
-
Radovanovic, Abadzic; Josic (2), Sesum, N. Ilic, Krsmancic (2), Mitrovic (1),
Dragas (1), Marjanovic (1/1), Djukic (3), Marsenic (4), Vukovljak,
Markez (2), Mladenovic (2), Terzic (4)
- Schiedsrichter:
-
Reveret/Pichon (Frankreich)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 4 (Müller, Kaufmann, Kneer, Häfner);
Serbien: 2 (2x Marsenic)
- Rote Karte:
-
Serbien: N. Ilic (44., grobes Foulspiel)
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 4/3 (Weinhold an den Pfosten);
Serbien: 3/1 (Ziemer hält gegen Marjanovic, Heinevetter gegen Terzic)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:3 (7.), 4:4 (10.), 6:4 (13.), 11:8 (20.), 15:10 (25.), 18:12 (28.), 19:13;
2. Hz.: 20:13, 24:18 (39.), 28:21 (49.), 31:23 (56.), 32:23.
- Zuschauer:
-
3.356 (Stadthalle, Rostock)
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2012:
Handballer mit Revanche gegen Serbien
Auf 31:33 in Schwerin folgt 32:23 in Rostock
Rostock. Geärgert hatte sich Martin Heuberger erneut.
Ein paar Schlampigkeiten in der Abwehr brachten
den Handball-Bundestrainer in Rage. Am Ende
jedoch zeigte sich der 48-Jährige mit dem Team um
Kapitän Oliver Roggisch zufrieden nach dem 32:23
(19:13)-Sieg im zweiten Testspiel gegen Serbien, genauso
wie die meisten der 3356 Fans in der Rostocker
Stadthalle. "Das war heute weitgehend in Ordnung",
sagte Heuberger. Nach einer kurzen Phase "Harakiri"
in der zweiten Halbzeit habe das Team den Faden
wieder aufgenommen.
Der desaströse Auftritt beim 31:33 am Sonnabend gegen
Schwerin, als die Auswahl des Deutschen Handballbundes
(DHB) einen Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatte,
nagte noch erkennbar am Schutterwälder. "Ich war von
der Leistung schon enttäuscht", sagte Heuberger.
"Die Erkenntnis daraus ist, dass wir immer Vollgas geben
müssen, nur dann sind wir gut."
Denn der Gegner firmierte nur im Programmheft als Vize-Europameister. Von dem
Team, das im Januar im Endspiel in Belgrad Dänemark nur
knapp unterlag, war in Schwerin nur Zarko Sesum (Löwen)
dabei - Sonntag fehlte auch er angeschlagen. Die Rückraumstars
Momir Ilic und Marko Vujin (THW Kiel)
waren zwar angereist, schauten aber nur
zu, wie die bessere Juniorenauswahl mit zehn (!) Debütanten
die deutschen Profis arg in Bedrängnis brachte. "Wir haben
Pause", sagte Ilic. "Aber
gestern haben ja auch unsere 18-Jährigen gereicht, um die
Deutschen zu schlagen."
Die ursprüngliche Idee, mit dem Lehrgang in Mecklenburg-Vorpommern für die
EM-Qualifikation gegen Montenegro (1. November) zu simulieren,
wurde wegen der serbischen Juniorenauswahl also durchkreuzt. "Es wäre
anders gewesen, wenn die Serben mit ihrer ersten Mannschaft
aufgelaufen wären", sagte Dominik Klein (THW
Kiel), der am Sonnabend für sein 150. Länderspiel geehrt
worden war. "Aber auch so war es wichtig, sich für Montenegro
einzuspielen." Der Flensburger Lars Kaufmann meinte, man habe dennoch die
aggressive Art und Weise, wie Montenegro spielt, studieren
können. "Heute haben wir ein anderes Gesicht gezeigt."
Auch die Deutschen hatten viele Ausfälle und boten daher
mit Evgeni Pevnov (Füchse Berlin), Kai Häfner (HBW Balingen),
Tobias Reichmann
(HSG Wetzlar) und Felix Danner (MT Melsungen) vier Neulinge
auf. Michael Haaß (Göppingen), der nach langer Verletzung
wieder zum Team gestoßen war, musste wegen eines Trauerfalls wieder abreisen,
und auch die beiden gesetzten Profis im halbrechten
Rückraum, Holger Glandorf (Flensburg) und Adrian Pfahl
(Gummersbach) hatten verletzt
passen müssen.
So waren die fünf Tage in Mecklenburg nur bedingt hilfreich
auf dem Weg nach Spanien, das räumte auch Horst Bredemeier ein. "Damals, als
wir diesen Lehrgang geplant haben, konnten wir ja nicht
wissen, dass so viele Spieler fehlen würden", sagte der
DHB-Vizepräsident für Leistungssport. Bundestrainer Heuberger
sah es dennoch positiv. Auch die Junioren hätten schließlich
"die gleiche Mentalität" wie Montenegro, das im Juni den
Olympia-Zweiten Schweden in den WM-Playoffs eliminiert
hatte. Heuberger betonte, sich daher zunächst nur auf die
EM-Qualifikation gegen Montenegro und in Israel zu konzentrieren:
"Erst danach denke ich an die WM in Spanien."
Hochmut, sollte das heißen, kann sich der Weltmeister von
2007 in der aktuellen Lage nicht erlauben.
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2012)