25./26.09.2012 - Letzte Aktualisierung: 26.09.2012 | Bundesliga |
Update #2 | Videos, KN-Spielbericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Marcus Ahlm überzeugte mit fünf Treffern. |
Daniel Narcisse wirbelte von Beginn an und erzielte drei Treffer. |
Magdeburg - der letzte Bundesligist, der den THW Kiel besiegen konnte - agierte clever und hatte mit Gerrie Eijlers zunächst den effektiveren Torhüter, der insbesondere Christian Sprenger früh entnervte. Zudem erkannte der SCM eine Schwachstelle im Kieler Deckungsverbund: Egal, ob Marko Vujin, Christian Zeitz oder der ab der 20. Spielminute auf dem Spielberichtsbogen nachgetragene Patrick Wiencek auf der rechten Halbposition agierte, die Gäste wussten mit viel Tempo im eigenen Angriffsspiel besonders über diese Position zu punkten.
Neuzugang Stefan Kneer war sechsmal erfolgreich und ermöglichte die Magdeburger Pausenführung. |
Thierry Omeyer - hier bei seiner Siebenmeterparade gegen Weber - steigerte sich in der zweiten Halbzeit. |
Christian Zeitz ließ sich von der handfesten Magdeburger Deckung nicht irritieren und erzielte im zweiten Durchgang vier Treffer. |
Als Marcus Ahlm im nächsten Angriff nur die Latte traf, bekam der SC Magdeburg gar die Chance zum Ausgleich. Doch den nach einer Zeitstrafe gegen van Olphen dezimierten Gäste unterlief ein technisches Foul, das Christian Zeitz mit seinem fünften Treffer zum 29:27 beantwortete. Und nachdem der in der zweiten Halbzeit stärkere Omeyer gegen Grafenhorst parierte und Jicha auf 30:27 erhöhte, dürfte auch Alfred Gislason ein Stein vom Herzen gefallen sein. Zumal er in Marko Vujin einen sicheren Siebenmeterschützen in seinen Reihen wusste, der bei den einzigen beiden Strafwurftreffern der Partie zum 31:28 und 32:29 die Nerven behielt.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin zufrieden, dass wir überhaupt gewonnen haben. Magdeburg ist eine sehr gute, kompakte Mannschaft, die die Überraschungsmannschaft der Saison werden könnte. Es ist sehr unangenehm, gegen sie zu spielen, weil sie im Angriff sehr schlau agiert und eine gute Abwehr hat. Man hat auch wieder gesehen, dass wir nicht ganz so eingespielt sind. Wir haben noch nicht dieses flüssige Spiel und deshalb noch sehr viel Arbeit vor uns, um die Neuen einzubauen.In der ersten Halbzeit kamen wir in der Abwehr nicht so gut ins Spiel, vorne ging es einigermaßen. Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir in der zweiten Halbzeit besser gedeckt haben und Titi auch besser in die Partie kam. Im Angriff haben wir bis auf eine Phase, in der wir Harakiri spielten und vier Tore Vorsprung leichtfertig weggegeben haben, diszipliniert gespielt. Es war ein verdienter Sieg, aber eine sehr schwierige Partie. Das war heute das elfte Spiel in einem Monat, die Belastung ist nach einer nicht existenten Vorbereitungsphase für uns sehr hoch.
Wir haben hier heute eine sehr disziplinierte Leistung abgerufen, haben über 60 Minuten unseren Plan erfüllt und eine sehr gute Wurfeffektivität gehabt - vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir gegen eine verbesserte Kieler Deckung sieben Bälle verloren, die dann zu Kontern geführt haben und mit denen sich der THW absetzen konnte. Das war der kleine Unterschied. Ich sitze jetzt das dritte Mal hier und muss in eine knappe Niederlage einwilligen, obwohl wir wirklich gut gespielt haben. Es ist sehr schade, dass wir uns dafür nicht belohnt haben. Am Ende hat der THW seine Klasse gezeigt und verdient gewonnen.Von den drei Punkten, die ich vor dem Spiel als Schlüssel für einen Punktegewinn in Kiel ausgegeben hatte, hat meine Mannschaft alle drei Punkte in Phasen, aber leider nicht über die gesamte Spielzeit erfüllt. Den Rückzug haben wir vor allem in den ersten 30 Minuten gut hinbekommen und nur ein Gegentor aus einem direkten Gegenstoß kassiert. Zudem hatten wir einen guten Mix aus Aggressiviät und Kompaktheit. Wenn Tore aus elf Metern fallen, ist das überragend und einfach nicht zu verteidigen, es sei denn, man hat Abwehrspieler, die drei Meter groß sind. Der letzte Punkt, über das Tempospiel Chancen zu suchen und diszipliniert abzuschließen, hat über 60 Minuten gut hingehauen. Aber das Zeitstrafenverhältnis von 6:1 hat uns in der zweiten Halbzeit unter Druck gesetzt, obwohl wir ein gutes Unterzahlspiel hatten. Aber in Kleinigkeiten hat es nicht gereicht.
Großes Lob an meine Mannschaft, aber auch nach Magdeburg. Der SCM hat eine tolle Leistung gezeigt, es war ein spannendes und dramatisches Spiel. Ich denke, die Zuschauer konnten heute zufrieden sein.
Wir hatten heute einen wirklich guten Gegner, es ging ständig hin und her, aber es gibt neben dem starken SCM zwei weitere Gründe für die Schwierigkeiten. Erstens haben viele die Olympischen Spiele noch nicht weggesteckt, und wegen der Neuzugänge läuft es zweitens taktisch noch nicht perfekt. Daran müssen wir noch arbeiten.
Wir haben uns durch leichte Fehler selbst um den Lohn der Arbeit gebracht, waren heute gleichwertig mit Kiel. Allerdings hat Kiel in der wichtigen Phase diese Fehler nicht gemacht. Das machte den Unterschied zwischen einer guten Mannschaft und einer sehr guten Mannschaft aus.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2012:
"Wir machen zwei Schritte zurück, um dann drei nach vorne machen zu können", hatte Alfred Gislason unmittelbar vor dem Heimspiel gegen einen selbstbewussten Gast aus Sachsen-Anhalt gesagt. Dass, so der THW-Trainer, sei der große Reiz an seiner Aufgabe. Dieser ständige Neuanfang. Gestern Abend war auch für die Zuschauer im vierten Rang leicht ersichtlich, dass der Isländer tatsächlich nicht immer seine Freunde daran hat, ständig auf ein Neues den Berg besteigen zu müssen.
In der zweiten Halbzeit, die Kieler hatten die erste mit 16:17 verloren, beendete er auch die Experimente. Vier seiner fünf Neuzugänge saßen nun auf der Bank, nur Linksaußen Gudjon Sigurdsson durfte noch mitspielen. Für ihn hatte Gislason mit Dominik Klein den zweiten Linksaußen aus dem Kader gestrichen. Diesmal war Klein, am Wochenende noch mit der Nationalmannschaft gegen Serbien im Einsatz, der 15. Mann. Und damit der eine, der derzeit in der Liga zu viel ist.
Gislason sammelte nach Wiederanpfiff auch seine 3:2:1-Deckung ein. Sonst ein Garant für schnelle Ballgewinne war die offensive Variante diesmal die Grundlage für schnelle Gegentore. Der SC Magdeburg, der zuletzt vor mehr als neun Jahren die Festung der Kieler stürmen konnte, spielte sehr frech auf. Schnell, ohne Schnörkel, mit Zug zum Tor - das Team von Frank Carstens, der auf dem Rückweg im Mannschaftsbus seinen 41. Geburtstag feierte, unterschied sich angenehm von vielen Gästen, die sonst die Kieler Arena betreten. Mit dem Kopf unter dem Arm und der Zufriedenheit, keine richtige Abfuhr kassiert zu haben.
Magdeburg, das war spürbar, glaubte an die Chance. Glaubte an sich. Und der zehnmalige DDR-Meister hat sich mit Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, später neben dem starken THW-Kapitän Marcus Ahlm zum besten Spieler des Abends gewählt, großartig verstärkt. Die beiden Rückraumspieler, vom TV Großwallstadt zu Saisonbeginn nach Magdeburg gewechselt, kamen in die Partie, als der Gast mit 13:11 (24.) führte. Die Carstens-Schützlinge sollten noch 17 Tore werfen, zwölf davon gingen auf das Konto der beiden Neuen.
Umso tragischer, dass Schäpsmeier in der dramatischen Schlussphase der entscheidende Fehler unterlief. Filip Jicha knallte eine mögliche Drei-Tore-Führung an die Latte, das Recht, den Ball zu besitzen, wechselte auf die Seite der Gäste. Schäpsmeier hatte ihn und damit die Chance, auf 30:31 aus seiner Sicht zu verkürzen. Doch dem Linkshänder unterlief ein Schrittfehler, das Recht, den Ball zu besitzen, wechselte erneut und damit auch die Entscheidung darüber, wer gewinnen würde. Jicha erzwang mit einer Einzelleistung einen Siebenmeter und eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Robert Weber. Marko Vujin verwandelte eiskalt. Es stand 32:29, es war noch eine Minute zu spielen und Magdeburg in Unterzahl.
Ein Arbeitssieg für eine Mannschaft, die zuletzt vor 509 Tagen ein Liga-Spiel verlor. Eine Zahl, die aber vertuscht, wie es derzeit wirklich um den Triple-Sieger steht. Seit dem Saisonauftakt beim VfL Gummersbach am 25. August hat der THW innerhalb eines Monats nunmehr zehn Pflichtspiele absolviert. Schonen kann und will Gislason die Seinen trotzdem nicht, die Zeit, den neuformierten Kader einzuspielen, ist knapp. Schließlich steht schon am Sonntag ein weiterer Härtetest im Kalender: Atletico Madrid erwartet die Kieler zum Auftakt der Champions League (18 Uhr/Eurosport). Das Team von Talant Duschebajew hatte in der Vorsaison das Finale gegen die "Zebras" verloren. Aber vor drei Wochen, im Wüstensand von Katar, bescherten sie ihnen im Endspiel um den Super Globe die erste Niederlage in einem Pflichtspiel seit elf Monaten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2012)
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