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25./26.09.2012 - Letzte Aktualisierung: 26.09.2012 Bundesliga

THW ringt starke Magdeburger nieder

Bundesliga, 6. Spieltag: 25.09.2012, Di., 19.30: THW Kiel - SC Magdeburg: 33:30 (16:17)
Update #2 Videos, KN-Spielbericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Marcus Ahlm überzeugte mit fünf Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm überzeugte mit fünf Treffern.
Mit einem Kraftakt hat der THW Kiel den dritten Tabellenplatz der DKB Handball-Bundesliga erobert. Am Dienstagabend besiegten die "Zebras" in der Sparkassen-Arena-Kiel den SC Magdeburg mit 33:30 (16:17). Die Gäste aus Sachsen-Anhalt hielten die Partie bis in die Schlussphase offen, doch mit einer starken 6:0-Abwehr fand der deutsche Rekordmeister letztlich den Schlüssel zum Erfolg. Beste Torschützen waren Filip Jicha auf Kieler Seite und die Magdeburger Neuzugänge Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier mit jeweils sechs Treffern.
Alfred Gislason hatte auch beim Spiel gegen seinen ehemaligen Club die Qual der Wahl und entschied sich dazu, zunächst die beiden Nationalspieler Patrick Wiencek und Dominik Klein hinters Tor zu setzen, um je nach Spielverlauf einen von ihnen auf dem Spielberichtsbogen nachzutragen. In der Startformation standen mit Daniel Narcisse, Momir Ilic und Neuzugang Marko Vujin gleich drei Olympiafahrer im Rückraum, zudem begannen Sprenger und Sigurdsson auf den Außenpositionen, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor. Und die Kieler 3:2:1-Deckung mit Narcisse an der Spitze hatte sich noch gar nicht so richtig formiert, da führten die Gäste durch zwei Schlagwürfe von Tönnesen und van Olphen bereits mit 2:0.
Rasante Anfangsphase
Daniel Narcisse wirbelte von Beginn an und erzielte drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse wirbelte von Beginn an und erzielte drei Treffer.
Es dauerte aber nicht lange, bis die "Zebras" in die Partie fanden: Ahlm nach schönem Anspiel von Narcisse verkürzte, und nach einem Fehlpass van Olphens netzte Ilic zum 2:2 ein. Es entwickelte sich eine rasante Partie, in der die Mannschaft von Co-Bundestrainer Frank Carstens das bekannt hohe Tempo des THW erfolgreich mitging. Zwar vertraute Magdeburg auf Spezialistenwechsel, um der unangenehmen 6:0-Deckung mit Wiegert und Landsberg den nötigen Halt zu geben. Doch der SCM konterte dennoch gekonnt per schneller Mitte auf die Kieler Treffer von Sigurdsson, Ahlm und Ilic, so dass es nach acht Minuten nach einem Wiegert-Schlagwurf 5:5 unentschieden stand.

Magdeburg - der letzte Bundesligist, der den THW Kiel besiegen konnte - agierte clever und hatte mit Gerrie Eijlers zunächst den effektiveren Torhüter, der insbesondere Christian Sprenger früh entnervte. Zudem erkannte der SCM eine Schwachstelle im Kieler Deckungsverbund: Egal, ob Marko Vujin, Christian Zeitz oder der ab der 20. Spielminute auf dem Spielberichtsbogen nachgetragene Patrick Wiencek auf der rechten Halbposition agierte, die Gäste wussten mit viel Tempo im eigenen Angriffsspiel besonders über diese Position zu punkten.

Magdeburg mit vier Treffern in Folge
Neuzugang Stefan Kneer war sechsmal erfolgreich und ermöglichte die Magdeburger Pausenführung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Neuzugang Stefan Kneer war sechsmal erfolgreich und ermöglichte die Magdeburger Pausenführung.
Mittlerweile hatte Alfred Gislason Filip Jicha für Momir Ilic in die Partie gebracht. Und nachdem Vujin mit einem fulminanten Sprungwurf zum 9:8 traf, der starke Ahlm per zweiter Welle ein Narcisse-Anspiel zum 10:8 verwandelte und Sigurdsson einen van-Olphen-Treffer postwendend zum 11:9 (19.) konterte, schienen die Kieler sich so langsam absetzen zu können. Doch weit gefehlt: Zunächst verkürzte Jurecki auf 10:11, dann nutzten Weber und Grafenhorst einen Fehlpass und einen Fehlwurf der Kieler aus, um mit Gegenstößen die Sachsen-Anhaltiner sogar wieder in Führung zu werden - und nach einem weiteren Fehlwurf der Kieler traf Tönnesen gar zum 11:13 (23.).
THW mit Rückstand in die Kabinen
Der THW Kiel konnte zwar durch einen Hüftwurf von Zeitz und einen erweiterten Gegenstoß Jichas nach schnellem Wiencek-Pass zwar kurzfristig egalisieren, aber die Gäste hatten mittlerweile Lunte gerochen und wuchsen mehr und mehr über sich hinaus. Besonders Nationalspieler Stefan Kneer drückte der Schlussphase des ersten Durchgangs seinen Stempel auf, traf zum 14:13, bediente Schäpsmeier zum 15:13, ließ nach Sprengers Anschluss das 16:14 folgen und traf bei angezeigtem Zeitspiel gar aus 10 Metern aus dem rechten Rückraum zum 17:15. Nur gut, dass Alfred Gislason drei Sekunden vor dem Pausenpfiff seine erste Auszeit nahm und somit Filip Jicha tatsächlich noch mit dem Pausenpfiff der 16:17-Anschlusstreffer gelang.
Mit 6:0-Abwehr und Kontern zur Führung
Thierry Omeyer - hier bei seiner Siebenmeterparade gegen Weber - steigerte sich in der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer - hier bei seiner Siebenmeterparade gegen Weber - steigerte sich in der zweiten Halbzeit.
Jicha und Zeitz, die das Kieler Angriffsspiel belebten, durften auch in die zweite Halbzeit starten, das Spiel führte weiterhin Daniel Narcisse, der in der Abwehr für Momir Ilic Platz machte. Alfred Gislason vertraute nach 17 Gegentoren im ersten Durchgang nun seiner defensiven 6:0-Deckung mit Ilic und Ahlm im Mittelblock. Und dieser Schachzug machte den Gästen nun das Offensivleben schwer. Zwar traf Schäpsmeier nach zwei schlechten Kieler Angriffen noch zum 18:16 für den SCM, dann aber folgten die stärksten Kieler Minuten: Jicha tankte sich zum Anschlusstreffer durch, bei angezeigtem Zeitspiel gelang dem Tschechen dann ein Ballgewinn in der Abwehr, den Sigurdsson souverän per Gegenstoß zum 18:18-Ausgleich vergoldete. Einen Fehlpass Rojewskis nutzte Sprenger nur wenige Sekunden später per Konter zur ersten Kieler Führung seit dem 11:9, ehe Zeitz in einen Rojewski-Querpass sprintete und gar zum 20:18 (36.) einnetzte.
Jicha und Zeitz übernehmen Verantwortung
Die ausverkaufte Sparkassen-Arena-Kiel war nach diesem 4:0-Lauf endlich auf Betriebstemperatur, doch der SC Magdeburg gab noch lange nicht klein bei. Schäpsmeier verkürzte, nachdem Sigurdsson nach einem geblockten Wurf das Laufduell um den Ball gegen den aufmerksamen Eijlers verlor, gegen die Kieler 5:0-Deckung zum 19:20, Linksaußen Grafenhorst überraschte mit einem Rückraumgeschoss zum 20:21 und Weber tunnelte Omeyer zum 21:22. Es waren solche Überraschungsmomente, mit denen die Gäste gegen die ansonsten aufmerksame "Zebra"-Abwehr zum Torerfolg kamen. Der Rekordmeister aber wirkte nun dennoch gefestigter, besonders Zeitz und Jicha wirbelten die Magdeburger Defensive durcheinander, und nachdem Narcisse mit seinem unnachahmlichen Wackler auf 26:22 erhöhte, schien der Widerstand der Magdeburger langsam gebrochen.
Magdeburg kommt noch einmal heran
Christian Zeitz ließ sich von der handfesten Magdeburger Deckung nicht irritieren und erzielte im zweiten Durchgang vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz ließ sich von der handfesten Magdeburger Deckung nicht irritieren und erzielte im zweiten Durchgang vier Treffer.
Doch erneut weit gefehlt: Nach einem Ballgewinn von Zeitz hatte Sprenger per Gegenstoß die Chance, beim Stand von 28:24 erstmals auf fünf Tore Vorsprung zu erhöhen. Doch der Kieler Rechtsaußen scheiterte an Eijlers und Jurecki verkürzte stattdessen auf 25:28 - der Auftakt von drei rabenschwarzweißen Minuten. Denn nach einem Missverständnis von Zeitz und Narcisse rauschte Weber zum 26:28 los, das er artistisch per Rückhandwurf markierte, einen geblockten Zeitz-Wurf nutzte Pajovic per zweiter Welle vom Kreis zum 27:28. Nach 51 Minuten war die Partie plötzlich wieder völlig offen, Alfred Gislason nahm seine Auszeit.

Als Marcus Ahlm im nächsten Angriff nur die Latte traf, bekam der SC Magdeburg gar die Chance zum Ausgleich. Doch den nach einer Zeitstrafe gegen van Olphen dezimierten Gäste unterlief ein technisches Foul, das Christian Zeitz mit seinem fünften Treffer zum 29:27 beantwortete. Und nachdem der in der zweiten Halbzeit stärkere Omeyer gegen Grafenhorst parierte und Jicha auf 30:27 erhöhte, dürfte auch Alfred Gislason ein Stein vom Herzen gefallen sein. Zumal er in Marko Vujin einen sicheren Siebenmeterschützen in seinen Reihen wusste, der bei den einzigen beiden Strafwurftreffern der Partie zum 31:28 und 32:29 die Nerven behielt.

Sonntag Champions-League-Auftakt bei Atletico Madrid
So bleibt der THW Kiel auch im 42. Bundesligaspiel in Folge ungeschlagen und feierte zudem den 21. Heimsieg in Serie. Insgesamt also doch eine gelungene Generalprobe für den Champions-League-Auftakt am kommenden Wochenende. Dieser führt die "Zebras" gleich in die spanische Metropole Madrid zum letztjährigen Finalgegner Atletico. Angepfiffen wird der europäische Klassiker am Sonntag um 18.00 Uhr, Eurosport überträgt live.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin zufrieden, dass wir überhaupt gewonnen haben. Magdeburg ist eine sehr gute, kompakte Mannschaft, die die Überraschungsmannschaft der Saison werden könnte. Es ist sehr unangenehm, gegen sie zu spielen, weil sie im Angriff sehr schlau agiert und eine gute Abwehr hat. Man hat auch wieder gesehen, dass wir nicht ganz so eingespielt sind. Wir haben noch nicht dieses flüssige Spiel und deshalb noch sehr viel Arbeit vor uns, um die Neuen einzubauen.

In der ersten Halbzeit kamen wir in der Abwehr nicht so gut ins Spiel, vorne ging es einigermaßen. Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir in der zweiten Halbzeit besser gedeckt haben und Titi auch besser in die Partie kam. Im Angriff haben wir bis auf eine Phase, in der wir Harakiri spielten und vier Tore Vorsprung leichtfertig weggegeben haben, diszipliniert gespielt. Es war ein verdienter Sieg, aber eine sehr schwierige Partie. Das war heute das elfte Spiel in einem Monat, die Belastung ist nach einer nicht existenten Vorbereitungsphase für uns sehr hoch.

SCM-Trainer Frank Carstens:
Wir haben hier heute eine sehr disziplinierte Leistung abgerufen, haben über 60 Minuten unseren Plan erfüllt und eine sehr gute Wurfeffektivität gehabt - vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir gegen eine verbesserte Kieler Deckung sieben Bälle verloren, die dann zu Kontern geführt haben und mit denen sich der THW absetzen konnte. Das war der kleine Unterschied. Ich sitze jetzt das dritte Mal hier und muss in eine knappe Niederlage einwilligen, obwohl wir wirklich gut gespielt haben. Es ist sehr schade, dass wir uns dafür nicht belohnt haben. Am Ende hat der THW seine Klasse gezeigt und verdient gewonnen.

Von den drei Punkten, die ich vor dem Spiel als Schlüssel für einen Punktegewinn in Kiel ausgegeben hatte, hat meine Mannschaft alle drei Punkte in Phasen, aber leider nicht über die gesamte Spielzeit erfüllt. Den Rückzug haben wir vor allem in den ersten 30 Minuten gut hinbekommen und nur ein Gegentor aus einem direkten Gegenstoß kassiert. Zudem hatten wir einen guten Mix aus Aggressiviät und Kompaktheit. Wenn Tore aus elf Metern fallen, ist das überragend und einfach nicht zu verteidigen, es sei denn, man hat Abwehrspieler, die drei Meter groß sind. Der letzte Punkt, über das Tempospiel Chancen zu suchen und diszipliniert abzuschließen, hat über 60 Minuten gut hingehauen. Aber das Zeitstrafenverhältnis von 6:1 hat uns in der zweiten Halbzeit unter Druck gesetzt, obwohl wir ein gutes Unterzahlspiel hatten. Aber in Kleinigkeiten hat es nicht gereicht.

THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Großes Lob an meine Mannschaft, aber auch nach Magdeburg. Der SCM hat eine tolle Leistung gezeigt, es war ein spannendes und dramatisches Spiel. Ich denke, die Zuschauer konnten heute zufrieden sein.
THW-Rechtsaußen Christian Sprenger gegenüber den KN:
Wir hatten heute einen wirklich guten Gegner, es ging ständig hin und her, aber es gibt neben dem starken SCM zwei weitere Gründe für die Schwierigkeiten. Erstens haben viele die Olympischen Spiele noch nicht weggesteckt, und wegen der Neuzugänge läuft es zweitens taktisch noch nicht perfekt. Daran müssen wir noch arbeiten.
SCM-Rückraumspieler Stefan Kneer gegenüber den KN:
Wir haben uns durch leichte Fehler selbst um den Lohn der Arbeit gebracht, waren heute gleichwertig mit Kiel. Allerdings hat Kiel in der wichtigen Phase diese Fehler nicht gemacht. Das machte den Unterschied zwischen einer guten Mannschaft und einer sehr guten Mannschaft aus.
Video: Stimmen der Spieler
Video: Stimmen der Trainer
Video: Die Pressekonferenz

6. Spieltag: 25.09.12, Di., 19.30: THW Kiel - SC Magdeburg: 33:30 (16:17)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-24., 31.-60., 10/2 Paraden), Palicka (24.-30., keine Parade); Toft Hansen (n.e.), Sigurdsson (5), Sprenger (3), Ahlm (5), Wiencek, Ekberg, Zeitz (5), Palmarsson, Narcisse (3), Ilic (2), Jicha (6), Vujin (4/2); Trainer: Gislason
Logo SC Magdeburg:
Gustavsson (n.e.), Eijlers (1.-60., 13/1 Paraden); Wiegert (1), Kneer (6), Rojewski (2), Landsberg, Pajovic (1), van Olphen (2), Grafenhorst (4), Tönnesen (2), Schäpsmeier (6), R. Weber (3), Jurecki (3); Trainer: Carstens
Schiedsrichter:
Christoph Immel / Ronald Klein
Zeitstrafen:
THW: 1 (Ahlm (14.));
SCM: 6 (Wiegert (10.), 2x van Olphen (15., 51.), Rojewski (32.), Landsberg (42.), R. Weber (58.))
Siebenmeter:
THW: 3/2 (Eijlers hält Jicha (40.));
SCM: 2/0 (Omeyer hält R. Weber (6.) und Tönnesen (44.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 2:2, 2:3 (5.), 4:3, 4:4, 5:4, 5:6 (10.), 7:6, 7:7, 8:7, 8:8 (16.), 10:8, 10:9, 11:9 (19.), 11:13 (24.), 13:13, 13:15 (28.), 14:15, 14:16, 15:16, 15:17, 16:17;
2. Hz.: 16:18 (33.), 20:18 (36.), 20:19, 21:19, 21:20, 22:20, 22:21, 23:21, 23:22 (43.), 26:22 (46.), 26:23, 27:23, 27:24, 28:24 (49.), 28:27 (51.), 30:27, 30:28, 31:28 (56.), 31:29, 33:29, 33:30.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kie, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2012:

Kiel besiegt Magdeburg und sucht noch seine Leichtigkeit

Handballmeister müht sich zu einem 33:30-Sieg gegen einen bärenstarken Gast
Kiel. In der Handball-Bundesliga geht seit Wochen die Angst um, dass der THW Kiel seinen Überflug ungerührt fortsetzen wird. Einfach immer weiter von Sieg zu Sieg eilt. Doch spätestens nach dem mühsamen 33:30 (16:17)-Erfolg gegen den SC Magdeburg ist klar, dass die "Zebras" einen neuen Anlauf nehmen müssen, um wieder richtige Überflieger zu werden.

"Wir machen zwei Schritte zurück, um dann drei nach vorne machen zu können", hatte Alfred Gislason unmittelbar vor dem Heimspiel gegen einen selbstbewussten Gast aus Sachsen-Anhalt gesagt. Dass, so der THW-Trainer, sei der große Reiz an seiner Aufgabe. Dieser ständige Neuanfang. Gestern Abend war auch für die Zuschauer im vierten Rang leicht ersichtlich, dass der Isländer tatsächlich nicht immer seine Freunde daran hat, ständig auf ein Neues den Berg besteigen zu müssen.

In der zweiten Halbzeit, die Kieler hatten die erste mit 16:17 verloren, beendete er auch die Experimente. Vier seiner fünf Neuzugänge saßen nun auf der Bank, nur Linksaußen Gudjon Sigurdsson durfte noch mitspielen. Für ihn hatte Gislason mit Dominik Klein den zweiten Linksaußen aus dem Kader gestrichen. Diesmal war Klein, am Wochenende noch mit der Nationalmannschaft gegen Serbien im Einsatz, der 15. Mann. Und damit der eine, der derzeit in der Liga zu viel ist.

Gislason sammelte nach Wiederanpfiff auch seine 3:2:1-Deckung ein. Sonst ein Garant für schnelle Ballgewinne war die offensive Variante diesmal die Grundlage für schnelle Gegentore. Der SC Magdeburg, der zuletzt vor mehr als neun Jahren die Festung der Kieler stürmen konnte, spielte sehr frech auf. Schnell, ohne Schnörkel, mit Zug zum Tor - das Team von Frank Carstens, der auf dem Rückweg im Mannschaftsbus seinen 41. Geburtstag feierte, unterschied sich angenehm von vielen Gästen, die sonst die Kieler Arena betreten. Mit dem Kopf unter dem Arm und der Zufriedenheit, keine richtige Abfuhr kassiert zu haben.

Magdeburg, das war spürbar, glaubte an die Chance. Glaubte an sich. Und der zehnmalige DDR-Meister hat sich mit Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, später neben dem starken THW-Kapitän Marcus Ahlm zum besten Spieler des Abends gewählt, großartig verstärkt. Die beiden Rückraumspieler, vom TV Großwallstadt zu Saisonbeginn nach Magdeburg gewechselt, kamen in die Partie, als der Gast mit 13:11 (24.) führte. Die Carstens-Schützlinge sollten noch 17 Tore werfen, zwölf davon gingen auf das Konto der beiden Neuen.

Umso tragischer, dass Schäpsmeier in der dramatischen Schlussphase der entscheidende Fehler unterlief. Filip Jicha knallte eine mögliche Drei-Tore-Führung an die Latte, das Recht, den Ball zu besitzen, wechselte auf die Seite der Gäste. Schäpsmeier hatte ihn und damit die Chance, auf 30:31 aus seiner Sicht zu verkürzen. Doch dem Linkshänder unterlief ein Schrittfehler, das Recht, den Ball zu besitzen, wechselte erneut und damit auch die Entscheidung darüber, wer gewinnen würde. Jicha erzwang mit einer Einzelleistung einen Siebenmeter und eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Robert Weber. Marko Vujin verwandelte eiskalt. Es stand 32:29, es war noch eine Minute zu spielen und Magdeburg in Unterzahl.

Ein Arbeitssieg für eine Mannschaft, die zuletzt vor 509 Tagen ein Liga-Spiel verlor. Eine Zahl, die aber vertuscht, wie es derzeit wirklich um den Triple-Sieger steht. Seit dem Saisonauftakt beim VfL Gummersbach am 25. August hat der THW innerhalb eines Monats nunmehr zehn Pflichtspiele absolviert. Schonen kann und will Gislason die Seinen trotzdem nicht, die Zeit, den neuformierten Kader einzuspielen, ist knapp. Schließlich steht schon am Sonntag ein weiterer Härtetest im Kalender: Atletico Madrid erwartet die Kieler zum Auftakt der Champions League (18 Uhr/Eurosport). Das Team von Talant Duschebajew hatte in der Vorsaison das Finale gegen die "Zebras" verloren. Aber vor drei Wochen, im Wüstensand von Katar, bescherten sie ihnen im Endspiel um den Super Globe die erste Niederlage in einem Pflichtspiel seit elf Monaten.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2012)


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