Dienstag startet der THW Kiel wieder durch. Nach dem
26:26 in Berlin
wollen die Kieler im Duell der einzigen deutschen Champions-League-Sieger
wieder doppelt punkten. Zu Gast in der Sparkassen-Arena ist der Traditionsverein
SC Magdeburg, der nach einigem Auf und Ab in den vergangenen Jahren wieder auf
Angriff setzt. Diesen wollen die "Zebras" natürlich parieren und sich auch
im zweiten Heimspiel der Saison schadlos halten.
THW-Fans aufgepasst: Die Partie wurde vorverlegt und beginnt jetzt bereits um 19.30 Uhr!
Sport1 überträgt die Partie live aus der Sparkassen-Arena, noch sind einige Resttickets
für das Spiel des THW Kiel gegen den SC Magdeburg erhältlich.
In der GETEC-Arena wurde gefeiert
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Neuzugang vom TV Großwallstadt: Moritz Schäpsmeier.
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SCM |
In der vergangenen Saison wurde in der Magdeburger Getec-Arena,
die einst als Bördelandhalle firmierte, wieder richtige
Handballfeste gefeiert. Beim 27:23 über den HSV Hamburg
zum Beispiel. Oder im Viertelfinale des EHF-Pokals,
als der SCM mit einem Vier-Tore-Sieg über Tatran Presov
die Rückkehr auf die große europäische Handballbühne
zelebrierte - vor vollen Rängen. Elf Jahre nach der
Deutschen Meisterschaft und zehn Jahre nach dem Triumph
in der Champions League, unter Trainer
Alfred Gislason
gelang den Bördestädtern dieses Kunststück als erster deutschen
Mannschaft, jubelten Fans, Spieler und Verantwortliche
des Traditionsvereins aus Sachsen-Anhalt über einen weiteren
großen Schritt zurück nach oben. Denn fünf Jahre nach
dem Beinahe-Absturz in die Bedeutungslosigkeit, finanzielle
Probleme hätten dem Verein beinahe den Garaus bereitet,
machen die Magdeburger wieder positive Schlagzeilen
und setzten auch im vergangenen Jahr ihren Aufwärtstrend
fort: Nach dem Tiefpunkt mit Platz elf in der Saison
2009/2010 ging es über Platz sieben auf Rang sechs - und
damit wieder direkt in den Europapokal (siehe auch
Abschlusstabelle der vergangenen Saison).
"Jäger der Spitzengruppe"
"Mittelfristig kann es für uns durchaus noch ein zwei Plätze nach
oben gehen", sieht Trainer Frank Carstens positiv in die Zukunft.
"Es bringt ja nix, nur zu verteidigen, was man schon hat.
Wir wollen uns weiter entwickeln und dementsprechend herausfordernde
Ziele setzen." Platz fünf und die Qualifikation für das europäische
Geschäft sollen am Ende dieser Spielzeit für den SCM zu Buche
stehen. "Wir sind ein Jäger der Spitzengruppe", beschrieb Carstens
die Rolle der Magdeburger. Doch die starteten bisher
verhalten in die Saison: Nach dem klaren 34:25 gegen Aufsteiger Neuhausen zum Auftakt
unterlagen die Bördestädter unglücklich dem HSV Hamburg in eigener Halle mit
28:29, überhaupt nicht eingeplant war hingegen die 24:29-Niederlage nach Halbzeitführung
beim TuS N-Lübbecke. Zuletzt zeigte sich der SCM von diesen beiden Schlappen aber einigermaßen
erholt: HBW Balingen-Weilstetten wurde zu Hause mit 36:30 besiegt, wodurch die
Magdeburger auf Platz sechs vorrückten (siehe auch
Gegnerkurve SC Magdeburg und
Tabelle). Carstens: "Wir wissen, dass Platz fünf ein
ambitioniertes Ziel ist, aber wir haben einen
Kader, mit dem
diese Zielstellung umgesetzt werden kann."
Zwei Neuzugänge
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Neuzugang vom TV Großwallstadt: Stefan Kneer.
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SCM |
Tatsächlich hatten die Magdeburger mit Einar Holmgeirsson nur
einen namhaften Abgang zu verkraften, Leistungsträger wie
das Torhüter-Gespann Gerrie Ejlers/Björgvin Gustavsson,
Rechtsaußen Robert Weber, Kreisläufer Bartosz Jurecki
oder Mittelmann Stian Tönnesen blieben dem Verein treu.
Zudem verpflichtete der SCM mit dem Großwallstädter
Duo Stefan Kneer/Moritz Schäpsmeier zwei erfahrene
Rückraumspieler (siehe auch
Gegnerkader SC Magdeburg).
"Beide sind aus Großwallstadt ein ähnliches
Spielsystem gewohnt wie wir es praktizieren - sowohl in
der Defensive als auch in der Offensive. Deshalb erwarten
wir keine großen Schwierigkeiten in der Integration.
Sie sollen uns helfen, unsere Probleme auf den Halbpositionen
nach den Verletzungen von Fabian van Olphen und Jure Natek zu kompensieren",
hofft Carstens, seinen verletzten Leistungsträgern genug Zeit
für die Rekonvaleszenz geben zu können. Natek wird
nach einem Kreuzbandriss erst Ende des Jahres den
Magdeburgern wieder helfen können, und auch Fabian
van Olphen benötigt nach dessen Knieverletzung noch
Zeit. "Ohne Verstärkung auf diesen Positionen wäre
nichts gegangen", ist sich Carstens sicher.
SCM will angreifen
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Trainer Frank Carstens setzt auf Angriff.
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SCM |
So aber wollen die Magdeburger jetzt wieder angreifen - allerdings
nicht um jeden Preis. Die Erinnerung an die Finanzprobleme
ist noch frisch, und nach dem Umbruch 2010 wollen sich
die Bördestädter unter der Führung von Manager Marc-Hendrik
Schmedt und Trainer Carstens maßvoll nach vorn arbeiten.
"Wir sind zufrieden mit den vergangenen zwei Jahren,
aber wir müssen weiter hart arbeiten", erklärt Schmedt
das Prinzip. "Für den nächsten Schritt brauchen wir Geduld
und Zeit." Und Geld. Mit 4,2 Millionen Euro wurde das Budget
um rund 200.000 Euro aufgestockt - im
Vergleich zu den Top Fünf der Liga hinken die Sachsen-Anhaltiner
trotzdem ein wenig hinterher. "Wir haben den ursprünglichen
Schuldenberg von 1,2 Millionen Euro bis zum Sommer dieses
Jahres auf 400.000 Euro gedrückt", berichtet Schmedt zurecht stolz
von den erfolgreichen Sparbemühungen. Wirtschaftlich stehen die
Magdeburger jetzt wieder auf gesunden Füßen.
Dauerkarten-Rekord
Das und den sportlichen Erfolg honorieren auch die Fans des Altmeisters.
Rund 600 Zuschauer mehr als in der Vorsaison verfolgten im Schnitt
die Heimspiele der Grün-Roten im vergangenen Jahr, mit über 3.000
verkauften Dauerkarten stellten die Bördestädter vor dieser
Spielzeit einen vereinsinternen Rekord auf. "Der SCM steht
nicht nur für Sachsen-Anhalt, sondern für alle neuen Bundesländer",
sagt Schmedt - und kann das auch mit der Anzahl der Livespiele im
vergangenen Jahr belegen: Nach dem THW Kiel ist der SCM hier
auf Platz zwei. Schmedt: "Das Interesse ist da. Der SCM steht
für die ganzen neuen Bundesländer. Der Club ist ein Leuchtturm,
wie es vielleicht Dynamo Dresden oder die Eisbären Berlin sind."
Dieser Leuchtturm weist dem SC Magdeburg den Weg - und dieser
soll weiter nach oben führen. "Ich bin in Eisenach groß
geworden", sagt Stefan Kneer, "auch da war der SCM der Kultclub
des Ostens. Deshalb verspreche ich, dass ich über die Schmerzgrenze
gehen werde, um mit dem SCM in der Bundesliga, im Europacup und
im DHB-Pokal unsere Ziele zu erreichen."
Letzter Kiel-Bezwinger
Natürlich nehmen sich die Magdeburger auch für die Partie in Kiel eine
Menge vor. Schließlich war es der SCM, der dem THW Kiel die letzte
Niederlage in der DKB-Handball-Bundesliga zufügte. An jedem 4. Mai 2011 kamen die
"Zebras" in der GETEC-Arena mit
24:30 unter die
Räder. Danach gab es drei Siege für die Kieler im Duell der Champions-League-Sieger,
vor allem die letzte Partie zwischen den beiden Traditionsvereinen dürfte den Kieler
Fans gut im Gedächtnis sein: Am 1. Mai machte der THW durch den
32:27-Sieg
gegen den SCM die früheste Meisterschaft aller Zeiten klar (siehe auch
Gegnerdaten Magdeburg).
Schiedsrichter der Partie am Dienstag sind wie am 1. Mai dieses Jahres
Christoph Immel und Ronald Klein.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den KN-Vorbericht vom 25.09..
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2012:
Magdeburg als Härtetest
Alfred Gislason traut dem THW-Gegner zu, die "Überraschung der Saison" zu werden
Kiel. Wer den THW Kiel in dessen Revier herausfordert,
reist in der Regel mit leeren Händen wieder ab. Besonders in der
Handball-Bundesliga begnügen sich die meisten
Gegner deshalb längst damit, den Schaden zu minimieren. Der
SC Magdeburg, heute (19.30 Uhr, Sport1) in
Kiel zu Gast, nicht. Und das aus gutem Grund.
"Wir haben uns in Kiel immer gut verkauft", sagt Frank
Carstens. "Und wenn sich eine Chance bietet, sollten wir
frech genug sein, sie zu nutzen." Der Trainer des Tabellensechsten,
in Personalunion auch Assistent von Bundestrainer
Martin Heuberger, hatte die vergangenen Tage mit
der Nationalmannschaft verbracht und erst am Sonntagabend
seinen Kader auf einen Gegner einstellen können, für
dessen Tempohandball er nur Superlative findet. "Die Gewalt,
mit der die Kieler ihn spielen, die Sicherheit und die
Effektivität - das ist in jedem
Teilbereich überragend."
Carstens, der auf der Rückfahrt nach Sachsen-Anhalt im
Mannschaftsbus seinen 41. Geburtstag feiern wird, reiste
gestern mit seinem kompletten Kader an. Mit dabei auch die
Neuzugänge Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, die vom
TV Großwallstadt zum deutschen Meister des Jahres 2001
gewechselt waren. Beide machen den ohnehin stark besetzten
Rückraum noch wirkungsvoller. Besonders Kneer, der
auch bei den Test-Länderspielen am Wochenende gegen Serbien
zum Einsatz kam, könnte den Magdeburgern helfen, den
angepeilten fünften Platz tatsächlich
zu erreichen.
Alfred Gislason, der den
zehnmaligen DDR-Meister als Trainer vor zehn Jahren zum
Champions-League-Sieg geführt hat, traut dem heutigen
Gegner zu, "die Überraschungsmannschaft der Saison"
zu werden. Nach sehr unruhigen Zeiten ginge es mit
dem Club seit zwei Jahren stetig bergauf, die Verpflichtungen,
so Gislason, seien "schlaue Schachzüge" gewesen.
Auch die, die bereits für die kommende Saison gemacht
wurden. So unterschrieb unter anderem mit Michael Haaß
(FA Göppingen) der Spielmacher der Nationalmannschaft
einen Drei-Jahres-Vertrag.
Als die Magdeburger zuletzt in Kiel gewannen, wurden sie noch von
Gislason trainiert.
Es geschah zu einer Zeit, als der
Kanzler Gerhard Schröder hieß, das Dosenpfand erst wenige
Wochen alt und Arminia Bielefeld ein Fußball-Bundesligist
war. Seit diesem 5. April 2003 (29:32) haben die "Zebras"
zu Hause zwar elfmal gegen den SCM gewonnen. Doch
besonders im letzten Spiel mussten sie sich mächtig strecken,
auch weil Torhüter Björgvin Gustavsson (22 Paraden)
bei dem 32:27-Sieg am 1. Mai über sich hinausgewachsen
war. Gut für Kiel, dass der Isländer zuletzt mit einer
Grippe das Bett hüten musste und derzeit hinter dem Holländer
Gerrie Eijlers sowieso nur
zweite Wahl ist.
Der letzte Heimsieg gegen Magdeburg war einer, der den
THW vorzeitig zum Meister machte. Es war aber auch einer,
in dem die Gäste mit sehr harten Bandagen versuchten,
die Überflieger zur Landung zu zwingen. Unvergessen, wie
Bennet Wiegert 13 Sekunden vor dem Abpfiff unbedrängt
Thierry Omeyer den Ball an den Kopf knallte und es nur
der Geistesgegenwart einiger Spieler in unmittelbarer Nähe
des Franzosen zu verdanken war, dass Omeyer und Wiegert
die als Handballspiel gedachte Veranstaltung nicht in einen
Boxkampf verwandeln konnten. Für Wiegert, bereits im
April 2003 dabei und damit letzter Magdeburger, der in
Kiel gewinnen konnte, wird es heute ein endgültiger Abschied
von Kiel sein. Der 30-Jährige verkündete gestern,
dass er seine Karriere beenden und am Saisonende eine Aufgabe
im Nachwuchsbereich des Clubs übernehmen werde.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - SC Magdeburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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