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Riesenjubel nach dem Schlusspfiff: Der THW Kiel ist Deutscher Meister 2012!
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Der THW Kiel hat es geschafft: Mit einem neuerlichen Kraftakt sicherten sich die
Zebras beim 32:27 (15:13) gegen den SC Magdeburg die Bundesliga-Punkte 57 und 58.
Dadurch sind die Kieler bereits fünf Spieltage vor dem Ende nicht mehr von der
Spitze der TOYOTA Handball-Bundesliga zu verdrängen - frühzeitiger stand noch nie
in der Geschichte des deutschen Handballs ein Meister fest. In einem umkämpften
Spiel dauerte es bis zur 49. Minute,
ehe die Meister-Feierlichkeiten in der ausverkauften Sparkassen-Arena richtig Fahrt aufnehmen
konnten.
Momir Ilic, mit 8/3 Treffern erfolgreichster Torschütze,
verwandelte da einen Siebenmeter zum 27:21 - die Vorentscheidung.
Trotz einer unschönen Magdeburger Aktion 13 Sekunden vor dem Ende, als Bennet Wiegert frei auf
Thierry Omeyer zulief und den Ball in Richtung Kopf warf,
woraufhin es zur Rudelbildung auf dem Feld kam, feierten die Zuschauer den neuen Deutschen
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Marcus Ahlm präsentierte sich einmal mehr bärenstark und traf sechs
Mal.
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Meister überschwänglich mit stehenden Ovationen und minutenlangen Gesängen. Bei der
improvisierten "kleinen Variante" der Meisterfeier jubelten die THW-Stars im Feuerwerk- und
Konfettiregen über den insgesamt 17. Titel des deutschen Rekordmeisters. Die lange Tradition der
Meisterschaften an der Kieler Förde zeigten die B-Jugendlichen des THW Kiel: Diese hatten
die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein gewonnen und überbrachten den
"großen" Zebras - in T-Shirts mit den Jahreszahlen der einzelnen Meisterschaften gekleidet -
das offizielle Meister-Shirt und eine Pappausführung der Schale, die am 2. Juni aus ihrem Exil in
Hamburg zurück an der Förde erwartet wird.
Nächstes Training: Mittwoch, 10 Uhr
Dann soll auch die große Sause auf dem
Rathausplatz steigen. "Wir haben noch einiges vor, deshalb wird heute auch nur kurz gefeiert",
sagte
Klaus Elwardt in Anspielung auf die weiter mögliche "perfekte Saison"
ohne Minuspunkt und auf die weiteren Titelchancen
beim "VELUX EHF Final4" in Köln und beim "Lufthansa Final Four" am Wochenende in Hamburg. Die Vorbereitung
auf das DHB-Pokal-Halbfinale beginnt bereits am Mittwoch: Um 10 Uhr ist das erste Training nach dem
17. Titel angesetzt.
Nickeligkeiten und ein starker Palicka
Schon der Beginn der Partie gegen die Magdeburger war von Nickeligkeiten geprägt. Tönnesen
setzte seinen Ellenbogen ein, um sich aus der Umklammerung von
Tobias Reichmann
zu befreien, und nach einer ruppigen Attacke gegen
Ilic gab es eine
erste wilde Rudelbildung auf der Platte. Die Bördestädter machten durch diese und weitere Aktionen
klar: Sie wollten nicht zum Gratulieren nach Kiel gereist sein. Diesen Eindruck verstärkte auch noch
der überragende Torhüter Gustavsson: Mit seinen Paraden sorgte er dafür, dass sich die Kieler nie
wirklich absetzen konnten. Auf der anderen Seite bedankten sich die Zebras
bei
Andreas Palicka, der mit seinen furiosen Paraden der Abwehr halt gab.
So beispielsweise in der achten Minute, als der Schwede zunächst einen Wurf von Doborac und dann auch
noch den Nachwurf von Landsberg entschärfte. Da führte der THW, bei dem
Ilic
wie entfesselt aufspielte und in den ersten 30 Minuten allein sieben Tore erzielte,
mit 4:2. In Überzahl konnte der SCM aber wenig später zum 5:5 ausgleichen (13.), das
Spiel begann von vorn.
Ilic und Ahlm überragend
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Überragend: Momir Ilic erzielte sieben Tore in den ersten 30 Minuten.
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Den beiden stärksten Kieler im ersten Abschnitt war es vorbehalten, den THW wieder in Führung zu bringen:
Marcus Ahlm markierte in Unterzahl das 6:5,
Ilic drosch den Ball mit 104 km/h zum 7:5 in die Maschen, ehe erneut
der Kapitän zuschlug. Wenn Gustavsson im nächsten Kieler Angriff nicht gleich gegen
zwei Kieler Glanztaten vollbracht hätte, die Zebras wären wohl davon geeilt. So aber
blieb Magdeburg dran, wechselte quälend lange Angriffe mit überfallartigen Attacken ab.
Jurecki und Robert Weber verkürzten für die Gäste, dann entschärfte Gustavsson einen Kempa-Versuch
über
Tobias Reichmann, und Philipp Weber glich aus (23.). Spätestens
zu diesem Zeitpunkt, den
Christian Zeitz nach einem Foul mit starken
Hüftbeschwerden nur noch von der Bank aus erlebte, war auch dem letzten der 10.285 Zuschauer klar, dass
dem THW Kiel ein hartes Stück Arbeit bis zum vorzeitigen Titelgewinn ins Haus stehen würde.
Zwei-Tore-Führung zur Pause
Gislason wechselte weiter konsequent durch und brachte
Aron Palmarsson. Der Isländer bedankte sich mit dem Knickwurf zum
10:9, dem
Ilic nach Doppelpass mit
Henrik Lundström
das 11:9 folgen ließ (24.). Doch Magdeburg blieb in Schlagdistanz, zwei Minuten vor dem Pausenpfiff
glichen die Sachsen-Anhaltiner sogar wieder aus. Gut nur, dass
Palicka
hinten dicht machte,
Ilic per Siebenmeter und dann noch einmal
dynamisch aus dem rechten Rückraum traf. Mit 15:13 wurden die Seiten gewechselt - die Magdeburger
verpassten durch Tönnesen den Anschluss: Nach der Halbzeitsirene scheiterte er mit einem Strafwurf
an
Thierry Omeyer.
Sechs-Tore-Führung hält nicht
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La Ola mit den Fans: Die Meister-Vorfeier bot einen Vorgeschmack auf die große Titelsause am 2. Juni
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Der Franzose im Kieler Tor blieb auch zur zweiten Hälfte im Kasten. Eine gute Entscheidung, denn
Omeyer sollte sich parallel zu Gustavsson ebenfalls zu einer großartigen
Form aufschwingen. Nachdem der ebenfalls erst in der 31. Minute eingewechselte
Jicha beim 16:14 mit 109 km/h eingenetzt hatte und wenig später nach
Schneller Mitte gar zum 19:16 traf, griff
Omeyer sich einen Durchläufer und schickte
Kim Andersson auf die Reise. Der Schwede traf zur ersten Vier-Tore-Führung,
die
Ahlm wenig später mit einem spektakulären Tipp-In-Tor sogar auf fünf
Treffer ausbaute. Dann passte
Omeyer erneut genau in den Lauf von
Reichmann, der zum 23:17 vollendete (40.). Magdeburgs Trainer Frank Carstens
zog den grünen Karton, die Auszeit zeigte Wirkung: Mit drei schnellen Toren durch das
ehemalige Kurzzeit-Zebra
Ales Pajovic, Wiegert und Robert Weber kam
der SCM beim 20:23 wieder in Reichweite (44.), die auch nach dme tollen Kempa-Tor von Wiegert in
Unterzahl zum 21:24 Bestand hatte.
THW-Express startet durch
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Die THW-Fans feierten schon weit vor dem Schlusspfiff mit hunderten Papp-Meisterschalen.
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Doch dann nahm der THW-Express entgültig Fahrt auf.
Jicha traf nach einer
seiner unwiderstehlichen Eins-gegen-Eins-Situationen zum 26:21,
Andersson
hob aus dem Stand ab und vollendete zum 27:21,
Lundström bekam
für einen artistisch gefangenen
Omeyer-Pass nicht nur Szenenapplaus, sondern
auch wegen eines Fouls einen Siebenmeter, den
Ilic sicher verwandelte. Der Zwischenspurt
zum 27:21 war der Startschuss für die "kleine" Meistersause auf den Rängen: Die Fankurve
schwenkte erstmals viele hundert Papp-Meisterschalen, und als der ehemalige
Magdeburger
Christian Sprenger zum 30:23 (52.) traf, war die Partie entschieden. Fünf Minuten
vor dem Ende erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen, mit stehenden Ovationen feierten sie den
THW Kiel für eine bis dato so grandiose Saison. Dabei ließen sie sich auch nur kurz durch die
unnötige Wiegert-Aktion gegen
Omeyer bremsen: Sie bejubelten
den ausgelassenen
Filip Jicha, der seine Kollegen schon weit vor dem
Ende mit Wasser bespritzte. Sie feierten die THW-Bank, die Arm in Arm dem Schlusspfiff entgegen fieberte,
und sie stimmten einen Jubel-Chor an, als die THW-Stars nach dem Ende im Kreis hüpften, La Ola
mit den Fans veranstalteten und die Ovationen genossen.
Nächster Stopp: Hamburg
Eine richtige Meisterfeier heben sich die Kieler und ihre Fans aber für den 2. Juni auf. Denn
für eine ausgelassene, lange andauernde Party hatten die Zebras am Dienstagabend keine Zeit.
Schon kurz nach dem Schlusspfiff richteten sie ihre Augen bereits wieder auf die kommenden Aufgaben. Und
die haben es in sich: Bereits am Sonnabend wollen die Kieler auch im Kampf um den DHB-Pokalsieg
bestehen und den zweiten Titel der Saison gewinnen. Auf dem Weg zur Titelverteidigung stellt sich beim
"Lufthansa Final Four" in der Hamburger O2-World aber ausgerechnet der entthronte Meister aus
Hamburg den Kielern in den Weg - auch nach dem vorzeitigen Gewinn der 17. Meisterschaft
hat der THW noch nicht fertig.
(Christian Robohm)
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Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben und die Meisterschaft sichern konnten.
Allerdings: Bis zum Saisonende ist der HSV noch Meister, das muss man respektieren. Dass wir
es geschafft haben, am Ende neuer Deutscher Meister zu sein, ist großartig. Ich bin sehr froh, wie
die Mannschaft die gesamte Saison zusammenarbeitet und für Erfolge sorgt. Und die Art und Weise,
wie sie Handball spielt, ist schön. Heute haben wir den erwartet schweren Gegner bekommen.
Es war sehr schwierig, diese Aufgabe zu knacken.
Wir hoffen, dass die Verletzung
von Christian Zeitz nicht zu schwer ist und er am Wochenende spielen
kann. Eine Meisterschaftsfeier wird es hoffentlich keine geben. Ich hoffe, dass die Jungs so
wenig wie möglich feiern und sich das für den Juni aufheben.
Ich wollte heute noch nicht feiern. Wir haben einige schwere Spiele vor uns, wenn wir jetzt
anfangen zu feiern, werden wir das nächste Spiel mit ziemlicher Sicherheit verlieren.
SCM-Trainer Frank Carstens:
Zunächst möchte Alfred Gislason zur Meisterschaft und zu der
Art und Weise, wie diese Meisterschaft zustande gekommen ist, gratulieren. Unglaublich souverän und
mit einer großen Dominanz sind die Kieler verdient Meister geworden. Wir wollten heute ein Ärgernis sein und
so anangenehm wie möglich auftreten, um die Meisterfeier möglichst zu verderben oder schwierig zu machen
Das ist uns über weite Strecken ganz gut geglückt, wir haben unsere Möglichkeiten vor allem in der
ersten Halbzeit vernünftig ausgenutzt und nur drei technische Fehler gemacht. Leider konnte wir
dieses Angriffsniveau nicht ganz halten und haben zu viele Gegenstöße bekommen. Diese Art von Spiel
hat man in Kiel wohl schon häufig gesehen. Am Ende haben sich die Kieler verdient durchgesetzt, wir schauen nach vorne.
Unsere Aufgaben sind andere als den THW Kiel zu schlagen. Wir wollen den sechsten Platz verteidigen, um im
nächsten Jahr vielleicht doch wieder europäisch spielen zu können.
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Jubel mit Meistershirt und dem neuen Kieler Kennzeichen: Filip Jicha.
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Wir sind noch nicht fertig mit dieser Saison. Jeder,
der den Gesichtsausdruck meines Trainers sieht, weiß, dass wir noch andere Aufgaben zu bewältigen haben
Diese erste Mission
haben wir erfüllt, zwei weitere liegen noch vor uns. Darauf werden wir uns vorbereiten, diese
Vorbereitung beginnt heute gegen 23.30 Uhr...
Heute gibt es ein kleines Bier, morgen ist um 10 Uhr wieder Training.
Oberbürgermeister Torsten Albig:
Mit dieser Saison haben die THW-Handballer
Sportgeschichte neu geschrieben und sich unvergesslich gemacht.
Der Rathausbalkon sehnt sich nach seinen Helden. Kiel ist schwarz-weiß.
Wir sind stolz auf Euch! Und es kommen ja noch zwei Wettbewerbe.
DHB-Manager Heiner Brand:
Gratulation an den THW für diese beeindruckende
Serie. Im Prinzip bestätigt der THW seine Leistungen der letzten
Jahre und unterstreicht seine Professionalität. Die größe Stärke sind ohne
Zweifel die hohen individuellen Fähigkeiten der einzelnen Spieler.
HSV-Handball-Trainer Martin Schwalb:
Herzlichen Glückwunsch! Was Alfred Gislason und seine Mannschaft
in dieser Saison geleistet haben, ist schon beeindruckend.
Der Titel ist natürlich absolut verdient, und ohne Niederlage Meister
zu werden ist eine Marke, die wohl so schnell nicht wieder erreicht wird.
Davor kann ich nur meinen Hut ziehen und auch im
Namen des gesamten HSV Handball gratulieren.
HSV-Fußball-Trainer Thorsten Fink:
Das ist eine Riesenleistung des THW
Kiel. Ich weiß, wie schwer es ist, diese Konzentration
immer aufrecht zu halten. Und andere Mannschaften
sind ja auch heiß, wenn es gegen ein so starkes Team geht. Das ist wirklich top.
Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit:
Dass eine Mannschaft mit Weltklassespielern
so harmonisch funktioniert, ist bemerkenswert. Die Serie des
THW ist eine Ausnahmeleistung - und das in der
stärksten Liga der Welt. Für die Attraktivität der
Bundesliga ist dieser Durchmarsch allerdings
weniger gut.
Video: Die Pressekonferenz
- THW Kiel:
-
Omeyer (31.-60. und 1 Siebenmeter, 12 Paraden),
Palicka (1.-30., 9 Paraden);
Andersson (3),
Lundström (1),
Sprenger (2,
Ahlm (6),
Kubes (1),
Reichmann (3),
Zeitz (1),
Palmarsson (1),
Narcisse (1),
Ilic (8/3),
Klein (1),
Jicha (4);
Trainer: Gislason
- SC Magdeburg:
-
Gustavsson (1.-60., 20 Paraden),
Eijlers (n.e.);
Wiegert (3),
Doborac (1),
Musche (1),
Landsberg,
Pajovic (7),
Hornke,
Grafenhorst (1),
Tönnesen (4/1),
P. Weber (2),
R. Weber (3)
Jurecki (5);
Trainer: Carstens
- Schiedsrichter:
-
Christoph Immel / Ronald Klein
- Zeitstrafen:
-
THW: 2 (Reichmann (12.), Andersson (41.));
SCM: 4 (2x Jurecki (4., 46.), Wiegert (17.), Pajovic (37.))
- Siebenmeter:
-
THW: 5/3 (Gustavsson hält Ilic (37.), Jicha an die Latte (46.));
SCM: 3/1 (Omeyer hält 2x Tönnesen (30., 53.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1 (1.), 1:1 (1.), 2:1 (3.), 3:1 (4.), 3:2 (7.),
4:2 (9.), 4:3 (10.), 5:3 (11.), 5:4 (12.), 5:5 (13.), 6:5
(14.), 6:6 (16.), 7:6 (17.), 8:6 (18.), 9:6 (19.), 9:7
(20.), 9:8 (21.), 9:9 (22.), 10:9 (23.), 11:9 (24.), 11:10
(24.), 12:10 (24.), 12:11 (25.), 13:11 (26.), 13:12 (26.), 13:13
(28.), 14:13 (28.), 15:13 (30.) ;
2. Hz.: 15:14 (32.), 16:14 (32.), 17:14 (33.), 17:15 (35.), 18:15 (35.),
18:16 (35.), 19:16 (36.), 20:16 (36.), 20:17 (38.), 21:17 (38.),
22:17 (39.), 23:17 (40.), 23:18 (41.), 23:19 (42.), 23:20 (44.),
24:20 (45.), 24:21 (46.), 25:21 (47.), 26:21 (48.), 27:21 (49.),
27:22 (50.), 28:22 (50.), 28:23 (51.), 29:23 (52.), 30:23 (52.),
31:23 (54.), 31:24 (55.), 32:24 (56.), 32:25 (57.), 32:26 (58.), 32:27 (59.).
- Zuschauer:
-
10.288 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kie, Kiel)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2012:
Perfekt: Die Schale kommt zurück
THW Kiel ist nach dem 32:27-Sieg gegen den SC Magdeburg neuer Handball-Meister - Hein Daddel wird TV-Star
Kiel. Der THW Kiel tanzt in den Mai. Am Sonntag
besiegten die "Zebras" im Viertelfinal-Rückspiel die
starken Kroaten in Diensten von RK Zagreb mit 33:27
und schlossen die Tür zum Final4 der Champions League
in Köln auf. Gestern machte der Tabellenführer
der Handball-Bundesliga mit dem 32:27 (15:13)-Heimsieg
gegen den SC Magdeburg die 17. Meisterschaft
perfekt. Am 29. Spieltag. Mit 58:0 Punkten.
Die Verantwortlichen des Rekordmeisters
hatten lange überlegt, ob sie Konfetti regnen lassen sollten. Schließlich
ist der SC Magdeburg jener Gegner, der am 4. Mai vergangenen
Jahres als letzter deutscher Club den THW Kiel besiegen
konnte. Keine Laufkundschaft also. Auf dem Feld
eine Niederlage gegen das Team von Frank Carstens und
unter dem Dach bergeweise Konfetti, das seine Bestimmung
nicht erfüllen darf - eine Vorstellung, die jeden graut,
der sich um einen würdigen Rahmen für ein solches Ereignis
bemüht. Eine Zeremonie, so die Gedanken der THW-Bosse,
würde zudem von weiteren Zielen wie das Pokal-Halbfinale am Sonnabend gegen
den Ex-Meister HSV Hamburg ablenken. Doch umso näher der Spieltag rückte,
umso deutlicher wurde, dass die Fans eine kleine Feier erwarten
würden. Und als Vorgeschmack auf die große Sause am 2. Juni auf dem Rathausplatz
auch verdient hätten.
Selten sei der Run auf Tickets so groß gewesen, sagte
THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust. Auch die
Mitarbeiter der Geschäftsstelle hätten ihre Sitzplätze zur
Verfügung gestellt, um die Nachfrage befriedigen zu können. Wer gestern ein Plätzchen
ergattern konnte, erlebte ein zerfahrenes Spiel, aber eine
sehr emotionale Ehrung: Nach dem Abpfiff liefen die B-Jugendlichen
des THW - gerade Landesmeister geworden - einzeln in die Halle ein. Jeder
trug ein T-Shirt, auf dem eines der 16 Meisterjahre seit 1957
abgedruckt war. Malte Abelmann, das Jahr 2008, ließ es
sich nicht nehmen, auf Krücken seine Idole abzuklatschen
- er war tags zuvor im Training umgeknickt. Den Abschluss
bildete Maskottchen Hein Daddel, der sich die
"2012" über seinen Kugelleib gezwängt hatte. Die Spieler,
die nicht eingeweiht waren, erhielten alle Meister-Shirts
mit Schale, die sie sich auf dem Feld überzogen, um dann eine
Ehrenrunde zu drehen. Ohne ihren Trainer Alfred Gislason,
den Filip Jicha, nach einigen
zögerlichen Momenten, von hinten mit Bier übergossen
hatte. Eine Aktion, die dem Isländer ganz und gar nicht behagte.
"Ich hoffe, es wird so wenig wie möglich gefeiert",
sagte ein Gislason, der seine Freude gut zu verbergen wusste.
"Morgen um zehn Uhr ist wieder Training."
Eine Chance, die Feierlichkeiten zu verhindern, hatten die Besiegten nicht wirklich
gehabt, obwohl sie in der ersten Halbzeit gut mithielten.
Auch dank ihres starken Torhüters Björgvin Gustavsson,
der 22 Bälle parierte. Wie die Kieler waren auch sie am
Sonntag in einem internationalen Wettbewerb angetreten.
Sie gewannen im Halbfinal-Rückspiel im EHF-Cup beim
französischen Erstligisten HB Dunkerque 22:18, schieden
aber wegen der 25:30-Niederlage im Hinspiel trotzdem aus.
Der zehnmalige DDR-Meister war direkt aus Frankreich
an die Förde gereist und hatte Erinnerungen an den TV
Großwallstadt beschworen, der in der vergangenen Saison
auf einer ähnlichen Reiseroute in Kiel überraschend gewinnen
konnte. Mit den Franken einte den SCM auch die großen
Verletzungssorgen. Neben Kapitän Fabian van Olphen und
Linkshänder Jure Natek (beide Kreuzbandriss) fehlten mit
Einar Holmgeirsson (Mandelentzündung) und Andreas Rojewski
(Fußprobleme) zwei weitere Alternativen im rechten
Rückraum.
Die Kieler gewannen gestern saisonübergreifend ihr
32. Liga-Spiel in Folge und stellten den Rekord der Basketballer
von Alba Berlin aus der Saison 2000/2001 ein. Kein
Wunder, dass nun auch das Maskottchen Karriere macht.
Der Sparkassen- und Giroverband Deutschland drehte in
der Halbzeit einen Werbespot, der ab August bundesweit ausgestrahlt
wird. Hauptdarsteller ist Hein Daddel, der von
seiner Rolle erst erfuhr, als die Aufnahmen im Kasten waren -
die Kultfigur sollte wohl in seiner ganzen Natürlichkeit am
Arbeitsplatz zu sehen sein. Er hätte wohl auch kein Lampenfieber
gehabt, wenn ihm das Drehbuch bekannt gewesen
wäre, sind solche Auftritte doch längst Alltag für Daniel
Pöhlmann, den Menschen im Zebra-Kostüm.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2012:
Angie feierte die "Zebras"
Nach der Rückkehr vom Porsche
Grand-Prix in Stuttgart und dem ersten Freilufttraining
auf Sand wurde auch Tennis-Profi Angelique Kerber
gestern Abend Zeugin der THW-Meisterkür. Zusammen
mit Schwester Jessica erlebte die Kielerin ihr erstes "Zebra"-Match überhaupt. "Ich hatte
das schon so lange vor. Bisher hatte es aber einfach noch
nicht geklappt", erzählte die Weltenbummlerin, die den
THW ansonsten via Internet verfolgt.
Das Spiel riss die Schwestern von den Sitzen.
"Eine unfassbare Stimmung, und der THW ist wieder Meister.
Es hat uns super gefallen. Ich werde mega THW-Fan",
meinte die 24-Jährige. Auf den Meister-Schampus verzichtete
die Kopenhagen-Gewinnerin allerdings. Heute schon geht's
zum nächsten Turnier nach Madrid.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2012)