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Entspannte Mienen auf der Kieler Bank.
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Grit Peter |
Ohne Probleme hat der THW Kiel seine Auftaktpartie im
DHB-Pokal gewonnen und das
Achtelfinale erreicht. Vor 5.700 Zuschauern in der ausverkauften
Arena Leipzig gewannen die "Zebras" beim Zweitligisten SC
DHfK souverän mit 43:27 (23:15). Die Gastgeber konnten
nur in den ersten 20 Minuten mithalten, danach setzte sich der
Titelverteidiger, bei dem
Gudjon Valur Sigurdsson
mit acht Treffern bester Schütze war, kontinuierlich ab.
Ganz Leipzig war am Dienstag im Handballfieber: Schon beim
Warmmachen waren hunderte Kameras auf den deutschen Rekordmeister
gerichtet, der vor dem Anpfiff mit einer grandiosen Lasershow und unter
großem Applaus in die Arena einlief. Eine tolle Atmosphäre in einer
Handball-verrückten Stadt!
Toft Hansen wieder fit
Alfred Gislason musste weiterhin auf
Aron Palmarsson verzichten, der Spielmacher
laboriert noch immer an einer Ellenbogenblessur. Kreisläufer
Rene Toft Hansen meldete sich nach
seiner schweren Rippenprellung hingegen wieder einsatzbereit und
rückte gegen den Zweitligisten auch gleich in die Startformation.
Dort bildete er mit
Momir Ilic den
Mittelblock der 6:0-Abwehr, außerdem begannen beim THW noch
Andreas Palicka im Tor,
Niclas Ekberg und
Gudjon Valur Sigurdsson
auf den Flügeln,
Daniel Narcisse auf
der Rückraummitte und
Christian Zeitz
auf Halbrechts.
Rasanter, ausgeglichener Beginn
Und es entwickelte sich sogleich eine rasante Partie, auch die
Gastgeber drückten aufs Gaspedal und kamen vor allem durch den
starken Pavel Prokopec immer wieder zum schnellen Abschluss.
Der tschechische Rückraumspieler war es auch, der den krassen
Außenseiter mit einem frechen Dreher mit 4:2 (6.) in Führung
warf. Der THW hatte vor allem in der Deckung noch nicht in die
Partie gefunden, und im Angriff wurde manchmal etwas überhastet
abgeschlossen. Dennoch erzielte
Zeitz
zweimal den Anschlusstreffer, ehe
Sigurdsson
per Gegenstoß den 5:5-Ausgleich markierte. Bis zum 8:8 (12.) durch einen
abgefälschten Baumgärtel-Wurf blieb die Partie aber ausgeglichen, ehe
Alfred Gislason Ahlm
und wenig später
Vujin brachte und auf eine 3:2:1-Deckung
umstellte. Sogleich setzte sich der THW ab:
Sigurdsson
aus dem Rückraum zum 9:8 und
Narcisse mit
einem Doppelschlag nach Ballgewinnen in der Abwehr brachten das
11:8 für die "Zebras", Leipzigs Coach Uwe Jungandreas nahm seine
Auszeit.
THW setzt sich schon zur Pause ab
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Arme hoch bei einem direkten Freiwurf von 2,07m-Koloss Rico Göde.
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Grit Peter |
Und tatsächlich: Nach Wiederanpfiff kamen die Gastgeber durch Jacob
und einen Prokopec-Strafwurf noch einmal auf 10:11 heran, ehe
der starke
Narcisse erneut konterte.
Die Kieler bekamen die Partie nun aber endgültig in den Griff und
bauten den Vorsprung langsam aus:
Sigurdsson
mit Gegenstößen,
Ekberg von außen,
Vujin mit einem Geschoss aus zehn Metern
und
Ahlm vom Kreis, der entweder selbst
traf oder Strafwürfe erkämpfte, brachten den THW nach vorne, der
sich über 14:10 (20.) und 18:12 (25.) bis zur Halbzeit ein
komfortables Acht-Tore-Polster aufbauen konnte.
Beste Handball-Unterhaltung auf beiden Seiten
Nach Wiederanpfiff durften auch die letzten Bankhocker des
Rekordpokalsiegers aufs Parkett:
Thierry Omeyer
kam für
Palicka,
Klein
und
Sprenger bildeten die Flügelzange
und
Patrick Wiencek rückte an den Kreis.
Wenige Minuten später gab auch
Filip Jicha
sein Stelldichein. Die Partie war spätestens nach dem Kieler Blitzstart
in den zweiten Durchgang -
Sprenger und
Wiencek trafen, während
Omeyer
gegen Baumgärtel, Jacob und Feld parierte - bereits entschieden.
Die Handballfans in der Arena Leipzig kamen aber dennoch
voll auf ihre Kosten. Dafür sorgten nicht nur die "Zebras", bei denen
sich zunächst der kompromisslos abschließende
Patrick Wiencek, später der traumwandlerisch
sichere
Christian Sprenger Bestnoten verdienten.
Auch der SC DHfK zeigte sein Potential, allen voran Rückraumspieler
Eric Jacob zeigte mit fünf tollen Treffern nach dem Seitenwechsel
seine Fähigkeiten. Auch eine Galia-Parade bei einem Siebenmeter
seines Landsmanns
Jicha, ein nach einem
feinen Spielzug über Jacob, Binder und Göde erkämpfter und von Prokopec
verwandelter Strafwurf und ein freches Tor von Youngster Max Emanuel
sorgten für Szenenapplaus.
Mit Endspurt zum deutlichen Sieg
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Die dritte Halbzeit: Nicht nur Andreas Palicks
schrieb fleißig Autogramme.
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Grit Peter |
Der THW hatte mittlerweile allerdings auch
einen Gang herunter geschaltet und verwaltete seinen Zehn-Tore-Vorsprung -
bis zur 53. Minute. 36:26 stand es nach einem Jacob-Treffer für die
Kieler, als sie noch einmal zum Endspurt ansetzten: Mit
Sigurdsson auf der Spielmacherposition
zeigten die "Zebras" noch einmal ihr ganzes Repertoire, brachten
Christian Sprenger mehrmals in
beste Wurfposition und zelebrierten einen tollen Kempa-Gegenstoß,
den ebenfalls
Sprenger nach
Klein-Anspiel
zum 40:26 abschloss. Letztlich siegte der THW souverän mit 43:27
und konnte zudem ein bisschen mit den Kräften haushalten, zumal
bereits am kommenden Samstag das schwere Auswärtsspiel beim
HSV Hamburg ansteht.
Acht Bundesligisten gescheitert
Neben dem THW Kiel haben neun weitere Erstligisten das
Achtelfinale im DHB-Pokal erreicht. Prominentestes Opfer
ist der aktuelle Tabellenzweite Füchse Berlin, der am
Dienstagabend beim TuS N-Lübbecke mit 28:32 unterlag.
Auch der VfL Gummersbach (25:32 gegen die Rhein-Neckar Löwen),
der TBV Lemgo (31:33 gegen die TSV Hannover-Burgdorf),
TuSEM Essen (23:27 bei GWD Minden) und Frisch Auf Göppingen
(35:37 n.V. gegen den SC Magdeburg) mussten in direkten
Erstligaduellen die Segel streichen. Erwischt hat es aber
auch den TV Neuhausen, der beim Zweitligisten TV Emsdetten
eine empfindliche 20:33-Klatsche kassierte, und den TV
Großwallstadt, der beim TvSV Eisenach ebenfalls deutlich
mit 20:27 unterlag. Für die größte Überraschung aber
sorgte der VfL Bad Schwartau, der die in der Bundesliga
so stark gestartete HSG Wetzlar mit 33:30 aus dem
Wettbewerb warf. Die Achtelfinal-Auslosung findet am
kommenden Samstagnachmittag direkt vor dem Spitzenspiel
des THW Kiel beim HSV Hamburg statt. Diskus-Olympiasieger
Robert Harting wird als Glücksfee fungieren, Sport1 überträgt
die Auslosung ab 14.15 Uhr live und kostenlos im Internet
unter
tv.sport1.de/handball.
(Sascha Krokowski)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie auch den ausführlichen KN-Spielbericht.
Wir wollten unbedingt in die nächste Runde, und das haben wir
souverän geschafft. Es war eine tolle Stimmung hier, beide
Mannschaften haben ihren Teil dazu beigetragen.
Leipzigs Trainer Uwe Jungandreas:
Um den THW Kiel ärgern zu können, hätten wir im Angriff
konzentrierter spielen müssen. Wir hatten Chancen zu Toren,
waren aber nicht abgeklärt genug. Trotzdem haben die Zuschauer
ein tolles Handballspiel gesehen.
Leipzigs Kreisläufer Rico Göde:
16 Tore klingt ein wenig hart, aber wir haben teilweise ganz
gut gespielt, nur in zwei, drei Phasen nicht so gut. Wir haben
in der ersten Halbzeit zu viele einfache Fehler gemacht - bei
Gegenstößen, frei am Kreis - ansonsten hätte es zur Halbzeit
vielleicht nur vier, fünf hinten gestanden.
Aber wird sind ganz zufrieden, darauf können wir aufbauen. Wir
haben uns Selbstvertrauen für das wichtige Spiel am Sonntag gegen
Nordhorn geholt.
Wir wollten uns heute nicht abschießen lassen, alles geben, das
haben wir gerade auch am Anfang mit unserer 4:2-Deckung gezeigt,
das ist uns teilweise nicht so schlecht gelungen. Jetzt konzentrieren
wir uns nur auf Sonntag.
Vor 5800 Zuschauern heute, das war natürlich eine tolle Athmosphäre,
haben wir versucht, unseren Fans zu zeigen, was wir können. Der THW
hat auch gezeigt, was er kann, die Zuschauer können zufrieden sein.
- SC DHfK Leipzig:
-
Galia (31.-55., 3/1 Paraden),
Pulay (1.-30., 55.-60., 5 Paraden);
Dietzmann,
Emanuel (2),
Streitenberger (1),
Baumgärtel (4),
Binder (1),
Boese (2),
Jacob (6),
Riehn (1),
Prokopec (8/5),
Feld,
Göde (2);
Trainer: Jungandreas
- THW Kiel:
-
Omeyer (31.-60. 5 Paraden),
Palicka (1.-30., 5 Paraden);
Toft Hansen (1),
Sigurdsson (8),
Sprenger (6),
Ahlm (2),
Wiencek (3),
Ekberg (2),
Zeitz (3),
Narcisse (5),
Ilic (5/2),
Klein (1),
Jicha (1),
Vujin (6/2);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Martin Thöne / Marijo Zupanovic
- Zeitstrafen:
-
Leipzig: 4 (Baumgärtel (50.), Riehn (54.), Galia (55.), Binder (60.));
THW: 1 (Jicha (41.))
- Siebenmeter:
-
Leipzig: 5/5;
THW: 5/4 (Galia hält Jicha (35.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 2:1, 2:2, 4:2 (6.), 4:3, 5:3, 5:5, 6:5,
6:7, 7:7, 7:8, 8:8 (12.), 8:11, 10:11, 10:14 (19.), 11:14,
11:15, 12:15, 12:18 (25.), 13:18, 13:19, 14:19,
14:20, 15:20, 15:23;
2. Hz.: 15:25, 17:25 (36.), 17:28, 18:28, 18:29 (41.),
19:29, 19:30, 21:30, 21:31 (46.), 23:31, 23:34 (50.),
24:24, 24:35, 25:35, 25:36, 26:36 (53.), 26:42 (58.),
27:42, 27:43.
- Zuschauer:
-
5.700 (ausverkauft) (Arena Leipzig, Leipzig)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.10.2012:
"Zebras" hatten Spaß beim Handball-Feiertag in Leipzig
5700 begeisterte Zuschauer - THW hatte beim 43:27 im Pokal gegen Zweitligisten
Leipzig. Die Arme verschränkt, steht Alfred Gislason
an der Seitenlinie. Er bewegt sich maximal einen Schritt nach links, oder eben
einen Schritt nach rechts. Dabei starrt er stoisch auf das Geschehen auf dem
Spielfeld, während um ihn herum die prall gefüllte Halle mit 5700 Zuschauern
tobt. Für den Trainer des Handball-Bundesligisten THW Kiel ist es "nur" ein
Pflichtspiel in der dritten Runde des DHB-Pokals.
Für die Leipziger Fans des Zweitligisten DHfK Leipzig hingegen mindestens das
Spiel des Jahres, das die Sachsen mit 27:43 (15:23) verlieren.
Der THW zog mit einem Pflichtsieg ins Achtelfinale ein. Dennoch war es für Leipzig
über die gesamte Spielzeit hinweg ein Handballfest de Luxe. Bereits im Vorfeld
überschlugen sich die Ankündigungen in den Leipziger Medien. Pokalknaller oder
Leckerbissen hieß es vielerorts. Auch der Zuspruch bei dem Ticketverkauf zeigte:
Leipzig war im Handballfieber. Die insgesamt 5700 Karten waren innerhalb von 90
Minuten restlos ausverkauft.
"Die Stimmung hier hat mir wirklich sehr gut gefallen", lobte
Gislason, der trotz des holprigen Starts seiner
Mannschaft mit der Partie zufrieden war. Von den Gegentoren her gesehen "ist
sie mir jedoch zu hoch ausgefallen", monierte der Coach. Denn zunächst spielte
der Gastgeber unbeeindruckt mit. Sie schafften es, die Begegnung gegen den
Branchenprimus vom 5:5 (8.) über 8:10 (14.) bis hin zum 12:15 (21.) weitgehend
offen zu halten.
Darüber hinaus hatte Kiel zunächst Schwierigkeiten, sich auf die offensive
4:2-Deckung der Sachsen einzustellen. "Es ist wie immer gegen eine offensive
Defensive gewesen: Da stottert der Motor zunächst", erklärte
Dominik Klein. Überhaupt sei diese Deckungsvariante
in der Ersten Bundesliga nicht alltäglich. Im weiteren Spielverlauf schafften
es die "Zebras" schließlich immer wieder, ihre individuelle Klasse auszuspielen
und sich bis zur Pause auf 23:15 abzusetzen.
Im zweiten Durchgang nutzte der Pokalverteidiger die sich häufenden
Unkonzentriertheiten der Leipziger und zog auf 38:26 (55.) davon. Der
Stimmung in der Halle tat das keinen Abbruch.
Die Leipziger honorierten ihre aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die sich
nach den beiden letzten blamablen Leistungen gegen die jeweiligen Spitzenreiter
in der Zweiten Bundesliga "endlich offensiv wieder verbessert haben", freute
sich Coach Uwe Jungandreas. Allerdings kritisierte er die zu vielen vergebenen
Chancen. "Am Ende sind wir dann ins offene Messer gelaufen."
(von Anne Kunze, aus den Kieler Nachrichten vom 25.10.2012)