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22./24.10.2012 - Letzte Aktualisierung: 24.10.2012 DHB-Pokal

DHB-Pokal: THW Kiel will in Leipzig in die nächste Runde einziehen

Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Das Team des SC DHfK Leipzig.
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Der Spielplan für die "Zebras" ist in diesen Monaten unerbittlich: Einen Tag, nachdem die Kieler Handballer von ihrem Fünf-Tage-Trip inklusive der beiden Spiele in Veszprem und Essen zurückgekehrt sind, sitzen sie schon wieder im Mannschaftsbus: Ziel der 500-Kilometer-Reise am Dienstag ist die Messestadt Leipzig, wo der THW Kiel am Mittwoch beim Zweitligisten SC DHfK Leipzig in der dritten Runde des DHB-Pokals um den Einzug in die nächste Runde kämpft. Anwurf in der restlos ausverkauften Leipziger Arena ist um 19.30 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live und kostenpflichtig im Internet.
DHB-Präsident Ulrich Strombach hatte den "Zebras" eine Auswärtspartie beim ambitionierten Zweitligisten SC DHfK Leipzig beschert. "Über den THW Kiel werden sich die Leipziger bestimmt freuen", vermutete Berlins Manager Bob Hanning, der der Auslosung beiwohnte. Er sollte Recht behalten. "Ihr wollt mich doch veräppeln", vermutete Geschäftsführer Karsten Günther, als er im Auto einen Anruf von seinen Spielern Rene Boese, Alexander Feld, Lucas Krzikalla, Max Emanuel sowie Keeper Oliver Krechel erhalten hatte - dann verschlug es dem Manager die Sprache. Später dann hatte er seine Worte wiedergefunden: "Das ist ein absolutes Traumlos! Im Pokal scheinen wir immer wieder Glück zu haben: Vor zwei Jahren das Spiel gegen die Füchse Berlin und nun Kiel. Natürlich nehmen wir die Herausforderung sehr gerne an." Trainer Uwe Jungandreas, der wie mehrere Spieler nach der Insolvenz von Concordia Delitzsch 2010 ins sächsische Oberzentrum wechselte, freute sich ebenfalls: "Das ist eine tolle Sache. Sportlich ist sicherlich das schwerste Los der Welt, andererseits haben wir gar nichts zu verlieren."
Leipzig in Schwierigkeiten
2,07-Meter-Hüne: Rico Göde.
2,07-Meter-Hüne: Rico Göde.
Der Sportclub D(eutsche) H(ochschule) f(ür) K(örperkultur) Leipzig ist zwar erst seit der vergangenen Saison in der zweiten Liga dabei, gehört aber dennoch bereits zu den Spitzenteams. In der Aufstiegsspielzeit kämpfte die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas lange Zeit um den Aufstieg in die Beletage und wurde letztlich mit 46:30 Punkten Fünfter. In dieser Saison hat der sechsmalige DDR-Meister und Europapokalsieger von 1966 allerdings mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Nach Niederlagen zu Hause gegen Eisenach (24:28) und dem vernichtenden 18:32 gegen den Bergischen HC sowie Auswärtsniederlagen beim ASV Hamm-Westfalen (24:31), beim TV Hüttenberg (25:27) und dem deutlichen 20:31 in Emsdetten liegen die Leipziger nur einen Punkt von den Abstiegsrängen entfernt. Auch im Pokal tat man sich in der 2. Runde schwer: Nachdem Leipzig in der rsten DHB-Pokalrunde beim 37:24 beim TuS Derschlag noch leichtes Spiel hatte, musste man beim 32:29-Erfolg beim Drittligisten ART Düsseldorf lange Zeit um das Weiterkommen zittern.
Kretzschmar im Aufsichtsrat
Bester Liga-Torschütze: Rechtsaußen Rene Boese.
Bester Liga-Torschütze: Rechtsaußen Rene Boese.
Bekannteste Spieler beim SC DHfK sind der tschechische Torhüter Michael Galia, Bruder von Großwallstadts Keeper Martin, der ehemalige Berliner Rechtsaußen Rene Boese, mit 40/13 Treffern bisher bester Ligatorschütze der Leipziger, der aus Essen verpflichtete Rückraumspieler Pavel Prokopec und der 2,07-Meter-Hüne Rico Göde am Kreis, der bereits bei Delitzsch, den Füchsen Berlin und zuletzt beim ASV Ahlen-Hamm Erstliga-Erfahrung sammelte (siehe auch Gegnerkader DHfK Leipzig). Fehlen wird den Leipzigern aller Voraussicht nach Kapitän Thomas Oehlrich. Das Gesicht des Vereins ist allerdings ein Offizieller: Ex-Nationalspieler und TV-Moderator Stefan Kretzschmar sitzt beim SC DHfK im Aufsichtsrat. Kretzschmar sah die Auslosung auf seinem heimischen Sofa: "In der eigenen Arena gegen so einen Gegner antreten zu können, ist einfach sensationell und der absolute Hauptgewinn! Die Leipziger Sportfans bekommen die beste Handballmannschaft der Welt zu sehen." Er hoffe, so Kretzschmar weiter, dass die Mannschaft die Herausforderung annehmen und keinen großen Druck verspüren werde. "Dieses Duell wird die Arena Leipzig in einen Hexenkessel verwandeln. Kiel ist der attraktivste Gegner, den man sich vorstellen kann", erklärte Kretzschmar.
Kiel freut sich auf Leipzig
Trainer: Uwe Jungandreas.
Trainer: Uwe Jungandreas.
Diese Ansicht bestätigte sich bereits kurz nach dem Vorverkaufsstart: Innerhalb von 90 Minuten waren alle 5800 Karten für das Duell mit dem Rekord-Pokalsieger aus Kiel vergriffen. Auch in Kiel freute man sich auf ein Handballfest: "Das ist eine reizvolle Aufgabe und sportlich machbar", sagte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt nach der Auslosung. "Außerdem bietet dieses Spiel unseren vielen THW-Fans im Osten Deutschlands eine tolle Möglichkeit, den THW Kiel live zu erleben." Der THW Kiel tritt zum ersten Mal überhaupt in seiner Geschichte gegen einen Leipziger Handballverein in einem Pflichtspiel an (siehe auch Gegnerdaten DHfK Leipzig). "Leipzig ist eine tolle Stadt, ich freue mich, dort spielen zu dürfen", erklärte THW-Coach Alfred Gislason. "Ein Selbstgänger wird dieses Spiel aber nicht. Leipzig ist ein ehrgeiziger Zweitligist. Wir müssen auf der Hut sein." Wie ernst die Kieler die Aufgabe nehmen, zeigt der Reiseplan: Bereits am Dienstag machen sich die "Zebras" auf dem Weg in die Messestadt. Fehlen wird den Kielern aller Voraussicht nach der verletzte Mittelmann Aron Palmarsson, fraglich ist zudem der Einsatz von Rene Toft Hansen, der sich mit den Folgen einer äußerst schmerzhaften Rippenprellung herumplagt.

THW-Fanstand in der Arena Leipzig
Die vielen Kieler Fans, die am Mittwoch in Leipzig die "Zebras" unterstützen werden, können sich vor und nach der Partie mit Fanartikeln der Schwarz-Weißen eindecken. Der mobile Fanstand des THW Kiel wird in der Arena zu finden sein. Neben brandneuen Fanartikeln wie beispielsweise den Frühstücksbrettern und den Schlüsselanhängern werden - neben den neuen Trikots - auch die erfolgreichen Triple-Trikots aus dem Vorjahr zum Sonderpreis von 59 Euro statt 79 Euro angeboten.

Die Schiedsrichter am Mittwoch sind Martin Thöne und Marijo Zupanovic aus dem DHB-Anschlusskader.

(Sascha Krokowski/Christian Robohm)

 

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Lesen Sie bitte auch

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2012:

THW Gast beim "Projekt Leipzig"

Stefan Kretzschmar bastelt bei Kiels Pokalgegner an der Erstliga-Tauglichkeit: "Echte Herzensangelegenheit"
Kiel. Statt wie bisher in Runde zwei steigen die Handball-Erstligisten mit Beginn der neuen Saison erst im dritten Durchgang des Deutschen Handball-Pokals in den Wettbewerb ein. Immerhin ein kleiner Lichtblick im Dunkel des überlasteten Terminkalenders der Sportart. Pokalverteidiger THW Kiel muss reisen, zog den Zweitligisten SC DHfK Leipzig aus dem Lostopf. Anwurf in der Arena Leipzig ist heute um 19.30 Uhr.

Der sechsfache ehemalige DDR-Meister startete mit 6:10 Punkten und Rang 16 nur mäßig in die Saison, kassierte zuletzt gegen die Spitzenteams Bergischer HC (18:32) und TV Emsdetten (20:31) empfindliche Klatschen. Dennoch überlässt der THW nichts dem Zufall, bereitete sich vor dem Treffen David gegen Goliath professionell auf die Partie vor und reiste bereits gestern mit dem Mannschaftsbus in die Sachsen-Metropole. Dass überall Gefahr drohe, habe auch die zurückliegende Bundesligapartie in Essen gezeigt, sagt Alfred Gislason. "Da haben wir uns anfangs nicht gut angestellt." Bis auf Aron Palmarsson (Ellenbogen) hat Kiels Trainer sein Bestaufgebot dabei. Rückraum-Ass Filip Jicha war umgeknickt, steht aber trotz leichter Knöchelprobleme im Aufgebot.

Leipzig hat eine große Handballtradition, das Spiel gegen den THW ist daher seit Tagen Gesprächsstoff in der Stadt, der Run auf die Karten war gigantisch. "In 90 Minuten waren alle 6000 Tickets weg", sagt Stefan Kretzschmar. Die 39-jährige Handball-Ikone ist Zugpferd und Gesicht von DHfK, seit knapp drei Jahren ist der ehemalige National-Linksaußen Mitglied im Aufsichtsrat und treibende Kraft beim "Projekt Aufstieg in Liga eins." Es ist ein Projekt, dass Kretzsche als "echte Herzensangelegenheit" bezeichnet. Als Beleg dafür gilt sein Umzug aus Magdeburg nach Leipzig, den er vor zwei Jahren mit seiner kubanischen Ehefrau Maria und den beiden Kindern vollzog. Jetzt ist er also zurück in seiner Geburtsstadt. Hier gründeten Mutter Waltraud und Vater Peter ihre Handballkarrieren beim SC. Waltraud Kretzschmar war dreifache Weltmeisterin und 217-fache Nationalspielerin, Peter ebenfalls Nationalspieler, später Trainer der erfolgreichen DDR-Frauen. Belastet habe ihn der Ruhm seiner Eltern nur zu Beginn, erinnert sich "Kretzsche", "später war es Ansporn. Olympiagold fehlte noch in der Familie, ich hatte die Chance im Finale gegen Kroatien, habe es aber leider selbst vermasselt."

Vergangenheit. Jetzt lebt und arbeitet der TV-Fachmann von Sport1 wieder in Leipzig, "und auf den Straßen der Stadt habe ich erst gemerkt, wie beliebt meine Eltern hier sind. Die kennt jeder, da komme ich nicht mit." An den erfolgreichen Wiederbelebungsversuchen des Sportclubs Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK), der schon in der handballerischen Versenkung verschwunden war, war allerdings auch Stefan erheblich beteiligt. Als "Kretzsche" den Job übernahm, tingelte Leipzig als Viertligist durch die Region, der Jahresetat betrug 80 000 Euro. Dann folgten zwei Aufstiege und eine Etatsteigerung auf 1,2 Millionen Euro. "Ich bin nicht unzufrieden mit dem Erreichten", sagt er, "aber ich bin sehr ungeduldig." Das Ziel für die aktuelle Saison hat der Club bereits geschafft, ist von der kleinen Uni-Halle in die große Arena umgezogen. "Im nächsten Jahr wollen wir auch sportlich angreifen", betont "Kretzsche", der bisher hauptsächlich im ökonomischen Bereich wie Sponsorensuche tätig war. "Künftig kümmere ich mich auch um die Besetzung des Kaders, da wird und muss sich einiges tun."

Und die Chancen gegen den THW? Er hätte bei jeder anderen Mannschaft immerhin eine gewisse Hoffnung auf eine Überraschung, "aber gegen diesen THW habe ich Angst, dass wir 'ne richtige Rutsche bekommen", so Kretzschmar. "Die Kieler Mannschaft ist wie eine Maschine, die werden keinen Gang zurückschalten, das können die gar nicht." Auf einen großen Handballabend freut er sich trotzdem. Uneingeschränkt. "Dieses Spiel ist einfach prima für den Club. Und die Handballfans aus Sachsen werden es genießen, wenn die beste Mannschaft der Welt bei ihnen gastiert."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2012)

 

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