Der Spielplan für die "Zebras" ist in diesen Monaten
unerbittlich: Einen Tag, nachdem die Kieler Handballer von ihrem
Fünf-Tage-Trip inklusive der beiden Spiele in
Veszprem
und
Essen zurückgekehrt sind, sitzen sie schon
wieder im Mannschaftsbus: Ziel der 500-Kilometer-Reise am Dienstag ist die Messestadt
Leipzig, wo der THW Kiel am Mittwoch beim Zweitligisten
SC DHfK Leipzig in der
dritten Runde des DHB-Pokals um den Einzug in die
nächste Runde kämpft. Anwurf in der restlos ausverkauften Leipziger Arena ist um 19.30 Uhr,
Sport1 überträgt die Partie live und kostenpflichtig im Internet.
DHB-Präsident Ulrich Strombach hatte den "Zebras" eine Auswärtspartie
beim ambitionierten Zweitligisten SC DHfK Leipzig beschert. "Über den THW Kiel werden
sich die Leipziger bestimmt freuen", vermutete Berlins Manager Bob Hanning, der der Auslosung beiwohnte.
Er sollte Recht behalten. "Ihr wollt mich doch veräppeln", vermutete
Geschäftsführer Karsten Günther, als er im Auto einen Anruf von
seinen Spielern Rene Boese, Alexander Feld, Lucas Krzikalla, Max Emanuel
sowie Keeper Oliver Krechel erhalten hatte - dann verschlug es
dem Manager die Sprache. Später dann hatte er seine Worte wiedergefunden:
"Das ist ein absolutes Traumlos! Im Pokal scheinen wir immer wieder Glück zu
haben: Vor zwei Jahren das Spiel gegen die Füchse Berlin und nun Kiel.
Natürlich nehmen wir die Herausforderung sehr gerne an." Trainer Uwe Jungandreas, der
wie mehrere Spieler nach der Insolvenz von
Concordia Delitzsch 2010 ins sächsische Oberzentrum wechselte,
freute sich ebenfalls: "Das ist eine tolle Sache. Sportlich
ist sicherlich das schwerste Los der Welt, andererseits haben
wir gar nichts zu verlieren."
Leipzig in Schwierigkeiten
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2,07-Meter-Hüne: Rico Göde.
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Leipzig |
Der Sportclub D(eutsche) H(ochschule) f(ür) K(örperkultur) Leipzig
ist zwar erst seit der vergangenen Saison in der zweiten Liga dabei,
gehört aber dennoch bereits zu den Spitzenteams. In der Aufstiegsspielzeit
kämpfte die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas lange Zeit um
den Aufstieg in die Beletage und wurde letztlich mit 46:30
Punkten Fünfter. In dieser Saison hat der sechsmalige DDR-Meister
und Europapokalsieger von 1966 allerdings mit Schwierigkeiten zu kämpfen:
Nach Niederlagen zu Hause gegen Eisenach (24:28) und dem vernichtenden 18:32 gegen den
Bergischen HC sowie Auswärtsniederlagen beim ASV Hamm-Westfalen (24:31),
beim TV Hüttenberg (25:27) und dem deutlichen 20:31 in Emsdetten liegen die
Leipziger nur einen Punkt von den Abstiegsrängen entfernt. Auch im Pokal tat man
sich in der
2. Runde schwer: Nachdem
Leipzig in der
rsten DHB-Pokalrunde
beim 37:24 beim TuS Derschlag noch leichtes Spiel hatte, musste man
beim 32:29-Erfolg beim Drittligisten ART Düsseldorf lange Zeit um das Weiterkommen zittern.
Kretzschmar im Aufsichtsrat
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Bester Liga-Torschütze: Rechtsaußen Rene Boese.
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Leipzig |
Bekannteste Spieler beim SC DHfK sind der tschechische Torhüter
Michael Galia, Bruder von Großwallstadts Keeper Martin, der
ehemalige Berliner Rechtsaußen Rene Boese, mit 40/13 Treffern bisher bester Ligatorschütze
der Leipziger, der aus Essen
verpflichtete Rückraumspieler Pavel Prokopec und der 2,07-Meter-Hüne
Rico Göde am Kreis, der bereits bei Delitzsch, den Füchsen
Berlin und zuletzt beim ASV Ahlen-Hamm Erstliga-Erfahrung
sammelte (siehe auch
Gegnerkader DHfK Leipzig). Fehlen wird
den Leipzigern aller Voraussicht nach Kapitän Thomas Oehlrich.
Das Gesicht des Vereins ist allerdings ein Offizieller:
Ex-Nationalspieler und TV-Moderator Stefan Kretzschmar sitzt
beim SC DHfK im Aufsichtsrat. Kretzschmar sah die Auslosung
auf seinem heimischen Sofa: "In der eigenen Arena gegen
so einen Gegner antreten zu können, ist einfach sensationell
und der absolute Hauptgewinn! Die Leipziger Sportfans
bekommen die beste Handballmannschaft der Welt zu sehen."
Er hoffe, so Kretzschmar weiter, dass die Mannschaft die
Herausforderung annehmen und keinen großen Druck verspüren
werde. "Dieses Duell wird die Arena Leipzig in einen Hexenkessel
verwandeln. Kiel ist der attraktivste Gegner, den man sich
vorstellen kann", erklärte Kretzschmar.
Kiel freut sich auf Leipzig
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Trainer: Uwe Jungandreas.
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Leipzig |
Diese Ansicht bestätigte sich bereits kurz nach dem Vorverkaufsstart: Innerhalb
von 90 Minuten waren alle 5800 Karten für das Duell mit dem Rekord-Pokalsieger aus Kiel
vergriffen. Auch in Kiel freute man sich auf ein Handballfest:
"Das ist eine reizvolle Aufgabe und sportlich machbar", sagte THW-Geschäftsführer
Klaus Elwardt nach der Auslosung. "Außerdem
bietet dieses Spiel unseren vielen THW-Fans im Osten Deutschlands
eine tolle Möglichkeit, den THW Kiel live zu erleben."
Der THW Kiel tritt zum ersten Mal überhaupt in seiner Geschichte gegen
einen Leipziger Handballverein in einem Pflichtspiel an (siehe auch
Gegnerdaten DHfK Leipzig). "Leipzig
ist eine tolle Stadt, ich freue mich, dort spielen zu dürfen", erklärte THW-Coach
Alfred Gislason. "Ein Selbstgänger wird dieses
Spiel aber nicht. Leipzig ist ein ehrgeiziger Zweitligist. Wir müssen auf der Hut sein."
Wie ernst die Kieler die Aufgabe nehmen, zeigt der Reiseplan: Bereits am Dienstag
machen sich die "Zebras" auf dem Weg in die Messestadt. Fehlen wird den Kielern
aller Voraussicht nach der verletzte Mittelmann
Aron Palmarsson, fraglich ist
zudem der Einsatz von
Rene Toft Hansen, der sich mit den Folgen einer
äußerst schmerzhaften Rippenprellung herumplagt.
THW-Fanstand in der Arena Leipzig
Die vielen Kieler Fans, die am Mittwoch in Leipzig die "Zebras" unterstützen werden,
können sich vor und nach der Partie mit Fanartikeln der Schwarz-Weißen eindecken.
Der mobile Fanstand des THW Kiel wird in der Arena zu finden sein. Neben brandneuen Fanartikeln
wie beispielsweise den Frühstücksbrettern und den Schlüsselanhängern
werden - neben den neuen Trikots - auch die erfolgreichen
Triple-Trikots aus dem Vorjahr zum Sonderpreis von 59 Euro statt
79 Euro angeboten.
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Martin Thöne und Marijo Zupanovic aus dem DHB-Anschlusskader.
(Sascha Krokowski/Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2012:
THW Gast beim "Projekt Leipzig"
Stefan Kretzschmar bastelt bei Kiels Pokalgegner an der Erstliga-Tauglichkeit: "Echte Herzensangelegenheit"
Kiel. Statt wie bisher in Runde zwei steigen die Handball-Erstligisten
mit Beginn der neuen Saison erst im
dritten Durchgang des Deutschen Handball-Pokals in
den Wettbewerb ein. Immerhin ein kleiner Lichtblick
im Dunkel des überlasteten Terminkalenders der
Sportart. Pokalverteidiger THW Kiel muss reisen, zog
den Zweitligisten SC DHfK Leipzig aus dem Lostopf.
Anwurf in der Arena Leipzig ist heute um 19.30 Uhr.
Der sechsfache ehemalige DDR-Meister startete mit 6:10
Punkten und Rang 16 nur mäßig in die Saison, kassierte zuletzt
gegen die Spitzenteams Bergischer HC (18:32) und TV
Emsdetten (20:31) empfindliche Klatschen. Dennoch überlässt
der THW nichts dem Zufall, bereitete sich vor dem
Treffen David gegen Goliath professionell auf die Partie vor
und reiste bereits gestern mit dem Mannschaftsbus in die
Sachsen-Metropole. Dass überall Gefahr drohe, habe
auch die zurückliegende Bundesligapartie in Essen gezeigt,
sagt Alfred Gislason. "Da haben
wir uns anfangs nicht gut
angestellt." Bis auf Aron Palmarsson (Ellenbogen) hat
Kiels Trainer sein Bestaufgebot
dabei. Rückraum-Ass Filip Jicha war umgeknickt,
steht aber trotz leichter Knöchelprobleme
im Aufgebot.
Leipzig hat eine große Handballtradition, das Spiel
gegen den THW ist daher seit Tagen Gesprächsstoff in der
Stadt, der Run auf die Karten war gigantisch. "In 90 Minuten
waren alle 6000 Tickets weg", sagt Stefan Kretzschmar.
Die 39-jährige Handball-Ikone ist Zugpferd und
Gesicht von DHfK, seit knapp drei Jahren ist der ehemalige
National-Linksaußen Mitglied im Aufsichtsrat und treibende
Kraft beim "Projekt Aufstieg in Liga eins." Es ist
ein Projekt, dass Kretzsche als "echte Herzensangelegenheit"
bezeichnet. Als Beleg dafür gilt sein Umzug aus Magdeburg
nach Leipzig, den er vor zwei Jahren mit seiner kubanischen
Ehefrau Maria und den beiden Kindern vollzog. Jetzt
ist er also zurück in seiner Geburtsstadt. Hier gründeten
Mutter Waltraud und Vater Peter ihre Handballkarrieren
beim SC. Waltraud Kretzschmar war dreifache Weltmeisterin
und 217-fache Nationalspielerin, Peter ebenfalls Nationalspieler, später
Trainer der erfolgreichen DDR-Frauen. Belastet habe
ihn der Ruhm seiner Eltern nur zu Beginn, erinnert sich
"Kretzsche", "später war es Ansporn. Olympiagold fehlte
noch in der Familie, ich hatte die Chance im Finale gegen
Kroatien, habe es aber leider selbst vermasselt."
Vergangenheit. Jetzt lebt und arbeitet der TV-Fachmann
von Sport1 wieder in Leipzig, "und auf den Straßen der
Stadt habe ich erst gemerkt, wie beliebt meine Eltern hier
sind. Die kennt jeder, da komme ich nicht mit." An den erfolgreichen
Wiederbelebungsversuchen des Sportclubs Deutsche Hochschule für Körperkultur
(DHfK), der schon in der handballerischen Versenkung verschwunden war, war
allerdings auch Stefan erheblich beteiligt. Als "Kretzsche"
den Job übernahm, tingelte Leipzig als Viertligist durch
die Region, der Jahresetat betrug 80 000 Euro. Dann folgten zwei Aufstiege und eine Etatsteigerung
auf 1,2 Millionen Euro. "Ich bin nicht unzufrieden mit dem Erreichten", sagt
er, "aber ich bin sehr ungeduldig." Das Ziel für die aktuelle
Saison hat der Club bereits geschafft, ist von der kleinen
Uni-Halle in die große Arena umgezogen. "Im nächsten Jahr
wollen wir auch sportlich angreifen", betont "Kretzsche",
der bisher hauptsächlich im ökonomischen Bereich wie
Sponsorensuche tätig war. "Künftig kümmere ich mich
auch um die Besetzung des Kaders, da wird und muss sich einiges
tun."
Und die Chancen gegen den THW? Er hätte bei jeder anderen
Mannschaft immerhin eine gewisse Hoffnung auf eine
Überraschung, "aber gegen diesen THW habe ich Angst,
dass wir 'ne richtige Rutsche bekommen", so Kretzschmar.
"Die Kieler Mannschaft ist wie eine Maschine, die werden keinen
Gang zurückschalten, das können die gar nicht." Auf einen
großen Handballabend freut er sich trotzdem. Uneingeschränkt.
"Dieses Spiel ist einfach prima für den Club. Und die Handballfans aus
Sachsen werden es genießen, wenn die beste Mannschaft der
Welt bei ihnen gastiert."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2012)
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SC DHfK Leipzig - THW Kiel:
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