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18./19.10.2012 - Letzte Aktualisierung: 19.10.2012 Champions League

VELUX EHF Champions League: THW verliert Krimi in Veszprem

CL, Gruppe B, 4. Spieltag: 18.10.2012, Do., 19.00: MKB Veszprem KC - THW Kiel: 31:30 (14:15)
Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Erstmals seit über einem Jahr hat es den THW Kiel auf europäischem Boden mal wieder erwischt: Am Donnerstagabend unterlagen die "Zebras" im mit 5.019 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel von Veszprem dem ungarischen Serienmeister mit 30:31 (15:14). Das Spitzenspiel der beiden ungeschlagenen Mannschaften in der Vorrunden-Gruppe B der "VELUX EHF Champions League" war die gesamte Spielzeit über hart umkämpft. Erst in der Schlussphase konnten sich die Gastgeber beim 31:28 (57.) einen Drei-Tore-Vorsprung erarbeiten, doch die Kieler kämpften sich noch einmal zurück. Letztlich fehlten dem THW wenige Sekunden, um seinen letzten Angriff ausspielen zu können und immerhin ein Unentschieden zu retten.
Beste Werfer bei den "Zebras" waren die beiden starken Außen Gudjon Valur Sigurdsson mit acht und Christian Sprenger mit sechs Treffern. Bei Veszprem stach Laszlo Nagy mit neun Treffern heraus.
THW ohne Palmarsson und Toft Hansen
Eine Hiobsbotschaft gab es für Alfred Gislason bereits vor dem Anpfiff: Neben Aron Palmarsson, der aufgrund einer Ellenbogen-Verletzung die Reise an den Balaton erst gar nicht mit angetreten hatte, fiel auch Kreisläufer Rene Toft Hansen für das Spitzenspiel aus. Der dänische Neuzugang hatte sich eine schwere Rippenprellung zugezogen und konnte nicht eingesetzt werden. So startete der THW mit Filip Jicha, Rückkehrer Marko Vujin und Momir Ilic im Rückraum, Christian Sprenger und Gudjon Valur Sigurdsson auf den Flügeln, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor. In der Deckung setzten die Kieler zunächst auf die defensive Variante, wobei Patrick Wiencek die Position Vujins auf Halbrechts übernahm. Und die 6:0-Abwehr des THW stand zunächst auch sehr gut, ließ in den ersten neun Minuten auch dank dreier Omeyer-Paraden lediglich zwei Gegentreffer durch Nagy und einen Gegenstoß von Tamas Ivancsik zu. Da sich aber die Kieler ihrerseits mit dem Abwehrbollwerk der Gastgeber abmühten, bekamen die euphorischen Handballfans in der Veszprem-Arena zunächst wenig Tore zu sehen. Durch ein Tor Sigurdssons vom Kreis nach schönem Vujin-Anspiel, einen im Nachwurf verwandelten Siebenmeter Ilics und einem Treffer Sprengers führte der THW aber zunächst mit 3:2.
Terzic bringt Veszprem nach vorne
Doch Veszprem übernahm danach langsam die Kontrolle über die Partie. Chema Rodriguez traf zum 3:3-Ausgleich, Nagy beantwortete einen Sprenger-Gegenstoß postwendend zum 4:4, und als Alilovic gegen Vujin parierte, gelang dem bislang gegen Wiencek abgemeldeten Terzic aus dem linken Rückraum die 5:4-Führung für die Ungarn. Sigurdsson gelang zwar von außen der Ausgleich, doch Terzic ließ nach einem schönen Wackler gegen Wiencek und einem Gegenstoß nach Jichas Ballverlust das 7:5 folgen. Jicha setzte Sprenger gekonnt zum 6:7 in Szene, Ivancsik per Strafwurf und ein Sulic-Konter nach einem geblockten Ilic-Wurf bedeuteten jedoch gar das 9:6 (15.) für Veszprem.

Alfred Gislason legte die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch, um den Lauf der Gastgeber zu stoppen. Er brachte Narcisse für Ilic, außerdem kam Zeitz zunächst in der Abwehr für Wiencek, wenig später auch für Vujin im Angriff. Und die Kieler verkürzten, auch wenn sie sich weiterhin schwer taten gegen die Abwehr der Magyaren. Bei angezeigtem Zeitspiel donnerte Jicha den Ball aber zum 7:9 ins Eck, und nach einer Parade Omeyers gegen Sulic traf Sigurdsson zum 8:9. Veszprem aber blieb weiter vorne, Terzic erhöhte mit einem wuchtigen Schlagwurf auf 10:8, und nachdem Alilovic erst gegen Narcisse und dann gegen Sigurdsson vom Kreis parierte, war Kiels Aufholjagd erst einmal wieder gestoppt.

Aufholjagd trotz dreier Zeitstrafen
Vielmehr mussten die "Zebras" nun aufpassen, nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Denn binnen drei Minuten fanden sich in Marcus Ahlm, Christian Zeitz und Marko Vujin gleich drei Kieler Spieler für zwei Minuten auf der Bank wieder. Doch mit viel Einsatzwillen, einem Treffer von Zeitz, der einen von Narcisse am Kreis nicht kontrollierten Ball aufnahm und an Alilovic vorbei ins Tor hämmerte und einer wichtigen Parade Omeyers gegen Ugalde überstanden die Kieler diese zwei doppelte-Unterzahl-Situationen beinahe schadlos - lediglich Nagy traf gegen die dezimierte THW-Deckung per Kempa nach einem Anspiel Ugaldes. Und als Chema Rodriguez nach einem Foul an Jicha seinerseits eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, konnten die Kieler endlich durchstarten: Zeitz wuchtete direkt von der Sünderbank kommend einen Unterarmwurf zum 10:11 in die Maschen, und nach dem 12:10 durch Tamas Ivancsik gelang Sprenger mit einem Doppelschlag der Ausgleich. Die Kieler Deckung war mittlerweile auf die offensive 3:2:1-Variante umgestellt und stellte die Gastgeber vor große Probleme. Dennoch sorgten Ugalde und Laluska für weitere Treffer Veszprems, die Sigurdsson und Ahlm aber zu kontern wussten. Und als Laszlo Nagy in Unterzahl wenige Sekunden vor Schluss einer seiner wenigen Fehlwürfe unterlief, konnten die "Zebras" durch einen spektakulären Sigurdsson-Treffer gar mit einer 15:14-Führung in die Kabinen gehen.
Nagy nicht mehr zu stoppen
Nach dem Seitenwechsel hatten die Kieler mit dem Anstoß und in Überzahl die große Chance, erstmals ihrerseits mit zwei Treffern in Führung zu gehen. Alilovic parierte aber den Wurf Ilics und Nagy egalisierte. Als dann auch noch ein Zeitz-Wurf von Veszprem geblockt wurde und Gergö Ivancsik per Gegenstoß traf, lagen die Gastgeber schon wieder vorne. Das Spiel wogte nun hin und her. Veszprem legte stets weiter vor, obwohl von der linken Seite um Terzic nichts mehr zu sehen war. Dafür übernahm Nagy nun das Kommando, mit wuchtigen Sprungwürfen, aber auch zwei tollen Anspielen auf seinen Nebenmann Tamas Ivancsik drückte Barcelonas ehemaliger Kapitän der Partie seinen Stempel auf und ließ sich auch von zeitweiligen Manndeckungen durch Sigurdsson oder Narcisse nicht irritieren. Der THW fand aber immer wieder ein Mittel, um auszugleichen. Sei es durch den überragenden Sigurdsson, der selbst aus spitzestem Winkel den Ball noch an Alilovic vorbeizirkeln konnte. Sei es durch Jicha, der fast aus dem Stand hochstieg und zum 17:17 traf. Oder aber durch die starke Achse Zeitz/Ahlm, die einen von Ekberg verwandelten Siebenmeter zum 18:18 herausholte und das 19:19 durch den Kapitän direkt verantwortete. Das kongeniale Duo wurde allerdings bald gesprengt, nachdem sowohl Zeitz als auch wenig später Ahlm seine zweite Zeitstrafe kassierte.
THW legt noch einmal vor
Alfred Gislason hatte mittlerweile Andreas Palicka für den glücklosen Thierry Omeyer gebracht, aber auch der Schwede war gegen die gewaltigen Geschosse Nagys zum 20:19 und 21:20 machtlos. Gut nur, dass Sprenger einen Ballverlust Veszprems dank weitem Palicka-Pass per Gegenstoß zum 20:20 bestrafte, und dass Vujin in Unterzahl aus dem linken Rückraum ins kurze Eck zum 21:21 egalisierte. Und in Unterzahl gingen die "Zebras" nun ihrerseits wieder in Führung: Ein Stürmerfoul von Rodriguez nutzte Sprenger per Konter aus, und nach einer tollen Parade Palickas gegen Sulic vollstreckte Sigurdsson zum 23:22 für den THW. Einmal mehr Laszlo Nagy glich zwar aus, doch als Narcisse bei angezeigtem Zeitspiel traf, Palicka erneut gegen Sulic hielt und Vujin einen Hüftwurf am eingewechselten Fazekas vorbei zum 25:23 in die Maschen donnerte, lagen die Gäste eine Viertelstunde vor Schluss erstmals in der Partie mit zwei Treffern vorne.
4:0-Lauf Veszprems dank Fazekas
Die Freude über die Führung währte aber nur kurz: Wieder war es Laszlo Nagy, der mit einem Hüftwurf eine Antwort parat hatte. Wiencek setzte sich kurz darauf zwar sehenswert am gegnerischen Kreis durch, doch die guten norwegischen Unparteiischen Abrahamsen/Kristiansen entschieden auf Offensivfoul. Stattdessen traf Oneto - natürlich nach einem Anspiel Nagys - zum 25:25-Ausgleich. Und nun wurde auch Nandor Fazekas zu einem Faktor. Der ehemalige Torhüter des TuS N-Lübbecke und des VfL Gummersbach parierte nacheinander Würfe von Vujin, Ilic und Narcisse - das Blatt wendete sich erneut, Ugalde per zweiter Welle und Tamas Ivancsik vom Kreis warfen Veszprem wieder mit 27:25 (52.) nach vorn.
Der Joker Jamali sticht
Die Kieler kämpften sich durch Jicha und Zeitz wieder heran, und nach einer Zeitstrafe gegen Terzic lag der Ausgleich in der Luft. Narcisse gelang an der Spitze der Kieler 3:2:1-Deckung ein Ballgewinn, doch der Franzose scheiterte per Gegenstoß an Fazekas. Stattdessen wuchtete der nun auf Halblinks gekommene junge Iraner Iman Jamali den Ball bei angezeigtem Zeitspiel zum 29:27 in die Maschen. Und nachdem Oneto einen Sprenger-Treffer konterte, Ekberg per Siebenmeter an Fazekas scheiterte und Jamali auf 31:28 erhöhte, schien die Messe drei Minuten vor Schluss fast gelesen.
Veszprem mit über einminütigem letzten Angriff
Doch Narcisse gelang per Durchbruch aus spitzem Winkel noch einmal der Anschlusstreffer zum 29:31, nach einem Lattenkracher Jamalis traf Zeitz gar zum 30:31. Und dann hatten die "Zebras" noch das Glück, dass Veszprems Coach Ortega die grüne Auszeitkarte gerade in dem Moment auf den Tisch legte, in dem Csaszar und Nagy die Kieler Deckung mit einem schnellen Doppelpass entblößt hatten. Siebzig Sekunden waren nun noch zu spielen. Siebzig Sekunden, in denen die Gastgeber die Uhr clever runterspielten, ehe Nagy von Jamali am Kreis angespielt wurde, doch am wieder eingewechselten Omeyer scheiterte. Den Abpraller aber sicherte Ugalde, so dass Veszprem erneut aufbauen konnte. Die "Zebras" rückten raus, hatten mehrfach die Fingerspitzen am Ball, doch die Kontrolle über das Spielgerät wollte einfach nicht klappen. Als Alfred Gislason nach einem Fehlwurf Nagys endlich die Auszeitkarte zücken konnte, war die Uhr bereits bis auf mickrige drei Restsekunden heruntergelaufen. Zu wenig. Omeyers weiter und hoher Pass in den generischen Kreis hinein fand Landsmann Daniel Narcisse leider nicht, so dass Veszprem letztlich über den nicht unverdienten Erfolg jubeln konnte.
Am Sonntag in Essen
Die "Zebras" rutschen damit mit 6:2 Zählern hinter MKB Veszprem (8:0) auf den zweiten Platz der Gruppe B zurück. Auf dem dritten Platz liegt überraschend der schwedische Titelträger IK Sävehof (4:4), der am Mittwoch den letztjährigen Finalisten Atletico Madrid mit 35:30 niederrang. Die Spanier belegen mit nun 2:6 Zählern den vierten Rang und sind punktgleich mit RK Celje Pivovarna Lasko und HCM Constanta, das am Donnerstagabend durch ein 22:17 gegen die Slowenen seine ersten Punkte ergatterte. Die Champions League geht nun erst einmal in eine rund vierwöchige Pause, ehe es am 17. und 21. November mit gleich zwei Duellen des THW mit Celje weitergeht. Vier Wochen, in denen neben einer Länderspielpause das DHB-Pokalspiel in Leipzig am kommenden Mittwoch und insgesamt fünf Partien in der DKB Handball-Bundesliga auf den THW warten. Den Anfang macht bereits am Sonntag das Auswärtsspiel beim Aufsteiger TuSEM Essen, weshalb die Kieler erst gar nicht nach Schleswig-Holstein zurückkehren werden. Der Anpfiff in der ausverkauften Sporthalle "am Hallo" erfolgt um 15.00 Uhr, Sport1 überträgt das Traditionsduell live und kostenpflichtig im Internet.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war das erwartet schwere Spiel gegen eine fantastische Mannschaft in einer der besten Arenen der Welt. Natürlich bin ich nicht zufrieden, weil wir einen oder zwei Punkte mitnehmen wollten.
Veszprems Trainer Antonio Carlos Ortega:
Es war ein fantastisches Spiel gegen die beste Mannschaft Europas. Wir haben mit einer neuen Mannschaft und einem neuen Trainer gezeigt, dass mit Veszprem zu rechnen ist. Das war ein spektakulärer Sieg.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm:
Wir lieben diese engen und harten Spiele. Natürlich sind wir nicht glücklich mit dem Resultat, aber wir freuen uns auf das Rückspiel vor unseren Fans.
Veszprems Rückraumspieler Laszlo Nagy:
Es war ein enges Match in einer tollen Atmosphäre, aber wir haben trotz der vier Siege noch viel Arbeit vor uns.
THW-Rechtsaußen Christian Sprenger gegenüber den KN:
Schade. Ich habe im Moment noch keine Erklärung dafür, warum wir verloren haben. Wir haben eigentlich ganz gut gespielt, heute hat die Tagesform entschieden. Die Atmosphäre fand ich super, in der Pause haben mir in der Kabine die Ohren geklingelt. Ein richtiger Hexenkessel, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein.
THW-Rückraumspieler Daniel Narcisse gegenüber den KN:
Hätten wir unsere Chancen besser genutzt, dann wären wir vielleicht gar in die Situation gekommen, dass ein letzter Wurf entscheiden kann. Diese Szene war ein klarer Siebenmeter und der Schubser in meinen Rücken gefährlich, aber die Schiedsrichter haben in dieser Szene anders entschieden.

 


Champions League, Gruppe B, 4. Spieltag: 18.10.12, Do., 19.00: MKB Veszprem KC (HUN) - THW Kiel: 31:30 (14:15)

Logo MKB Veszprem KC (HUN Flagge HUN):
Fazekas (44.-60., 7/1 Paraden), Alilovic (1.-44., 10/2 Paraden); Gulyas (n.e.), G. Ivancsik (1), Schuch, Csaszar (1), T. Ivancsik (7/2), Perez (n.e.), Laluska (1), Nagy (9), Jamali (2), Ugalde (2), Rodriguez (1), Oneto (2), Terzic (4), Sulic (1); Trainer: Ortega
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-36., 58.-60., 7 Paraden), Palicka (36.-58., 2 Paraden); Toft Hansen (n.e.), Sigurdsson (8), Sprenger (6), Ahlm (2), Wiencek, Ekberg (1/1), Zeitz (4), Narcisse (2), Ilic (1), Klein (n.e.), Jicha (4), Vujin (2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Kenneth Abrahamsen / Arne M. Kristiansen (Norwegen)
Zeitstrafen:
Veszprem: 4 (Rodriguez (23.), Laluska (29.), Oneto (50.), Terzic (53.));
THW: 6 (2x Ahlm (20., 41.), 2x Zeitz (22., 37.), Vujin (23.), Wiencek (47.))
Siebenmeter:
Veszprem: 2/2;
THW: 4/1 (Alilovic hält Ilic (6., Nachwurf verwandelt) und Jicha (11.), Fazekas hält Ekberg (57.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2 (6.), 2:2, 2:3, 3:3 (10.), 3:4, 5:4, 5:5, 7:5, 7:6, 9:6 (15.), 9:8, 10:8, 10:9 (21.), 11:9, 11:10, 12:10 (25.), 12:12, 13:12, 13:13, 14:13, 14:15;
2. Hz.: 16:15, 16:16, 17:16, 17:17, 18:17, 18:18 (35.), 19:18, 19:19, 20:19, 20:20, 21:20, 21:21, 22:21 (40.), 22:23, 23:23, 23:25 (45.), 27:25 (52.), 27:26, 28:26, 28:27, 29:27, 29:28, 31:28 (57.), 31:30.
Zuschauer:
5.019 (ausverkauft) (Veszprem Arena, Veszprem (HUN))
Spielgrafik:
Spielgrafik

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im neu gestalteten EHF-Pokal werden erst Ende November ins Spielgeschehen eingreifen.

Die drei weiteren deutschen Starter in der "VELUX EHF Champions League" spielen ebenfalls um Punkte: Den Anfang machten die Füchse Berlin, die bereits am Mittwoch in der Gruppe D ihren dritten Sieg einfuhren. Gegen die Kadetten aus Schaffhausen (SUI) gewannen die Bundeshauptstädter ihr Heimspiel mit 31:27 und behaupteten damit Platz zwei hinter dem FC Barcelona. In der Gruppe A spielen beide deutschen Mannschaften am Sonntag: Zunächst empfängt der HSV Hamburg um 16 Uhr den serbischen Meister Partizan Belgrad, um 17.30 Uhr bestreitet dann die SG Flensburg-Handewitt die schwere Auswärtspartie bei Ademar Leon.

Alle drei Partien werden live auf Eurosport übertragen.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2012:

Vesprem feierte Coup über unglücklichen THW Kiel

Titelverteidiger verlor beim 30:31 erstmals nach einem Jahr in der Champions League
Veszprem. Die Fans von MKB Veszprem feierten den 31:30 (14:15)-Sieg über den THW Kiel gestern Abend noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff. Als die "Zebras" nach einem dramatischen Duell zum Auslaufen erneut auf das Feld gingen, hatte die unglaubliche Kulisse die passende Zeile getextet: "Auf Wiedersehen" sangen die mehr als 5200 Zuschauer, die maßgeblichen Anteil daran hatten, dass der deutsche Handballmeister in der Champions League erstmals nach einem Jahr wieder ein Spiel verlor.

Die letzten vier Minuten hätten schon genügt, um Stoff für ein Drama zu sammeln. Die Gäste, die neben dem nicht mitgereisten Aron Palmarsson (Schmerzen im Ellenbogen) kurzfristig auch auf Rene Toft Hansen (Rippenprellung) verzichten mussten, lagen 28:31 zurück. Der Iraner Imam Jamali hatte mit einem Hammerwurf aus zehn Metern den Drei-Tore-Vorsprung perfekt gemacht. Kurz zuvor war Niclas Ekberg mit einem Siebenmeter am Matchwinner Nandor Fazekas gescheitert. Es war der dritte Strafwurf, den die Kieler verwarfen.

Doch der THW raffte sich noch einmal auf. Daniel Narcisse, der drei Minuten zuvor bei einem Gegenstoß freistehend am eingewechselten Fazekas gescheitert war, überwand den 36-Jährigen zum 29:31. Dann knallte Jamal den Ball an die Latte, und Christian Zeitz verkürzte auf ein Tor. Die Kieler hatten knapp 90 Sekunden Zeit, den Ausgleich zu erzielen, doch tatsächlich kamen sie erst wieder an den Ball, als es keine realistische Chance mehr gab. "Die letzten drei, vier Minuten haben eine Ewigkeit gedauert", sagte Rechtsaußen Christian Sprenger, der wie sein Kollege auf dem linken Flügel, Gudjon Sigurdsson, ein bärenstarkes Spiel ablieferte.

Die norwegischen Unparteiischen Kenneth Abrahamsen und Arne Kristiansen ließen unter Missachtung der Zeitspiel-Regel die Ungarn munter angreifen. Oder besser gesagt, nicht angreifen. Als der Ball in den Händen der Gäste landete, blieben ihnen noch drei Sekunden. In der Halle kochte die Atmosphäre nun über. Seriöse Männer mittleren Alters brüllten mit ungesunder Gesichtsfarbe, adrett aussehende Damen verwandelten sich in Furien - vielleicht waren es diese Emotionen, die den Unparteiischen den Mut nahmen, klarer zu pfeifen.

Als Thierry Omeyer, der nicht seinen besten Tag erwischte, den Ball in der Hand hielt, stellten sich alle Feldspieler wie Schachfiguren auf. Drei Sekunden auf der Uhr, und ein ganzes Feld vor sich - da blieb nur der lange Pass auf Narcisse. Doch der Franzose wurde rüde aus der Luft gepflückt, es hätte Strafwurf geben müssen. "Wieder einmal die Kollegen aus Norwegen", sagte Filip Jicha, als er über das Gespann sprechen sollte. Allerdings wollte der Tscheche die Niederlage auch nicht so einfach auf andere Schultern schieben. "Wir haben gut gespielt und ich bin gerade ein wenig ratlos. Ich bin sehr gespannt darauf, mir das Video dieses Spiels anzusehen, um die Gründe zu finden." Es waren letztlich Kleinigkeiten in einem Handball-Tempel der besonderen Art.

Die Fans hatten auch Marko Vujin, der sechs Jahre hier gespielt hatte, mit großer Herzlichkeit empfangen. Er war sichtlich nervös, lief beim Betreten der Halle erst einmal aus Gewohnheit an der Kabine vorbei, die den Gästen vorbehalten war. Die jetzt seine gewesen wäre. Viel gelang ihm nicht. Auch eine dieser Kleinigkeiten, die sich am Ende zu einer unglücklichen Niederlage aufsummierten.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2012)


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