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19.10.2012 Bundesliga

Von Veszprem nach Essen: THW will am Sonntag beim Aufsteiger siegen

Das Team des TUSEM Essen.
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Keine Zeit zum Wundenlecken: Nur drei Tage nach der 30:31-Niederlage in der "VELUX EHF Champions League" beim ungarischen Serienmeister MKB Veszprem steht für den THW Kiel schon wieder der Alltag in der DKB Handball-Bundesliga an. Am Sonntagnachmittag sind die "Zebras" beim noch punktlosen Tabellenschlusslicht TuSEM Essen in der Sporthalle "am Hallo" zu Gast. Angepfiffen wird das Traditionsduell um 15.00 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live und kostenpflichtig im Internet. Zeitnahe kostenlose Informationen zum Spiel gibt es im Internet unter kiel-liveticker.de.
Essen nach zwei Lizenzentzügen zurück
Der 19-jährige Rückraumspieler Julius Kühn ist mit bislang 33 Treffern erfolgreichster Saisontorschütze beim TuSEM.
Der 19-jährige Rückraumspieler Julius Kühn ist mit bislang 33 Treffern erfolgreichster Saisontorschütze beim TuSEM.
Auch wenn der TuSEM kein Gründungsmitglied der eingleisigen Bundesliga ist - er verpasste die ersten beiden Spielzeiten und stieg erst 1979 auf -, zählte er lange Zeit neben dem VfL Gummersbach, dem TV Großwallstadt und dem THW Kiel zu den Urgesteinen. Dafür sorgten allein schon die drei deutschen Meistertitel in den Achtzigern, in denen die Essener den beiden Altmeistern den Rang abgelaufen hatten. Nach Jahren des Mittelmaßes ging es nach der Jahrtausendwende sogar wieder bergauf bei den Margarethenhöhern, ehe ihnen nicht eingehaltene Zahlungen eines vermeintlichen Sponsoren der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und der TuSEM im Mai 2005 - nur wenige Tage nach dem Triumph im EHF-Pokal über den SC Magdeburg - den bitteren Gang in den Amateurhandball antreten musste. Schnell rappelte sich Essen auf, auch weil mehrere Leistungsträger ihrem Verein treu blieben, doch nach einem weiteren Lizenzverlust 2009 und dem erneuten Zwangsrückzug in die zweite Liga hatten die meisten Experten nicht mehr mit einer mittelfristigen Rückkehr des Traditionsvereins gerechnet. Sie sollten sich täuschen.
Mit starker rechter Angriffsseite zurück in Liga 1
Fast 300 Treffer in der zweiten Liga: Rechtsaußen Ole Rahmel.
Fast 300 Treffer in der zweiten Liga: Rechtsaußen Ole Rahmel.
Nachdem in der ersten Spielzeit in der Zweiten Bundesliga Süd der Abstieg nur mit Ach und Krach vermieden werden konnte, gelang in der Spielzeit 2010/2011 mit Platz sieben die erhoffte Qualifikation für den neuen eingleisigen Unterbau der Handball-Bundesliga. Für die vergangene Saison wollte Trainer Maik Handschke mit seinem jungen Team eigentlich nur erfolgreich die Klasse halten, um "in zwei bis drei Jahren dann auch einmal die Spitze der 2. Liga anpeilen" zu können. Nach wackligem Start kam alles ganz anders: Angetrieben von einer bärenstarken rechten Angriffsseite um die beiden Neuzugänge Ole Rahmel (VfL Gummersbach) und Hannes Lindt (DHC Rheinland) - sie erzielten zusammen 498 Tore und damit fast 48 Prozent aller Essener Treffer - biss sich der TuSEM in der Spitzengruppe fest und konnte bereits vier Spieltage vor Saisonende den Aufstieg feiern. "Wir freuen uns riesig über die Entwicklung dieser Mannschaft und nehmen das Abenteuer DKB-HBL an. Der Aufstieg war eigentlich in zwei Jahren geplant, doch wir werden uns nicht verstecken und glauben an unsere Chance den Klassenverbleib zu erreichen", so Prokurist Stephan Krebietke im Mai.
Wunschspieler Fabian Böhm und drei weitere Neuzugänge
Neuzugang David Breuer erzielte bislang 24 Treffer - 17 davon vom Siebenmeterstrich.
Neuzugang David Breuer erzielte bislang 24 Treffer - 17 davon vom Siebenmeterstrich.
Der eingeschlagene Weg, auf junge, hungrige Spieler zu setzen und vor allem nur noch das Geld auszugeben, das dem TuSEM in seinem 1,7-Millionen-Euro-Etat zur Verfügung steht, sollte dafür weiter verfolgt werden. Mit Pavel Prokopec verließ gar einer der wenigen Routiniers den Club, der mit 23,0 Jahren neben dem Co-Aufsteiger aus Neuhausen tatsächlich den jüngsten Kader der ersten Liga besitzt. Neu hinzu kamen lediglich vier Akteure: Linkshänder David Breuer kam vom DHC Rheinland und soll die beiden Haupttorschützen Lindt und Rahmel entlasten. Kreisläufer Toon Leenders wechselte aus Nordhorn nach Essen und soll vor allem die Abwehr stabilisieren, hinter der mit dem aus Split verpflichteten Kroaten Ante Vukas und dem Tschechen Jan Kulhanek im Tor die beiden einzigen Ausländer im Kader stehen. Als vierter Neuzugang konnte noch der "absolute Wunschspieler für den Rückraum" (Krebietke) zum TuSEM gelotst werden. Der 60-fache Junioren-Nationalspieler Fabian Böhm sammelte bereits in Magdeburg, Berlin, Dormagen und zuletzt beim Bergischen HC Erstligaerfahrungen und will nun in Essen seinen nächsten Schritt wagen. "Ich freue mich riesig auf den TuSEM und die junge Truppe. Wir hatten einige sehr positive Gespräche, der Weg, den der TuSEM geht, gefällt mir sehr gut. Natürlich habe ich mir einige Spiele in dieser Saison angesehen, es herrscht eine tolle Stimmung bei den TuSEM-Spielen 'am Hallo' und die Mannschaft ist immer heiß und motiviert. Ich werde alles daran setzen, um mit dem TuSEM die 1. Liga zu halten", so Fabian Böhm Anfang Juni bei seiner Vorstellung. Ein fünfter Neuzugang soll zum Rückrundenstart nach der WM in Spanien noch folgen, mit einer besonderen Aktion soll dieser weitere Spieler finanziert werden: Ein Sponsoren-Platz auf den Essener Trikots ist noch frei, für diesen können sich Unternehmen durch den Kauf eines Loses für 500 Euro "bewerben". Die Verlosung der Aktion findet im Rahmen des Heimspiels am 19. Dezember gegen den TBV Lemgo statt, zu der alle Teilnehmer eingeladen werden.
"Genau da, wo wir erwartungsgemäß hingehören"
Linkshänder Hannes Lindt konnte mit bislang 17/1 Treffern noch nicht an seine starke Vorsaison anknüpfen.
Linkshänder Hannes Lindt konnte mit bislang 17/1 Treffern noch nicht an seine starke Vorsaison anknüpfen.
Doch die Aufstiegseuphorie in Essen war schnell verflogen: Bereits zum Auftakt kassierte man in Flensburg eine herbe 20:40-Schlappe, bis heute wartet der TuSEM auf den ersten Punktgewinn und ziert mit 0:16 Punkten den letzten Platz der DKB Handball-Bundesliga (siehe auch Tabelle und Gegnerkurve TuSEM Essen). Beim 27:29 im Traditionsduell beim VfL Gummersbach schnupperten die Schützlinge von Maik Handschke zumindest an einem Punktgewinn, aber nachdem auch das Heimspiel gegen den TV Neuhausen mit 27:28 in die Hose ging, schwenkt man auf der Margarethenhöhe bereits die weiße Fahne. "Natürlich haben wir uns die ersten Spiele und den Start in die Saison ein bisschen anders vorgestellt und erhofft. Aber bei realistischer Betrachtung sind wir im Prinzip genau da, wo wir erwartungsgemäß hingehören", sagte TuSEM-Manager Niels Ellwanger nach dem ernüchternden 19:35 bei Frisch Auf Göppingen. Dennoch will er keine Unruhe aufkommen lassen: "Unser Plan ist ein mittelfristiger, wir wollen uns mittelfristig in der ersten Liga etablieren und dabei kann es durchaus passieren, dass wir absteigen und vielleicht auch ein zweites Mal absteigen. Wir wollen, wenn wir wieder hierher kommen, sicherlich etwas höher springen und besser vorbereitet sein, als uns das in dieser Saison gelungen ist", so Ellwanger weiter. "Wir müssen diese Herausforderung, dieses Abenteuer 'Erste Liga' weiter annehmen und gucken, dass wir uns weiterentwickeln", hofft der Geschäftsführer aber zumindest noch auf den einen oder anderen Punktgewinn.
Essener Lazarett lichtet sich rechtzeitig
Trainer Maik Handschke kann am Sonntag beinahe aus dem Vollen schöpfen.
Trainer Maik Handschke kann am Sonntag beinahe aus dem Vollen schöpfen.
Dass der TuSEM ausgerechnet am Sonntag gegen den Branchenprimus die Null auf der Habenseite wegwischen kann, daran mag auch in Essen niemand so recht glauben: "Wir wollen so gut wie möglich aussehen und wir wollen lernen", gibt Maik Handschke die Marschrichtung vor. TuSEMs Übungsleiter haderte derweil ein wenig mit der Spielverlegung aufgrund des Champions-League-Spiels der "Zebras" gegen Veszprem, denn nach dem Rahmenspielplan sollte das Traditionsduell bereits am Mittwoch, den 17. Oktober angepfiffen werden. "Bei der Enge unseres Kaders ist jeder weitere zusammenhängende Tag Erholung Gold wert", so Handschke, der lieber mehr Vorbereitungszeit für das kommende Pokalspiel in Minden genossen hätte. Letztendlich konnte Essens Trainer der lange feststehenden Verlegung aber doch noch Gutes abgewinnen, denn mit Ausnahme des langzeitverletzten Spielmachers Philipp Pöter (Längsriss im Innenmeniskus) kann Handschke am Sonntag vermutlich personell aus dem Vollen schöpfen. Die zuletzt angeschlagenen Jan Kulhanek (Fingerverletzung), Kapitän Andre Kropp (Magen-Darm-Grippe) und Julius Kühn (Schulter-Prellung) dürften wieder fit sein, hätten das Spiel gegen den Rekordmeister ansonsten aber wohl verpasst.
Drei "Zebras" zurück an alter Wirkungsstätte
Verpassen will die Partie, das "Spiel des Jahres", wie es Ellwanger nennt ("Es ist ein großartiges Geschenk und das Ereignis, an welches im Zusammenhang mit dem Aufstieg stets zu allererst gedacht wurde") auch sonst niemand: Die Arena "am Hallo" ist - mit Ausnahme weniger Stehplätze - komplett ausverkauft, auch Sport1 (kostenpflichtig und live im Internet) und die ARD Sportschau (in einer Zusammenfassung) werden von dem Spiel berichten. Insgeheim besteht bei neutralen Handballfans und -experten doch die Hoffnung, dass die "jungen Wilden von der Margarethenhöhe" den THW Kiel ärgern können. Der letzte von insgesamt 20 Pflichtspielsiegen aus bislang 59 Duellen (siehe auch Gegnerdaten TuSEM Essen) gelang dem TuSEM am 9. April 2003 gegen die "Zebras", von den aktuellen Kieler Spielern war aber lediglich Gudjon Valur Sigurdsson beim 27:25-Erfolg der Essener mit dabei. Der isländische Linksaußen, der von 2001 bis 2005 für den TuSEM auflief, erzielte damals einen Treffer für die Gastgeber. Aber nicht nur für Sigurdsson ist die Reise nach Essen, die der THW Kiel am Freitag direkt von Veszprem aus antritt, eine in die eigene Vergangenheit. Auch Patrick Wiencek (2007 bis 2009) und Alfred Gislason (1983 bis 1988) bestritten ihre ersten Bundesligapartien im Trikot des TuSEM.

Die Schiedsrichter am Sonntag sind Lars Schaller und Tobias Küsters. Ersterer bildete lange Jahre mit Sebastian Wutzler ein Gespann, das auch internationale Partien leitete, ehe Wutzler im Juli 2012 zurücktrat. Küsters bildete zuvor ein Gespann mit Florian Gerhard und feierte erst im Dezember letzten Jahres seine Erstligapremiere - in der Kieler Sparkassen-Arena.

Den vielzähligen Kieler Fans, die am Sonntag zur Sporthalle "am Hallo" pilgern werden, sei auch der mobile Fanshop des THW ans Herz gelegt, der auch in Essen Station machen wird. Neben brandneuen Fanartikeln wie beispielsweise den Frühstücksbrettern und den Schlüsselanhängern werden - neben den neuen Trikots - auch die erfolgreichen Triple-Trikots aus dem Vorjahr zum Sonderpreis von 59 Euro statt 79 Euro angeboten. Vorbeischauen lohnt sich also!

(Sascha Krokowski)

 

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    So., ab 14.50 Uhr: TUSEM Essen - THW Kiel
    live aus der Sporthalle "Am Hallo", Essen
  • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
    So., ab 15.00 Uhr: Liveeinblendungen TUSEM Essen - THW Kiel
    (geplante Einblendungen um 15.00 Uhr, 15.30 Uhr, 16.00 Uhr, 16.10 Uhr und in der Schlussphase gegen 16.30 Uhr; Berichte in den Nachrichten um 17.00 Uhr, um 17.30 Uhr und am Montagmorgen; Reporter vor Ort ist Norman Nawe)
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