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14.11.2012 Bundesliga

THW siegt deutlich in Balingen

Bundesliga, 12. Spieltag: 14.11.2012, Mi., 20.15: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 22:34 (6:16)
Update #2 KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Kaum ein Durchkommen: Mit einer starken Abwehrleistung legten die Kieler den Grundstein für den klaren Erfolg in Balingen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kaum ein Durchkommen: Mit einer starken Abwehrleistung legten die Kieler den Grundstein für den klaren Erfolg in Balingen.
Der THW Kiel hat für mindestens drei Tage die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga übernommen. Am Mittwochabend feierten die "Zebras" einen zu keiner Zeit gefährdeten 34:22 (16:6)-Kantersieg beim HBW Balingen-Weilstetten. Bereits nach zwanzig Spielminuten führten die Kieler dank einer starken Abwehrleistung und einem glänzend aufgelegten Thierry Omeyer mit 12:2, erfolgreichster Torschütze beim THW war Marko Vujin mit 6/2 Treffern.
Kieler Abwehrbollwerk von Beginn an
Als Balingens starker Rechtsaußen Florian Billek in der 21. Spielminute im rechten Rückraum hochstieg und mit seinem Wurf Thierry Omeyer überwand, brandete riesiger Jubel auf in der ausverkauften Balinger Sparkassen-Arena. Warum? Es war das erste Feldtor der völlig überforderten Hausherren gegen einen THW, der das Mitleid mit dem ersatzgeschwächten Gegner in der Kabine liegen gelassen hatte. Von Beginn an zogen die "Zebras" ein wahres Abwehrbollwerk auf, Filip Jicha an der Spitze der 3:2:1-Deckung machte es den HBW-Spielgestaltern Felix König und Benjamin Herth nahezu unmöglich, einmal einen schnellen Spielzug zu organisieren. Und da sich mit dem Österreicher Roland Schlinger vor wenigen Tagen auch noch der letzte Balinger Spieler der Kategorie "für die einfachen Tore" ins Lazarett eingereiht hatte, vermochte die Mannschaft von Dr. Rolf Brack keinerlei Torgefahr zu verbreiten. Dieser ließ mit Theuerkauf und dem eigentlichen Linksaußen Frank Ettwein zwar die meiste Zeit mit gleich zwei Kreisläufern agieren, doch das Duo war von der konzentriert verschiebenden Kieler Abwehr zunächst ebenfalls komplett abgemeldet. Und da zudem Thierry Omeyer einen guten Tag erwischt hatte und die Verlegenheitswürfe von Häfner, Herth, Ettwein und Billek entschärfen konnte, nahm das Grauen aus Sicht der Balinger schnell seinen Lauf. Nur zweimal, jeweils nach Siebenmetern von Benjamin Herth in der 6. und 9. Spielminute, musste Kiels Franzose zwischen den Pfosten im ersten Drittel der Partie hinter sich greifen - mehr als die halbe Miete dafür, dass die ungleiche Partie bereits vor eben diesem ersten Feldtor durch Billek bereits entschieden war.
12:2 nach zwanzig Minuten
Denn der THW wusste größtenteils auch im Angriff zu überzeugen. Christian Sprenger eröffnete den Torreigen, und Ekberg per Strafwurf sowie Zeitz mit einer schönen Einzelleistung legten ein 3:0 vor, ehe Herth seinen ersten Siebenmeter verwandelte. Und nach dem 2:4 durch Herth drehten die Kieler erst so richtig auf: Filip Jicha antwortete postwendend per schneller Mitte zum 5:2, und nach einem Steal des Tschechen erhöhte Sprenger per Gegenstoß mit einem tollen Leger. Palmarsson per Durchbruch, danach der mittlerweile für Jicha gekommene Narcisse per Gegenstoß zum 8:2 - der THW war nicht zu stoppen. Auch nicht von einer Auszeit Dr. Bracks, der mit dem Ex-Kieler Wessig, Milosevic, Skvaril, Billek und Liniger zwar neues Personal im Angriffsspiel testete, die enorme Fehlerzahl aber nicht reduzieren konnte. So erhöhten der einmal mehr spielstarke Palmarsson, Narcisse mit einem gewaltigen Sprungwurf und der mittlerweile für Zeitz gekommene Vujin gar auf 12:2, ehe Florian Billek endlich dem Balinger Albtraum ein Ende bereiten konnte.

Und immerhin: Bis zum Ende der ersten Halbzeit schafften es die Gastgeber, den Rückstand nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Benjamin Herth und Christoph Theuerkauf gelangen bis zum Pausenpfiff noch zwei weitere Feldtore, aber besonders die etwas nachlassende Konzentration im Kieler Aufbauspiel war ausschlaggebend dafür, dass der Kieler Vorsprung beim Seitenwechsel weiterhin "nur" zehn Tore betrug.

THW erhöht auf 18:6
Die Balinger Spieler bekamen von Dr. Rolf Brack eine Kabinenpredigt geliefert, die selbst einige Zuschauer gehört zu haben glaubten. Eine Besserung schien sich direkt nach Wiederanpfiff aber nicht einzustellen, denn der THW Kiel - jetzt mit Gudjon Valur Sigurdsson für Dominik Klein und Patrick Wiencek am Kreis - erhöhte durch einen Jicha-Dreher und einen Treffer Ekbergs vom Kreis auf 18:6.
Balingen mit 5:1-Lauf
Thierry Omeyer hatte wenige Sekunden später bereits seinen Feierabend nach zehn Paraden und dementsprechend einer Quote von sagenhaften 62,5 Prozent gehaltener Würfe. Dass HBW Balingen-Weilstetten im Anschluss innerhalb von nicht einmal drei Spielminuten einen 5:1-Lauf startete und damit die eigenen Fans plötzlich aus der Lethargie risse, lag am allerwenigsten an Andreas Palicka. Denn der Schwede sah sich plötzlich einer Reihe von Gegenstößen gegenüber, nachdem die "Zebras" im Angriff mehrere Bälle leichtfertig verdaddelten und das Rückzugsverhalten schleifen ließen. Ein Doppelschlag des flinken Billek, ein Konter Ettweins nach Palmarsson-Fehlpass, zwei unbedrängte Würfe von Theuerkauf und König - plötzlich stand es nur noch 19:11 für den THW und Alfred Gislason nahm wutentbrannt seine Auszeit.
THW lässt nichts mehr anbrennen
Nach Wiederanpfiff versuchte es Balingen mit einer extrem offensiven Abwehr, und Marko Vujin scheiterte zweimal am jungen Paul Bar. Doch glücklicherweise war nun auch Andreas Palicka hellwach, seine Parade sowie die Treffer durch Jicha per Gegenstoß und Ekberg per Siebenmeter zum 21:11 (40.) erstickten die kurz aufflammende Euphorie bei den Gastgebern und ihren Anhängern im Keim.

Der Rest der Partie ist schnell erzählt: Der Kieler Vorsprung pendelte sich zwischen neun und 14 Treffern ein, beide Mannschaften boten noch sehenswerte Aktionen. Beim HBW Balingen-Weilstetten drückten besonders Torhüter Paul Bar und Rechtsaußen Florian Billek, desöfteren auch per Co-Produktion, der zweiten Halbzeit den Stempel auf. Beim THW zeigte besonders Patrick Wiencek einmal mehr seine Offensivqualitäten, aber auch der immer wieder am Kreis lauernde Rechtsaußen Niclas Ekberg und der in der Schlussphase aufdrehende Marko Vujin zeigten ansprechende Leistungen. Der Serbe setzte per Siebenmeter auch den Schlusspunkt zum 34:22-Endstand einer Partie, in der die "Zebras" für die kommenden Pflichtspiele ein wenig Kräfte sparen konnten.

Am Samstag in Celje
Durch den elften Erfolg im zwölften Spiel und nun 23:1 Punkten haben die "Zebras" zumindest bis Samstagabend die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga übernommen. Die Rhein-Neckar Löwen (22:0) können am Wochenende aber mit einem Heimsieg über die Füchse Berlin wieder vorbeiziehen. Die Handballer des THW Kiel müssen sich aber bereits ab morgen auf die "VELUX EHF Champions League" konzentrieren, denn in den kommenden Tagen stehen die beiden Gruppenspiele gegen RK Celje Pivovarna Lasko an. Schon am kommenden Sonnabend (16.30 Uhr, live auf Eurosport) sind die Kieler beim slowenischen Vizemeister gefordert, daher verzichtet die Mannschaft auch auf die Heimreise und reist bereits am Donnerstagmorgen von Stuttgart aus über Graz nach Celje. Das Rückspiel in der Sparkassen-Arena wird am kommenden Mittwoch, den 21. November um 19 Uhr angepfiffen, im Vorverkauf sind noch Tickets in allen Preiskategorien aus dem nicht genutzten Gästekontingent verfügbar.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

HBW-Trainer Dr. Rolf Brack:
Wir müssen der Realität ins Auge schauen, wir spielen gegen die beste Abwehr und dem bestn Angriff der Welt. Ich hatte nicht viel Zeit zum Einspielen mit den neuen Spielern. So sehe ich das Positive: vor allem die Zuschauer, die bei nur vier Toren immer noch hinter der Mannschaft standen. Positiv war auch, dass der Torhüter in der zweiten Halbzeit zwölf gehaltene Bälle hatte.

Meine Halbzeitansprache war sehr emotional. Wir hatten 17 technische Fehler in der ersten Halbzeit. Personelle Probleme hin oder her, es waren auch etablierte Spieler, die nicht ihr Können abriefen. Die kämpferische Einstellung war okay, es gibt aber noch viele Probleme in der Abwehr. Ein großes Kompliment an Kiel.

Unsere taktischen Möglichkeiten werden noch nicht umgesetzt, hier sind wir sehr begrenzt. Wir müssen aus der personellen Situation das Beste machen. Ich hatte die letzten 15 Minuten sechs Spieler auf dem Feld, die vor sechs Monaten noch nicht bei uns waren. Jetzt haben wir noch Zeit zum Arbeiten, aus dem Vorhandenen was zu machen.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Erst einmal bin ich immer zufrieden, wenn wir aus Balingen abreisen und wir beide Punkte mitnehmen. Ich war zufrieden mit der Abwehr, in der zweiten Halbzeit war ich sehr unzufrieden, besonders zu Beginn, als wir vier Tore hintereinander bekamen. Aber insgesamt war ich sehr zufrieden vor allem mit der Abwehr.
HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer:
Meine Gefühlswelt ist wesentlich besser als letzte Woche in Tübingen. Ich hatte vor dem Spiel zwei Bedenken: ein großes Minus im Torverhältnis und eine weitere Verletzung - mit dem Resultat: keine Verletzung und mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.

Wir haben den THW gern hier, weil sie sehr sympathisch rüber kommen, weil sie sehr fair sind, das haben auch unsere Zuschauer honoriert - wir wünschen dem THW alles Gute.


12. Spieltag: 14.11.12, Mi., 20.15: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 22:34 (6:16)

Logo HBW Balingen-Weilstetten:
Putera (1.-30., 5/1 Paraden), Bar (31.-60., 10 Paraden); König (1), Foth, Herth (3/2), Milosevic, Tubic, Ettwein (1), Theuerkauf (4), Wessig, Häfner (2), Skvaril (1), Billek (8), Liniger (2/2); Trainer: Brack
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-34., 10/1 Paraden), Palicka (34.-60., 6 Paraden); Sigurdsson (2), Sprenger (3), Ahlm, Wiencek (3), Ekberg (5/2), Zeitz (1), Palmarsson (4), Narcisse (4), Ilic (1), Klein (1), Jicha (4), Vujin (6/2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
Zeitstrafen:
HBW: 2 (Brack (48.), Foth (58.));
THW: 2 (Ahlm (28.), Ilic (57.))
Siebenmeter:
HBW: 5/4 (Omeyer hält Herth (23.));
THW: 5/4 (Putera hält Ekberg (26., Nachwurf verwandelt))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (5.), 1:3, 1:4, 2:4 (9.), 2:12 (20.), 3:12, 3:14 (24.), 4:14, 4:15, 5:15, 5:16, 6:16;
2. Hz.: 6:18, 9:18 (35.), 9:19, 11:19, 11:21, 12:21 (41.), 12:22, 13:22, 13:24 (46.), 14:24, 14:27, 15:27, 15:29 (52.), 16:29, 16:30, 18:30 (55.), 18:31, 19:31, 19:32, 21:32, 21:33, 22:33, 22:34.
Zuschauer:
2239 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Balingen)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2012:

Im lockeren Trab zum Sieg

THW schwingt sich durch ein 34:22 in Balingen zum neuen Tabellenführer auf
Balingen. Souverän hat der THW Kiel gestern in Balingen gewonnen. Mit einem 34:22 (16:6)-Erfolg setzte sich der Rekordmeister gegen chancenlose Schwaben durch - und ist nun wieder Tabellenführer.

"Ohne Sechs kann man ein Spiel nicht gewinnen", meinte HBW-Trainer Rolf Brack, "das ist nicht nur im Skat so." Vor allem nicht, wenn es gegen den Branchenriesen aus Schleswig-Holstein geht, der seine Pflichtaufgabe beim württembergischen Low-Budget-Klub souverän, aber unspektakulär löste.

"Wenn man beim THW nicht aufpasst, dann geht es ganz schnell", hatte der Balinger Kommandogeber seine Rumpftruppe vor den Kieler Kontern gewarnt. Und so versuchten die stark ersatzgeschwächten Schwaben mit langen Angriffen, "das Ergebnis im Rahmen zu halten", so Brack. Das aber gelang überhaupt nicht. Während der Außenseiter gegen die massive 3:2:1-Abwehr keine Mittel fand, nutzte der THW seine Chancen souverän und führte nach sechs Minuten mit 4:1. Benjamin Herth hielt die Schwaben mit seinen zwei Siebenmeter-Toren kurzeitig Schlagdistanz (2:4/ 8.). In der Folgezeit fand der Balinger Fusionsklub offensiv nicht mehr statt, fiel nach einem Kieler 5:0-Lauf vorentscheidend mit 2:9 zurück (13.).

Auf der Gegenseite nagelte Thierry Omeyer seinen Kasten zu. Egal, welche Wurfvariante der Tabellenzwölfte auch versuchte, der Franzose war schon in der richtigen Ecke. Vor dem 36-Jährigen arbeitete die Kieler Abwehr hervorragend, stellte den Balinger Rückraum kalt und ließ keine Anspiele an den Kreis zu. Erst nach 20 Minuten gelang den Schwaben durch Florian Billek das erste Feldtor! Ein Gegentreffer ohne ernsthafte Konsequenzen für die Kieler, die den Zehn-Tore-Vorsprung konservierten (4:14/ 24.). "Das war ein ganz schwacher Auftritt meiner Mannschaft", urteilte Brack. Und so blieb es eine einseitige Angelegenheit. "Mehr als ein Klassenunterschied, aber Kiel ist auch die beste Mannschaft der Welt", so der HBW-Coach weiter, "aber sechs Tore in einer Halbzeit sind nicht ligatauglich."

Auch nach dem Seitenwechsel blieb Balingen-Weilstetten zunächst nur die Statistenrolle. Kiel trotzte dem Drei-Tage-Spielrhythmus mit einer ebenso konsequenten wie konzentrierten Vorstellung. Mit drei Kontertoren betrieben Billek und Frank Ettwein etwas Ergebniskosmetik (9:18/ 34.), doch entscheidend kamen die Schwaben nicht heran, zumal THW-Coach Alfred Gislason früh die Grüne Karte zückte. Die einminütige Ansprache des Isländers zeigte Wirkung: Filip Jicha und Niclas Ekberg stellten den alten Zehn-Tore-Abstand wieder her (11:21/ 39.).

Dennoch: Der HBW präsentierte sich nun als adäquater Spielpartner, obwohl im stehenden Angriff weiterhin nur wenig zusammenlief. Kiel tat nicht mehr als nötig, baute trotzdem den Vorsprung auf 30:17 (53.) aus. Brack war dennoch nicht unzufrieden. Nach einer emotionalen Pausenansprache habe seine Mannschaft besser gespielt, meinte er und fügte süffisant hinzu: "Im Vergleich zu den ersten 30 Minuten haben wir nach der Pause überragend gespielt." Ein konträres Fazit zog sein Gegenüber: "In der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden mit der Abwehr und der Leistung meiner Mannschaft. Das kann ich von den zweiten 30 Minuten nicht behaupten. Meine Spieler haben nachgelassen. Das kann man sich in Balingen eigentlich nicht erlauben."

Die Kieler haben mit dem zehnten Saisonsieg vorerst die Tabellenführung übernommen und fiebern nun dem Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen am 28. November entgegen. In Mannheim wird sich zeigen, ob die Bundesliga wieder einen Alleingang der Zebras befürchten muss.

(von Marcus Arndt, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2012)


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