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09.07.2013 Handball international / Mannschaft

Kieler Nachrichten: Madrid in Not: THW zur Vereins-WM?

Atletico kann Stars nicht mehr bezahlen

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.07.2013:

Madrid/Kiel. Der dreimalige Champions-League-Sieger BM Atletico Madrid steht vor dem Ruin und zieht sich offenbar aus dem Handball zurück. Ein Aus mit Folgen für den THW Kiel, der nun einen neuen Gegner in der Vorrunde der Königsklasse benötigt und möglicherweise die Spanier beim Super Globe in Doha (25. bis 30. August) ersetzen wird.
Erst in der Saison 2011/2012 war Ciudad Real, das Vorgänger-Modell, wegen finanzieller Probleme unter das Dach des Fußballvereins Atletico Madrid geflüchtet. Heute Vormittag wird der Verein sich erklären, das Aus scheint beschlossene Sache zu sein. Trainer Talant Duschebajew, so ist aus dem Umfeld zu hören, ist bereits auf Jobsuche. Der deutsche Nationalspieler Christian Dissinger, kürzlich von Schaffhausen nach Madrid gewechselt, bestätigte gegenüber Sport1 die Gerüchte. "Leider stimmt das. Viel mehr weiß ich auch nicht", sagte der 21-Jährige. "Ich bin natürlich geschockt."

Grund für das Aus ist erneut die Geldnot, die sich schon beim Super Globe 2012 andeutete. Madrid stopfte mit dem Finalsieg gegen den THW Kiel (28:23) und dem Preisgeld von 400 000 Dollar damals ein großes Loch. "Damit können wir die Hallenmiete für eine ganze Saison bezahlen", sagte Pressesprecherin Angela Pons unserer Zeitung.

Nun soll Atletico Madrid seinen Etat für die Handballer von zuletzt 3,1 Millionen Euro auf lediglich eine Million Euro reduziert haben. Außerdem war Domingo Diaz de Meira, der mit seinem Geld einst Ciudad Real zu einer europäischen Top-Adresse aufgemöbelt hatte, zwar weiterhin bereit, den erlesenen Kader zu bezahlen. Aber eine ausstehende Steuernachzahlung wollte der Bauunternehmer nicht begleichen. Damit sind Stars wie der schwedische Linksaußen Jonas Källman, die spanischen Weltmeister Joan Canellas (Mittelmann, ab 2014 HSV) und Julen Aguinagalde (Kreisläufer) sowie Xavier Barachet über Nacht arbeitslos. Der französische Olympiasieger wurde angeblich bereits dem THW Kiel angeboten, der nach einem Ersatz für Christian Zeitz sucht, der schon in der kommenden Saison für MKB Veszprem spielen will. "Barachet ist für uns kein Thema", sagte Klaus Elwardt gestern. Die Rückkehr von Kim Andersson (KIF Kolding-Kopenhagen) scheint die wahrscheinlichste Option für die Zeitz-Nachfolge zu sein.

Der THW-Manager hätte aber nichts dagegen, wenn sein Verein nun Madrid beim Super Globe ersetzen würde. "Das ist für uns wirtschaftlich sehr interessant", sagte Elwardt. "Mein Trainer wird sich darüber aber weniger freuen." 2012 musste Alfred Gislason die Vereins-WM im Emirat Katar als Trainingslager nutzen, weil das Gros seines Kaders wegen der Olympischen Spiele in London die Saisonvorbereitung verpasst hatte. Doch die Wüstenhitze und die bescheidene Qualität der exotischen Gegner machten Gislason einen Strich durch die Rechnung.

Das Madrid-Aus wird auch in der kommenden Champions-League-Saison nicht ohne Folgen für die "Zebras" bleiben. So wären die Spanier der erste Gegner in der Vorrunde gewesen. Laut Regelwerk der Europäischen Handball-Föderation (EHF) müsste nun Ademar Leon nachrücken. Doch der Vierte der spanischen Liga hat aus finanziellen Gründen seinen Verzicht auf den Europapokal verkündet. Voraussichtlich wird die EHF nun auch an den Zweitplatzierten des am 31. August/1. September noch auszutragenden Wildcardturniers ein Ticket vergeben: Dies könnte Montpellier AHB mit Thierry Omeyer sein.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.07.2013)


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