29./31.08.2013 - Letzte Aktualisierung: 31.08.2013 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt ... |
Das Team des TV Emsdetten.
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Bester Torhüter der vergangenen Zweitliga-Saison: Emsdettens
Eigengewächs Nils Babin.
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Der neue Trainer Gennadij Chalepo.
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Rückraumspieler Elvir Selmanovic war in der vorletzten
Spielzeit der erfolgreichste Torschütze im deutschen Handball.
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Linksaußen Jeffrey Boomhouwer erzielte zum Saisonauftakt
sieben Treffer - und verletzte sich am Ellenbogen.
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Die Schiedsrichter am Samstag in der Emshalle sind Hans-Peter Brodbeck und Simon Reich.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013:
27 Jahre lang war der TV Emsdetten in der Zweiten Liga, nun gelang der Aufstieg ins Oberhaus. Die Stadt im westfälischen Kreis Steinfurt mit ihren rund 35.000 Einwohnern stand Kopf, 4000 Fans empfingen die Mannschaft am Morgentaubrunnen zu einer spontanen Aufstiegsfeier, die eigentlich als öffentliche Pressekonferenz geplant war.
Am Abend des Spiels in Bietigheim hatten sich die Fans, die nicht mit nach Schwaben gereist waren, zum bereits zur Tradition gewordenen "Rudelhören" des Fanradios "elive" in der Gaststatte Graute Beik versammelt. Und dann war es geschafft - die ganze Saison lang hatten sich die Westfalen mit dem Bergischen HC ein heißes Rennen geliefert, am Ende stiegen beide auf. Dank der Parade des weißrussischen Torwartdinos Vitall Feshchanka, der mit dem Schlusspfiff den 28:27-Erfolg in Bietigheim mit einem Siebenmeter sicherstellte.
Wahrend Feshchanka auch das "Abenteuer Bundesliga" in der Emshalle mitbestreitet, hatte sich der Trainer schon vor Erreichen des Traumziels verabschiedet. Völlig überraschend gab der Schwede Patrick Liljestrand schon im April bekannt, dass er den TVE verlässt, egal, wie die Saison ausgeht. Offizielle Begründung seinerzeit: Trainer (nun in Polen) und Vorstand konnten sich im Hinblick auf die Strategie für die Bundesliga nicht einigen.
Doch ein Nachfolger war schnell gefunden und kam wie Liljestrand zwei Jahre zuvor vom TuS N-Lübbecke: der Weißrusse Gennadij Chalepo, der erst zum Start der Saison 2012/13 in Nettelstedt Markus Baur abgelöst hatte. Und der langjährige Bundesligaspieler (unter anderem in Lemgo, Nettelstedt und Wetzlar) hat nun die heikle Mission, den Klassenerhalt zu sichern, am kleinsten Bundesligastandort.
Die zweitwichtigste Entscheidung konnte kurz nach dem Aufstieg geklärt werden. Die Ems-Halle wird auch in der 1. Liga die Heimstätte bleiben. Stadt und Verein haben sich auf umfangreiche Sanierungsmaßnahmen geeinigt, die dazu führten, dass die Halle für acht Wochen in der Vorbereitung nicht fürs Training zur Verfügung stand. Gemeinsam sucht man allerdings in Emsdetten nach einer langfristigen Lösung, vor allem um die Zuschauerkapazität von 2300 auf 3500 zu erhöhen. Der Dauerkartenverkauf boomte in ungeahnten Dimensionen, alle wollen den THW Kiel, den HSV oder die Füchse in Westfalen "auf der Platte" sehen. Und auch das Motto, das Emsdetten im Vorjahr so groß machte, soll die Gegner das Fürchten lehren: "Herzblut. Zeigt Wirkung!"
Beim TVE hat man die Bodenhaftung nicht verloren, der Aufstiegskader wurde größtenteils zusammengehalten - angefangen vom Torhüterduo Feshchanka und Nils Babin, der zum besten Schlussmann der Zweiten Liga gewählt worden war. Im Angriff setzt man vor allem auf Elvir Selmanovic. Der Serbe war vor zwei Jahren der beste Torschütze im bezahlten deutschen Handball, erzielte 281 Treffer - und verlängerte semen Vertrag wie zehn weitere Aufstiegshelden. Dazu zählt auch "Ösi-Bomber" Janko Bozovic oder der äußerst erfahrene Weißrusse Andrej Kurtschew. Wie der Rest der Mannschaft sind auch die Neuzugange äußerst international - eine echte Multikulti-Truppe. Der bosnische Serbe Nikola Prce kommt aus Spanien, wo er für Ademar Leon spielte und zuvor auch schon Champions-League-Luft in Bregenz und Ljubuski (Bosnien) inhalierte. Aus Norwegen kommt Steffen Berg Lökkebö, aus Slowenien Uros Paladi, aus Schweden der Däne Johan Koch - die Kontakte von Manager Stefan Bögel in den ost- und südosteuropäischen Raum lassen grüßen. Aus zehn Nationen setzt sich der Kader zusammen, von Island (Emir Arnasson) bis Japan (Akira Kajihara).
Und Chalepo ist zuversichtlich, vor allem zuhause die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sichern: "Wie jeder Aufsteiger stehen wir bei allen ganz oben auf der Liste der potenziellen Absteiger. Ich denke aber, dass wir es schaffen können, in den Duellen mit Eisenach, Minden, Balingen, Gummersbach und dem Bergischen HC. Viel wird auf den Saisonstart ankommen." Und gleich das erste Heimspiel wird die ganze Region in Aufruhr versetzen - der THW kommt. Über 10.000 Kartenanfragen gab es, aber die Emshalle fasst nur 2300 Fans. Der Handball boomt beim Tabellenführer der ewigen Zweitligatabelle, der schon 2010 ans Tor zur Bundesliga klopfte, in der Relegation aber an Dormagen gescheitert war - Bayer hatte sich für diese Spiele extra die Dienste von Chalepo gesichert.
Auch in der Ersten Liga soll das Familiäre großgeschrieben werden - so nahm zum Beispiel die sportliche Leitung kurzfristig zwei Neuzugänge auf, deren Wohnungen zum Trainingsstart noch nicht fertig renoviert waren. Und auch die Fans sind beim TV Emsdetten gefragt. Weil die HBL die bisher gültige Anwurfzeit am Sonnabend um 19.15 Uhr nicht erlaubt, waren sie aufgefordert, ihr Votum abzugeben 19 Uhr? Oder 20 Uhr? Fast 2000 beteiligten sich an der Online-Umfrage, 75 Prozent für 19 Uhr. Und sie werden in die Emshalle pilgern, wohlwissend, dass das "Abenteuer Erste Liga" schnell wieder vorbei sein kann. "Wir werden keine wirtschaftlichen Risiken eingehen", betont die Klubführung, aber sollte es mit dem Klassenerhalt nicht klappen, wollen sie "definitiv nicht noch einmal 27 Jahre auf den Aufstieg warten."
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2013:
Um 22 Uhr wird das Fest, bei dem mehr als 100 Schausteller die Straßen verschließen werden, mit einem Feuerwerk seinen Höhepunkt erleben. Während Emsdetten feiert, wollen die Kieler bereits wieder in ihrem Bus sitzen. Auf eine Einladung zum Abendessen haben sie verzichtet, Bögel wird ihnen Pizzen organisieren. Wenn es nach ihm geht, hat er dann zu Fungi und Salami auch noch zwei Punkte mitgeliefert. Daran, den Rekordmeister zu besiegen, glaubt er nicht. "Wir wünschen uns, dass die Niederlage einstellig bleibt." Will heißen, dass der THW nicht mit mindestens zehn Toren Differenz gewinnt. Sätze wie diese sind in der Regel auch dazu gedacht, den Favoriten ein wenig einzuschläfern. Der ist aber hellwach, was auch daran liegt, dass die neuformierte Mannschaft sich derzeit keine Selbstverständlichkeiten leisten kann.
"Der Gegner ist für uns im Moment egal", sagt Alfred Gislason. Derzeit, so der Trainer, sei seine Mannschaft noch ausreichend mit sich selbst beschäftigt. "Das wird ein interessantes Spiel, die Stimmung ist dort immer riesig." Die enge Emshalle, in der die Zuschauer über den Köpfen der Spieler sitzen, erinnert er noch zu gut von einem Besuch mit dem SC Magdeburg. Daran, dass sich seine Mannschaft im "Gladiatorenkäfig" (Bögel) beeindrucken lassen wird, glaubt er nicht. "Wir haben so viele Baustellen, da können wir auf die Stimmung gar nicht achten." Er hat großen Respekt vor dem Gastgeber, der zum Saisonauftakt nur unglücklich beim VfL Gummersbach (23:27) verlor. "Das ist kein Zufallsaufsteiger", sagt Gislason. "Sie haben viele erfahrene Spieler und sich gut verstärkt." Neu ist beim TV Emsdetten, in dem zehn Nationen ein Ziel haben, auch der Trainer - Gennadij Chalepo. Er wirkte zuvor in Lübbecke und Wetzlar. Einer, der die Liga und den THW kennt. Pech für ihn, dass sich mit dem Holländer Jeffrey Boomhouwer, dem Bosnier Nikola Prce und dem Isländer Oddur Gretarsson, der aus dem Gislason-Dorf Akureyi stammt, drei Stammspieler am vergangenen Wochenende verletzten. Für Bögel drei weitere Argumente, um die Chancenlosigkeit der Münsterländer zu belegen. "Unser einziger Vorteil ist, dass wir jetzt gegen Kiel spielen. In zehn Wochen sind sie eingespielt, da wären wir noch chancenloser." Er vergisst aber nicht, auch Historisches zu erwähnen. Zwar spielte Emsdetten noch nie in der Bundesliga. Doch in der vergangenen Saison hatte der TVE im Achtelfinale um den DHB-Pokal den HSV Hamburg am Rande einer Niederlage. Der ewige Zweitligist verlor mit einem Tor (29:30). Äußerst ungerechtfertigt, wie Bögel befindet.
Die Zebras, denen ein guter Start (34:24 gegen den Bergischen HC) gelang, müssen weiter auf Aron Palmarsson (Reha) verzichten. Außer ihm werden alle im Bus sitzen, der es schwer haben wird, einen Weg durch eine brodelnde Kleinstadt zu finden. In der Halle, so viel steht fest, wird es für sie dann kaum ruhiger werden. Aber auch für die Gastgeber wird es ein ungewohntes Gefühl sein, durften sie die Emshalle, deren Beleuchtung und Bodenbelag erstklassig werden mussten, nach einer achtwöchigen Umbauphase erstmals wieder am Donnerstag betreten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2013)
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