26.05.2014 | Bundesliga |
Erst eine Stunde später, auf dem Weg zum Bus, hatten ein paar ihre Worte wiedergefunden. "Das ist die größte Enttäuschung meiner Karriere", sagte Spielmacher Andy Schmid. Seine Tränen waren da noch nicht ganz getrocknet. "Wahrscheinlich hat niemand von uns je eine so gute Saison gespielt und dann endet die mit dem größtmöglichen Frust", sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki. Zwei sprachen für alle, die Sätze glichen sich.
Deutlich gelöster war derweil die Atmosphäre im VIP-Raum des VfL Gummersbach. Die Zuschauer freuten sich, an diesem Finale teilgehabt zu haben.
"Die Gummersbacher verlieren mit fünf Toren und laufen jubelnd vom Platz, das kann ich nicht verstehen", sagte Schmid. Die Oberbergischen, angetrieben vom überragenden Ex-Kieler Christoph Schindler, hatten sich voll reingehängt und Spaß daran, das Zünglein an der Waage zu sein. Was Schmid nicht sagte, aber dachte: Nicht alle Mannschaften traten in diesem irren Meisterschaftsfinale mit dieser Einstellung gegen die Titelaspiranten an. Als Ausrede wollte der Schweizer diese Gedanken nicht verstanden wissen. Sie hätten es in der Hand gehabt, aber eben nicht so gespielt wie zuletzt.
"Mir fehlen die Worte, das zu beschreiben, was in meinem Kopf vorgeht", sagte Gudmundur Gudmundsson. Der Löwen-Coach verabschiedet sich jetzt als Vizemeister, um Nationaltrainer in Dänemark zu werden. Es war die beste Saison der Vereinsgeschichte, und doch fühlten sich alle Löwen wie Verlierer. "Es ist doch egal, ob du Zweiter oder Fünfter wirst," sagte Schmid, der gestern zum besten Spieler der Saison gewählt wurde. Gudmundsson zum besten Trainer, Niklas Landin zum besten Torhüter - dreimal spätes Gold für die Löwen, die das aber nicht mehr trösten konnte.
(von Michael Wilkening, aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014)
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