24./26.05.2014 - Letzte Aktualisierung: 26.05.2014 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Berichte, Highlights-Video, Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Deutscher Meister 2013/14: der THW Kiel! |
Nach den Feierlichkeiten in der Halle warteten auf dem Rathausplatz mehrere tausend THW-Fans, um zusammen mit der Mannschaft die unverhoffte 19. Meisterschaft gebührend zu feiern.
Filip Jicha war gegen die Füchse trotz Bänderverletzung nicht zu bremsen. |
Gudjon Valur Sigurdsson erzielte in seinem letzten Heimspiel vier Treffer für den THW. |
Hoffen und Bangen auf der Kieler Bank. |
Diese wollten nun immer schneller zu Ballgewinnen kommen und fingen sich damit binnen sechs Spielminuten gleich drei ärgerliche Zeitstrafen ein. Zwar sorgten Sigurdsson per Gegenstoß, Zeitz mit einer fantastischen "Fackel", Vujin mit einem krachenden Sprungwurf und noch einmal der von Jicha am Kreis bediente Sigurdsson auch in Unterzahl für wichtige Treffer. Zwar parierte der mittlerweile ins Tor beorderte Andreas Palicka sensationell zwei Gegenstöße von Richwien und Nielsen. Der Vorsprung aber wollte bis zum 27:17 nicht mehr so recht anwachsen. So hatten auch nach 48 Spielminuten die Löwen, die zu dem Zeitpunkt mit 35:28 in Gummersbach führten, noch immer die Meisterschaftsnase mit fünf Treffern Vorsprung klar vorne.
9:4 - Christian Zeitz und Christian Sprenger zählen ihre Meisterschaften. |
Rene Toft Hansen, Rasmus Lauge und Johan Sjöstrand mit der Schale. |
Geiler geht es nicht. Sie können mich gerne so zitieren. Ich bin erst seit ein paar Wochen im Amt, aber in dieser Zeit hat Holstein die Klasse gehalten und der THW ist Meister geworden.
Ich habe prophezeit, dass wir mit einem Tor Meister werden, insofern habe ich mich um einhundert Prozent vertan. Unglaublich, was Mannschaft, Fans und das Umfeld in den letzten Wochen geleistet haben.
Ich war bis zu dem Morgen vor dem Spiel sehr zuversichtlich, aber dann sah ich unsere Chancen nur noch bei zehn Prozent. In der Halbzeit hat mich dann aber auch das Fieber gepackt.
Ich kann es noch gar nicht fassen. Dieser Titelgewinn ist historisch, unerwartet, dramatisch. So etwas habe ich noch nie erlebt. Kompliment aber auch an die Löwen für eine starke Saison und an Gummersbach für diese Leistung.
Supergeile Stimmung in der Halle. Natürlich war es nicht mein Traum, nur vier Monate spielen zu können. Aber die Medaille war mein Traum. Ein unglaubliches Team.
Ich habe schon 80 SMS erhalten. Es ist unglaublich. Diese Mannschaft hat einen wahnsinnigen Charakter.
Wir haben uns nichts vorzuwerfen, weil wir 60 Minuten lang gekämpft haben. Einige waren so stark angeschlagen, dass sie kaum noch laufen konnten. Kiel hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen.
Es ist totaler Schwachsinn, dass die stärkste Liga der Welt über die Tordifferenz entschieden wird. Man hat gesehen, dass einige Mannschaften alles geben und andere nicht.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014:
Marko Vujin wurde mit 248 Treffern Torschützenkönig. |
Gestandene Profis wie der überragend aufspielende Filip Jicha ließen ihren Tränen freien Lauf, Aron Palmarsson schluchzte so herzzerreißend, dass jeder Umstehende das Gefühl hatte, den jungen Isländer in die Arme nehmen zu müssen. Wer die Nachricht überbrachte? Da gingen die Meinungen auseinander. "Die Spieler, die am Ende auf dem Feld standen, wussten nichts", sagte Rene Toft Hansen, der noch eine Stunde nach dem Happy-End seine Sätze mit einer Verkettung des Wortes "unglaublich" begann. Der Däne meinte sich daran zu erinnern, dass Dominik Klein als Erster die Zahlen entschlüsselte. "Ich sehe ihn über das Feld rennen und schreien, dass wir Meister sind", sagte Toft Hansen. "Mein erster Gedanke war, dass es hoffentlich kein Scherz ist." Patrick Wiencek, mit dem er in dieser Saison einen Mittelblock von herausragender Qualität errichtete, war dagegen im Glauben, dass die Aufholjagd vergeblich gewesen war. Er sah Jicha und Marko Vujin, mit 248 Saisontore der erste Torschützenkönig des THW seit Pedrag Timko (1979/80), auf dem Boden liegen. "Da war ich mir sicher, dass es nicht gereicht hat."
Filip Jicha verpasste Trainer Alfred Gislason eine Bierdusche. |
Wer hautnah miterleben will, wie ein harter Isländer weich wird, sollte sich die letzten Minute der Liveübertragung von Sport1 ansehen. Als Alfred Gislason die Nachricht von Dr. Detlev Brandecker erhielt, wechselten sich in seinem Gesicht Fassungslosigkeit, grenzenlose Freude und eine große Müdigkeit ab. Der Mannschaftsarzt, von einem in der zweiten Reihe sitzenden Fan informiert, erinnerte sich gut daran, wie Gislason reagierte. "Er hat Nein gesagt. Nein. Immer wieder. Er wollte es nicht glauben." Kein Wunder, auch der Trainer war mit dieser Situation überfordert. "Ich kann es einfach nicht fassen", sagte Gislason auch noch nach der Ehrung, die er zügig in Richtung Block B verließ, um sich dort in der siebten Reihe mit Ehefrau Kara über den historischen Coup zu freuen. Aber: Er vergaß nicht, sich an Jicha zu revanchieren. Bei der Meistersause im vergangenen Jahr hatte der ihn mit einem Bierglas XXL begossen, im Stile eines Lausbubs zahlte der 54-Jährige es ihm nun zurück. Dem Kapitän wird die Unterbrechung des Interviews recht gewesen sein, suchte doch auch er vergeblich Worte. Erst nach der Verabschiedung von "Goggi" Sigurdsson hatte er sich wieder im Griff, bedankte sich mit einer launigen Rede bei den Fans, die erneut wie eine Wand hinter den Zebras gestanden hatten. Jicha, das wurde deutlich, hat das Zeug, ein guter Diplomat zu werden. "Ich möchte Euch alle als Zeugen dafür haben, dass Alfred sein Versprechen einlöst", sagte er, der vor Saisonbeginn drei zusätzliche Urlaubstage ausgehandelt hatte, falls der THW Meister werden und das "Final4" der Champions League in Köln (31. Mai/1. Juni) erreichen würde. "Trainer, wir sehen uns im Juli erst drei Tage später wieder. Darauf freue ich mich", sagte Jicha, der sich da schon längst mit einer Bierdusche an ihm gerächt hatte.
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, Niklas Wieczorek, aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014:
16 Uhr: Anwurf für Berlin. Der Angriff verpufft - Johan Sjöstrand setzt mit seiner Parade den ersten Nadelstich.
16.04 Uhr: Jubel in der Halle: Rene Toft Hansen trifft (1:0).
16.07 Uhr: Langer Pass von Sjöstrand auf Filip Jicha. Der Kapitän fängt in Bedrängnis, setzt sich durch (3:1).
16.10 Uhr: Die Halle droht zu platzen: Christian Zeitz, im letzten Heimspiel nach elf Jahren, wirft zum 5:3 ein.
16.14 Uhr: Schlechte Nachricht aus Gummersbach. Die Löwen führen 10:7. In Kiel arbeiten sich Gudjon Valur Sigurdsson und Co an Torwart Silvio Heinevetter ab. Berlin ist auf 5:6 dran.
16:17 Uhr: Die Kieler Seele kocht: Zeitz wird gefoult, Petersen bekommt eine Zeitstrafe. Wiencek erhöht auf 8:5. Und in Gummersbach? Der VfL verkürzt auf 10:11. Kiel hat zwei Tore aufgeholt.
16:22 Uhr: Heinevetter entwickelt sich zum Kieler Schrecken, pariert beim Stand von 7:10 einen Siebenmeter von Marko Vujin.
16.32 Uhr: Der THW drückt aufs Tempo. Das Rezept: Parade Sjöstrand oder abgefangener Ball, schneller Pass nach vorn. Mit dem 14:7 ist der Rückstand auf die Löwen auf zwei Tore geschmolzen, denn Gummersbach lässt sich nicht abschütteln (16:18).
16.37 Uhr: Ausgleich im Fernduell! Aron Palmarsson trifft zum 16:7, in Gummersbach steht es 18:20. An der Linie kämpft Trainer Alfred Gislason wie ein Tiger.
16.39 Uhr: Halbzeit in Kiel und Gummersbach: Und im Titelrennen steht es unentschieden. Die Kieler gehen mit einem 17:8 in die Kabine, die Löwen führen 21:19.
16.54 Uhr: Die Teams sind wieder da. Das Publikum brüllt im Chor: Attacke! Palmarsson gehorcht: 18:8.
16.56 Uhr: 108 km/h. So lautet die Speedmessung für den Wurf von Filip Jicha zum 19:8. Was die Spieler nicht wissen: Auch die Löwen nehmen Fahrt auf, führen 25:19.
17.00 Uhr: Das Pendel schlägt zugunsten der Löwen aus. Sie machen das 26:19, der THW kassiert zwei Treffer - 20:10.
17.04 Uhr: Zeitz erhöht mit seinem Knickwurf, den er in Kiel zu seinem Markenzeichen entwickelt hat, auf 22:11. Doch die Löwen führen 28:20.
17.07 Uhr: Trotz doppelter Unterzahl erhöht der THW durch Jicha auf 24:13. Aber die Löwen haben mit dem 31:23 vier Tore Vorsprung.
17.15 Uhr: "Schieber, Schieber" hallt es durch die Halle. Die Fans wollen den Siebenmeter für Berlin und die Zwei-Minuten-Strafe gegen Palmarsson nicht akzeptieren.
17.20 Uhr: Auszeit. Kiel führt 28:17, der VfL ist auf sechs Tore dran (29:35). Torplus für die Löwen: noch zwei.
17.22 Uhr: Andreas Palicka bringt den THW auf Titelkurs. Der Torwart, in der 39. Minute gekommen, zeigt seine vierte Parade. Jicha trifft zum 29:17. In Gummersbach steht es 30:35. Alles ist offen.
17.28 Uhr: Die Halle in Kiel erlebt ein Beben: Mit kollektivem Gestampfe puscht das Publikum das Team.
17.33 Uhr: Doppelschlag von Patrick Wiencek zum 36:20. Der THW ist dran am Titel. Die Löwen führen nur 39:34.
17.35 Uhr: Die Ereignisse überschlagen sich. Palicka hält, Jicha setzt seiner grandiosen Energieleistung die Krone auf, trifft zum 37:21.
17.36 Uhr: Das Spiel ist aus. Der THW gewinnt 37:23. Doch was ist in Gummersbach? Die Halle zittert und . explodiert. Die Löwen siegen in Gummersbach "nur" mit 40:35. Auf der Zielgeraden spurtet der THW Kiel an den Mannheimern vorbei zu seiner 19. deutschen Meisterschaft, bei Punktgleichheit mit zwei Treffern Vorsprung!
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, Niklas Wieczorek, aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014)
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