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24./26.05.2014 - Letzte Aktualisierung: 26.05.2014 Bundesliga

Finale furioso! THW nach Kantersieg gegen Füchse zum 19. Mal Meister

Bundesliga, 34. Spieltag: 24.05.2014, Sa., 16.00: THW Kiel - Füchse Berlin: 37:23 (17:8)
Update #2 KN-Berichte, Highlights-Video, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Deutscher Meister 2013/14: der THW Kiel!
Klicken Sie zum Vergrößern! Deutscher Meister 2013/14: der THW Kiel!
Was für ein wahnsinniges Meisterschaftsfinale, was für ein Happy End für den THW Kiel! Nach fantastischen 60 Minuten und einem 37:23 (17:8)-Kantersieg gegen DHB-Pokalsieger Füchse Berlin fingen die "Zebras" am letzten Spieltag doch noch die Rhein-Neckar Löwen ab - diese gewannen gleichzeitig "nur" mit 40:35 (21:19) in Gummersbach. Somit haben die Kieler in der Endabrechnung ganze zwei Tore Vorsprung auf die Mannheimer und feiern ihre 19. Meisterschaft!
Erfolgreichster Torschütze im Hexenkessel Sparkassen-Arena war Kapitän Filip Jicha mit elf Treffern. Dieser nahm nach dem Schlusspfiff auch das Duplikat der Meisterschale - das Original befand sich in Gummersbach - aus den Händen von HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser entgegen.

Nach den Feierlichkeiten in der Halle warteten auf dem Rathausplatz mehrere tausend THW-Fans, um zusammen mit der Mannschaft die unverhoffte 19. Meisterschaft gebührend zu feiern.

Wettwerfen um den Titel begann zäh
Filip Jicha war gegen die Füchse trotz Bänderverletzung nicht zu bremsen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war gegen die Füchse trotz Bänderverletzung nicht zu bremsen.
Das Meisterschaftsfinale, in dem die "Zebras" sieben Treffer auf den Tabellenführer aus Mannheim aufholen musste, begann zunächst aus Kieler Sicht wenig verheißungsvoll: Die Gäste aus Berlin waren zwar ohne Regisseur Bartlomiej Jaszka und Linkshänder Konstantin Igropulo angereist, verkauften sich aber dennoch teuer. Die Bundeshauptstädter verschleppten klug das Tempo und bauten ihre Spielzüge gegen die offensiv lauernde 3:2:1-Deckung des THW sehr gemächlich auf. Gefahr verbreitete der Rückraum um Sven-Sören Chistophersen, Iker Romero und Fabian Wiede zwar selten, doch machte er auch wenig Fehler, so dass Filip Jicha und Co kaum zu einfachen Toren über Gegenstöße kam. So legte der THW zwar von Beginn an vor, absetzen aber konnte er sich zunächst nicht. Dies war auch Verdienst von Nationalkeeper Silvio Heinevetter, der mit mehreren Paraden, unter anderem einer Glanztat bei einem Gegenstoß Gudjon Valur Sigurdssons, einen möglichen Kieler Zwischenspurt immer wieder im Keim erstickte. Daher führten die Gastgeber nach 19 Spielminuten, in denen es Alfred Gislason gegen die kompakte 6:0-Deckung der Berliner bereits mit Wael Jallouz im linken Rückraum und mit zwei Kreisläufern versucht hatte, nur mit 9:7. In Gummersbach hingegen sorgte Patrick Groetzki gerade für das 15:11 aus Sicht der Rhein-Neckar Löwen, die damit ihren Vorsprung in der "virtuellen Tabelle" gar auf neun Tore ausgeweitet hatten. Davon indes wussten die "Zebras" nichts, denn die Zwischenstände wurden in der Sparkassen-Arena nicht bekannt gegeben.
Sieben Kieler Tore in Serie
Gudjon Valur Sigurdsson erzielte in  seinem letzten Heimspiel vier Treffer für den THW.
Klicken Sie zum Vergrößern! Gudjon Valur Sigurdsson erzielte in seinem letzten Heimspiel vier Treffer für den THW.
Doch so langsam gerieten die Kieler ins Rollen, auch weil sie weiterhin mit Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen im Angriff spielten. Die beiden Kreisläufer holten in den folgenden Minuten jeweils zwei Siebenmeter heraus - die Initialzündung zum Zwischenspurt, wenngleich Marko Vujin einmal an Heinevetter scheiterte. Nichtsdestotrotz hatten die "Zebras", die die Berliner im Aufbauspiel jetzt zu immer mehr Fehlern zwangen, durch diese Strafwürfe und einen Gegenstoß Niclas Ekbergs nach Zeitz-Steal auf 13:7 erhöht. Doch damit nicht genug: Nach einem technischen Fehler der Gäste warf sich Jicha mit der zweiten Welle ins Getümmel, sein abgefälschter Wurf landete zum 14:7 in den Maschen. Dann ließen der Kapitän und Aron Palmarsson zwei weitere Gegenstöße folgen, während sich in Gummersbach die Gastgeber langsam an die Rhein-Neckar Löwen heran robbten. Und nachdem der starke Sjöstrand mit seiner achten Parade einen direkten Freiwurf Romeros nach der Schlusssirene entschärfte, ging es im Meisterschaftsrennen mit einem Unentschieden in die Kabinen - der THW und die Löwen waren nun mit einer Tordifferenz von +231 gleichauf.
Kieler Sturmlauf gerät etwas ins Stocken
Hoffen und Bangen auf der Kieler Bank.
Klicken Sie zum Vergrößern! Hoffen und Bangen auf der Kieler Bank.
Und die Kieler machten im zweiten Durchgang zunächst genau dort weiter: Aron Palmarsson erhöhte per Durchbruch nicht nur auf 18:8, sondern holte dabei auch eine Zeitstrafe gegen Jesper Nielsen heraus. In Überzahl erhöhten der unermüdliche Jicha und der starke Ekberg sogar auf 20:8. Indes: In den Tempowahn des THW schlichen sich nun in Angriff und Abwehr einige Fehler ein, mit drei Toren in Folge machten die Füchse ihren Rückstand wieder einstellig. Da zudem die Rhein-Neckar Löwen mit einem furiosen 5:0-Lauf aus der Kabine kamen, hatten die Mannheimer plötzlich wieder fünf Tore Vorsprung auf die Kieler.

Diese wollten nun immer schneller zu Ballgewinnen kommen und fingen sich damit binnen sechs Spielminuten gleich drei ärgerliche Zeitstrafen ein. Zwar sorgten Sigurdsson per Gegenstoß, Zeitz mit einer fantastischen "Fackel", Vujin mit einem krachenden Sprungwurf und noch einmal der von Jicha am Kreis bediente Sigurdsson auch in Unterzahl für wichtige Treffer. Zwar parierte der mittlerweile ins Tor beorderte Andreas Palicka sensationell zwei Gegenstöße von Richwien und Nielsen. Der Vorsprung aber wollte bis zum 27:17 nicht mehr so recht anwachsen. So hatten auch nach 48 Spielminuten die Löwen, die zu dem Zeitpunkt mit 35:28 in Gummersbach führten, noch immer die Meisterschaftsnase mit fünf Treffern Vorsprung klar vorne.

THW erhöht noch einmal Tempo und Vorsprung
9:4 - Christian Zeitz und Christian Sprenger zählen ihre Meisterschaften.
Klicken Sie zum Vergrößern! 9:4 - Christian Zeitz und Christian Sprenger zählen ihre Meisterschaften.
Doch dieses Finale furioso wäre kein Finale furioso, wenn es nicht noch eine letzte Wendung nehmen würde: Palicka parierte nacheinander gegen Christophersen und Romero, Ekberg und Jicha erhöhten auf 29:17. Dann setzte Jonas Thümmler einen Heber über das Kieler Tor, während Vujin einen Strafwurf verwandelte und Ekberg per Nachwurf nach einem Lattenkracher Sigurdssons das Ergebnis gar auf 31:17 stellte. Die Füchse hielten zwar durch zwei freche Treffer Zachrissons und einen Sprungwurf Romeros bis zum 34:20 dagegen, doch in der Sparkassen-Arena hielt es längst niemanden mehr auf den Sitzen, als Alfred Gislason vier Minuten vor Schluss seine letzte Auszeit nahm. Zu dem Zeitpunkt war in Gummersbach der der Altmeister noch einmal über sich hinaus gewachsen, mit Spielmacher Christoph Schindler und dem überragenden Torhüter Matthias Puhle, der den verletzten Carsten Lichtlein mehr als ersetzte, hatten die Gastgeber mittlerweile ein bisschen bis auf 32:39 verkürzt - erneut Gleichstand im Meisterschaftsrennen! "Es steht 0:0. Jetzt gewinnen wir die letzten vier Minuten!" gab Dominik Klein in der Auszeit die Marschroute vor.
Kollektiver Jubel nach dem Schlusspfiff
Rene Toft Hansen, Rasmus Lauge und Johan Sjöstrand mit der Schale.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen, Rasmus Lauge und Johan Sjöstrand mit der Schale.
Nach Wiederanpfiff sorgten Wiencek mit einem Doppelschlag und Palicka mit einer Parade gegen Zachrisson für das 36:20, Jicha erhöhte mit seinem elften Treffer per Gegenstoß auf 37:21. Unter den euphorisierten Zuschauern in der Sparkassen-Arena hatte sich bereits rumgesprochen, dass die Partie in Gummersbach bereits abgepfiffen war und die Rhein-Neckar Löwen sich nur mit 40:35 durchsetzen konnten. Dennoch gab es nach dem abschließenden 23:37 durch Jesper Nielsen noch einmal bange Blicke von der Mannschaft und Trainer Gislason, ehe mit der Gewissheit kollektiver Jubel ausbrach: Der THW Kiel ist deutscher Meister 2014!
Erst Meisterfeier, dann Köln
Um 19.00 Uhr startet der Autokorso von der Sparkassen-Arena zum Rathaus, um den Balkon zu stürmen und anschließend mit über 15.000 Fans auf dem Rathausmarkt die unverhoffte Meisterschaft zu feiern. Allerdings gibt es in diesem Jahr ein Novum: Das "VELUX EHF Final4" in der Kölner Lanxess-Arena findet erst nach dem Ligafinale statt, und die "Zebras" haben am kommenden Wochenende den vierten Champions-League-Titel im Blick. Der Kieler Titelhunger ist noch nicht gestillt!

Video: Höhepunkte des Spiels

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Stimmen zur Meisterschaft:

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer gegenüber den KN:
Geiler geht es nicht. Sie können mich gerne so zitieren. Ich bin erst seit ein paar Wochen im Amt, aber in dieser Zeit hat Holstein die Klasse gehalten und der THW ist Meister geworden.
Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Hinrich Vater gegenüber den KN:
Ich habe prophezeit, dass wir mit einem Tor Meister werden, insofern habe ich mich um einhundert Prozent vertan. Unglaublich, was Mannschaft, Fans und das Umfeld in den letzten Wochen geleistet haben.
Geschäftsstellenleiterin Sabine Holdorf-Schust gegenüber den KN:
Ich war bis zu dem Morgen vor dem Spiel sehr zuversichtlich, aber dann sah ich unsere Chancen nur noch bei zehn Prozent. In der Halbzeit hat mich dann aber auch das Fieber gepackt.
THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Ich kann es noch gar nicht fassen. Dieser Titelgewinn ist historisch, unerwartet, dramatisch. So etwas habe ich noch nie erlebt. Kompliment aber auch an die Löwen für eine starke Saison und an Gummersbach für diese Leistung.
THW-Mittelmann Rasmus Lauge gegenüber den KN:
Supergeile Stimmung in der Halle. Natürlich war es nicht mein Traum, nur vier Monate spielen zu können. Aber die Medaille war mein Traum. Ein unglaubliches Team.
THW-Torhüter Johan Sjöstrand gegenüber den KN:
Ich habe schon 80 SMS erhalten. Es ist unglaublich. Diese Mannschaft hat einen wahnsinnigen Charakter.
Füchse-Sportkoordinator Volker Zerbe gegenüber den KN:
Wir haben uns nichts vorzuwerfen, weil wir 60 Minuten lang gekämpft haben. Einige waren so stark angeschlagen, dass sie kaum noch laufen konnten. Kiel hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen.
Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson:
Es ist totaler Schwachsinn, dass die stärkste Liga der Welt über die Tordifferenz entschieden wird. Man hat gesehen, dass einige Mannschaften alles geben und andere nicht.

34. Spieltag: 24.05.14, Sa., 16.00: THW Kiel - Füchse Berlin: 37:23 (17:8)

Logo THW Kiel:
Sjöstrand (1.-39., 9 Paraden), Palicka (39.-60. und bei einem Siebenmeter, 7 Paraden); Toft Hansen (1), G. Sigurdsson (4), Sprenger (n.e.), Wiencek (3), Ekberg (7/2), Zeitz (3), Jallouz, Palmarsson (2), Klein (n.e.), Jicha (11), Vujin (6/2); Trainer: Gislason
Logo Füchse Berlin:
Heinevetter (1.-60., 13/2 Paraden), Stochl (n.e.); Löffler (1), Wiede (1), Thümmler, Spoljaric, Richwien, Romero (3), Zachrisson (4), Horak (1), Nielsen (3), Christophersen (3), Petersen (7/5); Trainer: D. Sigurdsson
Schiedsrichter:
Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen:
THW: 3 (Zeitz (38.), Vujin (40.), Palmarsson (44.));
Berlin: 2 (Nielsen (31.), Wiede (53.))
Siebenmeter:
THW: 7/4 (Heinevetter hält 2x Vujin (21., 58.), Ekberg an die Latte (44.));
Berlin: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1 (6.), 3:3, 5:3, 5:4 (10.), 6:4, 6:5, 8:5 (15.), 8:6, 9:6, 9:7 (19.), 16:7 (28.), 16:8, 17:8;
2. Hz.: 20:8, 20:11 (36.), 23:11 (39.), 23:13, 25:13, 25:15, 26:15, 26:16 (45.), 27:16, 27:17, 31:17 (52.), 31:18, 33:18, 33:19, 34:19, 34:20, 36:20 (57.), 36:21, 37:21, 37:23.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014:

Wunderbarer Wahnsinn

Handballmeister THW Kiel verteidigt in einem historischen Fernduell seinen Titel
Marko Vujin wurde mit 248 Treffern Torschützenkönig.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marko Vujin wurde mit 248 Treffern Torschützenkönig.
Kiel. Wir? Oder doch die Löwen? Die Sekunden nach dem 37:23 (17:8)-Heimsieg gegen die Füchse Berlin müssen sich für die Zebras wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Die Nachrichtenlage war diffus, das Handynetz in der mit 10285 Zuschauern ausverkauften Arena reichlich instabil. Als sich die frohe Kunde für den alten und neuen Handballmeister THW Kiel erhärtete, brachen alle Dämme: Der THW war mit nur zwei Toren Vorsprung auf die Rhein-Neckar Löwen tatsächlich Meister geworden. Zum 19. Mal!

Gestandene Profis wie der überragend aufspielende Filip Jicha ließen ihren Tränen freien Lauf, Aron Palmarsson schluchzte so herzzerreißend, dass jeder Umstehende das Gefühl hatte, den jungen Isländer in die Arme nehmen zu müssen. Wer die Nachricht überbrachte? Da gingen die Meinungen auseinander. "Die Spieler, die am Ende auf dem Feld standen, wussten nichts", sagte Rene Toft Hansen, der noch eine Stunde nach dem Happy-End seine Sätze mit einer Verkettung des Wortes "unglaublich" begann. Der Däne meinte sich daran zu erinnern, dass Dominik Klein als Erster die Zahlen entschlüsselte. "Ich sehe ihn über das Feld rennen und schreien, dass wir Meister sind", sagte Toft Hansen. "Mein erster Gedanke war, dass es hoffentlich kein Scherz ist." Patrick Wiencek, mit dem er in dieser Saison einen Mittelblock von herausragender Qualität errichtete, war dagegen im Glauben, dass die Aufholjagd vergeblich gewesen war. Er sah Jicha und Marko Vujin, mit 248 Saisontore der erste Torschützenkönig des THW seit Pedrag Timko (1979/80), auf dem Boden liegen. "Da war ich mir sicher, dass es nicht gereicht hat."

Filip Jicha verpasste Trainer Alfred Gislason eine Bierdusche.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha verpasste Trainer Alfred Gislason eine Bierdusche.
Obwohl die Zwischenstände aus Gummersbach nicht eingeblendet wurden, waren die Zebras weitgehend informiert. Sie hatten ein Handy auf der Bank, blickten sie auf die Ränge, sahen sie überall Daumen. Hoch, oder eben auch runter.

Wer hautnah miterleben will, wie ein harter Isländer weich wird, sollte sich die letzten Minute der Liveübertragung von Sport1 ansehen. Als Alfred Gislason die Nachricht von Dr. Detlev Brandecker erhielt, wechselten sich in seinem Gesicht Fassungslosigkeit, grenzenlose Freude und eine große Müdigkeit ab. Der Mannschaftsarzt, von einem in der zweiten Reihe sitzenden Fan informiert, erinnerte sich gut daran, wie Gislason reagierte. "Er hat Nein gesagt. Nein. Immer wieder. Er wollte es nicht glauben." Kein Wunder, auch der Trainer war mit dieser Situation überfordert. "Ich kann es einfach nicht fassen", sagte Gislason auch noch nach der Ehrung, die er zügig in Richtung Block B verließ, um sich dort in der siebten Reihe mit Ehefrau Kara über den historischen Coup zu freuen. Aber: Er vergaß nicht, sich an Jicha zu revanchieren. Bei der Meistersause im vergangenen Jahr hatte der ihn mit einem Bierglas XXL begossen, im Stile eines Lausbubs zahlte der 54-Jährige es ihm nun zurück. Dem Kapitän wird die Unterbrechung des Interviews recht gewesen sein, suchte doch auch er vergeblich Worte. Erst nach der Verabschiedung von "Goggi" Sigurdsson hatte er sich wieder im Griff, bedankte sich mit einer launigen Rede bei den Fans, die erneut wie eine Wand hinter den Zebras gestanden hatten. Jicha, das wurde deutlich, hat das Zeug, ein guter Diplomat zu werden. "Ich möchte Euch alle als Zeugen dafür haben, dass Alfred sein Versprechen einlöst", sagte er, der vor Saisonbeginn drei zusätzliche Urlaubstage ausgehandelt hatte, falls der THW Meister werden und das "Final4" der Champions League in Köln (31. Mai/1. Juni) erreichen würde. "Trainer, wir sehen uns im Juli erst drei Tage später wieder. Darauf freue ich mich", sagte Jicha, der sich da schon längst mit einer Bierdusche an ihm gerächt hatte.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, Niklas Wieczorek, aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014:

Das Handball-Drama im Liveticker

15.57 Uhr: Das Publikum in Kiel erhebt sich. Zwischen zwei Feuersäulen laufen und springen die THW-Spieler in die Halle, klatschen sich ab und feuern das Publikum an.

16 Uhr: Anwurf für Berlin. Der Angriff verpufft - Johan Sjöstrand setzt mit seiner Parade den ersten Nadelstich.

16.04 Uhr: Jubel in der Halle: Rene Toft Hansen trifft (1:0).

16.07 Uhr: Langer Pass von Sjöstrand auf Filip Jicha. Der Kapitän fängt in Bedrängnis, setzt sich durch (3:1).

16.10 Uhr: Die Halle droht zu platzen: Christian Zeitz, im letzten Heimspiel nach elf Jahren, wirft zum 5:3 ein.

16.14 Uhr: Schlechte Nachricht aus Gummersbach. Die Löwen führen 10:7. In Kiel arbeiten sich Gudjon Valur Sigurdsson und Co an Torwart Silvio Heinevetter ab. Berlin ist auf 5:6 dran.

16:17 Uhr: Die Kieler Seele kocht: Zeitz wird gefoult, Petersen bekommt eine Zeitstrafe. Wiencek erhöht auf 8:5. Und in Gummersbach? Der VfL verkürzt auf 10:11. Kiel hat zwei Tore aufgeholt.

16:22 Uhr: Heinevetter entwickelt sich zum Kieler Schrecken, pariert beim Stand von 7:10 einen Siebenmeter von Marko Vujin.

16.32 Uhr: Der THW drückt aufs Tempo. Das Rezept: Parade Sjöstrand oder abgefangener Ball, schneller Pass nach vorn. Mit dem 14:7 ist der Rückstand auf die Löwen auf zwei Tore geschmolzen, denn Gummersbach lässt sich nicht abschütteln (16:18).

16.37 Uhr: Ausgleich im Fernduell! Aron Palmarsson trifft zum 16:7, in Gummersbach steht es 18:20. An der Linie kämpft Trainer Alfred Gislason wie ein Tiger.

16.39 Uhr: Halbzeit in Kiel und Gummersbach: Und im Titelrennen steht es unentschieden. Die Kieler gehen mit einem 17:8 in die Kabine, die Löwen führen 21:19.

16.54 Uhr: Die Teams sind wieder da. Das Publikum brüllt im Chor: Attacke! Palmarsson gehorcht: 18:8.

16.56 Uhr: 108 km/h. So lautet die Speedmessung für den Wurf von Filip Jicha zum 19:8. Was die Spieler nicht wissen: Auch die Löwen nehmen Fahrt auf, führen 25:19.

17.00 Uhr: Das Pendel schlägt zugunsten der Löwen aus. Sie machen das 26:19, der THW kassiert zwei Treffer - 20:10.

17.04 Uhr: Zeitz erhöht mit seinem Knickwurf, den er in Kiel zu seinem Markenzeichen entwickelt hat, auf 22:11. Doch die Löwen führen 28:20.

17.07 Uhr: Trotz doppelter Unterzahl erhöht der THW durch Jicha auf 24:13. Aber die Löwen haben mit dem 31:23 vier Tore Vorsprung.

17.15 Uhr: "Schieber, Schieber" hallt es durch die Halle. Die Fans wollen den Siebenmeter für Berlin und die Zwei-Minuten-Strafe gegen Palmarsson nicht akzeptieren.

17.20 Uhr: Auszeit. Kiel führt 28:17, der VfL ist auf sechs Tore dran (29:35). Torplus für die Löwen: noch zwei.

17.22 Uhr: Andreas Palicka bringt den THW auf Titelkurs. Der Torwart, in der 39. Minute gekommen, zeigt seine vierte Parade. Jicha trifft zum 29:17. In Gummersbach steht es 30:35. Alles ist offen.

17.28 Uhr: Die Halle in Kiel erlebt ein Beben: Mit kollektivem Gestampfe puscht das Publikum das Team.

17.33 Uhr: Doppelschlag von Patrick Wiencek zum 36:20. Der THW ist dran am Titel. Die Löwen führen nur 39:34.

17.35 Uhr: Die Ereignisse überschlagen sich. Palicka hält, Jicha setzt seiner grandiosen Energieleistung die Krone auf, trifft zum 37:21.

17.36 Uhr: Das Spiel ist aus. Der THW gewinnt 37:23. Doch was ist in Gummersbach? Die Halle zittert und . explodiert. Die Löwen siegen in Gummersbach "nur" mit 40:35. Auf der Zielgeraden spurtet der THW Kiel an den Mannheimern vorbei zu seiner 19. deutschen Meisterschaft, bei Punktgleichheit mit zwei Treffern Vorsprung!

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis, Merle Schaack, Niklas Wieczorek, aus den Kieler Nachrichten vom 26.05.2014)


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