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Jubel bei der SG nach Wannes entcheidendem Siebenmeter.
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Was für eine Dramatik im zweiten Halbfinale beim
"VELUX EHF Final4" in
Köln. Die SG Flensburg-Handewitt drehte gegen den haushoch
favorisierten FC Barcelona in der Schlussphase der regulären
Spielzeit einen Sechs-Tore-Rückstand und hatte nach ausgeglichener
Verlängerung beim Siebenmeterwerfen den längeren Atem. Da
Nikola Karabatic an
Mattias Andersson
scheiterte, die SG hingegen all ihre Siebenmeter verwandelte,
kommt es am Sonntag im im Endspiel somit zum 78. Norddervy
und zur Neuauflage des Finals von 2007.
Die 20.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Kölner
Lanxess-Arena sahen eine rasante und ausgeglichene erste Halbzeit, nach
der die SG sogar mit einem knappen 18:17-Vorsprung in die Kabinen
ging. Nach dem Seitenwechsel sorgten Nenadic, Glandorf und
Mogensen gar für das 21:18 aus Sicht der SG, die Überraschung
schien langsam Formen anzunehmen.
Doch Barcelona schaltete nun einen Gang hoch: Keeper Danijel Saric
parierte im Minutentakt, mit einem 8:1-Lauf sorgten die Katalanen
bis zur 41. Spielminute für vermeintlich klare Verhältnisse.
Flensburgs Coach Ljubomir Vranjes versuchte alles, brachte mit
Radivojevic und Wanne zwei neue Außen und beorderte Sören Rasmussen
für Andersson ins Tor. Flensburg
berappelte sich wieder etwas, doch als Rutenka in der 52. Minute
einen Siebenmeter zum 32:26 verwandelte, schien das Halbfinale
entschieden.
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Holger Glandorf warf Flensburg in die Verlängerung.
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Jedoch: Dies sollte der letzte Treffer Barcelonas in der regulären
Spielzeit bleiben. Der Rekordchampion wollte offenbar Kräfte
fürs Endspiel schonen und nahm mehr als einen Gang heraus. Fatal,
denn angetrieben von etlichen Rasmussen-Glanztaten robbte sich
Flensburg nicht nur heran, sondern kam durch Glandorf zwei Sekunden
vor der Schlusssirene tatsächlich noch zum 32:32-Ausgleich.
Verlängerung!
Hier legte Barcelona zunächst wieder vor, doch in den zweiten
fünf Minuten kämpfte sich Flensburg erneut zurück: Eggert
verwandelte einen Strafwurf zum 36:36, der finale Wurf
Karabatics wurde von Rasmussen
entschärft - das erste Siebenmeterwerfen der Champions-League-Final4-Geschichte
musste über den Finaleinzug entscheiden! Hier behielten die
fünf Flensburger, zuletzt warfen die Youngsters Radivojevic
und Wanne, die Nerven, während der zwischen die Pfosten
zurück gekehrte Mattias Andersson
den Versuch Karabatics entschärfte.
So jubelte letztlich Flensburg unverhofft über den dritten
Champions-League-Finaleinzug der Vereinsgeschichte. Und wie
2007 kommt es am Sonntag zum Landesderby gegen den THW Kiel!
- FC Barcelona (ESP ):
-
Sterbik (bei zwei Siebenmetern, keine Parade),
Saric (1.-70., 23 Paraden);
Nöddesbo (5),
Garcia (5/1),
Tomas (6/1),
Entrerrios (5),
Sorhaindo (2),
Sarmiento,
Arino (n.e.),
Gurbindo,
Rutenka (4/2),
Stranovsky (n.e.),
Morros (1),
Karabatic (5),
Saubich,
Lazarov (6);
Trainer: Pascual
- SG Flensburg-Handewitt:
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Andersson (12/2 Paraden),
Rasmussen (8 Paraden);
Karlsson,
Nenadic (2),
Eggert (6/2),
Glandorf (8),
Mogensen (6),
Svan (2),
Weinhold (8/1),
Wanne (4/1),
Heinl,
Gustafsson (n.e.),
Gottfridsson (2/1),
Bogunovic (n.e.),
Radivojevic (2/1),
Knudsen (1);
Trainer: Vranjes
- Schiedsrichter:
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Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
- Zeitstrafen:
-
Barcelona: 1 (Karabatic (30.));
Flensburg: 4 (Gottfridsson (26.), Glandorf (41.), Heinl (52.), Knudsen (70.))
- Siebenmeter:
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Barcelona: 8/4 (Andersson hält Rutenka (2.),
Lazarov an den Pfosten (7.), Garcia vorbei (44.), Andersson hält Karabatic (Siebenmeterwerfen));
Flensburg: 6/6
- Spielfilm:
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1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2 (5.), 3:4, 6:4 (12.),
6:5, 7:5, 7:7, 8:7, 8:8 (15.), 9:8, 9:9, 10:9, 10:10, 11:10,
11:12 (20.), 13:12, 13:14, 16:14 (27.), 16:17, 17:17, 17:18;
2. Hz.: 18:18, 18:21 (34.), 20:21, 20:22, 26:22 (41.),
26:23, 27:23, 27:24, 29:24 (47.), 29:25, 31:25, 31:26, 32:26 (52.),
32:32;
Verl. 1. Hz.: 34:32, 34:33, 35:33;
Verl. 2. Hz.: 35:35, 36:35, 36:36.
- Zuschauer:
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20.000 (ausverkauft) (Lanxess-Arena, Köln)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013:
"Für Saric bin ich doch nur ein kleiner Junge"
Ja, er habe Angst gehabt, sagte Hampus Wanne (Nr.14), der
den entscheidenden Siebenmeter gegen Barcelona verwandelte.
Aber erst als die Kollegen wie eine Lawine über den schmächtigen
Schweden hinwegrollte. Kurz zuvor hatte der 20-Jährige den bis
dahin überragenden Danijel Saric mit einem lässigen Leger
genarrt: "Ich habe mich gefragt, was Anders (Eggert, d. Red.)
machen würde." Der SG-Experte hatte den ersten verwandelt.
"Ich dachte mir, dass Saric nicht damit rechnet", sagte Wanne,
"für den bin ich doch nur irgendein kleiner Junge."
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)