Aus den Kieler Nachrichten vom 23.07.2014:
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Zusammen mit Ola Lindgren trainiert Staffan Olsson (re.)
die schwedische Nationalmannschaft.
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Kiel. Tritt
Staffan Olsson die
Nachfolge von Martin Heuberger an? Nach übereinstimmenden
Informationen dieser Zeitung und des Sportinformationsdienstes
(sid) steht auch der ehemalige Kieler auf der Kandidatenliste
des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Bob Hanning, der für den
Leistungssport im DHB zuständige Vizepräsident, hält sich zu
diesem Thema ungewöhnlich bedeckt.
Er verspricht lediglich, bis September einen neuen Trainer für
die Männermannschaft gefunden zu haben, die im Juni die Qualifikation
für die WM 2015 in Katar verpasste, vom Weltverband IHF dann aber
eine sehr umstrittene Wildcard für dieses Turnier erhielt.
Olsson, der seit sechs Jahren die
Nationalmannschaft seines Heimatlandes Schweden betreut und mit ihr
unter anderem Silber bei den
Olympischen Spielen 2012
gewann, sagte gegenüber dem sid, dass eine "erneute Anfrage des DHB
eine große Ehre" für ihn sei. Die Verantwortlichen des weltweit größten
Handballverbandes hatten bereits vor drei Jahren bei
Olsson angefragt, als ein Nachfolger für
Heiner Brand gesucht wurde. Der 50-Jährige, von 1996 bis 2003 ein
Zebra, reiste damals sogar nach Deutschland, um Gespräche zu führen.
"Wenn sich diese Frage nun wieder stellt, müsste ich eine Entscheidung
treffen." Deutschland, so
Olsson weiter, wäre
für ihn eine "zweite Heimat" geworden.
Olsson
und Ola Lindgren, die gemeinsam die schwedische Auswahl betreuen, stehen
bei ihrem Verband noch bis zum 30. Juni 2015 unter Vertrag. "Ich würde
ihn gerne erfüllen", sagte
Olsson. "Aber ich
schließe grundsätzlich nichts aus. Noch hat es aber keine Gespräche mit
dem DHB gegeben."
Auch
Alfred Gislason hält den 358-maligen
Nationalspieler für einen "sehr guten Kandidaten".
Olsson,
so der Vereinstrainer des Handballmeisters THW Kiel weiter, würde die nötige
Erfahrung für dieses Amt mitbringen. Zudem kenne er die Bundesliga sehr gut.
Gislason widersprach auch deutlich Brand, der
kürzlich in der "Sport Bild" einmal mehr gefordert hatte, dass der DHB nur
einen deutschen Trainer verpflichten sollte. "Wir müssen den Stolz haben
und sagen: Wir bringen einen eigenen Trainer dazu, Bundestrainer zu werden",
sagte Brand: "Ich halte es für unbedingt notwendig, einen deutschen Trainer
zu nehmen."
Gislason reagierte auf diese Aussagen mit
Verwunderung. "Offenbar ändern sich die Zeiten", sagte der Isländer. "Wenn
ich mich richtig erinnere, hatte er als Nationalspieler auch einen Ausländer
als Trainer." Tatsächlich feierte Brand (WM-Gold 1978) mit dem Jugoslawen
Vlado Stenzel seinen größten Erfolg.
Neben Dagur Sigurdsson (Füchse Berlin/Isländer) und Ljubomir Vranjes
(SG Flensburg-Handewitt/Schwede) stehen angeblich noch zwei weitere Ausländer
auf der Liste. Vranjes, der die SG im Juni zum sensationellen Triumph in der
Champions League geführt hatte, bestätigte der Online-Ausgabe des
"Kristianstadsbladet", bereits ein Gespräch mit den Deutschen geführt zu
haben. Aber nicht nur mit ihnen. Neben dem DHB könne er sich auch gut
vorstellen, die Nationalmannschaften Schwedens und Serbiens zu trainieren.
Sein Verein schloss nicht aus, dass der 40-Jährige mit serbischen Wurzeln
die Heuberger-Nachfolger antritt. "Wir wollen wie jeder Bundesliga-Klub
mithelfen, einen geeigneten Bundestrainer zu finden", sagte Manager Dierk
Schmäschke dem sid. "Wenn der DHB Interesse hat, hören wir uns das an."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.07.2014)