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06./07.03.2002 - Letzte Aktualisierung: 07.03.2002 Bundesliga

THW beginnt "Woche der Wahrheit" mit Niederlage

Willstätt kämpft THW in ausverkaufter Ortenauhalle nieder

Bundesliga, 22. Spieltag: 06.03.2002, Mi., 19.30: SG Willstätt/Schutterwald - THW Kiel: 25:23 (12:11)
Update #4

Der THW ist mit einer Niederlage in die "Woche der Wahrheit" gestartet. Mit 23:25 (11:12) unterlagen die Zebras vor 5550 Zuschauern in der ausverkauften Offenburger Ortenauhalle einer aufopferungsvoll kämpfenden SG Willstätt/Schutterwald. Die Niederlage ist umso ärgerlicher, als das andere Top-Teams ebenso Federn lassen mußten: Flensburg verlor in Minden, Lemgo zu Hause gegen Nordhorn, die mit fünf Siegen in Folgen nun den THW von Platz zwei verdrängt haben. Nun heißt es für den THW, der mit der Schiedsrichterleistung in Offenburg haderte, nach vorne zu schauen und zumindest am Samstag bei Frisch Auf Göppingen zu punkten, die heute in Bad Schwartau unterlagen.
Der THW hat's nicht gepackt. Trotz Führung (2:3, 5:7) geriet man nach 7:7- und 8:8-Ausgleich in der 26. Minute mit 11:8 ins Hintertreffen trotz zweier von Henning Fritz gehaltener Siebenmeter. Die Zebras schafften zwar den 11:11-Ausgleich, doch Daniel Kempf besorgte kurz vor der Pause die 12:11-Führung für die Gastgeber.

Im zweitem Durchgang gelang dem THW dann erneut die Führung mit 16:15 (40.), doch Ortenauer drehten das Spiel um, gingen ihrerseits mit 17:16 durch Tim Bauer (Tempogegenstoß) in Führung. Der THW war nun zunehmend nervös, fühlte sich von den Schiedsrichterinnen stark benachteiligt (u.a. Lozano Zeitstrafe im Angriff), Willstätt dagegen stand stark in der Deckung. Die SG baute ihre Führung bis 20:16 (50.) aus. Zwar kam der THW noch einmal bis auf 20:21 heran, doch beim Stande von 21:24 (58.) sahs schlecht aus für den Favoriten, da nützte auch eine Auszeit nichts mehr. Als der Däne Degn-Jensen in der Schlußsekunde das 25:23 erzielte, tobte die ausverkaufte Ortenauhalle. "Wunder gibt es immer wieder", zumindest für die SG Willstätt/Schutterwald, die mit dem THW nach Siegen über Wallau und Magdeburg schon das dritte Top-Team straucheln ließ.

 

Spielbericht der Kieler Nachrichten: Spielerischer Absturz

THW gegen Willstätt "von der Rolle"
Offenburg. Das war ein ganz schwarzer Mittwoch für die Titelfavoriten. Und ganz bitter für die THW-Fans: Neben Lemgo und Flensburg strauchelten gestern abend im Meisterrennen der Handball-Bundesliga auch die Zebras. Ausgerechnet beim hohen Außenseiter SG Willstätt/Schutterwald patzte der bisherige Tabellenzweite und kassierte eine unerwartete und vor allem unnötige 23:25 (11:12)-Niederlage.

Während 5000 Zuschauer in der prall gefüllten Ortenauhalle in Offenburg schier aus dem Häuschen waren und den ersten Sieg der SG über den THW feierten, schlichen die Kieler maßlos enttäuscht in ihre Kabinen. Der doppelte Punktverlust könnte sich in der Saison-Endabrechnung noch als schwere Hypothek erweisen.

Trainer Noka Serdarusic durfte zwar mit dem kämpferischen Einsatz seiner Mannen zufrieden sein, spielerisch waren die Zebras indes nicht wieder zu erkennen. Das bemängelte auch der Trainer. Von schönem Handball könne wahrhaftig nicht die Rede sein, klagte Noka Serdarusic. "Wir haben uns von der ersten Minute an von der Hektik anstecken lassen und es statt mit spielerischen Mitteln zu versuchen, die Brechstange herausgeholt. 60 Minuten lang." Manager Uwe Schwenker hatte die hektische Handballstunde ganz und gar die Sprache verschlagen: "Ich sage nichts, ich bin heiser."

Demetrio Lozano war mit sieben Toren  bester Werfer.
Klicken Sie für weitere Infos! Demetrio Lozano war mit sieben Toren bester Werfer.
Von Beginn an war enorm viel Zündstoff in der Partie. SG-Coach Bob Hanning hatte eigene Siegambitionen zwar im Vorfeld heruntergespielt. ("Wir müssen unsere Punkte gegen andere Mannschaften holen"). Doch seine Mannen gingen wie aufgedreht in die Zweikämpfe. Der Heimsieg vor wenigen Tagen gegen Meister Magdeburg hatte Appetit auf mehr gemacht. Es wurde gezerrt, gezupft und drauf geschlagen. Möglich wurde diese überharte Gangart aber nur, weil das Schiedsrichtergespann auf dem Willstätter Auge schlichtweg blind zu sein schien, dagegen für Nichtigkeiten Siebenmeter und Zeitstrafen gegen den THW verhängte. Um es drastisch auszudrücken: Jutta Ehrmann und Susanne Künzig verschaukelten die Gäste aus dem hohen Norden. Daß die Damen aus der Nähe des Spielortes stammen, sei nur am Rande erwähnt.

Die Zebras mußten sich allerdings auch an die eigene Nase fassen. Der "fest eingeplante Sieg" (Serdarusic) hätte trotz grober Schiri-Fehlleistungen in trockene Tücher gewickelt werden müssen. Als Übermannschaft präsentierten sich die Gastgeber nämlich keinesfalls. Vielmehr war auch die eigene Fehlerquote enorm hoch. Oft kurvten die Kieler unentschlossen vor der offensiven und aggressiven Willstätter Deckung umher und ergaben sich trotzdem Torchancen, wurde die zuhauf vergeben. Johan Pettersson stand völlig neben sich, Stefan Lövgren ließ sonstige Kaltschnäuzigkeit bei der Chancenverwertung vermissen und Magnus Wislanders Torgefährlichkeit tendierte ebenfalls gegen Null.

Wer zudem nur einen von insgesamt fünf Siebenmetern im gegnerischen Tor unterbringt, steht gerade auswärts schnell als Verlierer da. SG-Ersatztorwart Christoph Schneider raubte den Zebras gerade in der Schlußphase mit drei gehaltenen Strafwürfen letzte Sieghoffnungen. Einen ordentlichen Eindruck hinterließ das Torhütergespann Fritz/Andersson. Demetrio Lozano unterstrich seine aufstrebende Form und Youngster Sebastian Preiß steigerte sich nach schwachem Beginn zu seinem bisher besten Spiel im THW-Trikot. Allein, auch die sechs Treffer des 21-Jährigen wendeten das Blatt nicht mehr.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 7.3.2002)

 

THW geht mit Schiedsrichter-Leistung hart ins Gericht

Standen im Zentrum der Kritik: Ehrmann (Riedstadt) / Künzig (Karlsruhe).
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THW-Trainer Noka Serdarusic war nach dem Spiel erbost über die Leistung der Unparteiischen Ehrmann (Riedstadt) / Künzig (Karlsruhe), die seiner Meinung nach dieses Attribut nicht wirklich verdient hatten. Nachdem schon in der Anfangsphase wenig ausgewogen gepfiffen wurde, wies der THW-Trainer Mitte der ersten Halbzeit auf diese Tatsache hin, wurde dann aber mit den Worten "Hau ab" abgekanzelt und erhielt eine Zeitstrafe. Das Damen-Duo, das den THW seit seiner Niederlage in Eisenach in der Saison 2000/2001 nicht mehr gepfiffen hatte (siehe Bericht), leitete für die THW-Verantwortlichen mehr als einseitig: "Es gibt pro Spiel immer viele Entscheidungen, die umstritten sind, aber wenn alle 14, 15 gegen Dich gepfiffen werden...", so THW-Manager Uwe Schwenker. "Ich werde alle Kraft einsetzen, daß sie uns nie wieder pfeifen", so THW-Trainer Serdarusic, der einen Bericht an den Schiedsrichterwart schreiben will. Uwe Schwenker sagte: "Wir werden Sequenzen aus dem Video zusammenschneiden und dies mit einem begleitenden Brief an den Schiedsrichterwart senden." Die Zebras erhielten alleine vier Zeitstrafen wegen Meckerns, so unter anderem Demetrio Lozano, der im Angriff mehr als hart genommen wurde.

 

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
[Frage: Woran lags?]
Wir haben die spielerische Linie 60 Minuten nicht gefunden. Wir haben zwar mit Herz und Engagement gespielt, aber nicht ins Spiel gefunden. Dazu haben wir vier Siebenmeter vergeben und waren zudem ziemlich genervt von den Schiedsrichter-Entscheidungen, die uns sehr benachteiligt haben.

Wir haben versucht alles zu geben, aber nicht zu unserem Spiel gefunden. Die Spieler waren nach dem Spiel in der Kabine mehr als enttäuscht.

[Zum Problem am Kreis:]
Petersen konnte nur in der Deckung spielen, Wislander hatte in der Woche nur reduziert trainiert, nach dem Warmmachen sagte er, er könne auch nur Deckung spielen, versuchte es dennoch zunächst am Kreis. Das ging nicht so gut, daher habe ich ihn dann auf Linksaußen versteckt und Preiß am Kreis spielen lassen. Der hat zwar sechs Tore gemacht, aber auch drei vergeben. Sebastian hat natürlich auch nicht soviel Spielpraxis, er trainiert ja mehr mit Altenholz mit, ich will ihm keinen Vorwurf machen.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Wir haben uns in 1:1-Situationen aufgerieben, nie zum Spielfluß gefunden. Von Willstätt aber auch von den Schiedsrichterinnen wurden wir aus dem Rhythmus gebracht. Wir haben nicht Handball gespielt. Wir haben zwar mit heißem Herz gespielt, aber der kühle Kopf fehlte.

Wir haben eine große Chance verpaßt.

Jesper Degn Jensen (Linkshänder der SGWS) gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Ein schönes Gefühl. Wir haben das Ding hinten gewonnen.
Tim Bauer (Rechtsaußen SGWS) gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Eine supergeile Halle. Die Zuschauer sind voll mitgegangen. Es war genial. Die Ortenauhalle ist einfach lauter, es sind mehr Leute da, und die Tribünen sind rundrum.
Vlado Sola (Torhüter der SGWS, der als dritter Nicht-EU-Ausländer nicht spielen durfte) gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Vor dem Spiel war ich traurig, weil ich nicht im Kader war, doch das Spiel hat mich happy gemacht. Wahnsinn, was wir heute gspielt haben.
Martin Wagner (Ex-Fußball-Profi und Deutscher Meister mit dem 1. FC Kaiserslautern 1998) gegenüber der Mittelbadischen Presse:
In der Ortenauhalle war eine Stimmung wie auf dem Betzenberg. Die Zuschauer hatten einen großen Anteil am Sieg. Die SG W/S hat verdient gewonnen. Sie war die Mannschaft, die einfach mehr gewinnen wollte.
THW-Torhüter Henning Fritz gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht. Zudem haben die Schiris die ganze Zeit für Willstätt gepfiffen. Dass die SG hart spielt, ist legitim, doch es wurde mit zweierlei Maß gemessen.
THW-Trainer Noka Serdarusic gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Ich hoffe, das war das letzte Spiel, wo uns Ehrmann/Künzig gepfiffen haben. Es gab 15 Szenen, in denen man den Ball Willstätt oder Kiel hätte geben können, doch wir haben ihn keinmal gekriegt.
Martin Heuberger (Junioren-Nationaltrainer aus Schutterwald) gegenüber der Mittelbadischen Presse:
Es war eine Bombenstimmung wie in früheren Zeiten. Die Mannschaft ist von den Zuschauern getragen worden.

22. Spieltag: 06.03.02, Mi., 19.30, SG Willstätt/Schutterwald - THW Kiel: 25:23 (12:11)

Logo SG Willstätt/Schutterwald:
Lindblad, Schneider; S. Aschenbroich, M. Aschenbroich, Kempf (8), Tiedtke (1), Kokir (2/2), Kroner (2), Degn-Jensen (3), Rasch, Bauer (6), Valo (3); Trainer: Hanning
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-34.), Andersson (34.-60.); Wislander (2), Preiß (6), Pettersson (2), Bjerre, Lozano (7), Petersen, Lövgren (2/1), Schmidt, Fis (2), Olsson (2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Ehrmann (Riedstadt) / Künzig (Karlsruhe)
Zeitstrafen:
Willstätt/Schutterwald: 4 (Kroner, zweimal Rasch, S. Aschenbroich);
THW: 6 (Serdarusic, Wislander, Preiß, Lövgren, zweimal Lozano)
Siebenmeter:
Willstätt/Schutterwald: 5/2 (Rasch über das Tor, Henning Fritz hält mindestens zwei Siebenmeter gegen Rasch und Kempf);
THW: 5/1 (Pettersson scheitert an Lindblad, Fis, Pettersson und Lövgren scheitern an Schneider)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 2:1, 2:3 (7.), 4:4, 4:6, 5:7 (16.), 8:7, 8:8 (21.), 11:8 (25.), 11:11, 12:11;
2. Hz.: 13:12, 15:13 (37.), 15:16 (40.), 20:16 (50.), 21:20 (54.), 24:21 (57.), 24:23, 25:23
Zuschauer:
5000 (Ortenauhalle, Offenburg)


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