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28.04.2007 CL EC

Kieler Nachrichten-Abpfiff: Champions League: Die letzte Party für Flensburg

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Für die SG Flensburg und den THW Kiel geht es am Sonntag nicht nur um den Silberpokal, den beide Klubs noch nie gewonnen haben. Es geht auch um die Zukunft zweier Traditionsvereine, die sich jahrelang auf Augenhöhe bewegten und nun an einer Kreuzung angekommen sind.
Für den THW Kiel wäre der Sieg "lediglich" die Krönung eines Aufstieges, der 1993 mit der Ausgliederung der Handballer in eine GmbH begann. Für die SG Flensburg ist dieses Finale wohl der vorerst letzte Anlass, eine große Party zu feiern. Mit Jan Holpert (Karriereende) und Joachim Boldsen (Aalborg) verliert der Meister des Jahres 2004 wichtige Identifikationsfiguren. Leistungsträger wie Johnny Jensen (35), Sören Stryger (32) oder Lars Christiansen (35) spielen im Herbst ihrer Karriere - Nachfolger sind nicht in Sicht. Ohne die Einnahmen aus der Champions League wird es die SG schwer haben, Ersatz zu finden.

Gewinnt die SG am Sonntag, dann sitzt sie als Titelverteidiger auch in der nächsten Saison an den Fleischtöpfen einer Champions League, die noch höhere Erlöse verspricht als in dieser Spielzeit. Verlieren sie, müssen sie die Bundesliga mindestens als Vierter abschließen, um sich wieder für die "Königsklasse" zu qualifizieren. Derzeit sind sie nach einer wochenlangen Talfahrt nur Fünfter (39:13 Punkte). Da sich am Dienstag Blazenko Lackovic, ihr bester Rückraum-Schütze, am Knie operieren lassen wird, droht der SG am Ende ein Platz im wenig lukrativen EHF-Pokal, der in Spielerkreisen als "Donald-Duck-Cup" verspottet wird. Schwere Zeiten für die Flensburger, die noch den Beweis erbringen müssen, einen Generationswechsel vollziehen zu können. Kiel ist es gelungen: Die goldene Ära mit Magnus Wislander hat in Spielern wie Kim Andersson oder Nikola Karabatic eine Fortsetzung gefunden.

Es spricht derzeit einiges dafür, dass Karabatic, Motor der aktuellen THW-Mannschaft, seinen bis 2009 datierten Vertrag verlängern wird. Die Bundesliga garantiert ihm die Emotionen, die er für sein Spiel braucht. Große Gegner, viele Zuschauer - dafür lebt der Europameister, dem der FC Barcelona oder Ciudad Real zwar eine noch höhere Gage, aber auch nur die Langeweile des spanischen Liga-Alltags bieten können. Dennoch - einige Baustellen hat auch der THW zu schließen. Als Tabellenführer (46:6 Punkte) wird sich der Meister auch dann für die Champions League qualifizieren, wenn er am Sonntag verliert. Ein großes Plus, um hungrige Spieler anzulocken. Außerdem hat der THW in diesem Cup bislang 750 000 Euro verdient. Geld, mit dem noch ein Kreisläufer und zwei Rechtshänder eingekauft werden sollen, da derzeit unklar ist, ob Viktor Szilagyi und Lars Krogh Jeppesen zu Saisonbeginn wieder fit sein werden. Zumindest im Fall "Jeppesen" bahnt sich offensichtlich eine vorzeitige Trennung an.

Mit Filip Jicha (TBV Lemgo/spätestens ab 2008) wurde bereits namhafter Ersatz gefunden. Um ihn buhlten zahlreiche Top- Klubs, doch der Tscheche entschied sich für Kiel. Ein weiteres Indiz dafür, dass in Schleswig-Holstein der THW die Nummer eins bleiben wird - vielleicht nicht am Sonntag, aber spätestens wieder ab Montag.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)


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