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09.03.2008 Champions League

Champions League: Leon erzwingt "Endspiel" in Kiel

25 Siebenmeter - Bären bissig bis zum Schluss

Von Dr. Oliver Schulz

Die Bären von Chehov haben ihr Fell im Palacio de los Deportes teuer verkauft. Nach klarem 17:12-Rückstand zur Pause kamen sie gegen Ademar Leon in Durchgang zwei zurück und boten ihnen bis zur Schlusssirene einen packenden Kampf. So war das Spiel, in dem die dänischen Schiedsrichter sage und schreibe 25 Siebenmeter verhängten, für die Kastilier alles andere als Honig schlecken. Nicht zuletzt dank sieben vergebener russischer Strafwürfe konnten sie das 28:27 über die Zeit retten und so den ersten von zwei notwendigen Siegen einfahren. Damit erhält Leons Gastspiel bei Tabellenführer THW Kiel am Donnerstag in der Tat finalen Charakter. Schon vor Wochen sprach die Zeitung "El Mundo - La Cronica" vom "D-Day".
Leon vor der Pause überlegen
Die Spanier erwischten vor eigenem Publikum den besseren Start. Nach ausgeglichenen zehn Anfangsminuten (5:4) ergriff Ademar die Initiative und zog nach einer guten Viertelstunde auf fünf Tore davon (10:5; 18.). Zwei Minuten später waren die Mannen von Jordi Ribera gar auf sieben Treffer enteilt (12:5). Sie kontrollierten die Partie klar und nahmen nach einem von Urdiales verwandelten Siebenmeter einen beruhigenden 17:12 Vorsprung mit in die Kabine. War hier bereits eine Vorentscheidung gefallen?
Bären starten besser in zweite Hälfte
Direkt nach Wiederanpfiff durch die dänischen Schiedsrichter Olesen/Pedersen gelangen Chehov vier Tore in Folge, die den Vorsprung Ademars auf ein mageres Törchen schmelzen ließen. Die Spanier schienen in der Kabine kein Zielwasser getrunken zu haben, und so mussten die Zuschauer geschlagene acht Minuten und 17 Sekunden auf den ersten Treffer ihrer Spieler warten. Auch in den folgenden sieben Minuten glückten den physisch erschöpft wirkenden Hausherren nur drei Tore, allesamt vom Siebenmeterstrich. Die Gäste setzten indes auf eine harte Deckung und zeigten sich auch zwischen den Pfosten verbessert.
Chehov gleicht mehrmals aus
Mit dieser Deckung hatte Leon fortan Probleme und musste mit ansehen, wie sich die Bären herankämpften. Die Überlegenheit und komfortable Führung aus den ersten 30 Minuten hatte sich in ein Hauen und Stechen verwandelt, in dem sich die Gäste bis zum Schluss nicht mehr abschütteln ließen. Mehrmals gelang den Russen der Ausgleich, so etwa durch Chipurin zum 20:20 zu Beginn der Schlussviertelstunde oder durch Igropulos 23:23 zehn Minuten vor dem Ende. Chipurin war es erneut, der knapp fünf Minuten vor der Sirene zum 25:25 egalisierte. Eine eigene Führung blieb seinen Mitstreitern jedoch versagt.
Alilovic hält vier Siebenmeter
Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt völlig offen. Wer weiß, was geschehen wäre, wäre nicht Torhüter Mirko Alilovic in den folgenden Minuten über sich hinausgewachsen. Der junge Kroate wehrte ganze vier von sechs Siebenmetern ab und zog den Männern aus dem Moskauer Umland zudem bei zwei Gegenstößen den Zahn. Er verhinderte damit praktisch im Alleingang, dass die Gäste in Führung gingen und das Ruder herumrissen.
Stranovsky eiskalt vom Siebenmeterstrich
Als sich bei Leon die Müdigkeit einschlich, konnte sich die Mannschaft außerdem weiter auf Youngster Martin Stranovsky verlassen. Der slowakische Nationallinksaußen, der Trainer Riberas Vorgänger Manolo Cadenas schon vor Jahren als überaus torgefährlicher Jungspund in Nove Zamky aufgefallen war, erwies sich einmal mehr als Segen für die Kastilier.

Seine Kaltschnäuzigkeit vom Siebenmeterstrich war es, die Ademar gegen die harten Bären die Oberhand behalten ließ. Zehn Tore standen am Ende für Stranovsky zu Buche, davon ganze acht vom Punkt. Wie Linksaußen Santi Urdiales scheiterte auch er nur bei einem Siebenmeter.

Chehov hingegen konnte von seinen 14 (!) Strafwürfen nur die Hälfte im gegnerischen Netz unterbringen. Eine Tatsache, die Trainerlegende Vladimir Maximov als unverzeihlich bewertete und für die Niederlage mitverantwortlich machte. Nur einer ihrer sieben Fehlwürfe ging am Tor vorbei, die anderen sechs wurden Beute der Torhüter: Saric entschärfte zwei, der angesprochene "Held des Abends" Alilovic gar vier.

So überstanden die Spanier, bei denen sich neben Stranovsky und Alilovic auch Kreisläufer Hector Castresana Bestnoten verdiente, auch die letzten Angriffe der Gäste und dürfen weiter vom ersten Halbfinaleinzug in der Königsklasse träumen. Gegen den THW müssen sie nun am Donnerstag Abend alles auf eine Karte setzen, um diesen Traum vielleicht doch noch wahr werden zu lassen.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den verletzungsgeplagten Spaniern allerdings nicht: bereits am Montag Abend gastiert mit dem FC Barcelona ein weiterer Hochkaräter und direkter Konkurrent um einen Champions-League Platz in Leon. Nach Lage der Dinge wird neben dem dänischen Spielmacher Claus Möller Jakobsen auch der erfahrene Halbrechte Mateo Garralda gegen Kiel fehlen.

(von Dr. Oliver Schulz)

Champions League, Gruppe 1, 5. Spieltag: 08.03.08, Sa., 17.30: Ademar Leon (ESP) - Chehovski Medvedi Moskau (RUS): 28:27 (17:12)

Logo Leon Ademar Leon (ESP Flagge ESP):
Saric, Alilovic; Laluska (5), Sarmiento (2), Aguinagalde (2), Krivoschlykov (2), Stranovsky (10/8), Valcic, Castresana (2), Aguirrezabalaga (2), Urdiales (3/1), da Costa
Logo Moskau Chehovski Medvedi Moskau (RUS Flagge RUS):
Kostigov, Grams; Ivanov (1), Rastvortsev (1), Kamanin (3), Dibirov (3/1), Chipurin (4), Igropulo (5/2), Aslanjan (4/4), Chernoivanov, Filipov (4), Jevdokimov, Kovaljov (2)
Schiedsrichter:
Per Olesen / Lars Ejby Pedersen (DEN)
Zeitstrafen:
Leon: 5 (2x Valcic (20.,48.), Stranovsky (21.), Aguinagalde (55.), Castresana (56.));
Moskau: 8 (2x Igropulo (2.,12.), 2x Jevdokinov (36.,51.), Kamanin (39.), Chernoivanov (42.), Dibirov (48.), Chipurin (56.))
Rote Karte:
Moskau: Kamanin (59.)
Siebenmeter:
Leon: 11/9;
Moskau: 14/7
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 2:1, 5:4 (10.), 6:4, 7:5 (14.), 10:5 (18.), 12:5 (20.), 12:7 (23.), 13:9 (26.), 14:11 (28.), 15:11, 16:12, 17:12;
2. Hz.: 17:14 (32.), 17:16 (38.), 19:17 (40.), 19:19 (42.), 20:20 (44.), 21:21 (46.), 23:22 (49.), 23:23 (50.), 25:23 (54.), 25:24 (55.), 25:25 (56.), 26:25 (57.), 27:25 (58.), 27:26 (59.), 28:27.
Zuschauer:
4800 (Palacio de los Deportes, Leon (ESP))


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