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08.-11.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 11.11.2007 Champions League

Champions League: THW gewinnt bei Hammarby IF

Zusammenprall von Zeitz und Karabatic

CL, Gruppe B, 4. Spieltag: 08.11.2007, Do., 19.30: Hammarby IF - THW Kiel: 36:40 (22:21)
Update #6 EC-Ergebnisse, KN-Spielbericht, KN-Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Stimmung wie im Fußballstadion: grün-weiße Wand im Hovet.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stimmung wie im Fußballstadion: grün-weiße Wand im Hovet.
Der THW Kiel hat durch eine engagierte zweite Hälfte den schwedischen Meister Hammarby IF nach einem Halbzeitrückstand letztlich verdient noch mit 40:36 (21:22) schlagen und damit den vierten Sieg im vierten Spiel der Champions-League-Gruppe B feiern können. Ein wiedererstarkter Thierry Omeyer (18 Paraden), ein nach der Pause aufdrehender Nikola Karabatic (9 Tore) und ein Marcus Ahlm in Weltklasse-Manier (13 Tore) waren die Garanten des Kieler Erfolges, der sich erst in der Schlussviertelstunde abzeichnete.
Aufregung kurz vor Schluss: Nikola Karabatic und Christian Zeitz werden auf der Platte behandelt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aufregung kurz vor Schluss: Nikola Karabatic und Christian Zeitz werden auf der Platte behandelt.
Allerdings könnte der Sieg teuer erkauft gewesen sein. In der 56. Minute prallten Christian Zeitz und Nikola Karabatic auf der Jagd nach dem Ball derart unglücklich zusammen, dass beide zunächst benommen liegen blieben. Totenstille in der ansonsten stimmungsvollen und ausverkauften Hovet-Halle, Betreuer und Mannschaftskollegen eilten hinzu, Karabatics Schmerz verzerrtes Gesicht ließ ebenso wenig Gutes erahnen wie das Heraushumpeln von Zeitz. Beide wurden auf der Bank an der Schulter behandelt, während die Team-Kameraden im Schockzustand die letzten Minuten über die Zeit brachten. Wie ernsthaft die Verletzungen sind, wird sich erst am Freitag bei einer Untersuchung in Kiel endgültig klären.

Rückhalt: Thierry Omeyer
Klicken Sie zum Vergrößern! Rückhalt: Thierry Omeyer
56 Minuten zuvor hatte alles noch auf ein Handballfest hingedeutet - 7800 Zuschauer in der bis auf den letzten Platz besetzten Hovet-Halle entfachten eine Stimmung, wie man sie sonst nur aus Fußballstadien her kennt. Gesänge, geschwenkte Schals, stehende Unterstützung auf den steilen Rängen - die "Bajen"-Fans machten ihrem Ruf als beste - und faire - Fans Europas mal wieder alle Ehre. Angetrieben von dieser tollen Stimmung zogen beide Teams von Beginn an ein atemberaubendes Tempo auf. Keine Spur von Müdikeit bei den Zebras, die nach der Niederlage gegen Hamburg ganze 45 Stunden Zeit für die Anreise und Vorbereitung auf dieses wichtige Champions-League-Spiel hatten. Trotzdem wirkten die Gastgeber im Angriff zunächst variabler, immer wieder taten sich in der Kieler Abwehr Lücken auf, in die abwechselnd Kreisläufer Grundsten - der vom HSV Hamburg umworben sein soll - und der rechte Rückraumspieler Johanson oder der überragende Mittelmann Fredrik Larsson stießen. Doch der THW hielt dagegen, ließ Hammarby nie mit mehr als einem Tor enteilen. Bis zur 10. Minute, in der Karabatic das 8:7 für die Kieler erzielte...

Vid Kavticnik kurz vor dem Verwandeln des einzigen THW-Siebenmeters.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik kurz vor dem Verwandeln des einzigen THW-Siebenmeters.
Tobias Karlsson, Johanson, Henricsson, Larsson und Grundsten in Personalunion mit tollen Paraden von Keeper Aström nutzten eine vierminütige Auszeit des THW-Angriffs und der Zebra-Deckung und brachten den schwedischen Meister mit 12:8 in Führung - Hovet stand Kopf, die Fans glaubten zu diesem Zeitpunkt erstmals an eine Sensation. Gut nur, dass die inzwischen auf eine 5-1-Deckung umgestellte Kieler Abwehr fortan besser mit den Angriffsbemühungen der Gastgeber zurecht kam, Omeyer sein Tief aus dem Hamburg-Spiel endgültig überwunden hatte und im Angriff die Anspiele auf den überragenden Ahlm nicht zu verhindern waren: Er war es auch, der die Kieler Torflaute beim 9:12 beendete und zur Aufholjagd blies. Klein mit einem tollen Tempogegenstoß brachte kurz darauf den THW beim 13:14 (18.) wieder in Schlagdistanz, Kim Andersson erzielte beim 14:15 sein erstes Tor nach der Verletzungspause. Als Klein einen Tempogegenstoß per Heber abschloss, war beim 16:16 die Partie wieder vollkommen offen (22.). Die Löcher in beiden Abwehrreihen blieben allerdings - und so konnte sich keines der Teams absetzen. Ahlm erzielte beim 20:20 bereits sein achtes Tor, aber Grundstens fünfter Treffer ließ "Bajen" mit einer Führung in die Pause gehen: 22:21, 43 Tore. In dreißig Minuten...

Auszeit: Anweisungen für den Endspurt.
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Aufregung dann vor dem Wiederanpfiff. Auf Seiten der Kieler Abwehr hatte sich etwa einen Meter vom Siebenmeterstrich entfernt eine Welle im Hallenboden gebildet, doch die Schiedsrichter setzten die Partie trotz der Stolperfalle fort - was in der Folge weniger die Kieler Abwehr, denn den schwedischen Angriff zu irritieren schien. Der THW kam wesentlich aggressiver aus der Pause zurück, hatte vor allem Grundsten nun besser im Griff. Dafür traf Larsson aus allen Lagen - mit ein Grund, warum sich keines der beiden Teams absetzen konnte, denn im Kieler Angriff setzte nun einmal mehr Nikola Karabatic die Ausrufezeichen. Eine tolle Einzelaktion Stefan Lövgrens brachte den 28:28-Ausgleich, ein Steal mit anschließendem Tempogegenstoß von Kavticnik die erneute Führung, ein Billard-Tor von Karabatic mithilfe des Pfostens und der Rückenpartie von Aström gar das 30:28 (42.) - und das alles in weniger als 90 Sekunden.

Marcus Ahlm nimmt die Ehrung zum besten Spieler der Partie entgegen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm nimmt die Ehrung zum besten Spieler der Partie entgegen.
Omeyer nagelte nun seinen Kasten zu, hatte beim 30:31-Hüft-Kracher von Larsson aber auch keine Abwehrchance. Die 43. Minute war da angebrochen, vier Minuten später erzielte Karabatic die erste Drei-Tore-Führung des THW in diesem Spiel. Hammarby-Coach Olsson nahm eine Auszeit, doch stoppen konnte er dadurch den Kräfteverschleiß seines Teams nicht mehr. Das hohe Tempo, mit dem Hammarby die von der Terminhatz geplagte Kieler überlaufen wollte, forderte nun von den Schweden ihren Tribut. In dieser Phase kam den Kielern zugute, dass sie bereits nach zwanzig Minuten begonnen hatten, fast den gesamten Kader rotieren zu lassen, um dringend notwendige Verschnaufpausen zu bekommen. Kurzum: Bei Hammarby schlichen sich mehr Flüchtigkeitsfehler ein, die die Zebras letztlich konsequent ausnutzen konnten. Als Kavticnik nach 52 Minuten zum ersten und einzigen Mal zur Siebenmeterlinie schritt und souverän verwandelte, freuten sich die Kieler über eine Fünf-Tore-Führung. Der Widerstand Hammarbys war aber erst endgültig gebrochen, als Karabatic in Unterzahl und trotz Manndeckung das 37:33 erzielte (54.) - ehe Zeitz und er mit den Augen nur den Ball fixierten und es zum fürchterlich aussehenden Zusammenprall kam...

Dank an die THW- und die fairen Hammarby-Fans.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dank an die THW- und die fairen Hammarby-Fans.
Dieser ließ beim THW Kiel überhaupt keine Freude über die vorzeitige Qualifikation für die Hauptrunde aufkommen. Und auch die einwöchige Pause, die nach drei Spielen in sechs Tagen auch dringend zur Regeneration benötigt wird, konnte die Mienen der Zebras kaum aufhellen, ist es doch ungewiss, ob am kommenden Donnerstag gegen Montpellier HB wieder alle gerade zurück gekehrten Rekonvaleszenten mit von der Partie sein können...

Im zweiten Spiel der Gruppe B gewann Montpellier HB (FRA) am Samstag gegen die weiterhin sieglosen Rumänen von HCM Constanta mit 34:23 (17:10, siehe Extra-Bericht).

(Christian Robohm)

Ein besonderer Dank geht an den Forumsuser kuestentanne und Katja Boll für die Bereitstellung der Fotos!

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic gegenüber den KN:
Es war ein schönes Handballspiel mit zwei Mannschaften, die sich nicht versteckt haben. Mit der ersten Halbzeit war ich unzufrieden, weil meine Spieler ihren Körper nicht eingesetzt haben.
Hammarby-Trainer Staffan Olsson gegenüber den KN:
In der zweiten Halbzeit wurden wir müde und hatten Probleme mit Marcus Ahlm.
THW-Haupttorschütze Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Gegen eine schwedische Mannschaft zu spielen, war für mich besonders. Wir wollten die Aufgabe gut lösen, was uns eigentlich nicht gelungen ist. Die Stimmung hier war super.
Hammarby-Spieler Tobias Karlsson:
Von 100 Spielen würden wir gegen den THW nur ein oder zwei gewinnen. Die Kieler sind cool geblieben.

Zu den Kontakten mit der HSG Nordhorn:: Ja, es hat Gespräche mit Nordhorn gegeben, und ich würde gern in der Bundesliga spielen.

Hammarby-Spielmacher Fredrik Larsson gegenüber den KN:
Die kleinen Fehler haben heute das Spiel ausgemacht.

 


Champions League, Gruppe B, 4. Spieltag: 08.11.07, Do., 19.30: Hammarby IF (SWE) - THW Kiel: 36:40 (22:21)

Logo Hammarby IF (SWE Flagge SWE):
Aström (1.-48., 15 Paraden), Olaussen (48.-60., 4 Paraden); Karlsson (5), Johansson (4), Henriksson (3), Apelgren, Grundsten (6), D. Baverud (4/2), J. Baverud, Larsson (8), Tingsvall, Eriksson, Johannesson, Höglund (6); Trainer: Olsson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 18 Paraden), M. Andersson (n.e.); Lund, Kim Andersson (2), Lundström (2), Kavticnik (5/1), Anic (n.e.), Lövgren (2), Ahlm (13), Szilagyi, Zeitz (3), Karabatic (9), Klein (4); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Kenneth Abrahamsen / Arne M. Kristiansen (NOR)
Zeitstrafen:
Hammarby: 1 (Karlsson (33.)) ;
THW: 2 (Lund (29.), Zeitz (53.))
Siebenmeter:
Hammarby: 2/2;
THW: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 4:4 (5.), 7:7 (9.), 7:8 (10.), 12:8 (14.), 12:10, 13:11 (17.), 15:13 (19.), 16:14, 16:16 (22.), 18:18, 20:20 (27.), 20:21, 22:21;
2. Hz.: 23:21, 23:23 (32.), 26:26 (38.), 28:27 (38.), 28:30 (42.), 30:31, 30:33 (47.), 31:34, 31:36 (52.), 33:36 (53.), 33:38 (57.), 34:39 (58.), 36:40.
Zuschauer:
7800 (ausverkauft) (Hovet, Stockholm (SWE))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 


Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die fünf deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch immer spielfrei und werden erst am 17./18. November auf europäischer Eben aktiv.

In der Gruppe E hat der HSV Hamburg am Samstag den Einzug in die nächste Runde fast klar gemacht. Vor 3200 Zuschauern in der Alsterdorfer Sporthalle reichte es für den HSV gegen den zweitplazierten russischen Meister Chehovski Medvedi Moskau allerdings nur zu einem 32:32 (16:16)-Unentschieden. Mit nunmehr 7:1 Punkten führt Hamburg die Tabelle an.

In der Gruppe G hatte die SG Flensburg-Handewitt große Probleme mit Drammen HK aus Norwegen - am Ende reichte es jedoch noch zu einem knappen Erfolg. Zur Pause lagen die Flensburger mit 14:16 zurück - das Aus in der Vorrunde drohte, die Fans pfiffen gnadenlos. Nach sechzig Minuten hatte Flensburg den Kopf aber noch einmal aus der Schlinge genommen und mit 30:28 (14:16) gesiegt.

Eine Parade von Nandor Fazekas in der letzten Sekunde dürfte für den VfL Gummersbach Gold wert sein, denn so reichte es beim ungarischen Meister MKB Veszprem trotz eines zwischenzeitlichen Acht-Tore-Rückstandes immerhin noch zu einem 35:35 (16:20). Der VfL führt damit weiterhin die Gruppe F ungeschlagen mit 7:1 Punkten an.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2007:

Kraftakt: "Zebras" drehten am Ende den Spieß noch um

Champions League: Hammarby IF beim 40:36-Erfolg des THW Kiel ein starker Gegner
Stockholm - Wie ein Raumschiff glüht der Stockholmer Globen weiß und rund in der frostigen Stockholmer Nacht. In einem Seitenarm spielte sich gestern Abend Tempohandball der Extraklasse ab, der Kondenswasser perlen ließ. Nach 60 illustren Minuten hatte der THW Kiel in der Champions League durch ein 40:36 (21:22) beim schwedischen Meister Hammarby IF die zweite Gruppenphase der Champions League erreicht.

"Just idag är jag stark, just idag mar jag bra" - "Heute fühlen wir uns stark, heute fühlen wir uns gut", skandierten die grünweißen 7800 vor dem Anpfiff, zauberten Gänsehaut-Flimmern in die geladene Atmosphäre. Sie sollten nicht zu viel versprechen. THW-Trainer Noka Serdarusic sprach später von "Power im Angriff", mit dem das Team des Ex-"Zebras" Staffan Olsson die Kieler Abwehr zusehends vor Probleme stellte. Nicht immer stimmte die Zuordnung in der Deckung, die zwischenzeitlich mit einer 5:1-Formation mit Dominik Klein an der Spitze operierte.

Und selbst wenn, waren die Stockholmer kaum zu bändigen, stürmten besonders auf der rechten Seite immer wieder in die gegnerischen Reihen, pressten, strahlten Entschlossenheit aus. 30 Minuten lang entwickelte sich ein Kampf mit offenem Visier, der in ein 22:21 zur Pause mündete. Und das, obwohl sowohl Thierry Omeyer im Kieler Tor als auch Michael Aström zwischen den schwedischen Pfosten jeweils elfmal parierten. "Das war ein viel härteres Tempo als in der schwedischen Liga", musste auch Hammarbys Fredrik Larsson eingestehen. Ein Tempo, dem sein Team im zweiten Abschnitt mit zunehmender Dauer Tribut zollen musste.

Im Angriff glänzte an diesem Tag besonders ein Schwede - THW-Kreisläufer Marcus Ahlm. Von seinen Mitspielern gut in Szene gesetzt, traf er 13-mal, hielt seine Mannschaft mit acht Treffern vor der Pause im Spiel, als Viktor Szilagyi früh Stefan Lövgren ablöste und nicht nur das formidable Kreisläufer-Spiel ein Indiz dafür war, dass an diesem Tag im Gegensatz zum HSV-Spiel am Dienstag nicht die Brechstange, sondern taktische Mittel zum Erfolg führen sollten. Und doch blieb die Partie bis zum 30:31 (43.) offen.

Dann stellte Serdarusic die Abwehr noch einmal um, Ahlm und Börge Lund tauschten Positionen. Im Zusammenspiel mit Nikola Karabatic, der heute konsequent und doch besonnener als zuletzt auftrat, packte Lund, auf dessen linker Abwehrseite zuvor Lücken geklafft hatten, in der Mitte beherzt zu, verriegelte den Weg der Schweden. Der THW zog auf 36:31(52.) davon und hatte durch diesen doppelten Punktgewinn die zweite Gruppenphase erreicht. Ein Erfolg, den auch die leidenschaftlichen Schweden und ihre am Ende trotzdem feiernden Fans allemal verdient hätten. "Ja, wir haben jetzt gegen Montpellier eine realistische Chance", glaubt Fredrik Larsson.

Einzig der Preis, den der THW für diesen nächsten Schritt in der "Königsklasse" zu bezahlen hatte, stand nach einer Schrecksekunde in der 56. Spielminute, noch nicht fest. Beim Zurücklaufen waren Christian Zeitz und Karabatic in hohem Tempo zusammengestoßen, blieben verletzt liegen, hielten sich Schulter und Arm. Die beiden griffen nicht mehr ins Geschehen ein. Draußen dampfte frostig der Atem im kalten Stockholm. Plötzlich wirkte die Kulisse des Globen mit ihren starrenden Bullaugen bedrohlich an einem Abend, an dem 7800 ein Fest gefeiert hatten, dessen Konsequenzen für den THW noch nicht absehbar sind.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2007)


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