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08./09.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 09.04.2008 Bundesliga

THW mit lockerem Kantersieg gegen Lübbecke

Bundesliga, 28. Spieltag: 08.04.2008, Di., 20.15: THW Kiel - TuS N-Lübbecke: 46:27 (23:10)
Update #2 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Elf Feldtore in 46 Minuten: Tolle Bilanz für THW-Kreisläufer Igor Anic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Elf Feldtore in 46 Minuten: Tolle Bilanz für THW-Kreisläufer Igor Anic.
Zwei Tage nach dem berauschenden 41:31 gegen den FC Barcelona in der Champions League hat der THW Kiel seinen Fans auch in der TOYOTA Handball-Bundesliga den ein oder anderen Leckerbissen serviert: Zeitweise spielten die Zebras mit den völlig harmlosen Gästen Katz und Maus, am Ende hatten die Kieler durch den mehr als deutlichen 46:27 (23:10)-Heimsieg gegen den TuS N-Lübbecke nicht nur die Tabellenspitze von der SG Flensburg-Handewitt zurück erobert, sondern auch noch etwas für das Torverhältnis getan. Bester Werfer auf Kieler Seite war Kim Andersson mit 12/4 Toren, bester Feldtorschütze indes Igor Anic, der bei seinem bisher längsten Einsatz im THW-Dress in 46 Minuten satte elfmal einnetzen konnte.
Die Vorgabe für den THW Kiel war vor der Partie klar: Möglichst frühzeitig sollten die Zebras die Weichen auf Sieg stellen, um anschließend ein wenig Kraft schonender zu Werke gehen zu können. Bei diesem Unterfangen nicht helfen sollte Nikola Karabatic, der aufgrund seiner im Barcelona-Hinspiel erlittenen Bänderdehnung komplett geschont wurde und nicht einmal auf der Bank Platz nahm. Für ihn auf der Platte stand Filip Jicha, Kapitän Stefan Lövgren durfte zudem Börge Lund auf der Mittelposition die Hauptrolle überlassen. Ins Tor beorderte Noka Serdarusic Mattias Andersson. Trotz dieser Umstellungen lief das Kieler Angriffsspiel von Beginn an wie geschmiert: Als TuS-Trainer Zlatko Feric nach zwölf Minuten eine Auszeit beim Kampfgericht ankündigte, lagen seine Mannen bereits mit 3:9 zurück. Variabel über die Außen, viele Gegenstöße und Marcus Ahlm mit erneut einhundertprozentiger Ausbeute, in der Abwehr konsequent - die Zebras setzten die Ziele ihres Trainers beeindruckend um. Die Gäste hingegen versuchten zunächst, die Kieler Abwehr mit viel Tempo zu knacken. Angesichts der hohen Lübbecker Fehlerquote und der aufmerksamen Zebra-Horde, die sich ein ums andere Mal einen freien Ball schnappte und per Tempogegenstoß erfolgreich war, ein beinahe hoffnungsloses Unterfangen. Lediglich Neuzugang Michal Jurecki sorgte für kurze Regungen auf der TuS-Bank, bis zur 13 Minute war er einziger Torschütze seines Teams.

Durfte nach einer Viertelstunde endlich auch einmal verschnaufen: "Dauerbrenner" Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Durfte nach einer Viertelstunde endlich auch einmal verschnaufen: "Dauerbrenner" Marcus Ahlm.
Das ließ auch in der Folge die Bissigkeit vermissen, die andere Abstiegskandidaten zum Teil in der Sparkassen-Arena-Kiel schon an den Tag gelegt haben. Der THW bedankte sich dafür, trug Angriffe zum Zungeschnalzen vor und freute sich über zahlreiche schöne Momente. Nach 14 Minuten war dann der Arbeitstag für Marcus Ahlm beendet, für ihn kam Igor Anic. Und der fügte sich gleich prächtig ein, erzielte drei Treffer in Folge - und tankte schon in dieser frühen Phase mächtig viel Selbstbewusstsein. Das war den Gästen längst abhanden gekommen - vielleicht hatten sie ein bisschen gehofft, der THW könne nach dem Kraftakt am Sonntag ein wenig müde sein. Vielleicht waren sie deshalb auch überrascht, wie locker die Zebras jedes Tempo mitgingen und dieses sogar stets hochhielten: Als Anic locker seinen Gegenspieler abschüttelte und traf, kurz darauf erneut einnetzte und Mattias Andersson einen Tomic-Wurf im Stile eines Fußball-Torwartes einfach wegfing, war es um den TuS endgültig geschehen: Vom 19:8 (22.), Kim Anderssons 21:9 in Unterzahl, Anic hatte eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe erhalten, erneut Andersson mit einem 108-km/h-Kracher zum 22:10 und Lundströms feinem Tempogegenstoß zum 23:10 zeigte der THW Handball zum Genießen - sein Gast stand und staunte über einen 13-Tore-Rückstand zur Pause, über den gelernten Linksaußen Dominik Klein, der sich mit Vid Kavticnik auf Rechtsaußen ablöste und über einen Kreisläufer namens Igor Anic, der in 16 Minuten gleich fünf Tore erzielte.

Ratlos ob der Kieler Offensivkünste: TuS-Trainer Zlatko Feric.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ratlos ob der Kieler Offensivkünste: TuS-Trainer Zlatko Feric.
Das Spiel war natürlich längst entschieden - und so ging es beiden Teams in der zweiten Hälfte hauptsächlich darum, ohne weitere Verletzte die restliche Zeit herunter zu spielen. Klar, dass darunter auch die in der ersten Hälfte tolle Abwehrarbeit des THW litt. Klar aber auch, dass der TuS dem Kieler Angriff so das Leben nicht allzu schwer machte. In diesem wechselten sich Kim Andersson und Igor Anic munter beim Torewerfen ab, passten aber auch auf ihre Nebenleute. Nach dem 32:17 durften sich dann auch mal die Gäste, die mit ein bisschen mehr Biss aus der Kabine kamen, freuen: Drei Treffer erzielten sie in kurzer Folge, darunter auch das schönste Tor des Tages durch Tim Remer per Kempa-Trick erzielt. Der THW konterte mit drei Treffern in Folge, roch die Torverhältnisverbesserung. Als Kim Andersson seinen dritten erfolgreich verwandelten Siebenmeter mit der geballten Faust feierte (42:25, 55.), hatten sich die gut gelaunten Fans längst eine andere Disziplin gesucht: Sie sangen sich warm für die kommenden Aufgaben, feierten die Zebras und trieben diese weiter nach vorn. Viktor Szilagyi durfte noch einmal jubeln, Jichas grandioser Pass von Kreis zu Kreis auf Klein zum 45:25 riss die Zuschauer von den Sitzen. Standing Ovations, nicht ganz so laut wie am Sonntag, doch durchaus ehrlich gemeint. So gut fühlte man sich gegen einen vermeintlich "Kleinen" schon lange nicht mehr unterhalten.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich wollte, dass meine Spieler engagiert sind und so spielen, als würde es um unseren Abstieg gehen. Wir sind verpflichtet, dem heimischen Publikum eine gute Leistung zu zeigen.

Ich habe die Erfahrung, dass Sand ins Getriebe kommt, wenn ich viel rotieren lasse und häufige Auswechselungen vornehme. Doch heute war von Anfang an klar, dass einige Spieler geschont werden und eine Pause bekommen müssen. Es freut mich, dass es heute trotz häufigen Wechseln gut geklappt hat.

TuS-Trainer Zlatko Feric:
Ich bin froh, dass das Spiel dann doch so schnell zu Ende war (lacht). So schnell werden wir wohl nicht wieder die Gelegenheit bekommen, gegen den THW Kiel zu spielen - zumindest nicht mehr in dieser Saison!

Sicherlich habe ich mir ein besseres Spiel von meiner Mannschaft erhofft, jetzt muss ich aber ehrlich sagen, dass bei der kommenden Begegnung FC Barcelona gegen den THW Kiel mein Herz dem THW gehört und ich ihm weiterhin viel Glück und Erfolg wünsche!

THW-Rückraumspieler Kim Andersson gegenüber den KN:
Ich war noch so unglaublich heiß vom Barcelona- Spiel. Auf das Ergebnis habe ich nicht geschaut. Wir sollten die Punkte im Blick behalten und uns nicht auf das Torverhältnis verlassen.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Lübbecke hat sich heute gar nicht gewehrt. Bei einem Zehn-Tore-Rückstand kann ich das verstehen. Aber sie haben von Beginn an nicht gekämpft. Und da stand es 0:0. Igor war einfach überragend. Elf Tore, zwei Fehlwürfe - das ist eine tolle Quote.
TuS-Kreisläufer Oliver Tesch gegenüber den KN:
Wir wollten einen Untergang vermeiden, das ist leider nicht gelungen. Für mich wäre eine Niederlage mit zwölf Toren in Ordnung gewesen, schließlich hat hier gerade Barcelona verloren. Ich drücke Kiel im Rückspiel die Daumen, der Cup soll in deutscher Hand bleiben.
TuS-Torhüter Dennis Klockmann gegenüber den KN:
Wir sind nach Kiel gekommen, um Spaß zu haben. Den hatten wir nicht. Ich hätte heute gerne die Abwehr gehabt, die Mattias hatte.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Igor Anic.

28. Spieltag: 08.04.08, Di., 20.15: THW Kiel - TuS N-Lübbecke: 46:27 (23:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1 Siebenmeter, 0 Paraden), M. Andersson (1.-60., 13 Paraden); Lund (4), Wessig (n.e.), Kim Andersson (12/4) Lundström (3), Kavticnik (5), Anic (11), Lövgren, Ahlm (4), Szilagyi (1), Klein (2), Jicha (4); Trainer: Serdarusic
Logo TuS N-Lübbecke:
Gudmundsson (18.-40., 2 Paraden), Klockmann (1.-18., 40.-60., 9 Paraden); Szymanski, Greiner (1), Kokir (3), Tomic, Schibschid, Hildebrand (7/3), Jurecki (5), Datukashvili (1), Tesch (6) Skatar (1), Remer (3), Olafsson; Trainer: Feric
Schiedsrichter:
Harms / Mahlich (Magdeburg/Stendal)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Lund (16.), Anic (26.), Kim Andersson (48.));
TuS: 3 (Greiner (24.), Szymanski (28.), Jurecki (57.))
Siebenmeter:
THW: 5/4 (Klockmann hält Lundström (4.));
TuS: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 3:1 (4.), 7:3 (8.), 10:3 (12.), 13:4 (16 .), 16:7 (20.), 19:8 (24.), 21:10 (27.), 23:10;
2. Hz.: 25:11 (33.), 26:13 (37.), 29:15 (40.), 33:18 (44.), 36:21 (48.), 39:24 (52.), 43:25 (56.), 46:26 (59.), 46:27.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.04.2008:

Intermezzo mit Torflut

46:27 über N/Lübbecke: THW wieder Tabellenführer - Großer Abend für Igor Anic
Kiel - Auch der zweite THW-Anzug sitzt. Zwei Tage nach dem Handball-Festival in der Champions League gegen den FC Barcelona (41:31) brachte der Deutsche Meister im grauen Bundesliga-Alltag mit der 46:27 (23:10)-Torflut über Abstiegskandidat TuS N/Lübbecke erneut Farbe in die heimische Sparkassen-Arena.

Dabei durften sich die 10 250 Fans nicht nur über nimmersatte THW-Torjäger freuen, sondern auch über die Rückeroberung der Tabellenführung in der Handball-Bundesliga. Ein weiterer erfreulicher Nebeneffekt für den Rekordmeister: Auch die bisher um 26 Tore bessere Tordifferenz für den einzig verbliebenen Titelkonkurrenten, SG Flensburg-Handewitt, schrumpfte durch den Kantersieg auf sieben zusammen.

THW-Coach Noka Serdarusic, der auf den angeschlagenen Nikola Karabatic ganz verzichtete, hatte vor dem Halbfinal-Rückspiel am kommenden Sonntag in der katalanischen Hauptstadt auf Rotation in seinem Weltklasse-Kader gesetzt und schenkte vielen Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance. Mattias Andersson löste den zuletzt so famosen Thierry Omeyer im Tor ab, Börge Lund schlüpfte in Stefan Lövgrens Regierolle und Igor Anic löste Marcus Ahlm schon in der 14. Minute am Kreis ab. Auch sonst wechselte Kiels Trainer munter durch. Der Spielfreude schadete es nicht. Allerdings trafen die Kieler auf einen Gegner, der maßgeschneidert für das Intermezzo zwischen den Europacup-Auftritten daherkam. Gästetrainer Zlatko Feric hatte seinen Spielern am Sonntag das Fernseherlebnis zwischen dem THW und "Barca" ausdrücklich ans Herz gelegt. Die TV-Lehrstunde in Sachen Weltklasse-Handball zeigte Nachwirkungen.

Auf dem Parkett: Ein scheues Häufchen eingeschüchterter und vor Ehrfurcht erstarrter TuS-Spieler. "Geht raus und habt Spaß", hatte Feric seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Er sah einen leblosen TuS, der nahezu jeden harten Körperkontakt vermied und anscheinend angereist war, um einen Fairnesspreis abzuschleppen. Engagement zeigte nur der Trainer selbst, der an der Seitenlinie wutentbrannt das Rumpelstilzchen kopierte. "Sind die bekloppt", fluchte Feric, "die wollen gegen diesen THW Tempohandball spielen, das schaffte nicht mal Barcelona."

Die willkommene "Trainingseinheit" mit Wettkampfcharakter nutzte vor allem Igor Anic. Elfmal legte der zuletzt kaum noch berücksichtigte französische Neuzugang Ex-THW-Torhüter Dennis Klockmann und seinem ebenfalls überforderten Kollegen Birkir Gudmundsson den Ball ins Netz. Die Fans gönnten es dem Franzosen von Herzen, Anic profitierte auch davon, dass er von seinen Mitspielern stets als Anspielstation gesucht und gefunden wurde. "Ich bin sehr zufrieden, muss aber noch viel lernen", gab sich der 20-jährige THW-Youngster später bescheiden. "In der Abwehr habe ich schlimme Fehler gemacht."

Das Spiel wird schnell vergessen sein, brachte aber möglicherweise eine neue Erkenntnis ans Licht. Kim Andersson, mit insgesamt zwölf Toren erfolgreichster Schütze, trat auch viermal von der Siebenmeterlinie an - und schaffte die für THW-Verhältnisse unfassbar Quote von 100 Prozent. Sind diese Sorgen jetzt aus der Welt? Andersson nahm's emotionslos. Schön, dass er getroffen habe, sagte der lange Schwede, "aber wir scherzen darüber nur. Leider haben wir keinen Lars Christiansen bei uns im Kader."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.04.2008)


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