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09.-11.12.2000 - Letzte Aktualisierung: 11.12.2000 Champions League

THW erreicht nach Sieg über Triest CL-Viertelfinale

Ob der Gruppensieg möglich ist, könnte sich morgen entscheiden - Noka: "Handball ist kein Nonnenballett"

Champions League, 5. Gruppenspiel: 09.12.2000, Sa., 15.00: THW Kiel - Pallamano Triest (ITA): 34:24 (15:14)
Update #3

In der ersten Halbzeit hatte der THW große Probleme mit Pallamano Triest.
In der ersten Halbzeit hatte der THW große Probleme mit Pallamano Triest.
Durch einen 34:24 (15:14)-Heimsieg über den italienischen Meister Pallamano Triest hat der THW Kiel vorzeitig das Viertelfinale der Champions League erreicht. Nach einer schwachen ersten Halbzeit zeigten der THW im zweiten Durchgang eine deutliche Leistungssteigerung, während die Gäste nach einer 26:18-THW-Führung (45.) einbrachen. Ob das angestrebte Ziel, der Sieg in Gruppe C machbar ist, entscheidet sich möglicherweise morgen nachmittag, wenn GOG Gudme (DEN) den portugiesischen Meister ABC Braga (POR) empfängt.
Der THW, der zu Beginn den angeschlagenen Nenad Perunicic (Knieschwellung) nicht einsetzte, hatte zunächst große Probleme gegen den italienischen Meister. Vor allem den ehemaligen Hildesheimer Gintautas Vilaniskis bekam man überhaupt nicht in den Griff, er erzielte in den ersten 18 Minuten fünf Tore gegen eine viel zu passive THW-6:0-Deckung.

So war es kein, daß die Zebras mit 0:2 (3.), 2:4 (12.), 3:5 (13.) und 4:7 (16.) zurücklagen. Weil Steinar Ege im Kieler Tor gegen den Rückraum der Italiener wenig angefaßt hatte, bekam nun Axel Geerken seine Chance. Auch im Rückraum wechselte Serdarusic, brachte Nenad Perunicic.

Bis zur 20. Minute hatte der deutsche Meister immerhin auf 7:8 verkürzt, jetzt stellte der THW-Coach auf eine 5:1-Deckung um und ließ Nikolaj Jacobsen, der im Angriff eine für ihn ungewöhnliche Fehlerquote hatte, Vilaniskis auf Mann nehmen. Diese Maßnahme machte sich bezahlt, die gesamte Deckung stand nun engagierter und nach 9:9-Ausgleich (22.) konnte der THW in der 26. Minute erstmals mit 11:10 in Führung gehen.

Nach erneutem Ausgleich der Italiener (12:12, 27.), war der THW 60 Sekunden vor Schluß erstmals mit drei Toren in Führung gegangen (15:12), doch dieser deutliche Vorsprung hatte nur kurz Bestand: 20 Sekunden vor dem Kabinengang traf Pastorelli vom Kreis zum 13:15, und als der THW fünf Sekunden vor Abpfiff den Ball verlor, nutzte Triest mit der Halbzeitsirene durch Gegenstoß Fusina die Chance zum 14:15-Anschlußtreffer.

Spielszene.
Spielszene.
Nach Wiederanpfiff erlebten die 7000 Fans einen ganz anderen THW. Jacobsen und Perunicic trafen zum 16:14 und 17:14 (32.). Der inzwischen wieder eingewechselte Steinar Ege hatte sich nun im Vergleich zum ersten Durcngang deutlich gesteigert, die Deckung arbeitete auch konsequenter und vorne verbesserte man deutlich die Chancenverwertung.

20:16 führte der THW nach 38 Minuten, und nach toller Kombination von Lövgren auf Wislander zum 22:18 (42.) begannen die tollen Minuten der Zebras. Zuvor hatte Max Wislander nach schönem Anspiel des gerade eingewechselten Morten Bjerre nach gleicher Machart schon zum 21:17 (40.) getroffen. Dann wieder Stefan auf Max, 23:18 (43.), und Gegenstoß Niko, 24:18 (44.). Nachdem Ernelind und nochmals Jacobsen zum 25:18 (45.) und 26:18 (45.) getroffen hatten, war der Widerstand der italienischen Gäste gebrochen.

Begeisterung bei den Fans.
Begeisterung bei den Fans.
Der Rest war Formsache für den deutschen Meister, der vor 7000 begeisterten Zuschauer nun auch einige Male die Trickkiste auspackte. Nachdem in der 48. Minute Martin Schmidt per Zweiter Welle zur ersten Zehn-Tore-Führung getroffen hatte (29:19, 49.) und Jacobsen nach schöner Kombination von Außen zum 30:19 (50.) traf, gerieten die Fans beim Kempa-Treffer von Bjerre zum 31:19 (51., Anspiel Jacobsen völlig aus dem Häuschen.

Mit dem 34:24-Sieg hat der THW das Viertelfinale ereicht, nun heißt es morgen, auf das Ergebnis Gudme gegen Triest zu warten. Beste Spieler beim THW waren Nikolaj Jacobsen (10/2), Steinar Ege (2. Halbzeit) und Nenad Perunicic und Max Wislander mit je fünf Treffern. Für Triest waren Tarafino (5) und Vilaniskis (6) am erfolgreichsten. Der Litauer konnte in der zweiten Halbzeit jedoch nur ein Tor erzielen, obwohl er aus allen Lagen schoß.

Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz. Von links: THW-Trainer Serdarusic, THW-Manager Schwenker, Hallensprecher Körting, Trainer Sibila, Präsident Do Luca
Pressekonferenz. Von links: THW-Trainer Serdarusic, THW-Manager Schwenker, Hallensprecher Körting, Trainer Sibila, Präsident Do Luca
Triests Trainer Marco Sibila:
Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gezeigt. Wir glauben, daß wir im ersten Durchgang die bessere Mannschaft waren, wir haben dem THW da gut widerstanden.

In der zweiten Halbzeit haben wir zu viele leichte Tore kassiert, dazu kamen dann einige zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen. Wir haben dann den Kopf verloren und waren auch physisch nicht mehr auf der Höhe. Am Ende fanden wir dann wieder ins Spiel zurück, haben uns mental in Ordnung gebracht, aber da hatten wir keine Chance mehr.

Es bleibt die Freude, in der Ostseehalle vor einem herrlischen Publikum gegen eine große Mannschaft gespielt zu haben, vielleicht eine der besten Mannschaften Europas, der ich alles Glück im weiteren Verlauf dieses Wettbewerbes wünsche.

Gratulation zum Sieg.

[Frage: Warum haben Sie ihre wichtigen Rumänen Pop und Piriianu nicht bzw. kaum eingesetzt?]
Pop hatte sich vor zwei Wochen eine Verletzung zugezogen, Piriianu hat Knieprobleme, die während des Spiels schlimmer wurden. Deshalb haben wir fast ohne Linkshänder gespielt, daß war für uns natürlich ein großes Problem.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ohne die Leistung von Triest schmälern zu wollen, muß ich sagen, daß wir in der ersten Halbzeit eine sehr, sehr schlechte Leistung gezeigt haben. Meine Mannschaft hat in der Abwehr kriminell, katastrophal gespielt, wir haben kein einziges Foul begangen, keine Zwei-Minuten-Strafe kassiert.

In der Pause habe ich gesagt: Handball ist kein Nonnen-Ballett, so kann man kein Handball spielen. Ich habe sie sitzen lassen, und sie sollten etwas zu ihrer Leistung sagen.

Mit der 5:1-Deckung wollte ich mein Team aufwecken, denn wenn man 5:1 spielt, sieht man die individuellen Fehler deutlicher. In einer 6:0-Deckung kann man sich gut verstecken. Wir haben dann einigermaßen Handball gespielt, sind vorne ganz gut gewesen, aber die erste Halbzeit war insgesamt grausam. Die wollten wir im zweiten Durchgang vergessen machen, wollten zaubern, dann geht natürlich einiges in die Hose, aber insgesamt war es dann doch ganz ordentlich.

Warum wir so zwei verschiedene Halbzeit gesehen haben? Ich bin kein Hellseher. Wir haben heute eine große Feier. Vielleicht wollten sich die Spieler Mühe geben, damit sie nachher was zu feiern haben...

Triests Präsident Do Luca:
Vor elf Jahren waren wir das erste Mal in Kiel, damals war der Handball in Italien anders als heute.

Ich glaube, daß wir in den elf Jahren große Fortschritte gemacht haben. Wir haben in Triest und heute in der ersten Halbzeit gezeigt, daß wir Handball nicht als Nonnenspiel betrachten.

Es wird uns bestimmt in Erinnerung bleiben, vor 7000 Zuschauern, einem so fairen Publikum, gespielt zu haben. Das halten wir in Erinnerung.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Das Wichtigste vorweg: Wir haben mit diesem Sieg das Viertelfinale erreicht. Nun hoffe ich auf die Unterstützung von Gudme, die einen oder zwei Punkte gegen Braga holen dürfen, damit wir doch noch Gruppenerster werden.

Fazit: Triest spielt einen guten Handball, in Italien haben sie uns das Leben sehr schwer gemacht. Hier ist das Ergebnis vielleicht zu hoch ausgefallen, aber wir haben heute gezeigt, daß wir doch noch Handball spielen können.

Hoffentlich haben wir die Handbremse nun gelöst und Selbstbewußtsein für die nächsten Wochen getankt.

Am Dienstag gegen Nordhorn müssen wir nun eine ähnlich gute Leistung zeigen, um erfolgreich zu sein.

THW-Spieler Wolfgang Schwenke:
Daß es bei mir persönlich wieder ordentlich läuft, liegt auch daran, daß ich durch Nenad Perunicics Verletzung mehr Spielanteile bekommen habe. Sicherheit kann man sich nur auf dem Spielfeld erarbeiten. Heute sollten wir so viel Selbstvertrauen getankt haben, daß wir gestärkt in die Spiele gegen Nordhorn und Essen gehen können.

5. Gruppenspiel: 09.12.00, Sa., 15.00: THW Kiel - Pallamano Triest (ITA): 34:24 (15:14)

Logo THW Kiel:
Ege (1.-16., 31.-60.), Geerken (16.-30.); Wislander (5), Bezdicek (2) Ernelind (4), Jacobsen (10/2), Schwenke (2), Bjerre (1), Perunicic (5), Lövgren, Schmidt (2), Olsson (2); Trainer: Serdarusic
Logo Pallamano Triest (ITA Flagge ITA):
Mestriner (1.-50.), Srebrnic (50.-60.); Oveglia (2), Vilaniskis (6), Martinelli, Fusina (3/1), Guerazzi (3), Pastorelli (2), Do Luca (3), Piriianu, Tarafino (5), Pop (n.e.); Trainer: Sibilia
Schiedsrichter:
Kaplanis / Sawides (Zypern)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Bezdicek; Olsson);
Triest: 3 (Guerazzi, Pastorelli, Tarafino)
Siebenmeter:
THW: 3/2 (Jacobsen scheitert an Mestriner);
Triest: 2/1 (Ege hält gegen Fusina)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:3, 2:3, 2:4, 3:4, 3:5, 4:5, 4:7, 5:7, 5:8, 7:8, 7:9, 9:9, 9:10, 11:10, 11:11, 12:11, 12:12, 15:12, 15:14;
2. Hz.: 17:14, 17:15, 19:15, 19:16, 20:16, 20:17, 22:17, 22:18, 26:18, 26:19, 32:19, 32:20, 33:21, 33:24, 34:24
Zuschauer:
7000 (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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