22.-24.02.2001 - Letzte Aktualisierung: 24.02.2001 | Champions League |
Update #2 |
Gegner im CL-Viertelfinale: Der jugoslawische Meister Lovcen Cetinje. |
"Trotzdem sollten wir eine Runde weiterkommen, wenn wir gut spielen", sagt Serdarusic. Ziel ist es, im Hinspiel sechs, sieben Tore vorzulegen. Der Kieler Erfolgstrainer hat eine Aufzeichnung des Spiels Cetinje gegen Braga von vor zwei Jahren vorliegen. Die äußeren Umstände des Spiels waren eine "absolute Katastrophe": Das fanatische Publikum wurde von der Polizei in Schach gehalten. Nun scheinen sich aber die Verhältnisse in Cetinje wohl etwas normalisiert zu haben.
Personell sieht es bei den Zebras für's Wochenende etwas besser aus als gegen Großwallstadt. Der beim TVG wegen starken Schmerzen geschonte Steinar Ege wird ebenso spielen können, wie Jonas Ernelind, der in Aschaffenburg verletzungsbedingt nur auf der Tribübe saß.
Natürlich hatte die THW-Führung vor dem schweren Spiel gegen die Jugoslawen auf ein Erfolgserlebnis gehofft, aber nun muß auch so der Grundstein für das Erreichen des CL-Halbfinales gelegt werden. Auf dieses Ziel richtet der THW jetzt seine volle Konzentration aus.
Das Erfolgserlebnis, das dem THW fehlt, hatte Lovcen Cetinje in den letzten Wochen. In der heimischen Liga gewann der jugoslawische Meister bei Metaloplastika Sabac mit 25:21 (13:12). Beste Schützen für Lovcen waren Djukanovic (7/3), Vucicevic (6) und Kapisoda (6/1). Zuvor hatte man in eigener Halle Crvena Vvezda mit 30:27 (16:15) besiegt. Hierbei waren Djurkovic (6), Dobrkovic (6), Vucicevic (6/1) und Kapisoda (4/1) die besten Werfer. Lovcen ist mit 18:2 Punkten und 304:234 Toren momentan (Stand 21.02.) Zweiter der Tabelle hinter Partizan Belgrad, das mit 20:2 Punkten und einem Spiel mehr die jugoslawische Liga anführt.
Schiedsrichter der Partie am Samstag sind die Sportfreunde Kohout und Dolejs aus Tschechien, der EHF-Offizielle ist Herman aus Israel.
Für das Spiel am Samstag in der Ostseehalle gab es nach Auskunft der THW-Geschäftsstelle am Donnerstag vormittag noch rund 1000 Karten.
Wie immer wird auch dieser Vorbericht laufend aktualisiert...
Cetinje - Kiel: 1900km. |
Beste Werfer in den Champions League-Gruppenspielen waren Außen Petar Kapisoda (21 Tore), Dalibor Cutura (18), Rückraumspieler Goran Djukanovic (16), Marko Dobrkovic (13) und Kreisspieler Ratko Durkovic (12). Bei der WM waren von Lovcen Cetinje fünf Spieler dabei: Die Berufenen waren: Nenad Puljezevic, Petar Kapisoda, Ratko Durkovic und Goran Djukanovic.
Berg Lovcen - er gab dem Verein seinen Namen. |
Der Handball auf dem Balkan ist wieder im Aufwind. Nach der Bronzemedaille bei den Olympische Spielen von Sydney konnte die jugoslawische Nationalmanschaft ihren dritten Platz nun auch bei den letzten Weltmeisterschaften in Frankreich behaupten. Bei den Welttitelkämpfen wäre sogar mehr drin gewesen. "Gegen die Schweden haben sie im Halbfinale schließlich erst in letzter Sekunde verloren", erinnert sich THW-Trainer Noka Serdarusic und sagt sogar, daß es "nicht ungerecht gewesen wäre, wenn Jugoslawien Weltmeister geworden wäre. Sie haben nicht schlechter gespielt als Frankreich oder Schweden."
Mit dem inzwischen zur politisch unabhängigen Republik Kroatien gehörenden Badel Zagreb liegt der letzte europäische Triumph einer Vereinsmannschaft vom Balkan zwar schon acht Jahre zurück, doch der zweifache Champions League-Sieger von 1992 und 1993 erreichte auch in den folgenden Jahren regelmäßig mindestens das Semifinale in der europäischen Königsklasse. Zuvor durfte Jugoslawien bereits 1972 über den gewonnenen Europapokal der Landesmeister durch Partizan Bjelovar jubeln, 1976 gewann Borac Naja Luka den Wettbewerb, 1985 und 1986 durfte jeweils Metaloplastica Sabac den Cup entgegen nehmen. Berücksichtigt man auch die rumänischen Vereine, so trugen sich in neun von 39 Wettbewerben Mannschaften vom Balkan in die Siegerlisten des Europapokals der Landesmeister bzw. der Champions League ein (siehe Handball-Geschichte: Internationale Vereinswettbewerbe)
Serdarusic: "Lovcen hat eine hervorragende Mannschaft." |
Ein Mißverständnis gab es leider in der Organisation der Übertragung des Rückspiels Cetinje gegen THW. Das DSF wollte das Spiel sehr gerne übertragen, hatte es für Sonntag, den 4.3., in den Sendeplan aufgenommen. Doch das Spiel findet bereits am Samstag, den 3.3., statt. "Für eine Verlegung war es zu spät. Wir hätten 50000 DM Konventionalstrafe für den fest gebuchten Charterflug bezahlen müssen und hätten obendrein noch keinen neuen Flug gehabt", ärgerte sich Uwe Schwenker über das Mißverständnis.
Lesen Sie zum Spiel auch das Sport1-Interview mit Stefan Lövgren.
THW-Trainer Noka Serdarusic hat sich und seine Mannschaft - wie berichtet - intensiv auf den Gegner vorbereitet. Auch gegenüber den Kieler Nachrichten wies er darauf hin, daß es kein Zufall war, daß Lovcen bei Portland San Antonio mit nur drei Toren Differenz verloren habe. "Die spielen eine offensive und harte 3:2:1-Deckung mit dem sehr starken Torhüter Nenad Puljezevic dahinter. Der hat in den Gruppenspielen gegen Karvina über 30 und auch gegen Sandefjord mehr als 20 Bälle gehalten." Aber auch die Feldspieler sind Top-Handballer: "Die sind technisch stark und können alles." Vier der Cetinje-Spieler standen immerhin in Jugoslawiens Team, das bei der WM in Frankreich die Bronzemedaille gewann.
Das Ziel des THW ist es, ein möglich gutes Polster im Hinspiel herauszuholen. Aber was ein gutes Polster ist, das vermag auch THW-Manager Uwe Schwenker nicht zu sagen: "Manchmal reichen drei Tore Vorsprung, manchmal reichen sechs Tore Vorsprung nicht", sagt Schwenker. Und weiter: "Die Hauptsache ist, daß unsere Mannschaft ihr Potential wieder einmal ausspielen kann." Gerade das sei ihr in letzter Zeit nicht gelungen. "Sie hat in Großwallstadt gewollt", sagt Serdarusic gegenüber den KN, "aber Ruhe und Übersicht haben gefehlt. Wenn es läuft, werden Fehler schnell weggesteckt. Jetzt wird zu lange gegrübelt. Es ist wie eine Seuche, einer steckt den anderen an."
Doch immerhin gibt's auch positive News vor dem Spiel: Steinar Ege und Jonas Ernelind, die in Aschaffenburg kaum oder gar nicht eingesetzt werden konnten, werden wieder mit dabei sein. Schlechter dagegen: Klaus-Dieter Petersen konnte wegen einer Erkältung am Donnerstag nicht trainieren.
Dennoch: "Die Aufgabe Champions League ist reizvoll", sagt Serdarusic gegenüber Sport1. "Das ist ein ganz neues Spiel. Wir müssen das, was in der Bundesliga passiert ist, verdrängen. Ob wir das können, weiß ich allerdings nicht." Deshalb hofft er auf die Fans: "In schweren Zeiten braucht man die Unterstützung", sagt Serdarusic.
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