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24./25.02.2001 - Letzte Aktualisierung: 25.02.2001 Champions League

Knoten geplatzt! 13 Tore-Vorsprung gegen Cetinje herausgespielt

Tolle Mannschaftsleistung, tolle Stimmung - Großer Schritt Richtung Halbfinale

Champions League, Viertelfinale, Hinspiel: 24.02.2001, Sa., 15.00: THW Kiel - Lovcen Cetinje (YUG): 35:22 (16:10)
Update #4

Erzielte zehn Tore: Nenad Perunicic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erzielte zehn Tore: Nenad Perunicic.
Der THW hat mit einem tollen 35:22 (16:10)-Sieg im Champions League-Viertelfinal-Hinspiel gegen den jugoslawischen Meister Lovcen Cetinje die Tür Richtung Halbfinale weit aufgestoßen. Beste Spieler beim THW waren Torhüter Axel Geerken (mehr als 15 Paraden) und Nenad Perunicic, der zehn Tore gegen seine Landsleute erzielte.
Mit dieser tollen Leistung haben Mannschaft und Trainer dem Abgesang aller Kritiker nach den drei Bundesliga-Niederlagen die richtige Antwort gegeben. Dabei hatte es am Samstag nachmittag gar nicht so verheißungsvoll begonnen: Zwar ging der THW durch Gegenstoß Jacobsen mit 1:0 in Führung und die Stimmung der Fans war so toll wie schon lange nicht mehr, aber dann zeigten die Montenegriner, daß mit ihnen kein Spaziergang möglich war und gingen mit 2:1 (2.) in Front.

In einer hitzigen Anfangsphase, in der die Jugoslawen wie gefürchtet hart zupackten, konnte Lovcen nach 2:2-Ausgleich durch Nenad Perunicic (5.) mit 3:2 (6.) und 5:3 (11.) in Führung gegen. Gerade bei den letzten beiden Toren durch den Halbrechten Vucicevic sah Steinar Ege im Kieler Tor unglücklich aus. Er war zwar jedesmal dran, doch der Ball landete trotzdem noch im Netz.

Jetzt brachte THW-Coach Noka Serdarusic Axel Geerken. Nachdem Nikolaj Jacobsen durch zwei Tore in Folge zum 5:5 (12.) ausgeglichen hatte, kamen die großen Minuten von Geerken. Er kaufte Djukanovic zwei Bälle ab und sollte auch in der Folge wie entfesselt halten. Magnus Wislander nutzte den starken Rückhalt und machte per Gegenstoß das 6:5 (13.). Cetinjes Trainer Milosevic nahm eine Auszeit.

Nenad Perunicic trifft zum 10:8.
Nenad Perunicic trifft zum 10:8.
Nun fing die THW-Maschinerie langsam an zu rollen, besonders Nenad Perunicic schien es seinen Landsleuten und allen anderen zeigen zu wollen und machte aufgeweckt per Nachwurf das 7:5 (14.). Cetinje verkürzte noch einmal auf 7:8 (16.) und 8:9 (19.), doch zwei Kracher von Perunicic bedeuteten das 10:8 (20.) und 11:8 (20.).

Nach dem 13:10 (24.) nahm Noka Serdarusic seinerseits ein Timeout. Nach Wiederanpfiff zeigten sich seine Männer noch konzentrierter, aber gerade der Montenegriner, der den THW wohl zum Saisonende verlassen wird, wirkte wie entfesselt. Er markierte mit seinen Toren fünf, sechs und sieben im Alleingang den 16:10-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel waren es die Kieler Schweden, die zunächst die Akzente setzten. Stefan Lövgren machte mit seinem ersten Tor das 17:10 (31.) und Staffan Olsson erhöhte per Gegenstoß auf 18:10 (32.). Nach dem 12:18-Anschluß durch zwei von Kapisoda verwandelte Strafwürfe zog Staffan Olsson, der nach eine Platzwunde vom gestrigen Training ein großes Pflaster auf der Stirn hatte, völlig unerwartet mit aller Gewalt aus 11 Metern ab: 19:12 (35.).

In der 39. Minute sah Nikoveic nach einem groben Foul an Petersen rot.
In der 39. Minute sah Nikoveic nach einem groben Foul an Petersen rot.
Lovcen Cetinje schaffte zwar noch einmal eine Spielstandsverbesserung auf 15:20 (37.), doch dann brach das junge montenegrinische Team (Durchschnittsalter 24,5) ein. Nicht sehr zuträglich war dem jugoslawischen Meister auch, daß man nach roter Karte auf Nikoveic verzichten mußte. Der Kreisläufer, der schon vorher durch überzogene Härte unangenehm aufgefallen war, mußte nach einem Schlag ins Gesicht von Klaus-Dieter Petersen das Feld verlassen.
Mit mehr als 15 Paraden großer Rückhalt der Mannschaft: Axel Geerken.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit mehr als 15 Paraden großer Rückhalt der Mannschaft: Axel Geerken.
Nicht sonderlich sportlich zeigte sich auch der beste Feldschütze der Montenegriner, Vucicevic, der aus dem Rückraum Axel Geerken voll ins Gesicht traf. Der THW-Keeper kippte benommen um, rappelte sich dann aber wieder auf und zeigte trotz einem riesigen roten Mal am Kopf weiter ein Klassepartie.

Der THW zeigte nun immer mehr seine spielerischen Möglichkeiten, spielte auch seine gefährlichste Waffe, die erste und zweite Welle, weiter konsequent aus, ging in der 40. Minute mit 23:15 in Führung und hatte mit dem 26:17 (48.) erstmals einen Neun-Tore-Vorsprung erreicht, den man bis zur 51. Minute sogar auf zehn Zähler zum 29:19 ausbauen konnte - die Halle tobte. Nach dem 31:20 (53.) durch Gegenstoß Wislander dann eine Schrecksekunde für alle Handballfreunde in der Halle: Curlevski war nach einem Wurfversuch unglücklich auf dem Boden gelandet, hatte sich eine schwere Schulterverletzung zugezogen und mußte aus der Halle getragen werden.

In der 56. Minute wurde Lovcen Cetinje nach dritter Zeitstrafe gegen Kapisoda weiter dezimiert, der THW nutzte die Überzahl und ging mit 33:21 (58.) in Führung. Nachdem der erst spät eingewechselte Datukasvili zum 22:33 verkürzte, griff Jacobsen noch einmal ganz tief in die Trickkiste und traf aus unglaublichem Winkel zum 34:22 (59.). Doch das war nicht der letzte Treffer der Zebras. Fünf Sekunden vor dem Abpfiff tankte sich Morten Bjerre unter den stehenden Ovationen des restlos begeisterten Kieler Publikums zum 35:22-Endstand durch und besorgte damit eine mehr als beruhigende 13-Tore-Führung, mit der man mit aller Zuversicht zum Rückspiel nach Cetinje (3.3.2001, Sa., 16.00 Uhr) reisen kann.

Traf neun Mal: Nikolaj Jacobsen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Traf neun Mal: Nikolaj Jacobsen.
Beste Spieler auf Seiten des THW waren Axel Geerken (mehr als 15 Paraden), Nenad Perunicic (zehn Tore) und Nikolaj Jacobsen (neun Treffer). Für Cetinje trafen Kapisoda (6/4) und Vucicevic (5) am besten.

In zwei weiteren Viertelfinalen schlug Portland San Antonio (ESP) heute den portugiesischen Vertreter ABC Braga mit 25:16, der FC Barcelona (ESP) gewann bei Badel Zagreb (CRO) mit 29:17 (siehe CL-Viertelfinale).

Im Viertelfinale des Pokalsiegerwettbewerbs gewann der TV Großwallstadt gegen Prule Ljubljana (SLO) mit 28:22 (14:9). Die SG Flensburg-Handewitt schlug im gleichen Wettbewerb den ungarischen Vertreter Fotex Veszprem mit 31:22. Im Viertelfinale des EHF-Pokals unterlag der TBV Lemgo dem SC Magdeburg in eigener Halle mit 22:28 (8:12).

Hier geht's zu den Fotos des Heimspiels gegen Cetinje...

"Flensburger" Schiris

Verwunderung bei den Zuschauern vor dem Anpfiff: Statt der tschechischen Fahne für das Unparteiischen-Gespann Kohout / Dolejs hing da die norwegische. Des Rätsels Lösung: Die Tschechen konnten wegen des Wetters nicht rechtzeitig anreisen. Die EHF zeigte sich flexibel, schickte die für das EHF-Pokalspiel Flensburg - Veszprem angesetzten Norweger Oie / Högsnes nach Kiel. Dafür pfiffen dann die Tschechen in der Fördehalle in Flensburg am Abend die andere Partie...

Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Hallensprecher Körting, Cetinjes Trainer Milosevic, Cetinjes Manager Jovedic
Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Hallensprecher Körting, Cetinjes Trainer Milosevic, Cetinjes Manager Jovedic
Lovcen-Trainer Pero Milosevic:
Ich hatte eigentlich erwartet, daß wir ein stärkerer Gegner sind, daher bin ich enttäuscht von meiner Mannschaft. Wir haben das Konzept verloren, als Geerken eingewechselt wurde und hatten zudem große Probleme mit Jacobsen. Unsere größte Stärke, die 3:2:1-Deckung, hat heute versagt. Besonders die starken Rückraumspieler des THW konnte die Abwehr nicht stoppen.

Kiel hat sich scheinbar auf die Champions League konzentriert.

Wir haben zu Hause wohl keine große Chance mehr, aber wir wollen dort schon zeigen, daß wir nicht von ungefähr so weit gekommen sind.

Gratulation an den THW für den verdienten Sieg.

Die Schiedsrichter schienen großen Respekt vor einer Mannschaft wie dem THW Kiel zu zeigen. Das soll aber in keiner Weise das tolle Spiel des THW in Abrede stellen.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Die stärkste Waffe von Cetinje ist die 3:2:1-Deckung, das wußten wir. Wir haben uns noch nie so auf ein Champions League-Spiel vorbereitet wie diesmal: Wir haben drei Champions League-Spiele von Lovcen gesehen, dazu ein Liga-Spiel. Wir haben aus diesen Videos den taktischen Angriff und die Wege sehr gut kennengelernt und uns darauf gut vorbereitet, daraus resultierte dann auch unsere klare Führung. Zum Schluß hat zwar Djurkovic ein paar Mal getroffen und Cutura kam durch 1:1-Situationen zu einigen Treffern, aber mannschaftlich taktisch haben wir kein Tor kassiert.

Nach Axels Einwechselung hat er gleich vier Bälle nacheinander gehalten und uns dadurch einen Riesenrückhalt gegeben. Das war unsere Chance, unsere schärfste Waffe, die erste und zweite Welle, auszuspielen.

Nach zehn Minuten sind wir dann nicht mehr nur engagiert aufgetreten, sondern haben auch schönen Handball geboten.

Nach der ersten Halbzeit wäre ich auch mit weniger als 13 Toren Vorsprung zufrieden gewesen, aber die Jungs haben sich reingekniet bis zum geht-nicht-mehr. Die 13-Tore-Führung war sicherlich verdient.

THW-Rückraumspieler Nenad Perunicic:
Schade, daß wir mit solch einer Mannschaft nur auf Platz sechs in der Meisterschaft stehen. Heute haben wir uns den Frust von der Seele gespielt. Ich werde mich jetzt weiter auf die sportliche Seite konzentrieren.
Lovcen-Trainer Jovedic:
Ich hatte schon aus Telefongesprächen gewußt, daß wir keine Chance gegen den THW - eine der drei Top-Mannschaften Europas - haben würden, das war mir vorher klar. Aber daß die Niederlage so hoch ausfallen würde, hat mich überrascht. Gratulation an Noka Serdarusic und Nenad Perunicic.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Nach den letzten Tagen und Wochen war mir nicht so klar, daß wir heute so hoch gewinnen würden. Schon auf der Rückfahrt aus Großwallstadt haben wir uns das erste Video von Lovcen Cetinje angesehen und mit der Vorbereitung begonnen. Die ganze Konzentration galt diesem Spiel.

Kompliment an meine Mannschaft und den Trainer, sie haben es geschafft, heute auf den Punkt konzentriert zu sein. Wir haben die Tür zum Halbfinale nun weit aufgestoßen, aber - wie die letzten Jahre manchmal zeigten, kann es schwer sein, hindurchzugehen. Deshalb werden wir nicht in Euphorie verfallen, sondern konzentriert weiterarbeiten und ich hoffe, daß wir das Halbfinale erreichen.


TV-Tip:

  • TV: N3: So., 22.00, Sport3: Kurzbericht zum Spiel

Champions League, Viertelfinale, Hinspiel: 24.02.01, Sa., 15.00: THW Kiel - Lovcen Cetinje (YUG): 35:22 (16:10)

Logo THW Kiel:
Geerken (11.-60.), Ege (1.-11.); Wislander (3), Ernelind (4), Jacobsen (9), Schwenke, Bjerre (1), Perunicic (10), Petersen, Lövgren (6/1), Scheffler (n.e.), Olsson (2); Trainer: Serdarusic
Logo Lovcen Cetinje (YUG Flagge YUG):
Puljezevic (1.-30., 46.-60.), Stojinovic (31.-46.); Djurkovic, Dobrkovic (2), Datkasvili (2), Djukanovic (4), Nikoveic, Vucicevic (5), Vujovic, Kapisoda (6/4), Cutura (3), Curlevski; Trainer: Milosevic
Schiedsrichter:
Oie / Högsnes (Norwegen)
Zeitstrafen:
THW: 3 (dreimal Petersen);
Cetinje: 4 (dreimal Kapisoda, Dobkrovic)
Rote Karten:
THW: Petersen nach dritter Zeitstrafe (58.);
Cetinje: Nikoveic nach groben Foulspiel gegen Petersen (39.), Kapisoda nach dritter Zeitstrafe (56.)
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Lövgren an die Latte);
Cetinje: 4/4
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2, 2:3, 3:3, 3:5, 7:5, 7:6, 8:6, 8:7, 9:7, 9:8, 11:8, 11:9, 13:9, 13:10, 16:10;
2. Hz.: 18:10, 18:12, 19:12, 19:14, 20:14, 20:15, 23:15, 23:17, 26:17, 26:18, 27:18, 27:19, 29:19, 29:20, 31:20, 31:21, 33:21, 33:22, 35:22
Zuschauer:
ca. 6800 (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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