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05./06.12.2001 - Letzte Aktualisierung: 06.12.2001 Bundesliga

THW verliert dramatischen Handballkrimi gegen Essen in letzter Sekunde

18 Tore von Lozano und Olsson reichten nicht - Michel besorgt mit einem Freiwurf den Siegtreffer für Essen

Bundesliga, 15. Spieltag: 05.12.2001, Mi., 20.30: THW Kiel - TUSEM Essen: 32:33 (17:16)
Update #4

News zu Johan Pettersson...

"Mit Essen spielt man nicht."
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Einen Tag vor Nikolaus hat der TUSEM Essen beim THW mit einem 33:32 (16:17)-Sieg zwei "Big Points" eingefahren. Wer aber für die zwei Punkte im Nikolausstrumpf verantwortlich ist, bleibt zu klären. Waren es die Essener selbst, die - ebenso wie der THW - eine starke Leistung zeigten? War es der THW, der durch einen nach Schlußpfiff noch auszuführenden Freiwurf den Siegtreffer einstecken mußte? Waren es die Schiedsrichter Heinz / Hock, die nach Meinung vieler Zuschauer den THW benachteiligten? Festzuhalten bleibt jedenfalls, daß die Fans und die TV-Zuschauer eine fantastische, schnelle Handballpartie mit einem glücklichen Sieger Essen gesehen haben.
Der THW begann in der Offensive stark, Stefan Lövgren markierte mit tollen Rückraumwürfen zum 1:0, 2:1 und 3:2 die ersten drei Treffer für die Zebras, Essen hielt mit Toren von Dragunski, Velykky und Skjaervold dagegen. Nach fünf Minuten stand es 3:3 in einer schon in der Anfangsphase sehr schnellen Partie.

Auch in der Folge kamen die Hausherren zunächst hauptsächlich durch Rückraumwürfe zu Toren - Lozano und Olsson drehten mit ihren Krachern einen 4:5-Rückstand (8.) in eine 10:7-Führung (15.) um, Essen glich durch Treffer von der Kreislinie binnen vier Minuten auf 10:10 aus. Zwar ging der THW noch einmal mit 12:10 in Führung, doch ein deutlicherer Vorsprung wollte nicht mehr herausspringen. TUSEM blieb dran, egalisierte zum 12:12 (23.), der THW ging wieder in Führung, Essen zog nach.

Als der Essener Krebietke beim Stand von 16:14 (27.) für den THW durch Stürmerfoul den Ball verlor, gerieten die Unparteiischen Heinz / Hock erstmals ins Kreuzfeuer der Fans. Der THW wollte im Gegenzug um ein weiteres Tor erhöhen, doch plötzlich der Pfiff des Schiedsrichtergespannes, das bei den THW-Verantwortlichen aus den letzten Partien gegen Essen sowieso nicht in guter Erinnerung sein dürfte, und es gab Auszeit für den TUSEM - scheinbar hatten Heinz / Hock die grüne Essener Karte übersehen, das Kampfgericht jedoch nicht. Nach Wiederanpfiff waren zum Ärger Publikums dann natürlich die Gäste im Ballbesitz, der Vorteil des THW dahin. Statt einer 17:14-Führung für den THW glich der TUSEM durch Velykky und Michel zum 16:16 aus. Staffan Olsson, der in der ersten Halbzeit sechs(!) Tore erzielte, besorgte fünf Sekunden vor der Pausensirene mit einem Gewaltwurf den 17:16-Halbzeitstand.

Spielszene.
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Auch eine 20:17-Führung (34.) zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte der THW nicht lange halten. Essen kam durch den achten(!) Siebenmeter, den Johannesson sicher verwandelte, auf 21:22 (37.) heran. Zwar legte der THW weiter vor, doch Essen schaffte immer wieder den Ausgleich (23:23, 39.; 25:25, 42.). Die rote Karte gegen Essens Kreisläufer Mark Dragunski in der 42. Minute nach dritter Zeitstrafe (seine ersten zwei Strafzeiten hatte der 2,14 Meter große Nationalspieler schon in der ersten Halbzeit absitzen müssen) schwächte den TUSEM wider Erwarten nicht entscheidend. Stattdessen gelang durch Volker Michel in der 47. Minute mit seinem Rückraumtreffer zum 27:26 die erste Führung.

Nun waren es die Zebras, die den Gästen hinterherrannten. Demetrio Lozano glich zweimal aus (27:27, 47.; 28:28, 50.), aber Essen blieb cool und führte auch nach 53 Minuten noch mit einem Tor (30:29). Als TUSEM-Kapitän Patrekur Johannesson nacheinander zwei Fehlpässe fabrizierte und Velykky zudem noch eine Zeitstrafe erhielt, konnte der THW die Führung zurückerkämpfen. Nikolaj Jacobsen, der immer noch verletzungsbedingt gehandicapt ist, erzielte mit seinem einzigen Tor das 31:30. Essen nahm erneut eine Auszeit.

Nach Wiederanpfiff glich Oleg Velykky zum 31:31 (57.) aus, Lozano stellte mit einem grandiosen Rückraumtreffer zum 32:31 wieder die THW-Führung her. Im Gegenzug erhielt TUSEM dann einen weiteren Strafwurf (den neunten). Velykky scheiterte zum zweiten Mal an Henning Fritz, doch Petersen konnte den Abpraller nicht unter Kontrolle bringen und der Ukrainer versenkte den Nachwurf sicher zum 32:32 (58.). Nachdem Staffan Olsson kurz vor dem Ende am TUSEM-Tor vorbei warf, spielte Essen die verbleibenden 90 Sekunden (zeitspielverdächtig lange) aus, doch Heinz / Hock ließen die Gäste gewähren, die mit der Schlußsirene zu einem Freiwurf kamen, der noch auszuführen war.

Diskussionen auf dem Spielfeld um den Schützen im Essener Pulk und die Stellung der THW-Deckung folgten. Dann endlich schloß Essen ab und Volker Michel traf zum nicht für möglich gehaltenen 33:32-Siegtreffer. Entsetzen bei den THW-Fans. Ob das Tor regelgerecht zustande kam, was viele Handballexperten in der Ostseehalle bezweifelten, bleibt eine philosophische Frage. Schon zuvor war das Schiedsrichtergespann dem THW nicht sonderlich gewogen, als sie Essener Stürmerfouls mehrfach ignorierten und Kieler Schrittfehler sahen, wo keine waren. Fest steht jedoch, daß Essen mit dem Sieg zwei "Big Points" gemacht hat und mit diesem Sieg sicherlich zu den ganz großen Meisterschaftsfasvoriten gerechnet werden muß.

Den Diskussionen folgte Michels Siegtreffer und Essener Jubel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Den Diskussionen folgte Michels Siegtreffer und Essener Jubel.

Beste Werfer für den THW waren Staffan Olsson und Demetrio Lozano mit jeweils neun Toren, für Essen war Velykyy mit 10/5 Treffern am erfolgreichsten.

Pettersson wieder auf dem Damm und an Bord

Liebesgrüße nach Schweden...
Liebesgrüße nach Schweden...
Johan Pettersson geht es von Tag zu Tag besser. Heute abend reiste der THW-Rechtsaußen per Fähre nach Schweden, um dort vor dem Wochenende kieferchirurgisch behandelt zu werden. Der THW hofft, daß Johan in eineinhalb Wochen wieder mit dem Training beginnen kann und in Nordhorn am 19.12. wieder zu einem ersten Einsatz kommt.

Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, TUSEM-Trainer Chevtsov, TUSEMs sportlichr Leiter Schmitz.
Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, TUSEM-Trainer Chevtsov, TUSEMs sportlichr Leiter Schmitz.
TUSEM-Trainer Iouri Chevtsov:
Iouri Chevtsov: "Ich bin sehr glücklich."
Iouri Chevtsov: "Ich bin sehr glücklich."
Ich bin sehr glücklich, hier gewonnen zu haben. Jeder weiß, wie schwer es ist, in Kiel zu gewinnen. Ein großes Kompliment an meine Mannschaft.

Durch die Angriffsleistung beider Mannschaften sahen die Zuschauer viele Tore. Meine Mannschaft hat eine gute Moral bewiesen, bis zum Ende gekämpft und an den Sieg geglaubt. Am Ende war es ein glücklicher, aber verdienter und erkämpfter Sieg.


THW-Trainer Noka Serdarusic:
Noka Serdarusic: "Wir hatten heute kein Glück".
Noka Serdarusic: "Wir hatten heute kein Glück".
Ich bin ziemlich einverstanden mit dem, was Iouri gesagt hat. Wir haben ein temporeiches, schönes Handballspiel gesehen. Beide Mannschaften hatten mehr Probleme in der Deckung als im Angriff.

Ich habe vorher schon gesagt, das schnelle Spiel der Essener liegt uns nicht. Ich wußte, daß es ein schwieriges Spiel werden würde. Trotzdem habe ich an den Sieg geglaubt. In der 60. Minute hatte ich dann gehofft, zumindest einen Punkt zu holen, aber wir hatten heute kein Glück, auch nicht in der letzten Sekunde.

[Frage: Kann man so ein Tor in der letzten Sekunde durch Freiwurf nicht verhindern?]
Wenn die Jungs im Block bleiben, geht kein Ball durch. Aber dies war kein Tor, was anerkannt werden muß. Drei Essener Spieler haben den Neun-Meter-Kreis betreten, bevor der Wurf erfolgte. Das ist kein regelgerechtes Tor, das muß abgepfiffen werden...

THW-Manager Uwe Schwenker:
Uwe Schwenker: "Das Spiel wurde durch Kleinigkeiten entschieden."
Uwe Schwenker: "Das Spiel wurde durch Kleinigkeiten entschieden."
Glückwunsch und Kompliment an Essen. Wir wußten im Vorfeld, daß das Spiel schwer werden würde. Essen ist nun der Meisterschaftsfavorit Nummer eins. TUSEM hat bisher eine sehr starke Angriffsleistung gezeigt und nur Minuspunkte bei den Spitzenteams kassiert. Heute waren das zwei "big points" für Essen. Weiter Vorteil für TUSEM ist sicherlich, daß man diese Saison nicht im Europapokal antreten muß.

Wir haben heute ein begeisterndes Handballspiel gesehen, in dessen Zentrum die Angriffsformationen standen. Der Handbal hat heute gesiegt, auch wenn die Kieler Zuschauer nun vielleicht ein bißchen traurig sind. Ein Unentschieden wäre möglicherweise gerechtfertigt gewesen. Die letzte finale Situation war etwas unglücklich.

Das Spiel wurde durch Kleinigkeiten entschieden. Ein, zwei Kleinigkeiten der Schiedsrichter, ein, zwei kleine Fehler bei uns.

Dennoch, wir schauen nach vorn. Ich bin mir sicher, daß beide Mannschaften bis zum Ende der Saison oben dabei sein werden.

Wir haben nun eine Woche Pause, die uns ganz gut tun wird. Danach haben wir dann das Pokalspiel gegen Kornwestheim in Bad Segeberg, die zwei Spiele gegen Dinamo Bukarest - die Doppelveranstaltung mit dem Spiel TSV Altenholz gegen TuS Spenge vor unserem Spiel gegen die Rumänen wird Zuschauerrekord für die zweite Liga bedeuten. Dann erwarten uns drei schwere Bundesligapartien gegen Nordhorn, Flensburg und Wallau.

[Zu Johan Pettersson]:
Johan auf einem gutem Weg. Er ist momentan auf der Fähre zu einem Kieferchirurgen nach Schweden. Wir hoffen, ihn in vierzehn Tagen in Nordhorn einsetzen zu können.

TUSEMs sportlicher Leiter HaDe Schmitz:
HaDe Schmitz: Glücklicher Sieg.
HaDe Schmitz: Glücklicher Sieg.
[Frage: Sind Sie nun Meisterschaftsfavorit?]
Unser Ziel lautet das Erreichen eines Europapokalplatzes. Aber heute waren es sicherlich "big points". Zusammen mit Lemgo und Kiel gehören auch wir zu den Favoriten, weiter auch Flensburg. Zudem muß man sehen, ob nicht auch noch Magdeburg zurückkommt.

Wir haben in Magdeburg schlechter gespielt als heute. Mit der heute gezeigten Leistung gehören wir in die absolute Spitze, das macht mich sehr stolz, Kompliment an die Mannschaft.

Der Sieg war glücklich.

TUSEM-Spieler Volker Michel:
Das in Kiel zu schaffen, ist etwas ganz besonderes
THW-Kapitän Stefan Lövgren:
Ich bin der Meinung, daß wir heute gegen die bisher beste Mannschaft in der Liga gespielt haben.

15. Spieltag: 05.12.01, Mi., 20.30: THW Kiel - TUSEM Essen: 32:33 (17:16)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-39.), Andersson (39.-60.); Wislander (4), Jacobsen (1), Bjerre (n.e.), Lozano (9), Petersen, Lövgren (7/4), Schmidt (2), Scheffler, Fis, Olsson (9); Trainer Serdarusic
Logo TUSEM Essen:
Hannawald (1.-26., 31.-38.), Zereicke (26.-30., 31.-38.); Velykky (10/5), Dragunski (5), Fina (n.e.), Johannesson (5/2), Skjaervold (3), Michel (5), Lauritzen, Sigurdsson (1), Torgowanow (1), Krebietke (3); Trainer: Chevtsov
Schiedsrichter:
Heinz / Hock (Waiblingen)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Schmidt);
Essen: 5 (Velykky, dreimal Dragunski, Johannesson)
Rote Karte:
Essen: Dragunski nach dritter Zeitstrafe (42.)
Siebenmeter:
THW: 3/2 (Jacobsen scheitert an Hannawald);
Essen: 9/7 (Velykky scheitert zweimal an Fritz)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3, 4:5, 6:5, 6:6, 8:6, 8:7, 10:7, 10:10, 12:10, 12:12, 13:12, 13:13, 14:13, 14:14, 16:14, 16:16, 17:16;
2. Hz.: 17:17, 20:17, 20:18, 21:18, 21:19, 22:19, 22:21, 23:21, 23:23, 24:23, 24:24, 25:24, 25:25, 26:25, 26:27, 27:27, 27:28, 28:28, 28:29, 29:29, 29:30, 31:30, 31:31, 32:31, 32:33
Zuschauer:
9730 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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