Der THW hat nach tollem Spiel in der ersten Halbzeit und großem Kampf in der zweiten
Hälfte beim SC Magdeburg in der Bördelandhalle knapp mit 25:27 (16:13) verloren.
SCM-Linksaußen Stefan Kretzschmar, der wegen seiner Jochbeinverletzung passen mußte und stattdessen
für das DSF Co-Kommentator war, hatte es schon vor dem Spiel gesehen:
"Die Kieler waren beim Warmmachen sehr konzentriert, die haben sich hier viel vorgenommen."
Und danach sah's in den ersten Minuten auch aus:
Nach dem 1:0 durch Stefansson waren nur noch die Gäste am Drücker:
Olsson,
Pettersson,
Wislander und
Lozano trafen zur 4:1-Führung (6.),
während auf der Gegenseite der Star-Rückraum des SCM - bestehend aus
Perunicic und Stefansson - vergab oder den Ball verlor.
SCM-Trainer
Gislason nahm schon nach fünf Minuten eine Auszeit.
Gerade
Nenad Perunicic wirkte gegen seine ehemalige Mannschaft
übermotiviert, verhaspelte sich in Einzelaktionen und brachte das Magdeburger Spiel
merkbar zum Stocken. Der THW dagegen war hellwach, stand in der Deckung sicher und nutzte
vorne seine Chancen mit "einer unglaublichen Effektivität", so Co-Kommentator "Kretzsche".
7:3 führte der THW nach neun Minuten in der Bördelandhalle, die 8000 Zuschauer waren merklich
ruhiger geworden. Auch nach 17 Minuten führte der THW noch mit vier Toren,
erst dann gelang
Perunicic mit dem 7:10 sein erster Treffer,
doch THW-Kapitän
Lövgren stellte im Gegenzug den alten Abstand wieder
her. Stark auf die Leistung von
Staffan Olsson, der als Anspieler und
Vollstrecker gleichermaßen glänzte und auch noch den überschäumenden Vorwärtsdrang seines ehemaligen
Mannschaftskollegen
Nenad Perunicic einbremste.
Wie heiß Perunicic war, verdeutlichte sich dann in der 28. Minute,
als der Montenegriner eine umstrittene Zeitstrafe erhalten hatte und wegen Reklamierens
nach neuer Regel sofort die zweite Zeitstrafe erhielt. Nachdem Magdeburg dennoch auf
12:14 (29.) verkürzte hatte, trafen Lövgren (der wie
Olsson in der ersten Halbzeit bei vier Würfen viermal traf) und
Lozano zur 16:12-Führung (30.). Stefansson verkürzte per
Strafwurf zwei Sekunden vor dem Halbzeitgang auf 13:16.
Nachdem der Isländer auch den ersten Treffer in Halbzeit zwei erzielt hatte und
Lozano im Gegenzug zum 17:14 (34.) erhöhte, brach der THW
ein. Magdeburg stand in der Deckung nun wesentlich aggressiver und härter
(Kretzschmar: "Gegen Kiel muß man überhart spielen"). Zudem schied
Henning Fritz aus, nachdem SCM-Kreisläufer Gueric Kervadec
per Gegenstoß zum 15:17 (36.) verkürzt hatte und dabei seinen ehemaligen Mannschaftskameraden
voll erwischte. Glück im Unglück, daß zumindest
Mattias Andersson
wieder auf die Beine kam, als Bennet Wiegert den Schweden rammte.
Obwohl die Hausherren, die nun eine sehr harte Gangart fuhren,
nach Zeitstrafe gegen Abati in Unterzahl waren, schafften sie
innerhalb von vier Minuten die 18:17-Führung (40.), der THW vergab nun einfach zu viele Chancen,
verlor zu oft den Ball. Der amtierende Meister konnte sogar auf 19:17 (42.) erhöhen, doch
die Zebras rappelten sich noch einmal auf, Demetrio Lozano beendete
eine zehn Minuten andauernde Torflaute mit seinem Anschlußtreffer zum
18:19, danach glich der THW zum 19:19 (46.) und 20:20 (47.) aus.
Nachdem Olsson sogar das 21:20 (48.) erzielen konnte, schaffte
Perunicic mit seinem dritten Treffer bei zehn Versuchen
das 21:21 (48.).
|
Traf zehn Mal:
Olafur Stefansson.
©
SCM |
Doch noch legte der THW weiter vor (22:21, 50.; 23:22, 52.; 24:23, 53.; 25:24, 56.),
aber entscheidend absetzen konnte man sich nicht mehr. Nachdem
Lövgren
und Stiebler nach einer Rangelei am Kreis beide eine Zeitstrafe absitzen mußten, trat Olafur Stefansson
gegen seinen ehemaligenm Mannschaftskameraden
Fritz zum Strafwurf an - und vergab.
Doch es war der Isländer, der kurz darauf mit seinen Treffern neun und zehn zum 25:25 (58.) und 26:25 (59.)
den Grundstein für den SCM-Sieg legte.
Der THW versuchte ein letztes Mal, wenigstens einen Punkt aus der Bördelandhalle mitzunehmen,
doch die SCM-Deckung überstand mit teilweise überzogener Härte (Ellenbogencheck von Stiebler
an
Preiß) den letzten Angriff der Zebras.
Mit der Schlußsirene markierte Sven Liesegang dann sogar das 27:25.
Bester Werfer auf Seiten des SCM war Stefansson (10/5),
für den THW trafen Lozano und
Lövgren am besten.
Stimmen zum Spiel:
Das war ein hartes Stück Arbeit. In der ersten Halbzeit sah es aus, als hätten
wir keine Chance. Kiel war in allen Belangen überlegen.
Wir durften von Glück sagen, daß wir da nicht schon aussichtslos zurücklagen.
Wir haben das Spiel mit einer tollen
Moral umgebogen. Riesiges Kompliment an meine Mannschaft. Wir können noch einmal angreifen im
Titelrennen, sind aber darauf angewiesen, dass die anderen den Favoriten Punkte abnehmen.
Erst am Ende wird abgerechnet.
[Zur zweiten Halbzeit:]
Wir haben da endlich die Aggressivität gehabt, die man braucht, um gegen Kiel zu bestehen.
Die erste Halbzeit war sehr gut, 20 Minuten davon sogar fehlerlos.
Wir haben nach dem Wechsel nie unseren Rhythmus gefunden.
Unsere Außen haben gar nichts bewegt.
Das war eine vermeidbare Niederlage. Wir wussten vorher, dass wir gute Chancen haben würden,
in Magdeburg zu gewinnen. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, haben Magdeburg beherrscht.
Entschieden wurde die Partie aber nach der Pause. Magdeburg ist über die kämpferische Leistung
ins Spiel zurückgekommen. Bei dem Restprogramm sind wir nun sicher nicht die Favoriten auf den Titel.
Lemgo und Essen haben es wesentlich leichter.
- SC Magdeburg:
-
Gaudin (10.-60.),
Agerschou (1.-10.);
Wiegert (3),
Schöne,
Stefansson (10/5),
Kervadec (4),
Perunicic (4),
Liesegang (2),
Stiebler,
Abati (1),
Kuleschow (3),
Mäuer;
Trainer: Gislason
- THW Kiel:
-
Fritz (1.-36.),
Andersson (36.-60.);
Wislander (3),
Preiß (1),
Pettersson (2),
Bjerre (1),
Lozano (6),
Petersen,
Lövgren (6/1),
Scheffler,
Fis (1),
Olsson (5);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Damian (Bingen) / Wenz (Mainz)
- Zeitstrafen:
-
SC Magdeburg: 5 (zweimal Perunicic,
Stiebler, zweimal Abati);
THW: 4 Wislander,
Petersen, Lövgren,
Olsson)
- Siebenmeter:
-
SC Magdeburg: 6/5 (Stefansson scheitert an Fritz);
THW: 1/1
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:4, 2:4, 2:5, 3:5, 3:7, 4:7, 4:8, 5:8, 5:9, 6:9, 6:10, 7:10, 7:11, 8:11,
8:12, 9:12, 9:13, 10:13, 10:14, 12:14, 12:16, 13:16;
2. Hz.: 14:16, 14:17, 19:17, 19:19, 20:19, 20:21, 21:21, 21:22, 22:22, 22:23, 23:23,
23:24, 24:24, 24:25, 27:25
- Zuschauer:
-
7760 (ausverkauft) (Bördelandhalle, Magdeburg)