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04.03.2003 Champions League

Kieler Nachrichten: THW stellt sich auf enges Rückspiel ein

Wie ein Mammutbaum im Reservat

Slowenen sind freundliche Menschen, sie sind hilfsbereit und kontaktfreudig. Auch können sie Deutsche gut leiden. Die Bundesrepublik ist wichtigster Handelspartner des jungen Balkanstaates, und viele Menschen sprechen neben Englisch ein ausgezeichnetes Deutsch. Das mag an der Grenzlage zu Österreich liegen. Der THW Kiel und seine rund 20-köpfige Begleitung bekamen all diese Vorzüge beim Viertelfinal-Hinspiel der Champions League am Sonntag bei Sloweniens Titelträger Prule 67 Ljubljana hautnah zu spüren. Schon beim Einlaufen in der mit 5000 Zuschauern nahezu ausverkauften Tivoli-Halle wurden Kapitän Stefan Lövgren und seine Mitspieler mit herzlichem Beifall empfangen, jeder Kieler Spieler wurde einzeln vorgestellt und beklatscht, außerdem begrüßte der Hallensprecher die anwesenden THW-Fans in gutem Deutsch und wünschte der Mannschaft viel Erfolg.
Die Zebras nahmen die Wünsche wörtlich. Mit dem 33:33 (15:16)-Unentschieden stieß der THW das Tor zum Halbfinale weit auf. Im Rückspiel am kommenden Sonntag in der Ostseehalle genügt den Kielern schon ein Sieg mit einem Tor Differenz. Selbst bei einem Unentschieden unter 33 Toren hätte der deutsche Handballmeister den Sprung unter die letzten Vier der europäischen Königsklasse geschafft.

Möglich machte es die geschlossene Mannschaftsleistung und das über weite Strecken emotionsarm vorgetragene Spiel der Gastgeber. Sloweniens Meister kam nie richtig ins Rollen. Das lag auch daran, weil der THW nur wenige Fehler produzierte und in Staffan Olsson einen Spieler in seinen Reihen hatte, den nichts aus der Ruhe brachte. Wie ein Mammutbaum aus einem Naturschutz-Reservat. Immer wenn es brenzlig zu werden drohte, war der Noch-38-Jährige zur Stelle: Mit Toren, Anspielen oder Übersicht. Olsson erstickte jeden Versuch der Gastgeber, Feuer ins Spiel zu bringen. Ein großer Auftritt des Schweden. So etwas gelingt ihm zwar nicht immer, aber erst wenn der Linkshänder am Saisonende das THW-Trikot auszieht und in seine Heimat zurückkehrt, wird zu spüren sein, welche Lücke er in Kiel hinterlässt.

Er hätte Prule leidenschaftlicher erwartet, zeigte sich später auch THW-Manager Uwe Schwenker überrascht. Wohl wahr. Die slowakischen Unparteiischen Rancik/ Beno kamen in der fairen Partie mit jeweils zwei Zeitstrafen aus. Ljubljana erlebte ein Viertelfinale mit Freundschaftsspielcharakter. Als Freifahrtschein für das Halbfinale bewertet Noka Serdarusic den wichtigen Teilerfolg indes nicht. Man solle sich nicht blenden lassen. Prule sei vom Potenzial her in der Lage, den Spieß umzudrehen. "Die haben nicht wirklich gezeigt, was in ihnen steckt", warnt der THW-Trainer. "Wir müssen uns im Rückspiel auf eine ganz enge Partie einstellen."

Leistung und Ergebnis dürften sich auch auf die Kartennachfrage auswirken. Bis gestern waren rund 6000 abgesetzt. Uwe Schwenker hat verfügt, auch den vierten Rang zu öffnen und Tickets für alle Ostseehallenplätze zu verkaufen. Angepfiffen wird das Spiel übrigens doch wie vorgesehen um 16 Uhr. Eine beabsichtigte Verlegung auf 16.15 Uhr beschied die Europäische Handball Föderation mit einem klaren Nein. Hintergrund seien die Fernsehrechte. Kroatien und Slowenien übertragen live und bestehen auf vorher fest gelegte Terminvereinbarungen.


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