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14./15.03.2004 - Letzte Aktualisierung: 15.03.2004 EHF-Pokal

EHF-Pokal: THW verliert Hinspiel in Astrachan mit drei Toren

EHF-Pokal, Halbfinale, Hinspiel: 14.03.2004, So., 14.00: Lukoil-Dynamo Astrachan (RUS) - THW Kiel: 28:25 (12:14)
Update #6 Fotos, Stimmen und Spielbericht der KN ergänzt...

Vertrat den erkrankten Marcus Ahlm und traf sechs Mal: Sebastian Preiß.
Klicken Sie für weitere Infos! Vertrat den erkrankten Marcus Ahlm und traf sechs Mal: Sebastian Preiß.
Das russische Spitzenteam Lukoil-Dynamo Astrachan war der erwartet schwere Gegner, bei dem der THW das Hinspiel im Halbfinale des EHF-Pokals mit 25:28 (14:12) verloren hat. Mit diesem Ergebnis ist für die Zebras allerdings noch nichts verloren, drei Tore können im Rückspiel am kommenden Sonntag (15 Uhr) in der Ostseehalle aufgeholt werden.
Der THW musste mit einer erheblichen Hypothek in Astrachan antreten: Kreisläufer Marcus Ahlm, der auch für den Mittelblock eminent wichtig ist, fiel mit einem grippalen Infekt aus. Doch auch die russischen Gastgeber waren personell belastet: Ihr Topscorer, der Halblinke Georgij Zaikin, musste verletzungsbedingt passen.

Die Spartak-Sporthalle in Astrachan war zum Anpfiff mehr als gefüllt. Nachdem die Karteninhaber eingelassen worden waren, durften auch Fans ohne Karten, die in Schlangen vor der Halle standen, die 1500 Zuschauer fassende Mehrzweckhalle auffüllen, die dann auch fast aus allen Nähten platzte.

Bis zum 3:3 (7.) war die Partie nach THW-Treffern von Wagner (2) und Boquist ausgeglichen, dann nutzten die Zebras sechs schwache Minuten der Dynamo-Abwehr und zogen durch Tore von Lövgren, Zeitz, Preiß (2) und Pettersson auf 8:3 (13.) davon. Alexei Ptscheljakov zog mit einer Auszeit die Notbremse.

Nach Wiederanpfiff präsentierte sich dann das Team des Dynamo-Coaches verbessert und schaffte bis zur 22. Minute den 9:9-Ausgleich. Nun war es Noka Serdarusic, der die grüne Karte zog. Nach dem Timeout brachten je zwei Tore von Preiß und Zeitz die Kieler mit 13:10 (27.) in Führung. Mit einem 14:12-Vorsprung ging der THW in die Kabine.

Im zweiten Durchgang gelang Astrachan in Überzahl schnell der 14:14-Ausgleich (34.). In der Folge legten die Zebras nun vor, Astrachan zog nach. 16:16 (39.) und 18:18 (42.) lauteten die Stationen. Inzwischen hatte Henning Fritz (9 Paraden bis zur 40. Minute) seinem schwedischen Partner Mattias Andersson Platz machen müssen.

Bis zur 46. Minute konnten sich die Hausherren, die sich nun in der Deckung deutlich verbessert zeigten und einen immer stärker werdenen Keeper Michail Izmailov hinter sich hatten, auf 22:19 absetzen, doch nach einer Zeitstrafe gegen Dynamo verkürzte der THW auf 21:22 (48.). Bis zur 55. Minute (25:24 für Dynamo) blieb die Partie eng, dann scheiterte der THW einige Male und die Männer vom Kaspischen Meer konnten sich - mit einem lautstarken Publikum im Rücken - auf 27:24 (58.) absetzen. Nachdem der Spielmacher von Dynamo, Nationalspieler Alexandr Gorbatikov, mit seinem fünften Treffer das 28:25 erzielt hatte (60.), nahm der THW noch einmal eine Auszeit, konnte aber in den verbleibenden 25 Sekunden das Ergebnis nicht mehr verbessern.

Noka Serdarusic zeigte sich nach dem Spiel angesäuert von der Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit: "Nach der Führung dachte die Mannschaft wohl, das Spiel wäre ein Selbstgänger" (siehe Stimmen).

Erfolgreichste Torschützen beim THW waren Sebastian Preiß (6), Christian Zeitz (5) und Stefan Lövgren (5/3). Bei Astrachan waren Alexandr Gorbatikov (RM), Anton Rubizov (Kreis) und Alexei Kainarov (LA) mit jeweils fünf Toren am erfolgreichsten.

Lesen Sie auch das Live-Ticker-Protokoll...

In der zweiten Begegnung des Halbfinales des EHF-Pokals trennten sich Dinamo Bukarest (ROM) und BM Altea (ESP) mit 30:30 (11:12).

So spielten die anderen deutschen EC-Teilnehmer

Im Halbfinale der Champions League gewann Flensburg das Hinspiel gegen Magdeburg mit 30:20 (15:11) (Rückspiel, So., 21.3., 15.10, live in der ARD). Im zweiten Spiel verlor B.M. Ciudad Real (ESP) in eigener Halle gegen Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 35:36 (14:18) (Rückspiel 20.3., 17.00).

Im Europapokal der Pokalsieger schlug TUSEM Essen am Sonntag Portland San Antonio (ESP) 27:25 (13:12). Das Rückspiel findet am Sa., den 20.3., um 17.15 in Spanien statt.

 

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben gut angefangen, ziemlich gut und variabel im Angriff gespielt, daher kam dieses Ergebnis zur Halbzeit zustande.

In der zweiten Halbzeit war Dynamo deutlich besser, zudem erlaubten die Schiedsrichter dem Dynamo-Kreisläufer alles. Wir konnten das nicht stoppen, da hat Marcus Ahlm absolut gefehlt. Zudem spielten wir mit wenig Druck nach vorne. Für Lövgren und Zeitz hatte ich keine Alternativen, Boquist ging nicht dorthin, wo es weh tut, Pettersson hatte eine ganz schlechte Phase. Dadurch ging Dynamo in Führung.

Nachdem wir zu Beginn so leicht in Führung gingen, dachte die Mannschaft wohl, das ist ein Selbstgänger, und dann hatte man am Ende keine Möglichkeit mehr, gegenzuhalten.

Sebastian Preiß hat vorne sehr gut gespielt und Ahlm ersetzt, aber hinten fehlte Marcus an allen Ecken und Enden.

Vom Rückspiel erwarte ich, dass wir weiter kommen. Aber: Die Russen können Handball spielen, locker im Vorbeigehen schaffen wir es nicht.

THW-Kapitän Stefan Lövgren:
Es war ein schweres Spiel. Durch die Spielweise der Russen standen wir sehr lange in der Abwehr, das machte uns zum Schluss alle sehr müde.

Von den Außen der Russen kam heute nicht viel, dort haben sie noch Potenzial für den kommenden Sonntag.

Sebastian Preiß hat gut am Kreis gespielt, das hat mich sehr gefreut.

Es wird nächste Woche schwer, aber wenn wir beim Rückspiel konzentriert spielen, nicht zu viele Fahrkarten schießen und die Unterstützung unserer Halle haben, sollten wir es schaffen.


Kurzumfrage:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

EHF-Pokal, Halbfinale, Hinspiel: 14.03.04, So., 14.00: Lukoil-Dynamo Astrachan (RUS) - THW Kiel: 28:25 (12:14)

Logo Lukoil-Dynamo Astrachan (RUS Flagge RUS):
Krioschin (ein 7m, 0 Paraden), Izmailov (1.-60., 11 Paraden); Serikov, Kustjajev (2), Slaschtschjev (3/2), Schmajewski, Kainarov (5), Tschernov (4), Baschkin (n.e.), Rubizov (5), Pschenitschnij (n.e.), Moskalenko (4), Gorbatikov (5), Miagkov; Trainer: Ptscheljakov
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-40. und ein 7m, 9 Paraden), Andersson (40.-60., 7 Paraden); Preiß (6), Pettersson (3), Przybecki (n.e.), Lozano, Petersen, Lövgren (5/3), Wagner (4), Boquist (2), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Kamisevski / Nikolovski (MKD)
Zeitstrafen:
Astrachan: 2 (Kainarov (34.), Serikov (43.));
THW: 4 (Petersen (7.), Zeitz (29.), zweimal Boquist (33., 43.))
Siebenmeter:
Astrachan: 3/2 (Schlaschtschjev scheitert an Fritz (20.));
THW: 4/3 (Pettersson scheitert an Izmailov (28.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1 (3.), 2:3 (5.), 3:3 (7.), 3:8 (13.), 4:8, 4:9 (15.), 9:9 (23.), 9:10, 10:10 (25.), 10:13 (27.), 11:13, 11:14, 12:14;
2. Hz.: 14:14 (34.), 14:15, 15:15, 15:16, 16:16, 16:17, 17:17, 17:18 (41.), 20:18 (45.), 20:19, 22:19 (46.), 22:21 (48.), 23:21, 23:22 (51.), 24:22, 24:23, 25:23 (54.), 25:24 (55.), 27:24 (58.), 27:25, 28:25
Zuschauer:
1500 (ausverkauft) (Spartak-Sporthalle, Astrachan (RUS))

Live-Ticker-Protokoll:

Zeit Spiel-
minute
Spielstand
DYN-THW
Bemerkung
13:35 Endstand 28:25 Astrachan war der erwartet schwere Gegner. Dieses Ergebnis lässt dem THW für das Rückspiel am kommenden Sonntag, 15 Uhr, in der Ostseehalle dennoch alle Türen zum Erreichen des Finals offen.

Statistik folgt auf der Homepage ab ca. 13.45 Uhr, ein ausführlicher Bericht ab ca. 14.45 Uhr.

13:33 60. 28:25 Gorbatikov zum 28:25. Noch 25 Sekunden. Auszeit THW.
13:32 59. 27:25 noch 80 Sekunden, Astrachan im Angriff.
13:31 59. 27:25 Wagner verkürzt per Konter zum 25:27 (59.).
13:28 58. 27:24 Rubizov trifft zum 26:24 (54.), Gorbatikov erhöht auf 27:24 (58.).
13:25 55. 25:24 Lövgren per 7m gegen Krioschin (extra für den 7m drin) zum 24:25 (55.).
13:23 54. 25:23 Moskalenko zum 24:22 (52.), Konter von Pettersson zum 23:24 (54.). Nochmal Moskalenko zum 25:23 (54.).
13:20 51. 23:22 Zeitz verkürzt auf 22:23 (51.).
13:18 50. 23:21 Gorbatikov ist erfolgreich zum 23:21. Andersson in zehn Minuten bisher schon mit fünf Paraden.
13:10 48. 22:21 Tschernov zum 21:19 (46.). Kainarov erhöht auf 22:19 (46.). Zeitstrafe gegen Serikov (47.). Wagner trifft zum 20:22 (47.). Boquist mach das 21:22 (48.).
13:10 45. 20:19 Kustjajev macht das 20:18 (45.), Zeitz verkürzt auf 19:20 (45.).
13:10 43. 19:18 Zeitstrafe gegen Boquist (43.), den folgenden Siebenmeter verwandelt Schlaschschjev gegen Fritz (für den 7m im Tor) zum 19:18 (43.).
13:08 42. 18:18 Pettersson bringt den THW mit 18:17 in Führung (41.), aber wieder gleicht Dynamo aus: 18:18 durch Kustjajev (42.).
13:06 40. 17:17 Rubizov macht das 17:17 (40.). Nun kommt Andersson für Fritz ins Tor.
13:05 39. 16:17 Nocmal Preiß: 17:16 (39.).
13:05 39. 16:16 Tschernov egalisiert zum 16:16 (39.).
13:04 38. 15:16 Zeistrafe gegen Kainarov (34.). Lövgren verwandelt 7m gegen Izmailov zum 15:14 (38.). Kainarov gleicht aus zum 15:15 (38.). Preiß bringt den THW wieder mit 16:15 in Führung (38.).
13:00 34. 14:14 Zeitstrafe gegen Boquist (33.). Gorbatikov zum 13:14 (33.). Konter von Moskalenko zum 14:14 (34.).
12:42 Halbzeit 12:14 Tore bisher:
Astrachan: Kainarov (3), Rubizov (2), Moskalenko (2), Schlaschtschjev (2/1), Tschernov (2), Gorbatikov (1);
THW: Preiß (4), Zeitz (3), Lövgren (3/1), Wagner (2), Boquist (1), Pettersson (1);
Zeitstrafen: Astrachan: 0; THW: 2 (Petersen, Zeitz)
Siebenmeter: Astrachan: 2/1 (Fritz hält Schlaschtschjev); THW: 2/1 (Pettersson scheitert an Izmailov)
12:42 Halbzeit 12:14 Gorbatikov verkürzt zur Pause auf 12:14.
12:42 29. 11:14 Kainarov macht das 11:13 (29.). Zeitstrafe gegen Zeitz (29.). Auf der Gegenseite Siebenmeter für den THW, Lövgren macht gegen Izmailov das 14:11 (29.).
12:38 28. 10:13 Nochmal Zeitz zum 12:10 (26.). Preiß erhöht auf 13:10 (27.). Pettersson scheitert per 7m an Izmailov (28.).
12:34 25. 10:11 Zeitz trifft zum 11:10 (25.).
12:34 25. 10:10 Tschernov trifft von Rückraum Mitte zum 10:10 (25.)
12:34 24. 9:10 Preiß trifft vom Kreis (24.).
12:31 23. 9:9 Schlaschtschjev macht per Konter das 8:9 (22.), Moskalenko gleicht zum 9:9 (23.) aus. Auszeit THW.
12:26 20. 7:9 Kainarov (18.) und Tschernov (19.) verkürzen auf 7:9. Nun Siebenmeter gegen den THW, aber Fritz hält gegen Schlaschtschjev! Inzwischen ist Lozano für Boquist im Spiel.
12:24 16. 5:9 Rubizov macht das 4:8 (13.). Lövgren erhöht auf 9:4 (14.). Nochmal Rubizov: 5:9 (16.).
12:19 13. 3:8 Pettersson trifft zum 8:3 (13.). Auszeit Astrachan!
12:17 13. 3:7 Preiß trifft zweimal vom Kreis zum 7:3 (13.). Fritz schon vier Paraden.
12:15 9. 3:5 Nochmal Konter Wagner: 3:2 für den THW (5.). Moskalenko gleicht zum 3:3 (7.) aus. Lövgren macht das 4:3 (7.). Zeitstrafe Petersen (7.). Zeitz trifft zum 5:3 (9.).
12:09 3. 2:2 Boquist macht das 1:1 (3.), Kainarov trifft von LA zum 2:1 (3.). Wagner gleicht aus zum 2:2 per Konter (4.). Astrachans Deckung bisher sehr stark.
12:07 1. 1:0 Astrachan geht per 7m durch Schlaschtschjev in Führung.
12:17 -. --:-- Die Anfangsaufstellung des THW:
THW: Fritz, Preiß (A), Pettersson, Petersen (D), Lövgren, Wagner, Boquist, Zeitz;
12:05 -. --:-- Gleich ist Anpfiff. Dem Gast aus Kiel wird Salz und Brot überreicht.
12:05 -. --:-- Letzte Info: Zaikin ist verletzt, er kann definitiv nicht spielen.
11:57 -. --:-- Bei Astrachan fehlt also der sehr gefährliche Halblinke Georgij Zaikin - nicht unbedingt ein Nachteil. Die Halle ist proppenvoll, es müssten ca. 2000 Zuschauer sein...
Gleich geht's los...
11:57 -. --:-- Die Aufstellungen:
Astrachan: Krioschin, Izmailov; Valeri, Kustjajev, Slaschtschjev, Schmajewski, Kainarov, Tschernov, Baschkin, Rubizov, Pschenitschnij, Moskalenko, Gorbatikov; Trainer: Ptscheljakov
THW: Fritz, Andersson; Preiß, Pettersson, Przybecki, Lozano, Petersen, Lövgren, Wagner, Ahlm, Boquist, Zeitz; Trainer: Serdarusic
11:32 -. --:-- Die Schiedsrichter sind die Mazedonier Kamisevski / Nikolovski. Die Spartak-Sporthalle in Astrachan fasst 1500 Zuschauer. Die Halle wird definitiv komplett gefüllt sein, denn Dynamo wird zunächst alle Karteninhaber einlassen, und dann zum Spielbeginn den in Schlangen draußen wartenden Fans freien Eintritt gewähren. Schon jetzt ist die Halle - mit einem harten Betonboden - sehr laut. Marcus Ahlm wird definitiv nicht spielen können, aber Noka Serdarusic wird trotzdem mit einer 6:0-Deckung beginnen.
10:11 -. --:-- Schlechte Nachricht aus Astrachan: Marcus Ahlm wird möglicherweise nicht spielen können, er leidet unter einem grippalen Infekt.
10:11 -. --:-- In unserer Berichterstattung verlassen wir uns diesmal auf Welle Nord und unsere Berichterstatterin Gitta. NDR-Radio Welle Nord berichtet um ca. 12.00, 12.30, 13.00 und 13.30 in der Schlussphase).
10:11 -. --:-- Herzlich Willkommen zum Live-Ticker des EHF-Pokal-Spiels Lukoil-Dynamo Astrachan (RUS) - THW Kiel. Anwurf in der Spartak-Sporthalle in Astrachan ist um 12.00 Uhr MEZ. Einen ausführlichen Vorbericht gibt's unter http://www.thw-provinzial.de/thw/04031211.htm auf der Homepage.

Fotos vom Russland-Trip

THW-Fan Wolfram Kolossa war so freundlich und hat uns einige Fotos vom Russland-Trip zukommen lassen:

Klicken Sie auf ein kleines Vorschaubild, um die große Version zu sehen!

Einstieg in die gecharterte Tupolew. Überstanden! An der Wolga... Halbzeit in Astrachan.
Einstieg in die gecharterte Tupolew. Überstanden! An der Wolga... Halbzeit in Astrachan.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.
 

Spielszene. Letzte Chance vor dem Abpfiff.
Spielszene. Letzte Chance vor dem Abpfiff.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.
15.03.2004

© Wolfram Kolossa.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2004:

In der "Trommel" weichgeklopft

Bei der 25:28-Niederlage in Astrachan erreichte kein THW-Akteur Normalform - 9:4-Vorsprung verspielt
Astrachan - Mit einer 25:28 (14:12)-Niederlage gegen Lukoil-Dynamo Astrachan im Gepäck kehrte der Handball-Bundesligist THW Kiel gestern Abend aus Russland zurück. Damit ist vor dem Rückspiel im Halbfinale um den EHF-Cup (Sonntag, 15 Uhr, Ostseehalle) für Spannung gesorgt.

"Beide Mannschaften haben eine große Chance, das Finale zu erreichen", erkannte THW-Trainer Noka Serdarusic mit Blick auf die neu gemischten Karten.

Dabei sah es in der Spartak-Sporthalle lange nach einer klaren Angelegenheit für die Kieler aus, die nahtlos an ihren Rekordsieg (47:25) in Minden anknüpften. Bis zur 15. Minute spielten sich die Zebras einen soliden 9:4-Vorsprung heraus. Mit schnellen Fingern schnappten sich Klaus-Dieter Petersen & Co. die Anspiele auf Kreisläufer Anton Rubizov und vorne wurden die Angriffe ohne Hektik abgespult. Auch die Geräuschkulisse in der schlichten Mehrzweckhalle störte nicht. Halle? Betonboden mit Plastikfolie überzogen, Wände aus Glasbausteinen und ein Betondach drauf. Wer nicht weiß, wie sich ein Leben in einer Trommel anfühlt, sollte nach Astrachan reisen.

"Ich habe nichts gehört", meinte Stoiker Petersen, der sich den Mittelblock dieses Mal mit Martin Boquist teilte. Der leichenblasse Marcus Ahlm saß zwar auf der Bank, war mit sich und einer schweren Grippe aber ausreichend beschäftigt. Ebenfalls nicht zum Einsatz kam der erkältete Piotr Przybecki, der schon beim Warmlaufen nach Luft schnappte wie ein gestrandeter Fisch. "Ich hätte trotzdem spielen können." Sein Trainer war anderer Meinung und setzte auf den ebenfalls angeschlagenen Demetrio Lozano, der an einer Zerrung der Halswirbelsäule litt.

Mit zunehmender Spieldauer wurde die dünne Personaldecke zum Problem für die Kieler, die noch einen Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause retteten. Auch ohne ihre verletzte Wurfmaschine Georgij Zaikin machten die Russen 60 Minuten lang mächtig Dampf. Immer wieder hämmerte der Zwei-Meter-Riese Danil Tschernov den Kieler Torhütern Henning Fritz und Mattias Andersson die Bälle um die Ohren. Oder, Variante B, der starke Rubizov wühlte sich am Kreis durch. "Wenn das alles erlaubt ist, was der macht, brauchen wir keine Regeln mehr", schimpfte Serdarusic auf die mazedonischen Schiedsrichter Kamisevski/Nikolovski, die allerdings eine souveräne Leistung ablieferten.

"Gegen die Russen musst Du bei jedem Angriff eine Minute lang kämpfen", meinte Stefan Lövgren. "Irgendwann bist Du kaputt und machst Fehler." Zehn Minuten vor dem Abpfiff drohte die Partie gar aus dem Ruder zu laufen, als Astrachan erstmals mit drei Toren Vorsprung führte. Wer glaubte, der Geräuschpegel sollte nicht steigerungsfähig sein, lernte nun etwas hinzu. Angepeitscht von ihren Fans, die mit Megaphonen an der Seitenlinie auf und ab rannten, bekamen die Russen ihren Gegner immer besser in den Griff. Die Kieler spielten ohne Druck nach vorne, und wenn sie schließlich doch das Tor erreichten, warfen sie hastig und unkonzentriert vorbei.

"Keiner hatte Normalform", ärgerte sich auch Martin Boquist, der wie seine Nebenleute die Verantwortung immer wieder an Christian Zeitz weiterreichte. Der Linkshänder hatte mit dieser Rolle keine Probleme, benötigte aber für seine fünf Treffer auch reichlich Schießpulver. So blieb Sebastian Preiß bei der ersten THWNiederlage im neuen Jahr der einzige Lichtblick . Trotz starker Schmerzen in der Schulter schlängelte sich der 23-jährige Kreisläufer immer wieder aus der Umklammerung des hünenhaften Roman Serikov und warf in sieben Versuchen nur einmal daneben. "Das war mal wieder schön, selbst einen Beitrag leisten zu dürfen", freute sich Preiß, der im Schatten von Ahlm zuletzt wenig Licht sah. Ein Trost bleibt: Wer so schlecht spielt und trotzdem nur knapp verliert, hat noch alle Trümpfe in der Hand

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2004)

Zebra-Splitter

  • Freier Eintritt: Wer Dynamo-Lukoil Astrachan im russischen Handball-Alltag sehen will, zahlt nichts dafür. Eintritt nimmt der Klub nur im EHF-Pokal. So kostete ein Ticket für die Partie gegen den THW für einen Einheimischen rund 25 Rubel, umgerechnet knapp 80 Cent. Die Karten für die 30 mitgereisten Fans, die allerdings zu europäischen Konditionen über den Tisch gingen, zahlten die Spieler aus der Mannschaftskasse.
  • Gehälter: Für Handballer ist Astrachan eine gute Adresse. Hier verdienen sie bis zu 3000 Dollar im Monat. "Unsere Handballer leben hier besser als in Barcelona oder Kiel", meint Manager Oleg Maslakov. "Deshalb will hier auch keiner weg." Zum Vergleich: Ärzte, Soldaten und Polizisten verdienen 100 Euro im Monat. Das Gros der 600 000 Einwohner Astrachans lebt am Existenzminimum.
  • Botschafter: Er kam als Flensburg-Fan und reiste mit THWBrosche am Revers wieder ab: Volker Heuermann, Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Moskau, ließ es sich nicht nehmen, extra für das Spiel anzureisen. Ausgerechnet ein gebürtiger Flensburger erwies sich im Dschungel der russischen Bürokratie als wichtiger Pfadfinder für die Kieler.
  • Spiele: Wegen den großen Entfernungen in Russland spielen die zwölf Mannschaften der Superliga von September bis Dezember die Vorrunde in Turnierform aus. Vier Mal treffen sich jeweils sechs Teams in einer Stadt, um eine Woche lang nach dem Modus "jeder gegen jeden" anzutreten. Von Januar bis Mai spielen die ersten sechs Team in Hin- und Rückspielen den Meister aus. Dabei gibt es am Wochenende immer gleich zwei Heimspiele gegen den gleichen Gegner.
  • Flug: Rund 55000 Euro ließ sich der THW Kiel eine Chartermaschine kosten. Damit wird das Halbfinale ein Minusgeschäft, auch wenn noch deutlich mehr als die bisher ausgegebenen 5000 Tickets für das Rückspiel verkauft werden. Wer eine Karte kauft, hat automatisch Vorkaufsrecht für ein Finalticket.
  • Tagebuch: Mattias Andersson hat seine Eindrücke von dem Russland-Trip auf seiner Homepage www.mattiasandersson.de festgehalten. In Schwedisch. Die deutsche Version folgt morgen.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2004)


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