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10.09.2004 Mannschaft

Zebra-Journal: Henrik Lundström: Talent mit Fleiß

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:

Henrik Lundström: "Talent allein genügt nicht, um ganz nach vorn zu kommen."
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Ob ihm Kiel als Stadt gefällt? Henrik Lundström runzelt die Stirn. "Ich hatte bisher kaum Gelegenheit, meine neue Heimat kennen zu lernen." Wo der Alte Markt liegt, wisse er allerdings schon. Dort sind die Unterrichtsräume der Sprachschule Berlitz. So oft es geht, drückt der Abiturient wieder die Schulbank und büffelt in dem Institut Deutsch.
Grundkenntnisse hat der 24-jährige Neuzugang aus Schwedens Handball-Hauptstadt Göteborg bereits in seiner Schulzeit erworben. Deutsch ist Wahlfach bei den Wikingern. "Ich verstehe fast alles", nickt er zufrieden, "nur mit dem Sprechen und Schreiben ist es noch ein wenig schwierig." Diese Lücken will er schnellstmöglich stopfen. Die Kommunikation mit Mannschaft und Trainer sei für ihn das Wichtigste. "Ich möchte mich schnell integrieren, und dafür muss ich mich verständigen können."

Das Handball-ABC beherrscht der neue THW-Linksaußen längst. Mit acht Jahren habe er den ersten Ball in Händen gehalten, danach habe ihn die Sportart nicht mehr losgelassen. Es folgten die für Schweden typischen Förderungsstufen im Nachwuchsbereich, und schließlich landete das Talent beim Wislander-Klub Redbergslids Göteborg. Lundström besuchte ab dem 16. Lebensjahr ein Handball-Gymnasium, stieg parallel in die erste Männermannschaft auf und feilte mit Überstunden und Geduld an seiner Karriere "Talent allein", so weiß er, "genügt nicht, um ganz nach vorn zu kommen."

Dreimal war er mit RIK Göteborg bereits Schwedischer Meister, den Sprung ins Nationalteam hat er ebenfalls bewältigt. In bisher zwölf Länderspielen kam er auf 21 Tore. Darauf könne er aber nicht besonders stolz sein, wiegelt Henrik Lundström ab. "Bei großen Turnieren wie Welt- oder Europameisterschaften war ich nie dabei. Nur bei kleineren Sichtungslehrgängen mit daran gekoppelten Länderspielen."

Diese Bilanz soll aufgepeppt werden. Der Wechsel zum THW, da ist er sich sicher, werde ihm helfen. "Hier ist alles super professionell, es ist ein Traum, für Kiel spielen zu dürfen." Lundström ist der sechste Spieler mit schwedischem Pass im aktuellen THW-Team. Das sei sehr angenehm, Landsleute in seiner ihm noch fremden Wahlheimat zur Seite zu wissen, "wäre es nicht so, hätte ich aber auch keine Probleme", sagt er.

Dabei geriet der geplante Wechsel lange Zeit zur Hängepartie. Lundström und THW-Manager Schwenker hatten schon im Frühjahr 2004 einenunterschriftsreifen Vertrag ausgehandelt, nur mit dem Vollzug wollte es nicht klappen. Als die finanziellen Pro bleme beim Bundesliga-Rivalen HSV die Runde machten, steckten Schwenker und Trainer Serdarusic ihre Fühler nach National-Linksaußen Torsten Jansen aus. Das sei ärgerlich gewesen, aber er habe Verständnis für den THW aufgebracht. "Jansen ist ein fertiger Spieler und dazu Deutscher. Wichtig war, dass Uwe Schwenker mir sofort reinen Wein eingeschenkt hat. Ich wusste Bescheid." Henrik Lundström wartete geduldig ab und sondierte gleichzeitig die Situation bei anderen Klubs in der Bundesliga und in Spanien. "Fest stand, dass ich aus Göteborg wegwollte. Wenn es mit Kiel nicht geklappt hätte, wäre ich zu einem anderen Verein gegangen."

Das Warten wurde belohnt. Der HSV erhielt die Lizenz, Jansen blieb in Hamburg und Lundström kam nach Kiel. Dass der Hobby-Golfer nur zweite Wahl darstellte, stört ihn nicht, es spornt eher an. "Ich werde den Verantwortlichen zeigen, dass sie keinen Fehler gemacht haben." Magnus Wislander, Welthandballer des Jahrhunderts, ehemaliges Zebra und künftiger Co-Trainer von Redbergslids ist davon überzeugt. Zwei Jahre lang hat "Max" Lundströms Entwicklung als Mitspieler bei RIK hautnah mitbekommen. "Schnell und trickreich. Ein junger Nikolaj Jacobsen" so seine Einschätzung, "den hätte ich am liebsten selbst behalten."

Lundström sucht zunächst einmal "Nestwärme". Im neuen Team, "mit dem ich deutscher Meister werden möchte." Und im privaten Zuhause, der kleinen "THW-Schweden-Enklave" Melsdorf. Dort sind Stefan Lövgren und Martin Boquist seine Nachbarn. Den übersichtlichen Ort am Rande Kiels hat er gemeinsam mit seiner Freundin Isabel (26) bereits ausgekundschaftet. "Und wenn wir zur Ruhe gekommen sind, gucken wir uns auch Kiel genauer an."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)


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