Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Dramatischer hätte es nicht sein können, das Ende
nicht tragischer. Binnen eines Wimpernschlags
stürzte die SG Flensburg-Handewitt im Viertelfinale
der Champions League vom Himmel direkt in die Hölle.
Ein allerletzter direkt ausgeführter Freiwurf
ließ Spieler, Trainer und Fans in der Campushalle
den Sekundentod sterben.
Nach der vernichtenden
22:36-Hinspiel-Niederlage bei HB Montpellier
hatte der deutsche Meister mit leidenschaftlichem
Einsatz und beispielloser Unterstützung von 6.000
enthusiastischen Fans im Rücken die Sensation vor
Augen. Als die Uhr abgelaufen war, hatte das Team
von Trainer Kent-Harry Andersson "das Wunder von Flensburg"
beim 32:18 tatsächlich wahr gemacht: 14 Tore vor,
Gleichstand und die auswärts mehr erzielten Treffer.
Fehlte nur der Abpfiff. Doch das gute ungarische
Schiedsrichtergespann Kekes/Kekes entschied auf eben
jenen letzten Freiwurf. Auszuführen linke Seite, zwei
Meter neben der Auslinie, Torchance so gut wie Null.
Einziges Handicap: Die Flensburger Menschenmauer zählte
nach zwei Hinausstellungen nur noch vier Mann. Rechtsaußen
Gregory Anquetil schnappte sich - versteckt in Knäuel
seiner Mitspieler - den Ball, drehte diesen an der SG-Wand
vorbei und schickte ihn durch die Beine des überragenden
Jan Holpert ins SG-Netz.
Im "Tollhaus" Campushalle, in dem zuvor schon die jubelnden
Fans das Parkett gestürmt hatten, wurde es auf einen Schlag
totenstill. Nur die Franzosen ließen ihren Emotionen freien
Lauf und begruben ihren Helden Anquetil in einer riesigen
Jubeltraube unter sich - mittendrin auch einer, der zukünftig
öfter in Schleswig-Holstein Freudentänze anstimmen möchte.
"So etwas habe ich noch nie erlebt", rang Nikola Karabatic
nach Worten. "So ein unglaubliches Spiel..." Der Franzose,
der in der kommenden Saison das THW-Trikot tragen wird,
war einer der auffälligsten Akteure des Champions League-Siegers
von 2003, doch auch seine fünf Tore schienen am Ende nicht zu
langen. "Zuletzt habe ich nicht mehr dran geglaubt", schüttelte
der bald 21-Jährige (Karabatic feiert
am kommenden Montag Geburtstag) immer wieder den Kopf. "Wir
waren heute so schlecht, im Angriff ging gar nichts." Sie
hätten trotz des deutlichen Ergebnisses aus dem Hinspiel
gewusst, was sie in der Campushalle erwarten würde, gestand
ein sichtlich mitgenommener Karabatic.
"Aber so etwas hätte ich mir nicht erträumt. Das war ein
wirklich unglaubliches Spiel."
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra" von living sports)