München -
Thorsten Storm hatte den verbalen Titel-Kampf eröffnet:
"Der THW ist nervös und platt", so der Manager vom
Meisterschaftskonkurrenten Flensburg.
Und die ersten 40 Minuten von Hannover bei
Kiels Auswärtspartie
gegen Minden schienen
Storm rechtzugeben. Sechs Tore lagen die
Kieler hinten, ehe der große Auftritt des
Christian Zeitz kam: Mit
sechs Treffern drehte er den Spieß noch um.
Für
Uwe Schwenker keine Überraschung: "Wenn wir's mit
spielerischen Mitteln nicht schaffen, muss man halt bis zur
letzten Minute kämpfen", so Kiels Geschäftsführer. "Das hat uns
schon die ganze Saison ausgezeichnet."
Storms Kampfansage interessierte in Kiel "überhaupt nicht", hat
aber, wenn überhaupt, "eher motiviert".
Ein Vor-Entscheidung ist der
Sieg bei Minden für den ehemaligen
Nationalspieler allerdings nicht: "Wir haben Respekt vor jeder
Mannschaft."
- Sport1:
-
Herr Schwenker, das wär' in Minden ja beinah'
schiefgegangen...
- Uwe Schwenker:
-
Es war ein schweres Spiel, das wussten wir von vorn
herein. Wir sind schlecht ins Spiel gekommen, und dazu hat auch
noch Ohlander überragend gehalten.
- Sport1:
-
Ihr Trainer Serdarusic sprach nach dem Spiel von
"Nervenflattern angesichts des nahen Titelgewinns"...
- Uwe Schwenker:
-
Wir haben sicherlich kein Nervenflattern. Wenn wir es
mal mit spielerischen Mitteln nicht schaffen, muss man halt bis
zur letzten Minute kämpfen. Das hat uns die ganze Saison
ausgezeichnet und hat auch gestern den Ausschlag gegeben.
Glücklicherweise haben wir noch genügend Substanz, auch wenn es
eine lange Saison war - und das mit dem kleinen Kader. Und dann
haben wir natürlich Spieler in den Reihen, die 30, 40 Minuten
nicht zu sehen sind und so ein Spiel noch umbiegen zu können. Ob
das Petterson, Ahlm,
Lövgren oder Fritz ist.
Gestern war es Zeitz,
der zunächst nicht zu sehen war und dann sechs Tore in Folge
gemacht hat.
- Sport1:
-
Auf ihre dünne Spielerdecke und den Verschleiß hat
sicherlich auch Kollege Storm vom Meisterschafts-Konkurrenten
Flensburg angesprochen, als er Anfang der Woche behauptete, "der
THW ist platt und nervös". Eine Extra-Motivation für Ihre Spieler?
- Uwe Schwenker:
-
Das interessiert uns überhaupt nicht. Das sind die
üblichen Spielchen in so einer Situation. Wir wissen, dass wir
unsere Spiele gewinnen müssen - alles andere ist uns völlig egal.
Aber wenn so eine Geschichte - wie jetzt von
Storm - überhaupt
etwas bewirkt, würde ich sagen, das hat uns eher geholfen. Wir
haben zwar nicht drüber geredet, aber das motiviert eher. Es war
viel schlimmer, als man uns vor Wochen schon zum Titel gratuliert
hat. Das weckt immens hohe Erwartungen. In dieser Liga ist es
schwer genug gegen jede Mannschaft zu gewinnen.
- Sport1:
-
Jetzt geht es noch gegen Essen und Düsseldorf. Essen hat
ja nach dem Gewinn des EHF-Pokals die Zügel ein wenig schleifen
lassen. Ein Vorteil?
- Uwe Schwenker:
-
Wir erwarten immer schwere Spiele. Wir gehen in keine
Partie rein und sagen: Das wird ein Selbstgänger. Das wäre das
Verkehrteste, was man machen kann und wird den Teams in der Liga
auch nicht gerecht. Wir haben Respekt vor jeder Mannschaft.
- Sport1:
-
Der Meisterschafts-Sekt ist also noch nicht kaltgestellt?
- Uwe Schwenker:
-
Nein, nein, nein...
- Sport1:
-
Ein kleiner Ausblick auf die nächste Saison: Erwarten Sie
- mit Ausnahme der Absteiger - dieselben Teams in der Liga oder
gibt es Ihrer Kenntnis nach Vereine, die wohl keine Lizenz
bekommen werden.
- Uwe Schwenker:
-
Da kann ich nichts zu sagen. Ich höre zwar immer was im
Busch trommeln, aber nichts Detailliertes. Warten wir die
Lizenzvergabe ab.
(Das Gespräch führte Jürgen Blöhs, © 2005 Sport1)