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29.09.2005 DHB-Pokal

Kieler Nachrichten: Ein denkwürdiges Kapitel

Pokalkrimi gegen Flensburg begeisterte - THW-Manager Schwenker: "Sieg ist prima für das Selbstvertrauen"

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2005:

Die Ostseehalle steckt voller Handballgeschichten. Am Dienstagabend gesellte sich ein weiteres denkwürdiges Kapitel hinzu. "Einfach Wahnsinn", stöhnte Frode Hagen, als er müde, aber restlos glücklich den Pokalkrimi seines THW gegen die SG Flensburg-Handewitt im Kabinengang Revue passieren ließ.
Hagen, der in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde und mit sieben Treffern zum Matchwinner avancierte, war Teil des Wahnsinns, der 10 250 restlos begeisterte Zuschauer in seinen Bann zog und die Ostseehalle endlich wieder einmal zum Tollhaus umbaute. Seine Zebras hatten ein schon verloren geglaubtes Spiel mit großer Energieleistung aus dem Feuer gerissen, einen 16:21-Rückstand (41. Minute) wettgemacht und am Ende nach Verlängerung mit 35:32 Toren den Einzug in Runde drei des DHB-Pokals perfekt gemacht. Cupverteidiger Flensburg, der lange die bessere Mannschaft stellte und das Handball-Fest entscheidend mitprägte, ist früh wie nie aus dem Rennen. Im Rahmen des 28. DHB-Bundestages in Würzburg wird Welthandball-Präsident Dr. Hassan Moustafa (Ägypten) den THW-Gegner für die dritte Runde aus dem Lostopf fischen. Termin für die 16 Partien ist der 3. November.

Aus solch einem Sieg lässt sich Honig saugen - das weiß auch Uwe Schwenker. "Ein süßer Triumph. Prima für das Selbstvertrauen und für den weiteren Saisonverlauf", sagte Kiels Manager. Flensburg sei momentan spielerisch noch besser als der THW, aber seine Jungs hätten gezeigt, dass mit den Zuschauern im Rücken auch über Kampf alles möglich sei. Gestern Morgen kam Schwenker in Dortmund schon wieder seinen Aufgaben als Mitglied des WM-Organisationskomitees für 2007 nach. Die Pokal-Abrechnung blieb liegen. Fest steht indes, dass Flensburg sich mit ca. 50 000 Euro aus dem Kartenverkauf trösten darf, für den THW bleiben nur ca. 16 000. Das liegt an einem Verrechnungsschlüssel, nach dem nur 11 000 Euro Hallenmiete angerechnet werden dürfen. Die Differenz zur realen Miete hat der Veranstalter zu tragen. Und große Hallen sind teuer.

Am Morgen danach trafen sich die Zebras zum Auslaufen. "Wir waren nur noch müde", erzählte Stefan Lövgren. Der THW-Kapitän selbst hatte sehr wenig Schlaf bekommen. Nein, um die Häuser sei niemand mehr gezogen. "Wir haben in der Kabine gesessen, ein Bier getrunken und sind dann nach Hause." Einschlafen sei nicht möglich gewesen. "Da steckte so eine positive Unruhe in mir. Ich weiß nur, dass es ziemlich spät wurde."

Wie's geklappt habe mit der Wende zu Gunsten der Zebras? "Flensburg war am Ende noch fertiger als wir", sagte der Schwede. "Wichtig war wohl auch, dass die 5:1-Deckung gegen Lackovic Wirkung zeigte." Noka Serdarusic hatte sofort nach dem Schlusspfiff gemeinsam mit Frau Mirjana und Tochter Vanja in der Trainerkabine nach Ruhe gesucht. "Das war alles sehr intensiv", stöhnte Kiels Meistercoach. Seine Mannschaft sei lange Zeit verkrampft zu Werke gegangen. "Mehr mit Adrenalin als mit Gehirn. Aber wir haben Biss gezeigt und nie aufgegeben." Gestern Morgen stöberte der 55-Jährige bereits wieder in Videos über den kommenden Gegner. Am Sonnabend (15 Uhr, Ostseehalle) ist Startschuss für die Champions League. Der THW empfängt den weißrussischen Titelträger Brest HC. "Ein schöne Abwechslung vom Alltagsstress", so Serdarusic.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2005)


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